Hallo,

ich fahre ein Riese und Müller Delite Black und brauche einen neuen Dämpfer. Im Internet habe ich versucht mich schlau zu machen. Aber auf die schnelle geht das nicht und ich habe keine Lust auf eine Doktorarbeit.

Meine Fragen:

Luft oder Feder? Was ist langlebiger?

Welche Marken? Ist Suspa eigentlich vom Markt?

Gruß Steffen

Feder ist weniger anfällig, dafür etwas schwerer

Klaus

Stahlfeder-Dämpfer lassen sich nur aufwendig an das Gewicht anpassen, weil man dazu jeweils andere Ferdern mit Federkennwerten benötigt.

:job

Hi,
ich fahre im Delite einen Rock Shox Monarch Luft-Dämpfer. Der ist jetzt schon seit 2010 drin und funktioniert immer noch prima ohne das ich ihn bisher gewartet hätte.
Du kannst auch einfach schauen, was in den aktuellen Modellen verbaut ist und dich daran orientieren.

Erste Frage: Mit welchem Systemgewicht bist Du unterwegs? Nutzt Du die zugelassenen 150 kg manchmal aus?

Ich hatte bis zum Rahmenbruch (Garantiefall) ein Delite black, jetzt das Intercontinental. Pauschalaussagen zu Luft- oder Stahlfederdämpfer sind wenig hilfreich. Der Teufel liegt im Detail:

Das Delite hat eine relativ kurze Dämpferlänge von 165 mm, gepaart mit einer recht hohen Übersetzung (wenn ich mich richtig erinnere, um 3,0), zuzüglich einer enorm hohen Dämpferbelastung durch den weit auskragenden, gefederten Heckträger. Außerdem eine potentiell ungünstige Kinematik (Eingelenker), die zum Wippen neigt. Plus eine hohe System- und Gepäcklast. Extraproblem: Gröbere Fertigungstoleranzen der Dämpferaufnahme (Dämpferaufnahmen liegen nicht genau parallel und fluchtend).

Das alles zusammen lässt sich mit einem Stahlfederdämpfer technisch nicht sauber kombinieren. Zumindest gibt es keinen Dämpfer, der unter diesen Bedingungen lange und ordentlich funktioniert. Gute Stahlfederdämpfer haben höhere Einbaulängen als 165 mm. Geometrisch passende Stahlfederdämpfer gibt es als Billigteil: sehr wippfreudig, mangelhafte Dämpfungseinstellung, schlechtes Ansprechverhalten. Stahlfederdämpfer kommen nur in Frage, wenn Du das Delite keinesfalls auslastest und mit einer relativ weichen Feder auskommst. Dass Stahlfederdämpfer länger halten, ist ein Gerücht aus der Zeit der schlecht konstruierten Luftdämpfer im vorigen Jahrtausend. Im Gegenteil: Am voll belasteten Delite wird ein guter Stahlfederdämpfer bald sterben. Übrigens haben solche Dämpfer auch eine Ölkammer für die Dämpfung, Verschleißteile und Gleitbahnen.

Alles spricht klar für einen Luftdämpfer. Ich fahre Rock Shox Monarch. Noch besser wäre ein Dämpfer mit Gelenkkugellagern an der Dämpferaufnahme, die Versatz und Toleranzen ausgleichen und den Dämpfer dadurch schonen. Aktuell gibt es solche Dämpfer nur von DT Swiss.

Ohne Wartung sind die Federungselemente nie langlebig: Jährliche Wartung bzw. aller 5.000-10.000 km ist Pflicht, damit die Funktion erhalten bleibt. Anderenfalls leidet das Ansprechverhalten spürbar.

Übrigens: Suspa ist seit Jahren vom Markt.

Eigentlich nicht. Ein Grundsatz im Fahrzeugbau war mal Luftfederung ist dann praktikabel, wenn Druckluft im Fahrzeug sowieso zur Verfügung steht. Beim Fahrrad ist das allerdings nicht der Fall. Die Niveauregulierung, die die Luftfederung theoretisch bietet, ist damit nur mit der Luftpumpe realisierbar. Praktisch unterbleibt es dann in der Regel. Außerdem braucht eine Schraubenfeder überhaupt keine Wartung. Wer es mit Esotherik hat, der kann ihr immermal gut zureden. Wenn, dann kann der Schwingungsdämpfer etwas Zuwendung gebrauchen. Der Fehler »undicht« ist bei einer Schraubenfeder jedenfalls nicht möglich. Dass die Federung beladen etwas tiefer einsinkt, ist ohne Niveauregulierung normal. Ein Problem stellt es in der Regel nicht dar.

Ich sehe dennoch die Vorteile klar bei der Luftfederung. Undicht ist mittlerweile eine exotische Diagnose geworden, eine mitgeführte Dämpferpumpe dürfte nicht nur für die Schwerlastabteilung kaum ein Thema sein und ich selber reguliere den Druck auf der Reise sehr wohl.

Für die nicht allzu kurze Zeit eines Paßaufstiegs kann ich ohne irgendwelche Steine aus der Krone zu verlieren, einmal die 40 Sekunden investieren und vorne den Druck runter- bzw hinten hochstellen, bei der Abfahrt dasselbe umgedreht.

Ein stationärer Tag vor Ort und mit Ausflügen ohne Gepäck gelingt mit reduziertem Druck vorne und hinten deutlich überzeugender und ich habe auch schon mal nachgepumpt, als ein Großeinkauf bzw Wasservorräte über das Normalmaß hinaus mit sollten.

Das gibt es inzwischen aber auch wesentlich einfacher. Ich lege einfach während der Fahrt einen Hebel um und dann ist der Dämpfer gesperrt. Oben mache ich ihn dann wieder auf.

[prinzaufdererbse] ....dann kann ich ja gleich ungefedert fahren.....[/prinzaufdererbse]

Falk hat mich leider nicht verstanden und predigt "Grundsätze" die mit dem konkreten Fall wenig zu tun haben. Für den Fragesteller nochmal meine Erfahrung, die sich mit der Meinung eines Dämpferherstellers und der einer Markenfirma für Stahlfedern deckt:

Ein guter Stahlfederdämpfer kann am Delite nicht lange und nur unbefriedigend funktionieren. Wohl benötigt die Stahlfeder selbst keine Wartung, aber gerade ein guter Stahlfederdämpfer für Eingelenker besitzt eine gut regulierbare Dämpfung, normalerweise ölhydraulisch. Die funktioniert dauerhaft nur bei absolut gerader Führung aller Bauteile. Eine Feder in der benötigten Härte für 165 mm Einbaulänge lässt sich nach Aussage des Federherstellers leider nicht ohne Setzungserscheinungen bauen (Federenden nicht mehr exakt parallel). Dadurch kommen Seitenkräfte auf die Führungsstange und die Ölkammer. Folge: Ausfall bzw. häufige Reparatur.
Außerdem ist auch die härteste, lieferbare Stahlfeder dieser Baulänge bei voller Last am Delite überfordert. Dämpferdurchschlag unvermeidlich, z.B. bei Bodenwellen bestimmter Form und Länge.

Es gab mal ein Sondermodell vom Delite, mit einem hochwertigen Stahlfederdämpfer, der von r & m mit einer No-Name-Stahlfeder ausgeliefert wurde. Aus den genannten Gründen ist diese Variante vom Markt verschwunden.
Delite-Fahrer mit Stahlfederdämpfer fahren nach meiner Kenntnis stark wippend (Dämpfung mangelhaft, weiche Feder) oder mit schlecht ansprechender Federung (harte Feder für hohe Zuladung).

Die genannten theoretischen Argumente gegen einen Luftdämpfer am Delite sind in der Praxis ohne Bedeutung. Moderne Luftdämpfer kommen mit weniger Druck aus, was die Dichtungen entlastet. Eine Niveauregulierung ist uninteressant. Bei voller Zuladung benötige ich ca. 1 Bar mehr Druck, als im Alltag. Hauptzweck: Durchschläge verhindern. Der Fahrkomfort bleibt trotzdem sehr hoch, ob mit oder ohne Gepäck. Vor der Radreise wird der Dämpferdruck geringfügig erhöht und danach wieder niedriger eingestellt. Eine tägliche Druckanpassung wäre absolut unsinnig.

Hallo,

vielen Dank an alle für die Hinweise.

Bei meinem Feder-Dämpfer ist genau das passiert: Das Lager der Schwinge hat Spiel bekommen und die Öldämpfung deshalb zerstört (nach 29.000 km).

Ich denke, ich schaue mich mal nach Luftdämpfern um.

Gruß Steffen

Ich denke genau das (29000 mit dem ersten Dämpfer) hättest du mit einem Luftfederdämpfer nicht geschafft.

Ich fahre ein Delite Blach mit über 30000 km und hab den 2. Stahlfederdämpfer drin. Ach die Notlaufeigenschaften sind gerade bei einen Reiserad zu beachten.

Sehr angenem ist ein blockierbarer Dämpfer wegen der Wipperei.

Gruß Christoph

Wenn ein Dämpfer mit beweglichen Aufnahmen ala DT drin wäre, wäre das Problem entschärft.

Wenn du bei 30Tkm zwei Stahldämpfer hast: wo ist dann der Vorteil gegenüber dem Luftdämpfer, der 29Tkm angeblich nicht kann?

Und: wenn du Blockierbarkeit als Vorteil wegen des Wippens empfindest: wo bleibt dann noch der Sinn der Federung? Wäre es dann nicht besser, gleich ungefedert zu fahren oder einem Hersteller zu vertrauen, der das mit dem Wippen besser hinkriegt?

Es wippt doch nur, wenn man sehr langsam bergauf fährt und in einem bestimmten Rhythmus tritt. Dann ist man auch langsam genug, das die Federung nicht so wichtig ist und dann ist die Blockierung eine recht günstige Methode das Wippen zu unterbinden. Ein besser konstruierter Rahmen oder ein Dämpfer der nicht wippt ist natürlich besser, aber auch teuerer, so das man überlegen kann, mit was man zufrieden ist.

Ich hatte ein Cube, ebenfalls ein Eingelenker mit Stahldämpfer mit ohne Dämpfung. Und das hat gewippt bei jeder Art von Fahrstil, nicht nur bergauf, da aber besonders lästig, furchtbar. Wenn das so nervt, dann nervt es glaub immer, mich jedenfalls.

Genau richtig. Wippen ist immer lästig, bei jeder Trittfrequenz. Darum wäre gerade beim Eingelenker eine gute Dämpfungsregulierung wichtig, ist aber mit einfachen Stahlfederdämpfern nicht zu haben. Eine Dämpferblockierung hat mein Monarch-Dämpfer, die wird aber nie benötigt. Blockieren lohnt überhaupt nur am MTB vor langen Steigungen und ist sonst per Betriebsanleitung verboten. Logische Folge: Belastung des Rahmens an der Dämpferaufnahme steigt (auf Dauer Gefahr von Rissbildung). Ein guter Luftdämpfer benötigt bei korrekter Einstellung im Alltags- und Reisebetrieb überhaupt keine Blockierung.

Ich fasse im Interesse des Fragestellers zusammen:

Empfohlen wurden bisher folgende, aktuell käufliche Luftdämpfer-Modelle:
- Rock Shox Monarch (Händlerbeispiel zu Modell Monarch RT3 - 2013), Preis zuzüglich Buchsen
- DT Swiss mit Gelenkkugellager z.B. M-212
Außerdem rät meine Werkstatt zu einem Luftdämpfer von Fox, der noch bessere Funktion hätte, aber in Anschaffung und Wartung deutlich teurer wäre.

Aktuell käufliche Stahlfederdämpfer-Modelle wurden bisher nicht genannt. Ich kenne auch keines, das unter den Voraussetzungen des Delite gleich oder besser einem Luftdämpfer arbeitet. Aktuelle, gute Stahlfederdämpfer haben mindestens 190/200 mm Einbaulänge.

Vorschläge für Delite-Stahlfederdämpfer bitte anfügen. Bitte nur aktuelle Modelle!

Nicht ohne Grund haben Nachfolgemodelle des alten Delite eine geringere Übersetzung, z.T. leider mit reduziertem Federweg. Die problematische Dämpferaufhängung ist geblieben. Sinnvoll konstruierte, vollgefederte Rahmen entlasten den Dämpfer von Seitenkräften, z.B. durch eine Zwangsführung (Beispiel an einem MTB).

Für eine Empfehlung zum Dämpfer fehlen noch folgende Angaben des Fragestellers:
- Körpergewicht und maximale Gepäcklast am Heck
- maximales Systemgewicht
- Prüfergebnis der Dämpferaufnahme-Maßhaltigkeit: Dämpfer oder gleichbreite Lehre in die vordere Dämpferaufnahme mit korrektem Anzugsmoment einspannen. Das hintere Dämpferauge soll dann freischwebend genau mit der Dämpferaufnahme im Hinterbau fluchten. Versatz und in der Folge seitlicher Druck wäre auf Dauer tödlich - für jeden Dämpfer.
- Prüfergebnis der Hinterbaulagerung: Selbstverständlich spielfrei und leichtlaufend. An meinem Interconti waren die Lager nach 30.000 km Schrott. Zwar spielfrei, aber per Hand nicht mehr drehbar (Kennzeichen Knackgeräusche). Lagerspiel lässt sich am kompletten Rad ohne Demontage erkennen.

Richtig, aber bei mir wippt es eben nur, wenn ich langsam und steil bergauf fahre und dann wird blockiert. Mit dem Monarch.

Gut so. Nur wurde oben ein blockierbarer Stahlfederdämpfer empfohlen. Nach meiner Erfahrung wippen einfache Stahlfederdämpfer nicht nur bergauf, sondern immer.
Bei den in Frage kommenden Stahlfeder-Modellen ist die Dämpfungsverstellung völlig unzureichend. Das führt dann zu Frust oder unsinnigen Notmaßnahmen: Dämpfer blockieren, zu harte Feder einbauen, Federvorspannung sinnlos erhöhen, Wartung vernachlässigen und damit Reibung erhöhen - mit anderen Worten: Notgedrungen auf Federungskomfort verzichten.

Wenn Dein Monarch-Luftdämpfer bergauf wippt, lässt sich noch etwas machen: Druck und Dämpfung korrekt eingestellen (maximal 25 % Negativfederweg). Dämpfung variieren. Testfahrten absolvieren. Wenn mit den Standardmethoden keine Besserung zu erzielen ist, dann kann die Dämpferwerkstatt gezielt das Setup verändern, z.B. durch ein anderes Öl. Ein optimal eingestellter Monarch-Dämpfer wippt nicht und benötigt die Dämpferblockade nur im Wiegetritt bergauf. Vom Monarch gab und gibt es diverse Varianten und Preisklassen. Ich beziehe mich auf das oben genannte Modell bzw. dessen Vorgänger. Eine Werkstattempfehlung für Gabel und Dämpfer: Roscher