Nun ist es schon fast ein Jahr her das ich dort war. Gerade meinen Bericht gefunden und jetzt schnell hier her.
Vorüberlegung:
geplant war ein Urlaub mit dem Rad, dazu, wenn möglich, ein Laufmarathon über 42 km. So gestaltete sich die suche zuerst nach einem Marathon wo es einigermaßen warm ist, eine weitere Bedingung war ein Land welches ich noch nicht kannte.
In die nähere Wahl kamen die Philippinen oder Malaysia ergänzt durch den Marathon in Manila. Die Vorbereitungszeit für diesen war allerdings extrem knapp, der Marathon findet am 1. Februarwochende statt. So fiel die Wahl auf den Marathon in Tokyo und als Radtour Vietnam da Japan noch zu kalt zum locker radeln war.
Organisatorisch ergab es sich, dass ich in Saigon landete und auch von dort nach Tokyo weiterflog, so konnte ich die geforderte Verpackung des Rades in Saigon lassen, allerdings kam auch die Strecke Hanoi-Saigon aufgrund der Entfernung nicht infrage.
So nahm ich dann den Zug nach Hue, um dann über Hoi Ann Richtung Kambodscha zurück nach Saigon zu radeln, es sollten dann noch einige Tage im Mekongdelta folgen, insgesamt also ca. 1300 km.
3 Tage Vorbereitung in HCMC waren nötig um die Fahrkarten für mich und das Rad zu erwerben, denn wir fuhren getrennt. Die Zugfahrt gestaltete sich recht kurzweilig, 36 St. im 6 Personenabteil, wobei die Belegung mehrmals wechselte.
In Hue wartete mein Rad auf mich, allerdings fehlte die Vorderradachse. Als erster Ersatz fand sich ein 4 mm Eisenstab welcher um gedengelt wurde, dann - nach erfolgreicher Hotelsuche - ging es auf die Suche nach einem Fahrradladen welcher willig war mir einen Schnellspanner zu verkaufen. Nach 2 Std. suchen und dem 3. Laden gab es dann einen für 80.000 Dong, zuerst ein Schnäppchen. Später als ich den Wert des Geldes besser einschätzen konnte eigentlich ein Wucherpreis. Da ich ihn brauchte war es egal.
03.02 Hue 30km
Am nächsten Tag radelte ich los um zwei Kaisergräber zu besuchen, frohgemut mit schlechter Karte bei bedecktem Himmel. Eine Frau auf einem Roller gesellt sich zu mir, eine kleine Konversation entsteht und sie bietet sich an mir die Gräber zu zeigen, als Dank dafür sollte ich sie entlohnen. Ich willige ein und wir zogen los. Über kleine schlammige Wege geht’s zu den Gräbern, insgesamt sind es drei Stück aber zwei reichten mir. Die Idee der Frau ist gut, ohne sie hätte ich die Dinger nicht so gut gefunden und so erhält sie 180 T Dong. Nach einigen Stunden und 30 Kilometer auf dem Tacho bin ich dann wieder zurück im Hotel wo ich die Sachen für den nächsten Tag packe, schließlich folgt die erste lange Etappe, so ca. 100 km.
04. 02. Hue - Hoi An 130 km, 6:30 Std.
Geplant ist die Fahrt über den Hai Van Pass nach Da Lang. Die ersten 20 Kilometer ziehen sich, die Stadt scheint endlos lang zu sein. Und in der Tat sind die meisten Städte an den Ausfallstraßen platziert. Der Verkehr wird bestimmt durch LKWs, Bussen und Rollern. Fahrräder werden meist von Schülern benutzt. Hier zeigt sich der Fortschritt. Die Temperatur liegt um die 20 Grad. Entgegen meiner Vorstellung ist der AH1 Highway nicht vierspurig, auch fehlen Fahrradspuren, die Fußwege sind mit Rollern oder sonstigem Zeug zugestellt. So teile ich mir die Fahrbahn mit dem Verkehr, welcher aber abnimmt und nicht die Dimensionen hat wie z.B. eine ähnliche Bundesstraße in Deutschland haben würde. Einige Schuljungs die ich überhole eröffnen ein rennen, welches ich für mich entscheiden kann.
Bei Kilometer 50 und 60 zwei kleine Hügel, wobei der zweite der schwerere ist. Kurz vor dem Hai Van Tunnel der Abzweig für Roller, Gefahrguttransporte und Fahrräder. Ich quartiere mich in einem Restaurant ein um mich zu stärken. Und dann geht es Stück für Stück bergauf. Es wird kälter, die Wolken hängen tief. Eine kleine Tempelstätte mit Dauerbeschallung erfordert einen Bilderstopp und nach 70 Minuten und ca. 500 hm bin ich oben. Dort warten schon diverse Andenkenläden und Kaffees. Die Frauen verkaufen mir erfolgreich etwas zu trinken und zwei Kettchen … ja ich bin ein willenlose Opfer.
Da Lang zieht sich und ist mit sich selbst beschäftigt, ich plane nach Hoi An zu fahren, in der Hoffnung es vor Sonnenuntergang, welcher so gegen 17:30 ist, zu erreichen.
Die AH1 ist nervig, zum Glück wird mir eine Parallelstraße empfohlen und ruhig, flankiert von Radfahren und Rollern erreiche ich Hoi An. Die Hotelsuche gestaltet sich einfach und so finde ich gleich in der Innenstadt ein nettes.
05.02 + 06.02.
Hoi An ist sehr nett, viele Touristen, auch Vietnamesen. My Son die alte Tempelanlage welche mit Ankor Watt verglichen wird ist in der Nähe. Mich interessiert mehr wo ich als nächstes hinfahre und wie die Unterkunft zu erreichen ist. Nach einiger Suche im Netz dann die Entscheidung nach Than My zu fahren. Die Stadt scheint groß genug für Hotels zu sein.
07.02 Hoi An - Than My 70 km, 250 hm, 3:40 Std.
Im Morgennebel gegen 7:00 suche ich den Weg zur AH1, nach einigen Fragen zeichnet mir eine Dame den Weg auf und schon bald habe ich die Nebenstraße nach Than My gefunden. Es ist ein entspanntes radeln mit wenig Verkehr, parallel zu einem Fluss. Zwei junge Mädels auf einem Roller quatschen munter drauf los, die Straße wird schlechter und unbefestigt aber irgendwann treffe ich auf die 14B welche bestens ausgebaut ist.
Es wird richtig warm, die Temperatur liegt über 30 Grad und ich suche mir ein Kaffee um zu entspannen. Ich bin die Attraktion der Männer welche dort abhängen und Karten spielen.
Noch 20 Kilometer, 5 km vor Than My noch eine Steigung und ich erreiche den Ort. Es gibt einige kleine Hotels und ein Motel. Ich entscheide mich für das Hotel (Nha NGhi 05102 243 772), bekomme ein Zimmer mit Ventilator und TV. Mehr gibt es nicht, kein Wifi, keine weiße Bettwäsche - diese Hotels sind nicht auf ausländische Touristen, welche sich hierher verirren könnten, ausgelegt. Egal, um die Ecke ist ein Restaurant, ich bekomme Dosenbier und etwas zu essen.
Gegen 17:30 wird es dunkel, und da es nichts interessantes zu sehen im Ort gibt und ich mich auch nicht mit anderen Gästen unterhalten kann geht’s ins Bett.
08.02. Than My - Dak Glei 118 km, 2100 hm, 7:00 Std.
Auch Than My zieht sich, aber sobald man aus der Stadt ist läuft Getier auf der Straße rum und man kommt an einigen Dörfern der Bergstämme vorbei. Die Bewohner unterscheiden sich optisch sehr von den Vietnamesen. Aber die Reaktion auf mich ist gleich, viele rufen „hello“ und winken mir zu. Bei Kilometer 40 wird es spannend, gleich mehrmals sind einige Köter hinter mir her, ich bin froh, dass es nicht bergauf geht. Der letzte Köter ist sehr aggressiv und nur 15 cm mit dem Gebiss von meiner Packtasche entfernt - mir fällt die nicht durchgeführte Tollwutimpfung ein….
Die Gegend ist klasse, viele wilde Bäche und Regenwald. Zum Glück ist die Straße asphaltiert und ich komme gut voran, ab und zu ein Fahrzeug, aber meist habe ich die Straße für mich.
In Kann Duc mache ich Frühstückspause, die Stadt ist größer als Than My und lebhaft. Es hat ein Hotel und ein Gasthaus, diverse Restaurants, einem Marktplatz und die üblichen Mobiltelefonshops.
Ich ziehe weiter, kaufe noch eine Flasche Wasser in der Erwartung dass noch einige Ortschaften folgen. Nun, was folgt ist nach 80 km ein langer Aufstieg über ca. 20 km. Das Wasser ist fast leer und ich erfrische mich an einem Wasserauslauf aus dem Berg, boah was kann das klasse sein, diverse Liter Wasser über den Kopf zum abkühlen, denn die Temperaturen liegen über 30 Grad. Dann ein Liter Wasser in den Magen und es könnte noch mehr sein. Der Aufstieg setzt sich fort, irgendwann muss ich absteigen und schieben. Dann endlich ein Dorf und in einer Kurve ein Café, das einzige. Ein Dutzend Männer lungern herum und schauen mir zu wie ich einen Liter Tee mit Keksen verdrücke. Etwas distanziert die Gesellschaft und irgendwie nicht erbaut mich zu sehen.
Dann die Abfahrt, klasse Sache, ca. 20 kilometer bis Dak Glei. Die Stadt ist recht groß, hat diverse Hotels, Regierungsgebäude, Schulen etc. In einem Restaurant neben dem Hotel bekomme ich alles was ich benötige, also ein Bier und ne klasse Suppe für 40 T Dong. Das Hotel hat den selben Standart wie das gestrige, man kümmert sich nicht um mich, auch wird kein Pass verlangt. Höchstwahrscheinlich tauche ich überhaupt in keiner Rechnung auf. Mir egal, ich schaue noch kurz in die Stadt, bin aber auch platt und lege mich früh ab, es gibt sowieso nichts was man machen könnte. Wer eine nette Kneipen- oder Cafékultur erwartet liegt falsch.
09.02 Dak Glei - Dak To 76 km, 820 hm, 4 Std.
Ein schöner Tag entwickelt sich, keine Wolken+ viel Sonne = viel Schweiß. Die Berge scheinen hinter mir zu liegen und es zeigt sich eine weite Hochebene. Vorbei an einigen Bergdörfern wird die Straße immer breiter je näher ich Plei Kum komme. Nach 3 St. bin ich da. Eine Mittelgroße Kleinstadt welche offensichtlich vom nahen Grenzübergang profitiert. Ein riesengroßes Hotel und eine Gedenkstätte des Krieges beherrschen die Innenstadt. Touristisches scheint es hier nicht zu geben, es ist staubig, die Wälder sind abgeholzt, eine große Stromleitungstrasse bestimmt nun meinen weiteren Weg.
Ich treffe ein französisches Paar, mit dem Rad auf dem Weg nach Laos, wir unterhalten uns kurz. Schade dass wir nicht den gleichen Weg haben, so langsam hätte ich gerne mal wieder eine Unterhaltung gehabt welche über das „hello“ hinausgeht.
Dak To, klein und staubig mit zwei Hotels läd nicht gerade zum verweilen ein, aber ich hatte es nun so geplant. Auch hier bin ich uninteressant, ein Besuch beim Barbier, welcher auch die Gehörgänge mit spitzen Instrumenten reinigt ist der Höhepunkt. Abends ist es öde, der Verkehr brummt am Motel vorbei. Der Komfort beschränkt sich auf das Bett und die Dusche. Auch hier kein schönes Restaurant oder Café. Die Menschen sind mit arbeiten beschäftigt.
10.02 Dak To - Plei Ku 94 km, 950 hm, 5:00 Std.
Die nächste Stadt Dak Ha ist netter, es wird an der großen, alles bestimmenden Durchgangsstraße gearbeitet. Kon Tum ist sehr nett, viele Bäume! Hotels, Geschäfte und Cafés bestimmen die Innenstadt. Ist auf jedem Fall wesentlich besser als Dak To, dort kann man ja depressiv werden. Der Verkehr nimmt zu, SUVs eilen vorbei, LKWs und Busse. Eine Hochzeitsprozession mit diversen Fahrzeugen bestimmt für kurze Zeit den Verkehrsfluss.
Plei Ku wird auch im lonely planet erwähnt, offensichtlich hat mich die Zivilisation wieder, zumindest die welche im Reiseführer erwähnenswert ist. Es hat diverse Hotels, Geschäfte etc. aber eine nette Kneipe fehlt auch dort, oder ich habe sie nicht gefunden. Das Hotel hat Wifi, sauber bezogene Betten und eine Klimaanlage und kostet 150 T Dong. Ich sehe noch einige andere weiße Touristen, es sollen Bergstämme in der Nähe wohnen, wobei ich die Berge nicht so richtig erkennen kann, weil die Gegend einfach nicht bergig ist.
11.02 Plei Ku - Dak Lat. 103 km, 850 hm, 5:00 Std.
Der Verkehr Richtung Süden ist schlimm, die Straße geht erstmal bergauf und ist ziemlich malträtiert und zudem mit diversen Schlaglöchern übersät. Was so richtig nervt ist das permanente gehupe, jedes Fahrzeug kündigt sich mit seiner Tröte an, und je tiefer der Ton desto größer das Fahrzeug. Bis nach Chu Se bleibt das so. Aber, man wird nicht abgedrängt sondern die Fahrzeuge fahren, wenn auch in kleinem Abstand, am Radfahrer vorbei.
In Chu Se zweigt die Straße zur Küste ab und es wird merklich ruhiger. Die Gegend ist flach und abgeholzt, teilweise brennt es und es liegt viel Müll herum. Irgendwie nicht so schön. Dak Lat ist umgeben von Pfefferplantagen und es wird etwas hügelig. Ein kleiner Ganove auf einem Roller versucht zweimal meinen Rucksack, welcher auf dem vorderen Gepäckträger liegt, zu klauen, in Zukunft wird der vorne besser fixiert ohne das rumgebamsel von den Trageriemen.
Die Stadt selbst wird vom Markt bestimmt, mir wird das Hotel gezeigt, der Betreiber zeigt sich uninteressiert an meiner Person, vermietet mir aber ein Zimmer. Auch hier wieder ein Bett, TV, Ventilator und Dusche. Alles recht lieblos aber funktionell.
Ich gehe auf den Markt und bin fast die Attraktion, offensichtlich gibt es wenig weiße Touristen hier. Ein Restaurant finde ich nicht und werde auf dem Markt fündig, eine Reisnudelsuppe geht seinen Weg der Bestimmung.
In einem Café komme ich ins Gespräch mit der Betreiberin und ihrem Mann. Die Söhne dolmetschen so gut es geht, ich werde zu Abendessen eingeladen. Mir werden die Familienbilder gezeigt und mittels Googletranslater findet auch eine Unterhaltung statt - solange die das Internet funktioniert. Um 21:00 ist Schicht im Schacht, die Gastgeber gehen ins Bett und ich ins Hotel, ebenfalls ins Bett.
12.02 Dak Lat - Buon Ma Throut 70 km, 730 hm, 3:30 Std.
E geht mal wieder bergauf, aber nur die ersten 15 km. Es folgen Fichtenwälder aber auch Kilometer wo wenig wächst. Der Verkehr ist stärker und nervig. Die nächste Stadt Buon Ho ist wesentlich größer als Dak Lat, ein großes Hotel, eine nette Kirche und einen staubigen, dreckigen Vorort. Ist aber zum übernachten wesentlich interessanter als Dak Lat. Es ist windig und staubig und heiß, 29 Grad im Schatten.
Buon Ma Throut empfängt mich schon 15 km vorher mit einer riesigen, breiten Straße welche eine separate Roller- Radspur hat. Es gibt diverse Hotels, meins kostet 200 T Dong, mit allem incls. also Klima, weiße Laken, TV, Ventilator, Wifi und einem Restaurant nebenan wo man sich die Frühlingsrollen selbst wickeln darf, klasse Idee und das Bier kostet auch nicht viel. Die Stadt ist lebhaft und im Vergleich zu den Städten vorher gibt es jede Menge Zivilisation. Kinderspielplätze, Geschäfte, Kino …. aber es leben ja auch einige 100 Tausend hier. Es hat auch wieder mehr weiße Touristen hier.
13.02. Buon Ma Throut - Gia Nghia 127 km, 1400 hm, 6:30 Std.
Die ersten Kilometer sind mal wieder anstrengend durch den vielen Verkehr, sobald aber die Straße zur Küste abgezweigt ist wird es merklich ruhiger. Aber irgendwie ist die Straße in ihrer Breite kleiner geworden und wenn die LKWs vorbeirauschen ist es manchmal eng.
In Dak Mil entdecke ich ein nettes Restaurant wo es auch lecker kleine Fleischstücke hat, endlich etwas was man erkennen kann, zumindest ist kein Glibber oder Knorpel bei.
Die Stadt liegt nett an einem See, gerade wird die Uferpromenade aufgehübscht, und wer im Hotel gegenüber übernachtet, hat zum Abend hin zumindest einen schönen Ausblick am See mit evt. dem einen oder anderen Bier.
Mich zieht es weiter, vorbei an Kaffee, Kakao und Pfefferplantagen. Die Gegend ist sehr fruchtbar. Einige Wäldchen spenden Schatten, denn sie Sonne strahlt und es sind wieder über 30 Grad. Die Straße welche arg strapaziert wurde wird nun durch eine breitere ersetzt, zumindest sind die ersten Erdbewegungen im Gange. Mir nutzt das aber nicht, im Gegenteil. Sand erschwert das fahren, dazu schlängelt sich die Straße auf und ab durch die Wäldchen. Schilder weisen auf die Waldbrandgefahr hin, aber selbst den Wachhabenden einer Kaserne stört der Waldbrand 500m weiter nicht, diverse Brände sind auch am Horizont zu erkennen.
Gia Nghia empfängt mich mit einer extrem breiten, neu ausgebauten Straße, ohne Verkehr? Keine Ahnung wo die Fahrzeuge nun hin sind. Das Stadtzentrum besticht durch einige schöne Verwaltungsgebäude und den gut ausgebauten Straßen. Aber irgendwie fehlt noch etwas wie z.B. Geschäfte, Cafés und sonstigem was eine Stadt ausmacht.
Das staatlich geführte Hotel Hanoi nimmt mich auf. Für 230 T Dong bekomme ich den Luxus eines großen Zimmers mit allem Komfort. Viel Personal verwöhnt mich, ich bekomme meine Suppe frisch zubereitet, dazu lecker Flaschenbier und die Gewissheit, dass die Wachhunde im Zwinger des Abends auf mein Rad aufpassen werden.
Ein kurzer Spaziergang durch das Stadtzentrum bestätigt mir, dass die Quoten für die Asphaltierungseinheiten bei weitem erfüllt worden sind. Auch sind einige Einkaufszentren in Bau, große Plakate zeigen wie es demnächst aussehen wird.
Um das Hotel herum liegen kleinere Geschäfte, ein weiteres Hotel und eine Kaserne. Der Grill brutzelt, im Inneren ist eine Art Tagung und nebenan ist eine Familienfeier. Es sitzt sich gut hier.
14.02. Gia Nghia - Dong Xoai 122 km, 1060 hm, 6:30 Std.
Jawoll, um 5:00 geht’s los mit lustiger Musik und Informationen aus den Lautsprechern welche an der Straße montiert sind. Da will ich nicht faul im Bett liegen und so bin ich um 7:00 auf der breiten, leeren Umgehungstraße welche den zukünftigen Verkehr am Stadtzentrum vorbeileiten wird.
Ein Köter macht sich kurz an die Verfolgung und dann bin ich auch schon wieder auf der kleinen, kurvenreichen Straße in Richtung Due Phong. Die Stadt selbst empfängt mich mit der am besten ausgebauten Straße welche sich ein Radfahrer vorstellen kann. Ohne Nerv geht es ruckzuck durch die Stadt und am Ortsschild hat die Freude jäh ein Ende. Leider haben die zuständigen Behörden für die nächsten zig Kilometer bis Dong Xoai nicht das Budget welches ich ihnen so gönnen würde, auch im eigenen Interesse. Die Straße ist schlecht, viele Schotterabschnitte, Löcher, Staub, arger Verkehr. Mich erstaunt was die Reifen so aushalten können. Aber - in Dong Xoai sind die Straßenbaumaschinen schon in der pole-position und ich denke da wird demnächst ordentlich was geteert.
Dong Xoai hat mehrere Hotels, das am besten aussehende nehme ich, für 220 T Dong gibt es ein sauberes Zimmer, ein sehr gepflegtes Haus, einen bewachten Parkplatz für mein Rad und anderen Rollern. Leider fehlt ein Restaurant im Hotel, aber direkt nebenan gibt es zwei Restaurants. Also alles bestens.
Nach dem duschen mache ich erst mal einen Stadtbummel. Der Verkehr ist schon sehr lebhaft, die Nähe zu Saigon macht sich irgendwie bemerkbar. Es hat die üblichen Geschäfte, aber auch Spezialitäten wie Wein und Spirituosen kann man erstehen. Nebenan ist der Markt und ich schlendere rüber, sehr zur Freude einiger Marktfrauen, ich scherze herum und endlich entdecke ich sie, die Köter welche hinter mir her waren - bestimmt sind sie es! Nun liegen sie hier und ein halber kleiner Kläffer, nett geräuchert wird mir für 100 T Dong angeboten, aber ich kann auch eine Keule oder den Brustkorb mit den Vorderpfoten käuflich erwerben. Aber was bitte macht man mit einem Hundekopf? Grübelnd gehe ich weiter.
15.02 Dong Xoai - Saigon (HCMC) 112 km, 225 hm, 5:00 Std.
Etwas planlos mache ich mich auf den Weg, da ich noch nicht weiß wohin. Außen um HCMC herum und dann ins Delta? Leider sind die Straßen nicht so beschildert wie ich es gerne hätte und letztlich entschließe ich mich zu „meinem“ Hotel zu fahren. Die ersten 50 Kilometer sind soweit OK. Dann aber schlägt die Hölle des Verkehrs zu, die AH1 als letzte Möglichkeit HCMC zu umgehen ist restlos verstopft, also weiter auf einer Ausfallstraße Richtung Saigon. Irgendwann frage ich einen Polizisten nach dem Weg, er erklärt mir ihn so gut es geht und ich mache mich daran die Informationen umzusetzen. Netterweise hält ein Rollerfahrer und bietet mir seine Hilfe an, ich solle einen Kaffee ausgeben und er würde mir den Weg zeigen, umgekehrt wird ein Schuh draus. Und so ziehen wir los. Da der Verkehr in HCMC total überlastet ist und man locker mit dem Rad mithalten kann, kommen wir gut voran und schneller als gedacht finde ich mich bei Notre Dame wieder. 50 T Dong, 1 Triathlonshirt und ein Kaffee sind der Preis dafür dass ich sonst wesentlich länger benötigt hätte. Aber die letzten 35 km im Verkehr von HCMC haben mir gereicht.
Das Hotel des Vertrauens hat ein Zimmer frei und mein Pappkarton ist auch noch in storage, was will ich mehr?
17.02. My Tho - Ben Tre 36 km
Um mir weitere Nervereien in Strassenverkehr von HCMC zu ersparen habe ich beschlossen mir über eine Agentur die nächsten Unterkünfte zu buchen und auch den Hin - und Rücktransport durchzuführen zu lassen. So nimmt ein Mercedestransporter mein Fahrrad und mich auf und wir werden in My Tho am Mekong abgesetzt. Dort erwartet mich ein junger Mann mit Rad welcher mich zu der Privatunterkunft meines Gastgebers geleitet. Solche Touren sind beliebt - ein oder mehrere Übernachtungen bei Gastfamilien, mal sehen was mich erwartet.
Wir fahren erst einmal über den Mekong, bei Schauer und Gewitter, Richtung Ben Tre, der Regen lässt nach und ich finde mich wieder auf den kleinen beschaulichen Wegen welche das Delta durchziehen. Hier lässt es sich klasse radeln, so ohne Straßenverkehr. Deshalb sind diese stresslosen Touren auch bei nicht radfahrenden Touristen beliebt. Nach einem kurzen Besuch in einer Bonbonfabrik wo aus Kokosnüssen Bonbons gefertigt werden, einem kleinem Imbiss und einem sehr gutem Mittagessen erreichen wir meine Gastfamilie. Es ist noch ein weiteres Touristenpaar anwesend und wir unterhalten uns gut. Die Unterkunft ist klasse, ein Bett, ein Ventilator und ein TV schmücken das Zimmer. Aber hier sind es vor allem die Gastgeber und ihre Familie welche uns herzlich willkommen heißen und sich um uns kümmern. Zum Abendessen werden wir unterwiesen in die Kunst des Frühlingsrollen wickeln und schon bald sind wir alle munter dabei. Wir fühlen uns richtig wohl, das war bisher das beste Erlebnis in diesem Urlaub. Abends sitzen wir auf der Veranda, lauschen den vorbeiziehenden Booten und genießen die schöne Atmosphäre.
18.02. Mo Cay Nam Insel 101 km 5:30 Std.
Vor dem Frühstück geht es zum Markt, einkaufen. Nach dem guten Frühstück schwinge ich mich auf das Rad um die Insel zu erkunden. Grob gesagt fahre ich erst die DT 882 nach Phu Son (Westen), was eine klasse Idee ist denn dort hat es bedingt durch die kleine Straße fast keinen Verkehr, überwiegend Fahrräder und einige Roller beherrschen die Szene. Und dann zurück die QL 57 nach Cho Lach. Beschaulich radel ich durch die Gegend der Autoverkehr stört nicht, die Insel hier ist wirklich zu empfehlen. Auf dem Rückweg mache ich einen Abstecher kurz nach Khong Anh. Kokosnussplantagen und kleine Aufzuchtbetriebe für Pflanzen säumen den Weg. Gegen Abend erreiche ich wieder das Haus des Gastgebers, welcher schon das Gefühl hatte dass ich mich verfahren hätte, aber alles bestens. Ein klasse Abendessen erwartet mich, seine Frau gesellt sich zu uns, leider spricht sie kein English, versucht es aber. Die beiden sind wirklich sehr sympathisch!
19.02 Ben Tre - Tra Vinh 71 km, 4:00 Std.
Nach einem netten Abschied geht im Bummeltempo nach Tra Vinh, Zeit genug ist, da das Hotel gebucht ist. Nach 20 km die Fähre, für 2000 Dong werde ich mitgenommen. Die Überfahrt dauert ca. 20 Minuten und ist unspektakulär. Angekommen wähle ich die vom Gastgeber empfohlene Nebenstrecke, welche nicht nur kürzer sondern auch ruhiger und schöner sein soll. Ruhig ist es auf jeden Fall, ein paar Meiler wo Ziegelsteine gebrannt werden säumen den Weg, dazu natürlich Kokosnussplantagen. Trah Vinh ist eine schöne Stadt mit vielen Bäumen und ebenso vielen Bhuddistischen Pagoden. Schnell finde ich das staatlich geführte Hotel, mache mich fertig und begebe mich auf sightseeing tour. Ein paar Schmiede erregen meine Aufmerksamkeit, breitwillig lassen sie mich ein paar Fotos machen. Dann mache ich mich an die Pagoden, nach der dritten schwindet das Interesse mangels genauer Kenntnis der Materie, statt dessen suche ich einen Barbier welcher mich rasieren soll. Für 25 T Dong geschieht dies, das Ohrenreinigen lehne ich kategorisch ab.
20.02 Tra Vinh - Can Tho 98 km 5:00 Std.
Das Frühstücksbuffet ist reichhaltig und jede Menge uniformierter Gäste zeugen von der Qualität des Hotels. Wie dem auch sein, mein Appetit ist begrenzt da ich seit gestern Abend Darmprobleme habe. Statt dessen trinke ich viel Wasser.
Der Weg nach Can Tho ist beschaulich, viele Reisfelder, kleine Ortschaften und Pagoden säumen ihn. Nach 70 km wird die Straße erneuert, einige Kilometer Schotterpiste müssen die Reifen ertragen, problemlos wie ich erfreut feststelle.
Kurz vor Can Tho führt eine neue riesige Brücke über den Mekong, von oben hat man eine tolle Aussicht. Natürlich knallt die Sonne bei über 30 Grad, statt dessen beeile ich mich in die Stadt und unter die Dusche zu kommen.
Can Tho hat einen netten Markt in der Stadt und einen schwimmenden Umschlagplatz für Händler auf dem Wasser. Touren dorthin sind sehr beliebt, also bin auch ich bald das Objekt der Begierde für die Vermittler von solchen. Und weil ich genug Zeit habe, die Darmprobleme bestehen weiterhin und ich bin des radelns müde, buche ich eine Tour. Zum Markt und dann über einen Kanal zurück - mindestens 3 Stunden. Die Tour zum Marktplatz reicht voll und ganz, die Kanäle entpuppen sich als bessere Abwasserkanäle wo man die Rückseite der Gebäude kennenlernt, schön ist etwas anderes. Ich denke an die durchgeführten Hepatitisimpfungen.
Abends komme ich in Versuchung eine Pizza zu bestellen, aber das kann ich auch in Deutschland. Statt dessen esse ich noch einmal Pho (Suppe), trinke dazu den grünen Tee mit Zitrone und lasse meine Gedanken schweifen:
1350 kilometer bin ich geradelt, ziemlich genau die Strecke und Entfernung welche ich geplant hatte.
Probleme gab es eigentlich, bis auf die Hunde, keine.
Der Verkehr erwies sich als beherschbar, mit dem Strom schwimmen, nicht hasten und den direkten Blickkontakt zum Rollerfahrer suchen. Rollerfahrer welche einem auf der eigenen Seite entgegenkommen benutzen grundsätzlich die Fußgängerseite, ah ja.
Ein fleißiges Volk, natürlich gibt es auch Müßiggänger. Aber die Menschen welche ich kennengelernt habe stehen früh auf und gehen früh zu Bett. Dazwischen liegen viele Stunden Arbeit und wenig Geld, im Vergleich zu dem was wir bekommen.
Der Wert des Geldes - schwierig für uns. In den Touristenhochburgen sind wir die Geldesel. Sei es der Rikschafahrer oder der Kokosnussverkäufer, wir zahlen oft mehr als Einheimische. Auf dem Land, fern der Touristenströme, hatte ich nie das Gefühl beschubst zu werden, zudem was solls wenn die Suppe 25 T statt 20 T Dong kostet? Die Menschen welche auf der Straße Lebensmittel verkaufen, sei es Suppe, Waffeln oder Getränke, können diese 20 eurocent mehr als gut gebrauchen, hart arbeiten dafür tun sie weiß Gott. Es gibt andere Produkte wo das feilschen sich lohnt. Natürlich gab es die Situation wo ich für meinen halben Liter Tee 50 T Dong zahlen sollte, also das fünffache des üblichen Preises, da hab ich mich geärgert und bin weiter.
Mein Rad:
nichts aufregendes, ein Stadtrad mit 27 Übersetzungen, die Federgabel habe ich schon vor Jahren aus Gewichtsgründen ausgebaut.
Vorne habe ich eine Magura Scheibenbremse, hat den Vorteil, dass bei nem 8ter in der Felge das Bremsen noch funktioniert. Hinten reicht eine v-brake.
Pannensichere Continental Travel Contact Reifen, da spar ich nicht und pannenlos bin ich schon seit langem unterwegs, nur genügend Luft muss rein, dafür habe ich eine kleine Pumpe von SKS dabei.
Eine Kette von Wippermann und das praktische werkzeuglose Schloss dazu sind meine Wahl des Antriebs, je nach Straßenbelag habe ich alle 3 - 4 Tage etwas Öl drauf gegeben und mit einem Lappen abgewischt. Ich bin ja faul, und die Kraft in einer gammligen Kette zu verbraten gefällt mir nicht.
Die Ortlieb Backroller sind seit Jahren meine treuen Begleiter, da gibt es keine Alternative, meine Meinung. Die sind Qualitativ so hochwertig, ich hab schon fast ein schlechtes Gewissen das die solange halten.
sonstiges
Grandeur journey in HCM, 90 Le Loi Str. - Herr Hai Van hat mir sehr individuell die letzten Etappen im Mekong Delta organisiert.
Nam BoTourist - Jetzt komm ich etwas ins schleudern mit dem Namen aber:
Herr Tri Van Hghiep, Tour Manager, hat die Privat Unterkunft angeboten, kann ich sehr empfehlen. Cell phone 0919 57 4002. Wer auf der Mo Cay Nam Insel übernachten möchte sollte ihn mal anrufen. Mir hat es sehr gefallen.
In Hue, Hotel Tran Ly, 78 Le Loi, 054 3830894, über internet buchbar. Sauberes Hotel, um die Ecke ein tolles unscheinbares vegetarisches Restaurant namens Tinh Tam Tel 3823572. englisch sprachiges Menue. Sehr preisgünstig und vor allem lecker.
In Hoi An das Restaurant Hai San, 64 Bach Dang Street, direkt am Wasser. Lecker essen bei Kerzenschein.
In Than My das Hotel (Nha NGhi 05102 243 772, nette Betreiber, sprechen leider kein englisch, aber sehr sympathisch.
Hotel Ngoe Tram in Dong Xoai, DC:353, QL 14 P. Tan Thien, Tel 0651 6558 568. Sehr sauber und preisgünstig.
In Saigon habe ich im Thanh Lien Hotel, 135 Ly Tu Trong St. übernachtet. Hatte sich so ergeben. Das Hotel liegt gleich beim Markt, zudem ist Notre Dame, das Kriegswaffenmuseum und der Präsidentenpalast nur ca. 15 min Fußweg entfernt. Kostet 35 Dollar incls. Frühstück welches allerdings asiatisch ist. Ich durfte dort meinen Radkarton kostenfrei lagern. Gegenüber ist eine nette Kneipe.
Der Fahrradhändler des Vertrauens, zumindest in Hannover - Fahrradkontor. Gibt mir regelmäßig einen Karton für das Rad. Man muss nicht alles via Internet kaufen, ich mag mehr den persönlichen Kontakt. Das ist mir das Geld welches ich für Ersatzteile ausgebe wert.
Und jetzt Plan ich Sri Lanka