Hallo, liebe Freunde des Radelvergnügens,

ich beabsichtige von Ende Juni an eine Tour auf obigen Radwegen zu fahren. Ich werde ca. im Saarland starten und will nach Ankunft in Basel weiter durch Frankreich nach Norden über die Niederlande nach Deutschland zurück radeln.

Nun habe ich einige Fragen vor allem zu den Strecken durch die Schweiz. Ca. ab Bodensee geht's ja in die Berge entlang des Rheins bis Andermatt. Dann über den Pass auf den Rhone-Radweg bis zum Genfer See. Diese Strecke verläuft in einem Tal, in welchem auch eine Eisenbahn und eine große Straße (Autobahn ?) liegen. Wie ist denn da das Radelvergnügen zu beurteilen? Ich habe keine Lust, tagelang im Massenverkehr zu stecken!

Auch zelte ich gerne, und das am liebsten wild. Ist das dort möglich?

Ab Nyon möchte ich auf dem Jura-Radweg zurück nach Basel. Über diesen habe ich nur schönfärberische Touri-Informationen gefunden. Wie läßt sich der radeln? Und wie steht's da mit (Wild-)Campingmöglichkeiten?

Damit Ihr mich nicht missversteht: ich erwarte durchaus Bergetappen und gehe auch mal auf einen C-Platz. Ich will nur nicht in dickem Verkehr stecken und auf drangvolle Enge angewiesen sein. Schließlich soll es Urlaub werden.

Über ein paar Erfahrungsberichte oder Ratschläge würde ich mich freuen!

Grütze HaHa

Hallo,

Zu Rheinradweg: zwischen Basel und Bodensee gibt's ein paar Berge, dann bis Chur keine (es sei denn, der Weg führt offiziell durchs "Heidiland"). Diesen Teil im Rheintal fand ich eher langweilig, mit etwas Pech (Föhn) kann man fiesesten Gegenwind haben. Dann geht's zum Oberalppass, ins Rhônetal geht es über einen zweiten Pass, den Furka, ins Tal. Bis Brig durch das Goms ist es ein sehr schönes Tal, danach finde ich es ein bisschen langweilig. Im Massenverkehr steckt man zwar auf der Radroute nicht, es ist aber schon Ei industrialisiertes Tal.

Der Juraradweg ist sehr schön, abwechslungsreich, auf kleinen Straßen. Es gibt aber sicher einige Beschreibungen und Reiseberichte, auch hier. Wildzelten müsste unter den üblichen Einschränkungen - offiziell glaube ich verboten - möglich sein. Wir haben früher immer bei Bauernhöfen gefragt, das hat problemlos geklappt.

Gruß,
Holger

Hallo HaHa

Eine schöne Tour: Deine Route gefällt mir


Das Stück zwischen Bodensee und Chur/Bonaduz ist in der Tat nicht wirklich spektakulär: zwar hat es auf beiden Seiten schöne Landschaft (Berge) doch die Radroute führt häufig dem begradigten Rhein entlang (Strasse ist ebenso eintönig und daher nicht besser).
Das Phänomen des Föhn ist verflixter als die "endlose Gerade": Kurz gesagt stehen die Chancen gut, dass du bei der Fahrt nach Süden entweder schönes Wetter und starken (!) Gegenwind oder Rückenwind und schlechtes Wetter hast.



Sehe ich auch so und würde die Stecke trotzdem mit dem Rad und nicht mit dem Zug machen. Mich faszinierte bisher jedes Mal, dass man den Talknick (bei Martigny) schon von weitem sieht und weiss, dass dahinter gleich* der Genfersee kommt. *dass es tatsächlich etwa 40km sind konnte ich immer verdrängen
Aus ähnlichem Grund, wie es südlich vom Bodensee oft Gegenwind gibt stehen die Chancen zwischen Furka und Genfersee sehr gut Sonnenschein anzutreffen

Wildzelten sehe ich nicht als Problem - schon gar nicht auf dem Juraradweg (Veloroute 7). Deine Ängste (dichter Verkehr und Enge) werden wohl trotz der durchwegs tollen Aussicht am ehesten entlang des Genfersees wahr: Am Wochenende ist auf der Radroute mit viel Langsam(st)verkehr zu rechnen (stark besiedeltes Gebiet und gleichzeitig Naherholungsgebiet).


Viel Spass!

Edit: Link geändert

Hallo Horst,
zunächst Rhonetal: Zwischen Brig und Aigle war ich wohl insgesamt an sechs Tagen von drei verschiedenen Touren unterwegs. Viermal davon herrschte heftiger Wind - und zwar immer Rhone-aufwärts, also von Martigny Richtung Brig. Die Windanfälligkeit wurde auch schon von anderen Radlern bestätigt. Das Gomstal ist meist geschützt, weil östlich Brig eine enge Klause besteht, die den Wind abhält. Ebenso kommt der Wind nicht in die Seitentäler. Verkehr, ja, solche Verkehrsachsen sorgen immer für eine Dauergeräusch, da wird es eigentlich nie ganz still. Teils bin ich aber bewusst auch Straße gefahren, kann also nicht sagen, inwiefern der Radweg durchgehend ruhig ist oder nicht. Ein überraschend entvölkerter Abschnitt liegt bei Pfynwald - das ist die Sprachgrenze. Sonst ist es aber dicht besiedelt, insbesondere aber auch landwirtschaftlich intensiv genutzt (Weinanbau, Obstplantagen - Aprikosen!). Entsprechend ist Wildcampen schwierig. Wenn man mutig sucht, findet man wohl aber immer eine Ecke. Campingplätze gibt es aber einige, ist nicht wirklich Not am Mann (ich kenne Martigny: unauffällig und günstig zur Stadt gelegen, windschützende Hecken vorhanden; und Brig: oberhalb am Berg gelegen, Anfahrt Simplon-Pass, schöne Lage, man kann sogar Frühstück buchen).

Wenn du noch eine harte Herausforderung suchen solltest, würde ich dir gerne den Sanetschpass aufwchwätzen wollen, ein sensationeller Pass, erst durch Weinberge, dann auf schmaler Straße durch kleine Felstunnels, schluchtig und höher sich windend zum Panoramapass, schließlich mit Blick zum Mont Blanc. Über den Pass hinüber nach 5 km Asphalt bis zum See samt Bergrestaurant ist Ende - scheinbar, denn es geht per Seilbahn (Radmitnahme, fährt nach Bedarf, Klingel vorhanden, Betriebszeiten recherchieren) hinunter nach Gsteig. Von dort entweder nach Aigle oder via Bulle nach Lausanne.

Jura: Exakt nach Radroutenausschilderung fahre ich nie, aber die Überschneidung mit dieser Route waren auf meinen Juratouren zahlreich. Wenn noch nicht gesehen, zum südlichen Teil samt etlicher Alternativen, sowie den äußerst nördlichsten Teil, findest du ausführlich vorgestellt in meiner Großen Juraprüfung 2012. Du wirst da auch sehen, dass Wildcampen im Jura weit besser möglich ist, verglichen mit dem Rhonetal oder auch den von dir anvisierten Alpenpässen gibt es da ganz einsame Gegenden. In den kleinen Schweizer Orten ist es auch meist kein Problem, in recht unmittelbarer Ortsnähe mal ein Zelt aufzuschlagen (sofern nur über die Nacht). Den nördlichen Bereich deiner Tour streifte ich auf dieser Tour - gleichwohl mit mehr abweichenden Routen. Empfehlung wäre von La Chaux-de-Fonds über den Lac de Gruère, Bellelay durch die Gorges du Pichoux nach Berlincourt, dann nach St-Ursanne abzweigen (das Städtchen ist sehr hübsch) und weiter wie geplant.

Die Täler sind mit Ausnahme der oberen Abschnitte dicht besiedelt, es gibt viel Gewerbe und industrielle Landwirtschaft. Sprich, es ist immer "laut" und das Ganze hat wenig mit Bergvergnügen zu tun. Die Radrouten verlaufen abseits der großen Straßen, es gibt aber natürlich immer wieder Begegnungen mit diesen und Ortsdurchfahrten. Auf das Windphänomen wurde schon hingewiesen.


Da hast du aber nicht hier im Forum nachgesehen.

Gruß
Uli

Ich finde es immer wieder faszinierend, was du bei deinen akribischen Recherchen alles findest, so wie hier bei Gstaad die Kraftwerkseilbahn mit Veloselbstverlad.

Wildzelten ist sicher verboten in der Schweiz. Aber es gibt einige Campingplätze: http://www.camping.ch/cgi/map/map.pl?lang=de
Aber ich denke die Bauern lassen schon mit sich reden, wenn man Sie höflich frägt

Hallo, liebe Leute,

erstmal herzlichen Dank für Eure Ratschläge und Tipps.
Das mit der Verkehrsdichte auf meiner Route hatte ich mir schon denken können. Dass ich auf starken Gegenwind rechnen muss, ist mir aber neu. Nun gut, den Wind muss man nehmen, wie er kommt. Ich könnte den Kreis anders rum fahren, würde dann aber wohl mit anderen Problemen konfrontiert sein.

Vielen Dank auch 'Veloträumer' über deine amüsante 'Juraprüfung'. Ich muss mir erstmal Karten anschaffen über die Gegend, um die Jura-Route festlegen und beurteilen zu können.

Auch Dank für den Link zu den C-Plätzen. Werde sie doch wohl nutzen müssen.

Viele Grüße HaHa

Zu Campingplätzen kann ich nichts sagen, aber Rhein, Rhône und Jura sind auch im Wiki beschrieben.

Viele Grüße,
Stefan

Von mir auch noch einen kleinen Tipp für die Jura:

Ich bin von Bellegard-sur-Valserine die D991 Richtung Norden gefahren und habe das Stück als sehr schön in Erinnerung. Ein ganz ruhiges Tal, kleine Straße, ganz wenig Verkehr. Übernachtet habe ich da auf einem Campingplatz kurz vor Chezery-Forens, alles sehr sauber und preiswert. Der beste Platz, den ich auf der Tour hatte.

Grüße, Ludger

Wäre dann doch glatt einen Eintrag im Radreise-Wiki wert!

Danke Ludger für diesen Tipp.

Die D 991 scheint mir aber etwas abseits des Rhone-Jura-Radweges zu liegen. Nichtsdestotrotz werde ich mir eine Karte der Gegend südwestlich Genfs (oder besser nordwestlich ?) anschaffen, um den Verlauf dieser Route anschauen zu können, wo ich sie vermute. Ich fahre immer lieber solche kleinen, feinen, geheimen Strecken, als ausgefahrene Wege.

Nach der quasi 'Umrundung' der Schweiz will ich dann ab Basel entlang des Doubs an die Loire, ihr folgen bis ca. Orleans (auf der EuroVelo 6), um dann ca. über Versailles an der Oise entlang nach Belgien und bei ca. Dünkirchen an die Küste zu gelangen. Dann immer der Waterkant entlang to huus.

Ich habe diese Strecke nicht en detail geplant, und will es auch nicht. Bin also offen und freue mich über Tipps speziell des Abschnitts von Versailles-Compiegne-Noyon-St.Quentin-Cambrai-Douai-Armentieres-Dunkerque.

Läßt es sich, und wie, an diesen Kanälen entlang radeln?

Über Erfahrungsberichte freue ich mich. Auch darüber, falls sich jemand (sei es auch nur streckenweise) anschließen möchte.

Grüße haha

Sorry, aber wozu denn das? Die Loire wird erst unterhalb von Orléans interessant. Verlass die EV6 lieber bei St-Jean-de-Losne, fahr nach Dijon und von dort am Canal de Bourgogne lang, im Burgund gibt es viele nette Städtchen.


Schon mal ins Wiki geschaut? Gerade zu den von Dir gequerten Regionen gibt es schon ne Menge Infos.

Viele Grüße,
Stefan

Hallo Stefan,

das Tolle an so einem Forum ist, dass man von Leuten, die sich besser auskennen, gute Ratschläge bekommt. Deshalb 'Danke' für deinen.

Dass die Loire erst ab Orleans interessant wird, wusste ich nicht.

Ich hatte mir sowieso vorgenommen, den Umweg der R6 über Nuits-St-Georges und Beaune zu machen. Nun schreibst du, ich solle schon in St-Jean-de-Losne abfahren , nach Dijon und dann an den Kanal de Bourgogne ran. Damit hätte ich aber genau den Bogen durch die Cote d'Or verpasst. Außerdem fängt der Kanal doch schon in St-Jean-de-Losne an.

Und sollte ich dann, um an die Oise zu kommen, von Dijon aus besser an die Seine oder an die Marne ran- und ihr entlangfahren? Ich will auf jeden Fall nach Flandern.

Viele Grüße Horst-H.

ich kann den Kanal de bourgogne empfehlen ich bin den letztes jahr geradelt.

Danke für den Tipp. Aber ab wo geradelt? Ab Dijon, oder schon ab St-Jean-de-Losne?

Grüße haha

Hallo Horst,


Sagen wir mal so: Die Loire fährt man ja meistens wegen der Schlösser, und die beginnen erst so unterhalb von Orléans. Im Mittellauf (Digoin-Orléans) gibt es auch ein paar sehenswerte Dinge, aber viel Leerlauf dazwischen, und die Landschaft gibt nicht so viel her. Gleiches gilt für den Canal du Centre von Chagny nach Digoin.


Die Côte d'Or finde ich auch ganz nett, das lohnt sicher einen Besuch, vor allem Beaune. Wenn Du den angesprochenen Schlenker bis Chagny fährst, könntest Du die Berge südlich umfahren, wenn auch nicht ganz ohne Steigungen. Z.B. gibt es da eine umgebaute Bahntrasse von Santenay nach Nolay (Infos) und dann auf der D17 im Rücken der Côte d'Or bis Pont-d'Ouche, wo Du auf den Canal de Bourgogne triffst. Oder (hügliger, aber lohnend) von Beaune nach La Rochepot mit einer sehr schönen Burg, evtl. gleich noch die Aussicht vom Mont Sène mitnehmen und dann wie beschrieben nach Nolay.


Der Canal de Bourgogne beginnt in St-Jean-de-Losne, ein Radweg entlang des Kanals beginnt aber erst kurz vor Dijon (in Ouges). Nähere Infos auch hier im Wiki (Beschreibung nicht von mir). Ausgebaut ist der Radweg bis zur Départementgrenze kurz hinter Montbard, danach von wechselnder Qualität (siehe die vorige URL).


In der vorherigen Nachricht schriebst Du, dass Du vorher nach Versailles willst. Dann wären Seine oder Marne ab Dijon eher ein Umweg. Kürzer und einfacher ist es, wenn Du dem Canal de Bourgogne bis Migennes folgst, dann entlang der Yonne bis zu deren Mündung in die Seine bei Montereau. Dann könntest Du Dich in einem Bogen etwa über Fontainebleau, Étampes, Dourdan und Chevreuse an Versailles heranpirschen und dabei den Ballungsraum Paris bis zuletzt vermeiden - ist aber auch quer zu den Tälern. An der Seine bis Paris und Versailles als Tagesausflug zu machen, ist vielleicht auch eine Option. Falls Du Versailles auslassen und direkt nach Compiègne fahren willst, sag nochmal Bescheid.

Viele Grüße,
Stefan

Hallo Stefan,

ich krieg das nicht so hin, kurz zitieren und antworten, sorry.

Also, ich fahre nicht mit'm Radl durch die Weltgeschichte, um überall herrschaftliche Wohnsitze anzuschauen. Ich denke da immer an das einfache Volk, das diesen Prunk und Protz durch seinen Sklavendienst erst ermöglichte. Die Herrschercliquen und ihre Schlösser sind mir wurscht. Ab und an, Ja. Aber lieber sehe ich mir originäre Bürger- und Bauernkultur an!

Will sagen, dass ich Versailles nur als Wegmarke erwähnt habe, um möglichst weit Paris umfahren zu können. Genauso gut kann ich östlich um Paris herum fahren. Auf jeden Fall will ich ca. bei Dünkirchen an die Waterkant treffen.

Diese Runde um die Cote d'Or sieht ganz reizvoll aus. Also von der R6 bei St-Jean-de-Losne ab, über Nuits-St-Georges und Beaune nach Chagny und nördlich über Bligny-sur-Ouche nach Le-Pont-D'Ouche, wo ich auf den Canal de Bourgogne treffe, dem ich nordwestlich entlang der Autobahn folge. Ist das eine gute Option?

Ich könnte dann ja fast stracks nach Norden, ab Reims etwas westlich über St Quentin an
die Küste fahren. Aber gibt's da oben probate Radrouten? Wohl eher weniger.

Dann heißt es wohl mal wieder querfeldein fahren. Viele Wege führen nach Rom !

Ab Mittwoch ist auf jeden Fall erst mal eine Tour übers Himmelfahrts-Wochenende angesagt: ab Bautzen dem Spreeradweg entlang nach Bärlin.

viele Grüße Horst-H.

Um Paris zu umgehen, ist Versailles nicht weit genug weg, dann sollten es noch so 20 km weiter westlich sein (etwa Forêt de Rambouillet - Mantes-la-Jolie - Tal der Epte nach Gisors oder entlang der Seine nach Le Havre).


Ja, so hatte ich das gemeint. La Rochepot kann man sich übrigens auch mit republikanischem Gewissen gut anschauen, es wurde von der Familie von Präsident Carnot in den heutigen Zustand versetzt


Jede Menge, die heißen alle Dxxx (xxx = irgendeine Nummer). Wenn Dir hübsche Städtchen (Bürgerkultur) gefallen, dann ist vielleicht am Kanal ein Abstecher nach Semur-en-Auxois angesagt, später Tonnerre - Chaource - Troyes (große Altstadt). Hinter Troyes ist viel Bauernkultur, aber sonst nichts. Ab Vertus wieder Weinberge. Die Reimser Berge kann man auf der kleinen D34 nach Verzy überqueren (bizarre Bäume, "Faux de Verzy").

Hinter Reims lohnen vielleicht noch Laon oder Noyon. Zwischen Arras und Lille ist alles dicht besiedelt, dafür gibt es viele nette Städte (Cambrai, Douai, Béthune, Aire, Hazebrouck, Cassel, Bergues, Gravelines. Weiter südlich ist es ruhiger, aber auch weniger interessant. Die Küste lohnt sich ab Boulogne-sur-Mer (oder vorher zwischen Le Havre und St-Valery).

Viele Grüße,
Stefan