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#897044 - 01/08/13 10:32 PM Tandem in der Algerischen Sahara (Winter 2003)
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Underway in Switzerland

:1 month(s), 6
:14.2.2003 21.3.2003
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tnTunisia



Von dieser Reise gibt es keinen Reisebericht und auch keine Aufzeichnungen, daher ist es mir ein Anliegen das noch zu ändern, bevor zu Vieles noch weiter nach hinten rutscht. Es ist die erste Radtour, welche uns nach ausserhalb Europas führte.
Photos existieren leider nur ganz wenige, da mein Photoapparat (Minox) im Sandstrum im Gassi Touil den Geist aufgab und Schlecker den einzigen damit geschossenen Film verschlampt hat, das einzige Mal, dass mir so etwas untergekommen ist.


Vorbereitung

Das Ziel hatte mich schon zu Schulzeiten gereizt, doch das Land ist nun schon länger nicht unbedingt als Reiseland zu empfehlen gewesen, zu tief die Wunden die der Bürgerkrieg hinterlassen hat, mit seinen zehntausenden Toten. Mit meiner Freundin kommen wir darin überein, dass eine Radtour wohl mit einem Tandem am besten zu bewältigen wäre, da so keine Konditionsunterschiede relevant sind. Daher geht es erst einmal an die Ausrüstungsbeschaffung. Über die Marktplattform ebay, welcher ich in dem Jahr beigetreten war versuchten wir unser Glück und schossen in der Tat ein gutes Tandem für etwa 400 Euro. Der Haken war nur, dass es im Ruhrgebiet in Hagen stand und wir in München. Um dem Verkäufer eine gewissen Wartezeit abzuringen überweisen wir gerne die Hälfte des Kaufbetrages im Vorhinein. Das Rad selbst war mir durch einen Gruppenleiter schon gut bekannt, der es sich damals selbst gekauft hatte und sicher keine schlechte Qualität aussuchte, es war ein Kuwahara.
Als wir es mit dem eigenen Auto abholen klappt alles ganz gut, bis auf die Rückfahrt, an dem Tag ist ein riesen Sturm, der Baustellengerüste auf die Autobahn legt und uns zu 4 Stunden Totalstillstand im Auto auf der Autobahn zwingt. Das Rad hatte der Vorbesitzer bei einer gerichtlichen Zwangsversteigerung zum Spass gekauft und nur ein paar Kilometer damit gedreht, es machte keinen schlechten Eindruck, die Bremse hinten war sogar eine Magura 66, nur der hintere Gepäckträger musste gegen einen stabilen Pletscher ausgewechselt werden. Ausserdem sah die Vorderradfelge relativ mitgenommen aus, so dass wir diese auch wechselten. Das Umspeichen bei 48 Speichen war natürlich etwas mühsamer, drauf kamen noch etwas breitere Reifen der Sorte Marathon. Da wir bei den längeren Versorgungslosen Verbindungsstücken genug transportieren mussten, kauften wir uns auch einen zweispurigen Lastenanhänger im Internet.
Als Vorbereitung für die Reise mussten wir weiters noch das Algerienvisum besorgen, was problemlos ging und einen Hinflug mit Tui ab Stuttgart buchen.

Meine Mutter wusste grob unser Ziel, meinem Vater wurde wohlweisslich erzählt wir machen Urlaub in Tunesien. Die Sicherheitslage sah für uns ok aus, die Reisehinweise gaben an, dass man sich südlich der Linie El Oued-Touggourt nicht im Einflussbereich der Auswirkungen des Bürgerkrieges mit seinen immer noch vorkommenden Massakern befindet. In der Sahara soll man die Reisen zwar nicht alleine unternehmen, sondern einen Führer dabei haben. Das war aber vor allem darauf gemünzt, dass man dann bei Pannen etc eher Hilfe hat. Am meisten Sorgen machten wir uns daher vor allem in den nördlicheren Gebieten und es war klar, dass wir nur den südlichsten Grenzübergang (Taleb Larbi) benutzen wollten und am Anfang ausschliesslich in Hotels übernachten. Diese Route hatte sich in den letzten Jahren bei vielen Offroadern etabliert, die wieder vermehrt in den Süden Algeriens fuhren. Für das Gebiet war damals das sahara-info.ch-Forum eine sehr gute Informationsquelle. Wegen Recherchen zum Tandem bin ich damals zum ersten Mal auf so ein rad-forum.de gestossen. Das hat ein bisschen weiter geholfen, mehr haben aber die Diskussionen dort amüsiert, z.B. Inserate für Tandemmitfahrerinnen. Damals war mir das direkte mitdiskutieren noch nicht so richtig geheuer.
Eine weitere grosse Sorge ist der am Horizont stehende Golfkrieg, es verdichtet sich immer mehr, dass GW den Irak angreifen könnte und das einen Flächenbrand in islamisch geprägten Ländern auslösen könnte, der auch Touristen nicht ganz verschonen dürfte.

Es geht los

Da unser Flug früh von Stuttgart ging, fuhren wir mit der Bahn von Pasing nach Stuttgart und übernachteten am Flughafen. Das Einchecken und Gepäck aufgeben ging dann erstaunlich gut, der Anhänger wurde ebenfalls aufgegeben, das Tandem musste vor allem irgendwie durch den Scanner gebracht werden. Und so waren wir relativ früh in Monastir und am Auspacken und Tandem vorbereiten um loszufahren. Wir hatten vorher allerdings noch keine 2 Kilometer auf dem Tandem zurückgelegt, die Strecke zum Radhändler war kürzer und auch noch nicht den Anhänger ausprobiert und so geschah das erste Unglück bereits nach 1 Kilometer. Der Vorderreifen sprang einfach aus der Felge. Meine Diagnose war vorschnell, dass wohl die Felge nicht ganz gut ist. Zum Glück hatten wir eine 48-Loch-Ersatzfelge dabei, so dass ich mich an den Austausch machen wollte. Nach 40 Minuten Speichen lockern etc, beschloss ich wieder rückzu zu machen und es doch weiter mit der Felge zu probieren. Der Reifen wurde wieder drauf gemacht und wir fuhren in der relativ verkehrsreichen Gegend weiter. Am Anfang war das noch ein ziemliches Geeiere mit dem neuen Fahrgefühl für Tandem und Anhänger. Der Reifen hielt dann auch eine Weile, erst nach 1000 Kilometern sprang er wieder einmal abrupt von der Felge und auch bei einer späteren Tour mit einem neuen Reifen geschah mir so etwas noch einmal, zum Glück war da eine lange Abfahrt schon vorbei.
Für die Nacht waren wir dann auf eine Unterkunft angewiesen, zelten schien uns hier im dicht besiedelten Gebiet nicht ratsam. Auf der Strasse wurden wir von einem netten Tunesier angesprochen, welcher uns zu seiner Familie einlud, wo wir dann auch ein Abendessen serviert bekamen. Leider stellte sich der Tunesier am nächsten Morgen als nicht mehr so nett heraus und wollte Geld für die Übernachtung und das Essen haben. Davon war am Vorabend nicht die Rede gewesen und der Betrag erschien uns unverhältnismässig. Wir zahlten daher nur einen angemessenen Betrag und fuhren daraufhin weiter, auch wenn der Tunesier mit der Höhe des erhaltenen Betrages immer noch nicht zufrieden war.
Heute ging es dann endliche etwas raus aus der dichten Besiedelung, erst einmal nach Kairouan, der Name der Stadt kommt bekannt vor und in der Tat ist die Altstadt auch schön. Mit Tandem und Anhänger kommen wir dennoch einigermassen gut durch das Marktgetümmel durch, natürlich werden Datteln und Makrout (so bezeichne ich dieses wunderbar süsse Gebäck, das man in den Gassen bekommt) gekauft. Wir nehmen nun die Strasse nach Gafsa, das bedeutet auch, dass es mal ein bisschen hochgeht, ich denke wir haben dort geschoben. Am Abend wissen wir wieder nicht, wo übernachten, es ist zwar nicht so dicht besiedelt, aber die bisherigen Erlebnisse gemahnen uns eher zur Vorsicht. Wir sprechen daher an einem einsam stehenden Gebäude jemanden an, ob wir dort übernachten können und es ist kein Problem. Kamel heisst unser Gastgeber, welcher noch bis spät in die Nacht auf ist, das Gebäude ist eher so ein Zementlager, wo auch um diese Zeit noch Leute zum Abholen kommen. Am nächsten Tag geht es unspektakulär weiter, wir haben uns mittlerweile an das Gefährt gewöhnt. Diesmal wagen wir zum ersten Mal die Nacht im freien Feld zu verbringen, wenngleich ich dadurch etwas nervös bin.


Erste Nacht im Freien in Tunesien

Nach Gafsa kommt als nächste Ortschaft Metlaoui und danach wird es deutlich wüstenhafter. An diesem Tag braut sich im Himmel etwas zusammen, eine so bedrohliche Stimmung hatte ich davor noch nie wahrgenommen. Wir sind daher froh, als wir auf dieser einsamen Strecke am Wegesrand einmal ein leer stehendes Gebäude sehen, in welches wir uns flüchten können. Wenig später bricht der Regen los und nachdem es schon später ist beschliessen wir hier zu übernachten. Ohne schützendes Zelt mache ich mir natürlich Sorgen wegen Skorpionen und derlei Gefleuch, aber wir erleben den Morgen heile wieder und machen uns auf zum nächsten Etappenziel, Tozeur. Dort quartieren wir uns auf dem Campingplatz ein, der am Rande des grossen Schott El Jerid liegt. Vor zwei Tagen hatten wir sogar den ersten Tourenradler getroffen, welcher uns Mut gemacht hat für die Strecke in Algerien. Er war zwar selber nicht dort gewesen, aber er versprach uns, dass es uns an nichts fehlen würde, die LKW-Fahrer würden uns mit Schokitafeln etc überschütten. Er war auf einer mehrere Monate langen Radtour im Mittelmeerraum unterwegs und nun wegen der Jahreszeit nach Tunesien gekommen. Einen Terminus von ihm übernahmen wir für den Rest der Tour "Marsmobile". Damit wurden die ganzen Touristen-Jeeps bezeichnet, welche auf der Teerstrasse gegen Süden rasten und die in der Tat durch den Ausrüstungswahn teilweise wie aus einer anderen Welt aussahen.
In Tozeur besorgten wir uns noch auf dem Basar ein paar Kopftücher, dort Chech genannt. Die Verkäufer zeigten uns zwar, wie sie gebunden wurden, ich musste ihn mir allerdings noch lange von der Freundin binden lassen.


Unwetter zieht auf

Einfahrt nach Tozeur

Tozeur

Ins gelobte Land

Am nächsten Tag ging es über Nefta weiter zur Grenze. Für uns war es die erste solche aussereuropäische Grenze. Während es an der tunesischen Grenze recht schnell mit der Abfertigung ging, mussten wir nun durch eine Art Niemandsland nach Taleb Larbi (dem algerischen Grenzposten) radeln. Der Verkehr zur Grenze hin hatte schon merklich abgenommen und bei den Algeriern stand nur eine Hand voll Autos herum. Es war eine eigenartige Stimmung, dieser Wechsel vom recht westlichen Tunesien nach Algerien. Irgendwie hatte ich fast den Eindruck wir fahren in den Ostblock, die einheimischen Autos waren jedenfalls ziemlich heruntergekommen. Da es schon später Nachmittag war, blieben wir mit Erlaubnis der Grenzer die Nacht über an der Grenzstation, die Abfertigung hatten wir aber noch an dem Tag hinter uns gebracht. Dabei lernten wir noch einen Deutschen LKW-Fahrer kennen, der mit schwerem Gespann die Strecke in den Niger und weiter nach Burkina Faso unternehmen wollte. Er fluchte ziemlich über die Abfertigung im Hafen von Tunis. Seine "Waren" waren nämlich sämtlich Hilfsgüter. Das scheint bei den Grenzern in Tunis nach der Fähre wohl nicht angekommen zu sein und so musste er dort mehrere Tage verbringen und Botschaft und Ministerium einschalten. Damit war sein Zeitplan natürlich schon über den Haufen geworfen. Mit dabei hatte er auch ein Motorrad und einen Kühlschrank, die sind für den nigrischen Zoll bestimmt. Er fährt ja nicht zum ersten Mal und weiss wie man dort über die Grenze kommt. Bei den Algeriern passt alles und er wird relativ zügig abgewickelt, der Laderaum muss aber verplompt werden.
Beim Schieben des Gespanns fuhren wir uns gleich unsere ersten Platten ein. Kaum von der Strasse lagen lauter recht spitzige kleine harte Samen herum, welche sich zu Hauf in die Reifen unseres Anhängers frassen. Die Tandemreifen blieben unbeschadet, aber wir nahmen von ihnen das Antipannenband und spendierten es dem Anhänger. An so etwas hatten wir nicht gedacht, auch nicht daran, dass die Reifen unseres Billiganhängers ja auch der Abnutzung unterworfen sind, für sie hatten wir keinen Ersatz dabei.
Am nächsten Tag ging es dann in die nächste Stadt, El Oued. Zunächst ist nicht viel los und auch die Landschaft eher Wüstenhaft, doch dann tauchen wieder Palmgärten und kleinere Ortschaften auf. Wir kommen in das "Souf" genannte Gebiet. Für dieses sind die Palmentrichter typisch. Die Palmen werden in Trichtern angepflanzt, die dafür sorgen, dass die Bäume näher am Grundwasser sind. In El Oued suchen wir einen Übernachtungsplatz und werden bei der Jugendherberge fündig. Dort können wir selbstverständlich auch ohne Jugendherbergsausweis übernachten. Insgesamt sind es heute nicht viele Kilometer geworden, aber wir können nur in den grösseren Städten übernachten und Touggourt wäre noch zu weit weg.


Nach Tamanrasset wären es 1683 km

Palmen im Souf sind in Trichtern angepflanzt

Dorthin geht es morgen. In El Oued werden wir noch fündig für einen Ersatzreifen. Die BMX-Reifen haben die gleiche Grösse wie unsere Anhängerräder und werden daher als Reserve eingeplant. Das Profil stört ja nicht.
Auf dem Weg nach Touggourt springt uns noch einmal der Vorderreifen herunter, zum Glück bemerke ich rechtzeitig, dass das Vorderrad unrund läuft und halte noch rechtzeitig an. Diesmal wird einfach der Reifen wieder drauf gehoben. Ein anderes einschneidendes Erlebnis heute, sind die Steinewerfer. Wir kommen durch einige Ortschaften und irgendwo fangen die Kinder mit dem Steineschmeissen an. Als in einer Ortschaft ein Stein unsere Hinterradtasche trifft, raste ich aus und stürze mich auf die Bande. Der Übeltäter büchst aus und ich laufe durch den halben Ort bis er in ein Haus verschwindet, an dessen Türe ich noch eine Weile wutentbrandt trommle. Nachdem ich mich beruhigt habe kehre ich zum Tandem zurück, das schon von einer grossen Schar Kinder umringt ist. Uns wird gesagt, dass der Steinewerfer eh nicht ganz richtig im Kopf ist, dennoch wollen wir dass die Erwachsenen den Vorfall der Polizei melden. Im Getümmel ist leider auch unser kleines Stofftierchen verschwunden, welches vorne am Tandem angebracht war. Immer noch mit erhöhtem Puls fahren wir aus der Ortschaft (Ben Nasseur) raus. Bei den nächsten Orten sind wir immer recht wachsam und zeigen direkt auf die Verdächtigen, oder Winken, damit scheinen wir ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen und bekommen keine weiteren Steine ab.
In Touggourt machen wir uns gleich auf die Suche nach der Jugendherberge. Diese ist jedoch geschlossen und man will uns nicht aufnehmen. Nach längerer Diskussion und der Versicherung, dass es uns nichts ausmacht, nicht zu Duschen, dürfen wir dennoch als Einzige in der Jugendherberge übernachten. Die Herberge ist zu, weil die Wasserversorgung nicht mehr funktioniert, ergo auch die Toiletten nicht. Es ist zwar etwas gespenstisch in so einer grossen Jugendherberge ganz alleine zu sein, aber wir verbringen eine ruhige Nacht hier.
Mit Touggourt verlassen wir am nächsten Tag auch die imaginäre Gefahrenzone, ab hier hatten wir uns gedacht, können wir dann wieder draussen übernachten. Die Hauptstrasse aus Touggourt heraus ist sehr befahren, sie geht nicht nur nach Hassi Messaoud, sondern auch nach Ouargla, einer grösseren Stadt in der algerischen Sahara. Erst nach dem Ouargla-Abzweig wird der Verkehr weniger. Am Abwzeig hat es auch einen grösseren Checkpoint, den wir aber gut passieren können. Heute haben wir den nächsten Defekt, das Schaltkabel reisst, zum Glück haben wir einen Tandemkabelzug als Ersatz dabei und der Wechsel ist schnell gemacht. Nachdem wir heute nicht mehr bis Hassi Messaoud kommen, suchen wir uns neben der Strasse einen Platz, viel zum verstecken gibt es nicht, wir halten uns nahe an eine umzäunte Installation, da fallen wir dann wenigstens nicht so auf.
Hassi Messaoud ist ein wichtiges Zentrum der algerischen Erdölförderung, man sieht schon einige Installationen hier und auch der Verkehr ist teils dadurch verursacht. In Hassi Messaoud kommen wir am nächsten Tag schon gegen Mittag an. Das ist ungünstig für uns, weil gerade alle Kinder und Jugendlichen aus den Schulen kommen und so tifft es sich, dass eine Menge los ist auf einem Platz in der Mitte der Stadt. Wir sind gerade am Herberge suchen, als sie hier auch anfangen mit Steinen zu werfen. Gerade noch rechtzeitig öffnet sich bei der Jugendherberge ein Tor und wir können dem Hagel entkommen. Wir quartieren uns erst einmal ein und warten, bis die Jugendlichen sich verzogen haben.


Auf der Hauptstrasse zwischen Touggourt und Ouargla

Schiebestück


Komplikationen


Am nächsten Tag wollen wir noch etwas Geld wechseln, schliesslich kommen wir nun nicht mehr durch so grosse Zentren, wie Hassi Messaoud. Es ist der Beginn einer grossen Odysee. Wir haben, nachdem der frisch herausgekommene Reiseführer "Algerische Sahara" von GG es so empfiehlt, noch jede Menge Traveller Schecks dabei und wollen diese hier tauschen, um mit dem Bargeld hauszuhalten. Zum Glück hat es hier in Hassi Messaoud jede Menge Banken. Bei der ersten Bank, der Banque d'Algerie gibt man uns aber zunächst einmal zu verstehen, dass wir hier nicht tauschen können. Macht nichts, denken wir, gehen wir eben zu einer anderen Bank. Und so klappern wir mindestens 8 verschiedene Banken ab, die jedoch alle keine Traveller-Schecks wechseln wollen. Am Schluss versuchen wir es noch einmal bei der Banque d'Algerie, mit mehr Nachdruck und schon ein wenig verzweifelt. Nur leider bringt das auch nichts, man gibt uns zu verstehen, dass es hier in Hassi Messaoud unmöglich wäre Traveller Schecks zu tauschen. Wir sollen doch nach Ouargla und weil wir wohl so einen verzweifelten Eindruck machen, drückt man uns hier noch das Geld für die Busfahrt dorthin in die Hand, einfach so. Wir sind etwas fassungslos ob der Gabe, aber müssen wohl oder übel nach Ouargla. Ich nehme also alleine den nächsten Bus nach Ouargla, komme gut durch die Polizeikontrollen unterwegs und mache mich auf die Suche nach einer Bank. Die erste Bank tauscht wieder keine Traveller-Schecks, die doch laut Reiseführer hier problemlos von jeder Bank genommen werden sollten. Erst bei der dritten Bank werde ich dann endlich fündig, es ist eine Agrarbank und sie würden Traveller-Schecks tauschen. Ich bin sehr erleichtert und freue mich, dass wir nun endlich unser Geldproblem gelöst haben. Doch es dauert noch eine Weile mit dem Wechseln und nachdem ich alle Formulare ausgefüllt habe, soll ich noch unsere Devisenerklärung vorlegen. Diese muss an der Grenze ausgefüllt werden und ist wohl bei jedem Wechseln nötig. Argh!! Dummer Weise liegt diese in Hassi Messaoud, die beiden Orte sind 85 km auseinander und bis ich zurück und wieder hier bin, ist die Bank längst zu. So ein Mist. Man empfiehlt mir doch bei der Polizei anzufragen. Gesagt, getan, ich laufe zur Gendarmerie und schildere mein Problem, werde aber erst einmal ins Wartezimmer abgeschoben. Und so vergeht die Zeit und nach 2 Stunden dämmert es mir, dass die Bank nun auch schon zu ist. Endlich findet sich jemand, der sich meiner annimmt, doch leider können sie auch nichts machen, verweisen mich aber an die Grenzbeamten, von denen es auch eine Niederlassung hier gegenüber hat. Dort lande ich einen Volltreffer, der oberste Beamte höchstpersönlich lädt mich erst einmal zu einem Tee ein und lässt sich das Problem schildern. Daraufhin wird der Grenzposten verständigt, über den wir eingereist sind und die schicken das Doppel per Fax. Nun habe ich die Devisenerklärung die ich brauche, nur leider ist die Bank längst zu. Kein Problem, der Chef der Grenzer telefoniert kurz und fährt mich zur Bank, die extra für mich wieder aufsperren. Nun geht es ganz schnell und ich kann die Traveller-Schecks umtauschen. Irgendwie leicht surreal, was hier alles funktioniert.
Bei der Rückfahrt klappt dann wieder etwas nicht. Beim Kontrollposten werde ich als einziger aus dem Bus länger da behalten und mein Bus fährt ohne mich weiter. So muss ich eine Stunde auf den nächsten Bus warten und bin ziemlich sauer auf den Fettwanst, der mich einbehalten hatte und nicht einsah, dass ich im Bus nach Hassi Messaoud will.

In die Wüste

Nun war das Geldproblem gelöst und wir wollten am nächsten Tag weiterfahren. Nur hatten wir die Rechnung nicht mit dem Wind gemacht. Ein regelrechter Sandsturm tobte schon in der Stadt und als wir raus fahren wollen sehen wir ein, dass wir auf dem Tandem in dem Sturm nicht viel verloren haben. Also blieben wir noch einen Tag in Hassi Messaoud und versuchten es am nächsten Tag wieder. Der Wind war immer noch stark, aber nicht mehr so schlimm wie gestern. Da er jedoch voll aus Osten bliess, mussten wir uns die geplante Strecke über Deb Deb abschminken und die normale Route über das Gassi Touil angehen. Zum nächsten Ort (in der Karte war dieser mit Hassi Bel Gebour angegeben) waren es nun gute 350 km durch den Grand Erg Oriental. Die Strasse war geteert und bislang hatten wir auch nur selten mal eine Verwehung zu durchschieben. Die Strecke im Gassi Touil ist wohl nicht so eindrucksvoll, wie die geplante Strecke über Deb Deb, weil die Dünen im Gassi nicht ganz so nahe kommen. Dafür gab es zuerst mal ein hübsches Franzosenfort und später kamen auch noch grosse Agrarkreisel, d.h. Bewässerungsfeldbau in industrieller Ausführung. Und auch den ein oder anderen Checkpoint durften wir passieren. Die Soldaten waren immer sehr freundlich und statteten uns auch mit allerlei Essbarem aus. Auch unterwegs hielt immer mal wieder jemand an und spendierte uns einen Sixpack Wasser. Die vielen Erdölarbeiter hier hatten genug Wasser und wir mussten daher manchmal ablehnen, weil wir gar nicht so viel schleppen konnten.


Im Gassi Touil

An einem freundlichen Checkpoint

Die nächste Nacht war sehr unangenehm. Als es Abend wurde, war der Wind noch nicht so viel schwächer geworden und die Versuche das Zelt aufzubauen leider nicht von Erfolg gekrönt, so dass wir uns in unseren Schlafsäcken einfach so unter freiem Himmel hinkauerten und mit dem Gepäck versuchten ein bisschen Windschutz zu bauen. Entsprechend zugesandet waren wir am nächsten Morgen. Der nächste Tag brachte auf der Strasse noch eine ziemliche Schrecksekunde, als uns ein Fahrzeug entgegenkam und gleichzeitig ein LKW. Der LKW scherte zum Überholen aus und nun kamen uns zwei Fahrzeuge auf der schmalen Fahrbahn entgegen. Nur ein beherzter Schlenker in den Strassengraben verhinderte einen Zusammenprall. Mit ordentlich Adrenalin in den Adern fluchen wir auf den LKW-Fahrer, wenn wir einen Stein in der Hand gehabt hätten.... Auf der Karte gab es für einen Teil des Gassi Touil noch eine leicht andere Färbung. Und da Michelin-Karten für Afrika ja die Besten sind, hatte die Karte auch Recht. Es gab einen gut 50 km langen Abschnitt, bei dem der Asfalt nur noch in Teilen vorhanden war. Wir erkannten den Abschnitt von weitem schon daran, dass der Gegenverkehr, wie von Sinnen, mit heftigsten Lenkbewegungen auf uns zukam. Teilweise ging es ganz von der Strasse runter, weil diese nur noch aus Schlaglöcher bestand. Mit unserem langen Gespann war die Strasse hier auch nicht so gut zu fahren, zumal wir ja ein Dreispurer waren. Trotzdem geht es mit dem Rad besser als mit dem Auto, da man noch langsamer unterwegs ist.
Eine einträgliche Begegnung hatten wir im Gassi Touil zudem noch mit einem deutschen VW-Bus. Nach einem Plausch werden wir noch gefragt, ob wir was bräuchten. Als wir darauf entgegnen, dass wir noch Camping-Gaz-Kartuschen brauchen könnten, sind wir überrascht, als unser Gegenüber tatsächlich zwei davon über hat. Eigentlich hatten wir das mehr im Scherz gesagt, da wir diese tatsächlich dringend benötigen. Wieder einmal hat der Reiseführer eine sehr einschneidende Fehlinformation geliefert. Camping-Gaz-Kartuschen sollen in Algerien überall gut erhältlich sein. Wo wir auch fragten, in Algerien haben wir keine einzige Kartusche auftreiben können und zehrten daher am Anfang noch von den Resten aus Tunesien und mussten danach immer kalt essen. Seither habe ich eine ziemliche Aversion gegen Dosensardinen.
Nachdem der Wind schwächer wurde, bzw. sogar etwas drehte, kamen wir in der Folge im Gassi Touil gut voran. Schliesslich verbringen wir eine Nacht in Hassi Bel Gebour, ich glaube wir dürfen in der Raststätte übernachten. Als Ort würde ich es aber nicht bezeichnen, es ist eigentlich nur ein bisschen mehr als eine Tankstelle.

Nach Hassi Bel Gebour wird es etwas hügeliger und die Landschaft insofern abwechslungsreicher, einige Tafelberge tauchen auf. Was bleibt, sind die zahlreichen Ölarbeiter, welche immer mal wieder anhalten und uns aufmuntern. Die nächste Nacht verbringen wir, man staune, auf einem Camping-Platz in der Nähe von Tin Fouyé. Der Platz ist allerdings gerade erst eröffnet und so sind die sanitären Anlagen noch ziemliche Provisorien. Bei den ganzen Sahara-Touristen könnte sich der Platz ja noch entwickeln...
NAch den ganzen Tafelbergen wartet auf uns am nächsten Tag noch ein ganz anderes Highlight. Nachdem wir Tin Fouyé passiert haben und ein wenig weiter gefahren sind, steuert die Strasse auf einen grossen Abbruch zu, um dann doch wieder umzuschwenken. Wir lassen das Tandem am Strassenrand stehen und laufen den Kilometer zur Abbruchkante. Das Panorama ist atemberaubend. Hier geht es vom Plateau hinunter zu einem Erg. Im Gegensatz zu Europa sind hier in der Wüste die Stufenkanten völlig unbewachsen und daher noch eindrucksvoller. Wir verweilen einige Zeit hier und machen uns dann auf zu unserem Tandem, die letzten Meter etwas schnelleren Fusses, da an unserem Tandem ein paar Autos stehen. Wir sprechen kurz mit den Leuten und erklären, dass wir nur kurz zur Geländekante vorgegangen sind. Es sind Taxifahrer, die gehalten haben und die sind gar nicht begeistert, dass wir unser Rad einfach so stehen gelassen haben. Sie hatten sich schon Sorgen gemacht, dass uns etwas zugestossen sei, sie sehen uns ja in letzter Zeit sonst jeden Tag auf der Strasse. Hm, soweit hatten wir beim Stehenlassen nicht gedacht und merken uns das für das nächste Mal. Weiter geht es und heute kommt dann auch von links die Strasse wieder zu uns, die wir eigentlich nehmen wollten, die Deb-Deb-Route.
Nach einem weiteren Tag kommen wir wieder an unsere Abbruchkante, diesmal führt die Strasse über sie hinweg. Das ist natürlich wieder ein besonderer Punkt, so dass er auch einen Namen bekommt, Saut du Mouflon, d.h. Mouflonsprung. Die Strasse geht hier steil runter, aber nachdem Abend ist, bleiben wir oben und übernachten direkt in der Nähe von einer Rundfunkstation, es hat einen Parkplatz daneben und wir sind sogar nicht allein. Wenig später kommen noch zwei deutsche Geländebusse mit vier Leuten, die auch hier die Nacht verbringen. Nach dem Essen ist vor dem Essen. Obwohl wir schon etwas gegessen haben, kommen die Wächter der Rundfunkstation noch zu uns raus und bieten uns noch eine grosse Mahlzeit an, Pommes Frites und Fleisch, sehr lecker und für zwei Radfahrer natürlich immer willkommen. Wir unterhalten uns noch ein bisschen mit den Touristen und gehen dann schlafen. Am nächsten Morgen geht es ins nicht mehr so weite In Amenas, die steile Abfahrt müssen wir aber schieben, unser Tandem samt Anhänger ist zu schwer und die Bremsen nicht stark genug um die Abfahrt zu wagen. Zudem soll der Anhänger ja nicht zu schnell werden, laut Anleitung. Die vorgeschriebenen 15 kmh übertreffen wir zwar immer, aber übertreiben wollen wir es ja auch nicht.


Hinter In Amenas

In In Amenas suchen wir wieder die Jugendherberge und freuen uns, auf die erste grössere Stadt seit Hassi Messaoud. Sogar Internet gibt es, so dass wir kurz nach Hause schreiben können. Auf dem Markt bekommen wir noch Obst geschenkt, als die Verkäufer erfahren, dass wir mit dem Fahrrad unterwegs sind. Hinter In Amenas erwartet uns wieder eine schöne Tagesstrecke, zunächst geht es wenig spektakulär nach Tiguentourine, ein Ort der aus einem Ortsschild besteht, mehr haben wir nicht gesehen. Dahinter befindet sich endlich mal ein Erg, dem man nahe kommt, der Erg Bourharet. Nach ein bisschen Längsfahrt, macht die Strasse sogar eine Linkskurve und es geht direkt durch den Erg durch. Natürlich an einer schmalen Stelle und Sand liegt auch nicht auf der Fahrbahn. Der Tag heute ist ein eher langer, da ich noch gerne bis El Adeb Larache fahren will. Das stellt sich mehr als Lager für Ölarbeiter heraus, welches auch bewacht ist. Wir schlagen unser Zelt davor auf und bekommen am Abend noch Besuch von ein paar Soldaten. Der nächste ebenfalls lange Tag bringt uns bis Illizi, man passiert zunächst den neuen Flughafen, näher an der Stadt liegt der Alte. Die Jugendherberge in Illizi ist leider schon vollbelegt mit Gastarbeitern, so dass wir kein Zimmer bekommen, aber dennoch am Gelände der Herberge übernachten können. Illizi ist der letzte grössere Ort vor Djanet und auch Hauptstadt der gleichnamigen Wilaya. Es geht nun ins berüchtigte Fadnoun-Plateau, das aber vor ein paar Jahren seinen Schrecken verloren hat, da die Strasse geteert wurde. Davor muss sie der Schrecken aller Fahrzeugfedern gewesen sein, wie man von anderen Saharareisenden in so mancher Schauergeschichte erfährt. Das Plateau ist einfach sehr steinig und die Fahrbahn war entsprechend früher sehr ruppig.

Im Tassili

Als wir am nächsten Tag aus dem Ort herausfahren, überholt uns wenig später ein Pinzgauer aus Wien. Die Leute haben das einzige Photo von unserem Gefährt in Fahrt gemacht, vielen Dank. so ein Pinzgauer kommt dem Begriff Marsmobil schon nahe, mit seinen 6 Rädern und der Kabine hinten drauf. Für uns heisst es im Fadnoun-Plateau auch wieder mehr Steigungen fahren. Der Führer beschrieb die Gegend zwar als eher öde, doch uns gefiel sie sehr gut, das Felsige und extrem trockene Umfeld wird immer mal wieder durch ein paar grüne Streifen unterbrochen, in den Trockentälern konzentriert sich das bisschen Vegetation und bringt Farbe. Heute werden wir nochmal von ein paar französischen Touristen überholt. Wir unterhalten uns kurz und bekommen angeboten mal kurz mit ihrem Sat-Phone zu Hause anzurufen. Als ich die Nummer wähle ist aber grad niemand da. Die erste Nacht im Fadnounplateau wir wenig abseits der Strasse auf einem geschobenen Platz verbracht, der wohl beim Bau der Strasse durch Kiesabbau entstanden war. Die Verkehrsdichte ist nun deutlich abgefallen, da hier weder Öl ist, noch ein grosser Ort kommt, auch Djanet ist nicht so gross wie Illizi. Dementsprechend haben wir mit dem Wasser auch vorgesorgt, auf dem Fadnounplateau bekommen wir unterwegs kein Wasser mehr in die Hand gedrückt. Wenn wir es gebraucht hätten, wäre es aber kein Problem gewesen ein Auto zu stoppen. Eine Besonderheit hier auf dem Plateau und weiter nach Fort Gardel sind die Schwarzafrikaner, welche hier am Strassenrand stehen und Kieselsteine von der Strasse klauben. wir verstehen das ganze nicht, weil, wie kann ein Mensch von den Kieselsteinen leben, die hier anfallen? Wir denken es sind Emmigranten, die auf dem Weg nach Europa hier hängen geblieben sind und sich versuchen über Wasser zu halten. Die Arbeit scheint uns aber so frustrierend, wie Sandkörner zählen in der Sahara.
Am heutigen Tag ereilt uns eine grössere Panne, als wir in voller Fahrt sind gibt es ein grosses Geräusch und Schleifen, unser Anhänger hat sich gelöst. Als wir ihn wieder festmachen wollen, sehen wir, dass die Deichsel gebrochen ist, natürlich an der Sollbruchstelle. Das Rohr hat ein Loch um die Deichsel zu fixieren, dort ist das Rohr abgebrochen. Wir versuchen eine provisorische Konstruktion mit unserer Brunnenschnur (die wir sonst nie brauchten), aber das Ergebnis ist unbefriedigend. Zum Glück halten nach 30 Minuten die ersten Autos, welche aus der Gegenrichtung kommen. Es sind zwei Augsburger Geländewagen, welche sich unseres Problems annehmen. Kein Problem, da bohren wir einfach ein Loch in das Rohr und die Konstruktion ist wie vorher, nur dass die Deichsel kürzer ist. Die erste Bohrmaschine hat aber keinen Saft, so dass die zweite Bohrmaschine, mit Kabel direkt an eine Autosteckdose angeschlossen wird und im Nu das gewünschte Loch gebohrt ist. Mit den Augsburgern unterhalten wir uns noch eingehend, das eine Paar ist früher auch mit dem Rad in der Sahara unterwegs gewesen und erzählt von frustrierenden Etappen im Gegenwind, bei denen man am Abend noch gut den Punkt sehen konnte, an dem man losgefahren ist. Mittlerweile sind sie allerdings schon viele Male in der Sahara gewesen und waren gerade auf dem Weg vom Schliessen der letzten Lücken: sie waren im Enedi gewesen um dort die Krokodile zu sehen. Enedi ist im Tschad ein kleines abgelegenes Gebirge, in dem sich in der Sahara noch die letzten Populationen von früher weiter verbreiteten Krokodilen gehalten haben sollen. Da Libyen zu war, sind sie den Weg über Algerien und Niger in den Tschad gefahren und auch wieder zurück, ein ziemlicher Umweg. Ob sie jetzt in Algerien noch einen kleinen Abstecher machen (z.B. Gräberpiste), lassen sie offen, aber eigentlich kennen sie schon alles. Am Schluss bekommen wir noch ein paar Leckereien in die Hand gedrückt, die Jeepfahrern eher zur Verfügung stehen, unter anderem eine Salami von daheim! Wir fahren weiter und haben noch eine Steigung zum höchsten Punkt der Tour zu bewältigen, die sehr anstrengend ist, als die zwei Geländebusse der Deutschen vom Saut du Mouflon vorbeikommen und wir angefeuert werden. Es ist schon Nachmittag, daher gibt es nur einen kurzen Plausch, zumal sie sich mit ihren Augsburger Kollegen ausgiebig ausgetauscht haben. Sie geben uns noch den Tipp mit, dass in Djanet bald die Sebeiba ist, das grösste Folkloreereignis der Region und dass sie dorthin unterwegs sind und es auch gerne anschauen wollen. Bei der anschliessenden Abfahrt müssen wir den ersten Teil wieder schieben und können es dann erst am Hangende ausrollen lassen. Unten angekommen passieren wir bald ein paar Felsen, welche die Strasse säumen. Dort stehen komischer Weise auch einige Leute am Strassenrand herum, wir heben die Hand zum Gruss, halten aber nicht an, sondern fahren noch ein Stück in den späten Nachmittag hinein. Am Abzweig zum Oued Imirou machen wir halt und schlagen das Lager ein bisschen in den niedrigen trockenen Büschen auf. Die Landschaft des Tassili hier ist einfach genial, im Hintergrund sieht man noch den Abbruch über den wir vorher abgefahren/schoben sind. Ein bisschen unheimlich ist die Abendstimmung heute allerdings auch.
Die Teerstrasse bringt uns am nächsten Tag zum Abzweig nach Iherir, nachdem der Führer den Dorfältesten als üblen Gauner und Abzocker beschreibt, schenken wir uns einen Besuch, auch wenn die Guelta dort schön sein soll. Auch am Oued Dider unternehmen wir nicht den Versuch die Felszeichnungen zu suchen. Nahe dem Abzweig treffen wir noch einen solo fahrenden Schweizer Motorradfahrer, der wohl schon einige Wochen in Algerien auf verschiedensten Pisten unterwegs war und nun auf dem Heimweg ist. Etwas früher als geplant, aber er ist wohl des Alleine-Fahrens überdrüssig. Während unserem Gespräch kommt von hinten noch ein Motorradfahrer angebraust. Der straft uns Radfahrer mit Nichtbeachtung und frägt nur den Schweizer ob er ihm mit Speichen aushelfen könnte. Er hätte auf der Strecke einige Schlaglöcher erwischt und nun ein Problem mit den Speichen. Bisher sei er noch nicht mit Ersatzspeichen fündig geworden. Doch unser Motorradfahrer kann auch nicht helfen. Als der andere wieder weiter ist schüttelt er nur den Kopf, wie man mit so einer Maschine hier unterwegs sein kann, es war ja zudem noch seine Partnerin auf dem Sozius gesessen.
Die Nacht verbringen wir noch vor dem Tin Tarjeli, einer eindrucksvollen Felsformation, bei der man aus den Felsen des Tassili wieder rauskommt, doch auch unser Schlafplatz ist von Felswänden gesäumt. Die Nacht verläuft gar nicht gut, meine Freundin stürmt andauernd wegen Durchfall heraus und so ist am nächsten Tag nicht an weiter fahren zu denken. Ich erkundige noch ein bisschen zu Fuss die Gegend. Da unser Wasservorrat zu neige geht, gehe ich runter zur Strasse und versuche Fahrzeuge anzuhalten. Noch während ich am Heruntergehen bin, fährt ein deutscher Reisebus auf der Strasse! Es ist das bekannte Rotel, mit Anhänger. So touristisch hatten wir es uns hier nicht vorgestellt. Es dauert seine Zeit, bis das nächste Fahrzeug kommt. Es hält natürlich an, es ist ein Führer aus Djanet mit ein paar Touristen. Unser Kanister wird bereitwillig gefüllt und nachdem der Führer sich erkundigt hat, was los ist, drückt er mir noch ein Kraut in die Hand. Das soll gut gegen Durchfall und Bauchschmerzen sein.
Ob es geholfen hat, weiss ich nicht, zumindest können wir am nächsten Tag weiterfahren. Und wie. Es wird die längste Etappe, das Ziel vor Augen werden noch einmal alle Kräfte mobilisiert. Zunächst geht es durch das eindrückliche Tin Tarjeli und anschliessend kommt der erste Ort nach Illizi, Fort Gardel oder Zaouatalla, wie es heute genannt wird. Der Ort ist recht gepflegt, die Regierung hat hier wohl einige neue Wohnhäuser spendiert. Die Strecke nach Djanet bietet noch einmal einen landschaftlichen Höhepunkt, der andauert. Man fährt die ganze Zeit vor der Steilstufe des Tassili, ab und an kommen ein paar Trockentäler heraus. Und so fahren wir und fahren wir, bis die erste Kurve kommt, das ist dann schon fast die letzte Kurve vor Djanet. Doch es wird schon dunkel, und obwohl nur wenige Kilometer fehlen, beschliessen wir erst am morgigen Tag nach Djanet einzufahren. Als wir am Strassenrand campieren, hält noch ein Fahrzeug und erkundigt sich ob alles in Ordnung ist. Es ist. Wir vergewissern uns, dass es nur noch wenige Kilometer sind und fahren in der Früh am Reiseziel ein. Dort suchen wir zuerst die Jugendherberge. Die ist leider entgegengesetzt zum eigentlichen Ortszentrum, auf dem Weg zum Flughafen. Die Strasse innerorts ist dann das mühsamste, was uns auf der Tour untergekommen ist. Sie hat so viele kleine Höcker, dass wir versuchen immer am Randstein auszuweichen.
Die Jugendheberge ist dann erstaunlich gut im Schuss und sieht recht neu aus. Sie ist so ein bisschen in Atriumbauweise, d.h. mit Innenhöfen, erbaut. Im Gegensatz zu Illizi ist sie sehr leer, wir sind fast die einzigen Gäste, die ganzen Selbstfahrer sind ja im Camping Zeriba im Zentrum.
Am nächsten Tag erkundigen wir das Dorf und bekommen auch mit, dass wir die Sebeiba noch nicht verpasst haben. Die ist am Folgetag und in der Tat sehr eindrucksvoll. Es geht um eine Art tänzerischen Wettstreit zweier Gruppen, die wohl verschiedene Stämme symbolisieren, die vor der Gründung Djanets hier lebten. Die Touareg sind in voller Rüstung und spielen einen Schwertkampf nach, die Frauen stehen in nichts nach und führen eine Art Gesangswettkampf durch, sollen aber wohl die Männer anfeuern. Leider habe ich gerade keine Bilder dazu. Die wurden natürlich zu Hauf von vielen Touristen gemacht und leider mischen die sich sogar teils ins Geschehen um an die besten Bilder zu kommen. Es war sicher die eindrucksvollste Folkloreveranstaltung, welche ich bisher gesehen habe. Eigentlich hatten wir erwartet auch unsere Bekannten mit den Geländebussen zu treffen, aber wir sehen sie nicht.

Besuch von Tamrit

Bei Djanet gibt es sehr sehenswerte Felsformationen und wir hatten schon vor der Reise von Orten wie Tamrit gehört. Dort sollen noch alte Zypressen stehen, welche aus der Zeit stammen sollen, als die Sahara noch grüner war. Es sind also ganz alte Überbleibsel dieser besonderen Epoche, in der hier all die Tiere lebten, die nun nur noch über Felsbilder konserviert sind. Leider ist der Weg nach Tamrit nicht ausgeschildert und man soll dorthin nur mit Führer gehen. Das Geld für einen Führer haben wir jedoch nicht und zudem widerstrebt uns der Führergedanke, da wir lieber selber entdecken. Wir machen uns daher mit Rucksack selber auf, um den Ort zu entdecken. Wir haben gut 10 l Wasser pro Person dabei, was für 3 Tage reichen soll. Entsprechend schwer sind die Rucksäcke. Vom alten Dorfzentrum folgen wir erst einmal ausgefahrenen Fahrspuren durch ein sandiges Oued. Wir haben zwar eine 1:200000er Karte dabei, aber leider keine genaue Ahnung wo dieses Tamrit sich befinden soll. Es gibt eine einfache Prinzipzeichnung im Führer, wo etwas von erster und zweiter Bastion steht, aber die sind noch nicht in Sicht. Als wir unterwegs mal Einheimische treffen und nach dem Weg fragen, weisen die uns grob in eine Richtung. Wir nehmen daraufhin bei den nächsten Verzweigungen immer den Weg der uns eher in die Richtung zu bringen scheint. Autospuren sehen wir mittlerweile nicht mehr. Die kommen aber wieder, als wir einen Hügelzug gequert haben. Dabei ist schon fast der ganze Tag vergangen, da meine Freundin Motivationsprobleme hat, versuche ich mit der schönen Zielversion (Zypressen, genialer Schlusspunkt...) ein bisschen Stimmung zu machen. Und die bessert sich, als wir in nicht so weiter Entfernung eine besondere Felsformation sehen, an der ein Weg vorbei zu führen scheint. Das Problem am Zugang zu Tamrit ist, den richten Weg über die Steilstufe zu finden und den scheinen wir gefunden zu haben, zumindest die erste Bastion, denn der Weg sieht recht begangen aus. Und so machen wir uns an den Hang, der dann zu einer kleinen felsumstandenen Hochebene führt, die erste Bastion! Auf dieser Zwischenebene (es geht noch höher), schlagen wir unser Nachtlager auf und prüfen nochmal die Trinkvorräte. Am nächsten Tag finden wir auf Anhieb den richtigen Durchschlupf zur Wegfortsetzung und folgen dem Fuss/Eselspfad. Da man in tief eingeschnittenen Schluchten geht, ist es schön schattig und kühl. Als wir auf Eselstreiber treffen, wollen die zuerst wissen, wo denn unser Führer ist. Aber nachdem wir sagen, dass alles in Ordnung ist, gehen sie weiter. So machen wir es weiter, als wir nochmal Eselstreiber treffen. Es gibt hier zwei Routen, die eine ist die für Touristen, die andere für die Esel. Wir sind wohl auf der Eselsroute, die uns immer höher führt, bis wir schliesslich auf dem Hochplateau angelangen. Hier wird die Orientierung schwieriger. Zunächst können wir aber noch einem Weg folgen und kommen gut vorwärts. In der Ferne sehen wir wieder Felstürme, auf die wir zuhalten. Und in der Tat scheinen wir wieder richtig zu liegen, als wir näher kommen, sehen wir in der Nähe eine Lagerstätte. Wahrscheinlich jene der Eselstreiber. Wir steueren nicht direkt auf diese zu, sondern leicht daneben auf die Felstürme zu, welche von Tälern durchzogen sind. Und da sehen wir sie, die Zypressen. Ganz euphorisch laufen wir durch die schluchtähnlichen Täler und gelangen von Zypresse zu Zypresse. Wir haben Tamrit gefunden. Felsbilder sehen wir natürlich keine, dazu müsste man wohl einen Führer dabei haben. In einer Spalte sehen wir sogar noch ein bisschen Wasser, aber das sieht sehr modrig aus und einen Filter haben wir nicht dabei. Allzu lange verweilen wir nicht in Tamrit und machen uns auf den Rückweg. Wieder geht es gut voran, bis dass wir merken, dass wir den Weg verloren haben. Hier auf der Hochebene geht es teils auf recht felsigem Terrain entlang, so dass man keine Spuren mehr sieht und so sind wir vom Weg abgekommen. Die Landschaft ist auf dem Rückweg leider nicht so, dass man eine gute Orientierungsmarke hat. Zum Glück hatte ich für die Tour ein GPS gekauft und am Punkt, an dem wir auf das Plateau gelangten, einen Punkt gesetzt. Es ist das erste Mal, dass wir nun ein GPS richtig brauchen können und so orientieren wir uns anhand des etrex, der uns zum Glück zum gewünschten Punkt bringt. So können wir unseren bekannten Weg wieder herunter gehen und zurück nach Djanet wandern. Der Rückweg zieht sich trotz leererem Rucksack noch ziemlich. Als wir wieder am Ort sind, sehen wir noch kurz die Wiener im Pinzgauer, die hatten wohl auch Tamrit gesucht, aber nicht gefunden. Vor zwei Jahren habe ich im Zug mal zufällig jemanden gesehen, welcher bei einer älteren Dame zu Besuch in der Schweiz war. Und da ich neugierig bin, aber auch manchmal Ahnung habe, fragte ich ihn nach seiner Herkunft. Es stellte sich heraus, dass er aus Djanet war und meinte sogar, dass er mich kennen würde, wir wären doch die gewesen, die damals ohne Führer unterwegs waren.
Nach dem Besuch von Tamrit mussten wir entscheiden, wie weiter, d.h. zurück oder ein grosser Transfer. Zunächst schrieben wir aber erst mal eine Mail nach Hause (oder war das vor Tamrit?). In Djanet gab es Internet, ca. eine Stunde am Tag, wenn der Satellit richtig stand. Allerdings hat es bei uns nur für ein Mail nach Hause gereicht und leider nicht für mehr. So hatte uns z.B. interessiert, wie die Lage im Irak war, d.h. ob der Krieg schon los gegangen war, aber dafür reichte das Internet leider nicht mehr, das hier sowieso wahnsinig langsam war. Beim Internet trafen wir noch ein paar ostdeutsche Motorradfahrer, welche auch gerade am Weiterplanen waren. Zudem sprachen sie uns auf Vermisste an. Sie hatten Plakate von mehreren Motorradfahrern gemacht, welche seit mehreren Tagen vermisst waren. Leider konnten wir da auch nicht weiterhelfen. Ansonsten hatten sie das gleiche vor, wie wir, nach Tamanrasset rüber zu fahren. Sie waren allerdings noch am Transportmöglichkeiten für Teile ihres Gepäcks suchen. Sie hatten keine so starken Maschinen und mussten schon alleine wegen dem Benzinverbrauch schauen, dass sie durchkommen. Wir waren ebenfalls am Transport suchen, da die Strecke mit dem Tandem sowieso nicht machbar gewesen wäre. Wir wollten nur zur Teerstrasse und dann wieder nach Norden radeln. Der Plan zerschlug sich allerdings, als wir erfuhren, was die Einheimischen für den Transport verlangten. Und so beschlossen wir am nächsten Tag zurück zu fahren.

Heimfahrt

Am morgen ging ein Bus nach Illizi, Tandem und Anhänger konnten auf dem Dachgepäckträger untergebracht werden. Die Fahrt war unspektakulär und wir hatten am Nachmittag sogar noch einen Anschluss nach In Amenas. Dort ging es fast nahtlos weiter. Ein grosser Bus fuhr nach Hassi Messaoud. Leider hatte der noch eine Reifenpanne, und bis die behoben war, dauerte noch eine Weile. Das Tandem mussten wir ziemlich zerlegen (Gepäckträger abbauen), damit es in den Bus unten reinpasste. Dann konnten wir aber die Nacht über bis Hassi Messaoud fahren, leider wusste man dabei überhaupt nicht, wo man gerade war. Von Hassi Meassaoud war schnell ein weiterer Transport nach Touggourt organisiert, wo wir dann aufs Taxi umstiegen, welches uns nach El Oued brachte. Und so waren wir innerhalb von 24 h von Djanet schon fast an die Grenze gekommen. Ein letztes Taxi verfrachtete uns nach Taleb Larbi. Es war zwar klein und hatte keinen Gepckäträger, aber der Taxifahrer nach einfach unseren Anhänger ohne Räder und setzte ihn aufs Dach und band darauf das Tandem. Die Fahrt war so schnell vorangegangen, dass wir noch immer nicht unsere Postkarten eingeworfen hatten. Daher übergaben wir sie an der Grenze dem Taxifahrer mit samt dem notwendigen Kleingeld für die Briefmarken. Die Karten sind selbstverständlich nie zu Hause angekommen.
Die algerische Grenze war ohne Probleme und so radelten wir weiter zu den Tunesiern, die aber rumzickten, als ich auch gerne in meinem zweiten Pass einen Stempel haben wollte. Den hatte ich bislang noch nicht auf der Reise eingesetzt und daher hatte der auch keinen Stempel der Algerier drinnen. Das schien wider die Logik der Grenzer zu sein und so wollten sie mich nicht einreisen lassen, ich könne hier im Niemandsland ja nicht vom Himmel gefallen sein. Daraufhin musste ich doch den ersten Pass zücken, der dann noch einen Stempel abbekam. Bis nach Nefta ging es wieder auf dem Tandem. Kurz vor Nefta trafen wir noch eine Schweizer Radlerin, welche auch nach Algerien wollte. Die war allerdings etwas aufgelöst und meinte, dass das ganze Forum (sahara-info.ch) am Rad drehen würde und die alle ganz wild spekulieren würden (es ging wohl um die vermissten Motorradfahrer). Das hinderte sie nicht weiter zu fahren.
In Nefta bekamen wir Tickets für den Abendbus nach Tunis. Die Nacht ging mehr schlecht als recht vorbei, in den Morgenstunden zeigte der Fernseher im Bus die bekannten grünlichen Bilder, auf denen die Leuchtmunition durch die Gegend schwirrt. Der 3. Golfkrieg war soeben ausgebrochen. Was für ein Timing.
In Tunis mussten wir uns noch Tickets für die Überfahrt nach Genua besorgen, was aber problemlos ging. Nach einem Bummel durch den Basar machten wir uns am Nachmittag auf den Weg nach La Goulette, wo die Fähre abfuhr. Einen Abstecher mussten wir natürlich noch zum bekannten Kriegshafen der Karthager machen, man sieht noch gut das Becken vom runden Bootshaus.
Die Nacht verbrachten wir vor dem Fährgelände, zeltend in einem Park. Das war leider keine gute Idee. In der Früh fehlte mein Rucksack. Zum Glück war der nicht voll gewesen, dennoch war es ärgerlich, mein Lieblings-Lowe-Rucksack. Auch meiner Freundin fehlte etwas, die Sonnenbrille. Bei ihr hatten sie wohl in aller Ruhe den Rucksack durchsucht, aber nur einzelne Sachen raus genommen. Der Diebstahl nimmt einen natürlich emotional mit und so raste ich erst einmal mit dem Tandem durch den Ort, auf der Suche nach meinem Rucksack. Aber mehr als den Verlust bei der Polizei melden konnte ich auch nicht machen, auch wenn das eigentlich sinnlos ist. Man soll halt in Hafenstädten aufpassen. Insgesamt passte das aber ganz gut ins Bild von Tunesien, das wir uns auf der Reise gemacht hatten und das stark zu unserem Algerienbild kontrastierte. Wir waren aber auch nur kurze Zeit in Tunesien und hatten das nicht als eigentliches Reiseziel gesehen.
Die Fährfahrt verlief normal, bis auf, dass wir das Glück hatten ein paar Münchner zu treffen, welche uns anboten uns mitzunehmen, allerdings ohne Tandem. Da aber noch weitere Münchner an Bord waren, konnte das Tandem dort untergebracht werden. Wolfgang Seel war mit Freunden auch in Algerien gewesen und sie hatten ihre Motorräder in einem Anhänger mitnehmen können, in dem nun auch Platz für unser Tandem war.
So gelangten wir doch viel schneller als gedacht von Djanet wieder nach Hause und konnten noch ein paar Skitouren unternehmen.


Kriegshafen von Karthago

Marsmobil vor der Fähre

Edited by dcjf (01/16/13 10:50 AM)
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#897275 - 01/09/13 03:30 PM Re: Tandem in der Algerischen Sahara (Winter 2003) [Re: dcjf]
derSammy
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Ein toller Bericht mit echtem Abenteuerflair, da kommt Fernweh auf. Wie lief denn die Kommunikation? Französisch? Könnt ihr arabisch?

Wie erklärt sich denn euer vieles Gepäck? Selbst zur kalten Jahreszeit, sind wir bisher mit 4 Backrollern am Tandem ausgekommen - ich muss allerdings gestehen, nur äußerst wenig Ersatzteile mitgenommen zu haben.

Außerdem interessiert mich, wieviel Wasser ihr maximal zugeladen habt/zuladen musstet.
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#897345 - 01/09/13 06:32 PM Re: Tandem in der Algerischen Sahara (Winter 2003) [Re: derSammy]
dcjf
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Hallo Samuel

wer sagt, denn dass wir viel Gepäck hatten zwinker
Wir hatten noch zwei Rucksäcke dabei, den Kocher hätten wir uns auch sparen können, nachdem es die Kartuschen nicht gab und die Ersatzfelge war einfach Vorsicht, weil 48 Loch wird man in Algerien nicht finden (würde ich aber wohl nicht mehr mitnehmen, auch wenn mir am Pamir-HWY auch schon Leute mit ganzem Ersatzhinterrad entgegenkamen).
Der Anhänger war vor allem daher notwendig, weil wir die Versorgungslage nicht gut kannten und bei der Deb Deb-Strecke 500 km keine Ortschaft gewesen wäre und auch am Gassi Touil ist auf der Karte ja 350 km nichts, Illizi - Fort Gardel sind auch 270 km. Für die Strecken wollten wir autark mit Wasser sein. Ich kann jetzt aber nicht sagen, was unsere maximale Wassermenge war, in Tunesien haben wir noch einen Kanister gekauft, in den dürften wohl 10 Liter gegangen sein (oder 20l?), einen 10 l Ortliebsack hatten wir auch und dann noch Flaschen, ich nehme mal an, dass wir wohl schon mal über 30 Liter dabei hatten. Wir mussten ja unterwegs sogar Wasser ablehenen, weil wir gar nicht so viel schleppen hätten können.
Das Tandem war jetzt länger eingemottet, aber als wir es für zwei Touren letztes und vorletztes Frühjahr reaktiviert haben (Grosseto-Palermo und nach Adriaküste bis Albanien), war selbstverständlich kein Anhänger mehr dabei und die 4 Taschen haben gut gereicht, so ein Anhänger ist halt gerade bei Abfahrten und auch von der Geschwindigkeit her nicht ideal.

Grüsse

Christian

PS Kommunikation war natürlich auf Französisch, Algerien war ja früher sogar Teil des französischen Mutterlandes und wurde leidlich gut gesprochen. Die Algerier haben sich auch gefreut, wenn man mit ordentlichem Französisch aufgekreuzt ist.

Edited by dcjf (01/09/13 06:36 PM)
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#897391 - 01/09/13 08:33 PM Re: Tandem in der Algerischen Sahara (Winter 2003) [Re: dcjf]
derSammy
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30l Wasser sind natürlich ein Argument, dafür bräuchten wir wohl auch einen Anhänger (oder große Rahmentaschen und dann Wassersäcke) rein.
Rucksäcke scheinen mir überflüssig, aber das muss jeder selber wissen.
Gab es denn überhaupt Gaskartuschen? (Meine Lösung: Primus Duo+Düse von Primus Mimer+Edelriedadapter für Stechkartuschen. Damit kann man alle marktüblichen Gaspatronen verwenden).
Das Bremsproblem haben wir durch die Benutzung von 4 Bremsen "gelöst", zweimal V-Break (an den Tektrorennbremshebeln) & zweimal Scheibe (am Oberlenker). Wenn es etwas gibt, wo ich mir kaum mehr Sorgen machen, dann ist es das Bremsproblem zwinker

Französisch kann ich leider nicht, muss die zukünftigen Urlaube wohl eher im Ostblock planen traurig
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#897530 - 01/10/13 08:29 AM Re: Tandem in der Algerischen Sahara (Winter 2003) [Re: derSammy]
dcjf
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Hallo Samuel,

das Problem mit den Kartuschen war, dass im Reiseführer stand, dass es die Stechkartuschen gibt und wir daher den Camping-Gaz-Kocher dabei hatten. Die Kartuschen gab es aber nur in Tunesien. In Algerien denke ich, hätte es sonst nur die grossen Gasflaschen für den Hausgebrauch gegeben. Nächstes Mal würde ich einen Benzinkocher mitnehmen, wie ich es sonst immer mache. Ich denke, den hatten wir wegen dem Flug ausgeschlossen, eventuell hat uns die Fluggesellschaft damals sogar gesagt, dass ein Benzinkocher nicht transportiert wird.
Bei den Bremsen wäre mir so eine Arai-Trommelbremse auch ganz lieb gewesen. Aber wir hatten das Rad ja für nicht so teures Geld gekauft und wollten uns nicht ein neues Rad kaufen, das dann vielleicht auch Scheibe gekonnt hätte. Vorne hatten wir sogar nur eine einfache 105er Rennradbremse, hinten war schon eine Magura HS66. Vor ein paar Jahren habe ich so eine Magura auch vorne installiert.
Für die Gegend ist momentan nicht unbedingt die Sprache das Problem, meine letzten 5 Sommerurlaube habe ich daher auch immer Russisch einsetzen können.

Grüsse

Christian
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#897763 - 01/10/13 07:31 PM Re: Tandem in der Algerischen Sahara (Winter 2003) [Re: derSammy]
panta-rhei
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Hi Sammy, Hi Christian,


Vorweg: Prima Bericht, macht mich auch neugierig. Wobei man heute wohl auch im tiefen Sueden "etwas" Angst haben muss. Mir würde da sowas wie Tanezrouft (soweit ich weiss, von autonomen Reiseradlern (ohne Versorgungsfahrzeuge, Depots) noch nicht gefahren), Tam-Arlit oder Tam-Djanet vorschweben.

In Antwort auf: derSammy
Gab es denn überhaupt Gaskartuschen? (Meine Lösung: Primus Duo+Düse von Primus Mimer+Edelriedadapter für Stechkartuschen. Damit kann man alle marktüblichen Gaspatronen verwenden).

Hat sich was mit Adapter - Schraubkartuschen gibts in Algerien vermutlich _noch_ seltener als die guten CampingGaz. War wohl in den 80ies anders. Als mein RadreiseGuru da runter ist (Algier-In Salah-Tam-Arlit), hatter immer nur Bleuet206mässig Gas verheizt - bis heute.

In Antwort auf: derSammy

Französisch kann ich leider nicht, muss die zukünftigen Urlaube wohl eher im Ostblock planen traurig

Mein Beileid lach
Liebe Grüsse - Panta Rhei
"Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet
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#897867 - 01/11/13 08:01 AM Re: Tandem in der Algerischen Sahara (Winter 2003) [Re: panta-rhei]
dcjf
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Hallo

ja, leider ist selbst so eine einfache Reise, wie unsere, heutzutage nicht mehr gut möglich. Die Gefährdungslage hat sich seit damals leider nicht gebessert. Als wir fuhren, war sie nur gerade eben noch nicht bekannt.
Nach den Ereignissen ist die Führerpflicht dazugekommen, aber selbst die hat ja nicht immer verhindern können (Italienerin wurde nähe Djanet entführt). Tam-Djanet ist soweit ich weiss meist gesperrt, wäre sonst aber sicher mal eine interessante Strecke. Die Tanezrouft war schon damals nicht ratsam zu fahren (knapp hinter der Grenze zum Mali sind immer wieder Raube und teils Raubmorde, auch an Touristen, vorgekommen).
Vor 4 Jahren hatte ich noch einmal den Versuch unternommen ein bisschen Saharaluft zu schnuppern (vgl. Reisebericht ), aber kaum ein Jahr später wurden dort dann auch Europäer entführt, teils von der grossen Teerstrasse weg. Ich habe wenig Hoffnung, dass sich in den nächsten Jahren etwas ändert. Vor allem, wie erfährt man das? Sicherheit braucht Zeit.

Grüsse

Christian
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Off-topic #898074 - 01/11/13 05:03 PM Re: Tandem in der Algerischen Sahara (Winter 2003) [Re: panta-rhei]
derSammy
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In Antwort auf: panta-rhei

In Antwort auf: derSammy
Gab es denn überhaupt Gaskartuschen? (Meine Lösung: Primus Duo+Düse von Primus Mimer+Edelriedadapter für Stechkartuschen. Damit kann man alle marktüblichen Gaspatronen verwenden).

Hat sich was mit Adapter - Schraubkartuschen gibts in Algerien vermutlich _noch_ seltener als die guten CampingGaz. War wohl in den 80ies anders. Als mein RadreiseGuru da runter ist (Algier-In Salah-Tam-Arlit), hatter immer nur Bleuet206mässig Gas verheizt - bis heute.

Die Stechkartuschen scheinen in der Tat weltweit am verbreitesten zu sein. Benzin ist natürlich universeller, aber mir war die Anfangsinvestition bisher noch zu hoch. Handlicher ist Gas auch, betrieb bei sehr tiefen Temperaturen war bisher noch nicht nötig.
Komm wir grillen Opa. Es gibt Koch und Suppenfleisch!
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#904938 - 01/30/13 07:30 PM Re: Tandem in der Algerischen Sahara (Winter 2003) [Re: panta-rhei]
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In Antwort auf: panta-rhei
Mir würde da sowas wie Tanezrouft, Tam-Arlit oder Tam-Djanet vorschweben.


Hallo

ich bin gerade zufällig darauf gestossen. Noch 2010 ist jemand die Strecke Tam-Djanet mit dem Tandem gefahren (wenn mein google translator das richtig übersetzt), ich glaube allerdings mit Begleitfahrzeug (war damals ja schon seit 7 Jahren Führerpflicht) und ohne Gepäck. Die Strecke war in den letzten Jahren aber öfters gesperrt (warum wohl..).
Und der eine der Fahrer hat mir nichts davon erzählt, als ich ihn in Jakutsk getroffen habe (da waren sie allerdings auf dem Moped unterwegs).
Hier der Link

Grüsse

Christian

Edited by dcjf (01/30/13 07:33 PM)
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www.bikefreaks.de