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#868611 - 10/04/12 07:10 PM
Lava, Salz und Mafia
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Nachdem wir im vergangenen Jahr am Ende unserer Tour durch den Süden Italiens am Ätna gelandet sind, hatten wir von Sizilien ja nur ein kleines Stückchen kennengelernt. So entstand der Wunsch, noch mehr von dieser wunderbaren Insel zu sehen. Mit ein paar Leihgaben aus gpsies, ein paar Teilstrecken vom Kettler und ein paar Tipps aus Reiseführern habe ich einen kleinen Rundkurs geplant, der uns von Catania quer durch die Monti Iblei zur Südküste führen sollte. Danach sollte es entlang der Westküste bis Trapani, weiter durchs Inselinnere nach Palermo und zum Schluss querdurch über Bronte am Ätna zurück nach Catania gehen. Ein paar Tipps vom alten Globetrotter aus Weimar hatte ich meinem Lieblingsreiseführer, der „Italienischen Reise“ entnommen. Mal sehen, ob sich in 225 Jahren viel verändert hat. Zu Himmelfahrt soll es los gehen. Am Abend vorher besorge ich mir einen Leihwagen, um die verpackten Räder zum Flughafen zu schaffen. Die Dame am Schalter bemerkt, dass mein Ausweis seit Februar abgelaufen ist. Kurz vor 18 Uhr ist da wohl auch nicht mehr viel zu machen. Eigentlich wollte ich Katastrophen-Thomas keine Konkurrenz machen. Ach was, Augen zu und durch. Im Auto rufe ich zu Hause an … mein Reisepass geht noch bis Oktober … plumps. Der Vorabend-Check in geht reibungslos. Am nächsten Morgen mit ÖPNV zum Flughafen. Das sollte eigentlich unser letzter Start von TXL sein – so mit Abschiedsfoto und so - Rückflug am Eröffnungstag von BER ... Beim Einstieg halte ich einen kleinen Schwatz mit dem Verlademeister, klar, die Räder sind mit dabei, keine Sorge! Der Flug verläuft sehr ruhig, meist wolkenfrei, schöne Aussichten auf die bunte Republik, das bisschen Österreich ist in wenigen Minuten erledigt und schon sind wir in Italien. Wir überfliegen die weißgepuderten Dolomiten … … dann kommt die Lagunenstadt, leider genau unter uns. Nach ein paar Minuten sind wir über dem Po-Delta, hier der Po di Venezia, gleich hinter Porto Tolle. Da unten rechts sind wir 2008 entlang gefahren. Nun folgen Rimini, San Marino, eine Weile geht es quer über den Stiefel. Dann kommt Neapel mit dem Vesuv, Pompej, Capri, gleich danach die Liparischen Inseln. Der Stromboli liegt etwas im Dunst. Nun nähern wir uns der sizilianischen Nordküste. Die Flugroute verfolge ich auf meinem Navi. Alles sieht gut aus, Anflug von Norden, wunderbar! Beste Position für ein paar Fotos vom Mongibello! Zeit für die nächste Katastrophe. Wir überfliegen gerade die Küste, noch 20 Minuten bis zur Landung, da zieht das Fluggerät plötzlich stark nach links. Darauf die Durchsage aus dem Cockpit: Wegen starken Windes ist der Flughafen Catania geschlossen, wir werden in Lamezia Terme landen. Da wir im letzten Jahr dort vorbei gefahren und noch ein paar Koordinaten im Navi übrig geblieben sind, weiß ich ungefähr, wo das ist. Das war’s mit Sizilien … und schon sind wir über dem Stretto: Nach ca. 20 Minuten – jetzt müsste eigentlich die Ankündigung zur Landung kommen – legt sich das Flugzeug in eine scharfe Rechtskurve. Nach gut 135° Richtungswechsel geht es wieder normal weiter. Erst danach kommt die Ansage, dass der Wind jetzt etwas friedlicher weht und Catania wieder empfängt. Über Aspromonte und Stiefelspitze fliegen wir Richtung Sizilien. Mit ordentlicher Schaukelei und magenhebendem Achterbahngefühl geht es nun abwärts. Die Landung ist sanft … Katastrophe beendet. Das Ganze hat nur gut 30 Minuten Verzug eingebracht. Jetzt noch eine Stunde auf das Gepäck warten. Die Radtaschen spuckt das Band natürlich zuletzt aus, danach werden die Radkartons ausgeliefert. Nun noch ein bisschen basteln und pumpen, dann kann es losgehen. Mit ein paar Grad mehr als zu Hause und bei Sonnenschein fahren wir los. Mit Ätna-Hintergrund … … fahren wir zu einer Tankstelle für den finalen Reifendruck, tanken ordentlich Wasser, trinken unseren ersten caffè und erreichen fast pünktlich unser Hotel, unmittelbar zwischen Landebahn und Küste. Da der Flugbetrieb 22.30 Uhr beendet wird, stört er nicht weiter. Eigentlich wollten wir heute noch 30 km fahren. Da die Gesellschaft mit den rotweißen Flugzeugen jedoch mehrfach die Flugzeiten verschiebt, bleibt heute keine Zeit mehr dafür. Dann müssen wir morgen eben etwas mehr strampeln. Die ersten Kilometer sind ohnehin nur flach. Bis Lentini kennen wir den Weg vom Vorjahr, als wir nach Siracusa gefahren sind. In Lentini stocken wir unsere Vorräte auf. Dieses Mal wollen wir uns aber weiter ins Hinterland, in die Monti Iblei, wagen. Eine kleine Reparatur zwingt zur kurzen Pause in einer Landschaft mit ewig dampfendem Hintergrund: Nun geht es stetig bergauf. Die hügelige Landschaft ist wunderbar, aber wir sind noch nicht richtig im Tritt. Fast ohne Unterbrechung geht es mit 3 bis 6 % bergauf, manchmal auch mit 9 %. Dafür ist unser Motor heute nicht ausgelegt, also müssen wir öfter mal tief Luft holen. Auf 25 km gibt es keine Bar, keinen Alimentari und die Wasservorräte gehen langsam zu Ende. Glücklicherweise finden wir einen öffentlichen Brunnen, so dass wir die Flaschen nachfüllen können. Auf 820 m Höhe erreichen wir endlich Buccheri. Um den Marktplatz herum gibt es ein paar Bars und Läden. Wir suchen uns ein Plätzchen im Schatten, sitzen auf einer Couch vor der Bar, verfolgen das Treiben auf dem Platz und gleichen den Flüssigkeitsverlust mit Cola und caffè aus. Ein paar Stück Kuchen mit viel Creme können auch nicht schaden. In der Hoffnung auf eine schöne Abfahrt verlassen wir die Stadt. Aber mit ein paar Serpentinen geht es erst einmal weiter bergauf, vorbei an einer der vielen unvollendeten Bauruinen. Baugeld zu Ende? Rest für die Villa vom Paten? Nun schrauben wir uns noch auf 900 m hoch, dann wird es richtig schön. Mit fast 10 km langer rasanter Abfahrt geht es hinab auf 530 m, bevor wir mit finaler Bergwertung (auf 700 m) die kleine Barockstadt Palazzolo Acreide erreichen. Auf der unvermeidlichen Via Roma geht es in die Stadt. Nach 77 km mit 1166 Höhenmetern sind wir total kaputt, machen 2 Stunden Mittagschlaf, im Hintergrund läuft der Tiwu mit dem Giro. Irgendeiner hat gewonnen … Am Abend landen wir in einer Trattoria, sind die einzigen Gäste und müssen dafür sämtliche Vorräte vertilgen. Zu der Antipasti-Platte für eine Person hätten wir noch ein paar Leute einladen können. Am nächsten Morgen drehen wir noch eine Runde durch die Stadt, bevor wir uns auf den Weg nach Ragusa machen. Die Landschaft ist leicht wellig. Da die Landstraße nach Giarratana für den Durchgangsverkehr gesperrt ist, ist es auch sehr ruhig. Die Ursache der Sperre erweist sich als kleiner Erdrutsch, für Cinquecento und Fahrräder kein Problem. Manchmal fühlt man sich fast heimisch. Bauernhöfe mit Viehställen wechseln mit kleinen Siedlungen. Diese Szene könnte man eigentlich auch auf dem Weg nach Usedom antreffen: Hinter Giarratana fahren wir auf der ruhigen SS 194 am Stausee des Irminio vorbei. Anschließend sehen wir zahlreiche Schilder entlang der Straße, die vor plötzlich auftretendem Hochwasser in der Flussaue warnen. Ragusa erreichen wir nach nur 37 km. Die Stadt besteht aus den beiden topografisch getrennten Teilen Iblei und Superiore. Iblei liegt etwas niedriger, hat aber weniger Hotels zu bieten. Die letzten 110 Höhenmeter von der Bahnstation bis Iblei genügen uns aber. Bei der Hotelsuche sollte man aber nicht zu sehr die Reisekasse im Blick haben. Nach der Mittagsruhe mit Giro-Untermalung machen wir uns auf den Weg durch die überwiegend gut restaurierte Barockstadt mit mittelalterlichem Stadtplan und teils engen, steilen Gassen. Wir beschränken uns aber auf Iblei und schauen uns die Treppe nach Superiore nur aus respektvollem Abstand an. Zum Abendbrot genügt uns heute das Bruschetta-Sortiment aus der Bar am Dom, eine gute Gelegenheit, bei einem Glas Wein das Treiben auf dem Corso zu beobachten. Eine Hochzeitsgesellschaft kommt gerade aus dem Dom. Der Brautvater, offenbar ein hoher Offizier mit bunter Uniform, wendet besondere Sorgfalt zugunsten seines Säbels auf, ein bisschen wie Operette … Abends zeigt der in sizilianischen Beherbergungsstätten inzwischen obligatorische Flachbildschirm das CL-Endspiel Bayern – Chelsea … ach, lassen wir uns den Urlaub nicht verderben! Am nächsten Morgen erwartet uns eine schöne Abfahrt zur Küste. Zunächst geht es weiter durch das Irminio-Tal entlang der Bahnstrecke. Am Sonntag-Vormittag sind wie immer zahlreiche Rennradler unterwegs. Freundliches buon giorno, ciao, salve, wie immer. Das Maglia Rosa fährt heute mal hinterher. In der barocken Schokoladenstadt Modica herrscht am Tage des Herrn reger Verkehr, weniger Kirchbesuch, eher Einkaufstour, sehen und gesehen werden. Auf dem Corso Umberto hat man jedenfalls keine Eile und lässt uns freundlich passieren. Auch einige Touris besuchen die UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt. Ich schöpfe Hoffnung. „ Giornale tedesco? - Niente“. Schon in Ragusa gab es nur die Analphabetenzeitung mit den großen Bildern. Nun fahren wir weiter entlang dem Modica-Fluss bergab Richtung Meer, erst gemächlich bis Scicli, dann immer schneller auf breiter werdenden Straßen. In Donnalucata machen wir Mittagspause am Strand. Die Cola hole ich aus der Bar gegenüber, panini und Gemüse hatten wir uns unterwegs besorgt. Die Saison ist noch lange nicht in Sicht. Deshalb sieht es hier noch etwas unaufgeräumt aus. Dank stetig blasendem Wind breitet sich der Strand über Fußweg und Straße aus. Uns begegnen zwei deutsche Radler (ein Ehepaar). Gerade Rentner geworden, sind sie nach Palermo geflogen. Jetzt fahren sie mit dem Rad nach Hause am Oberlauf der Donau. Wir tauschen noch ein paar Tipps zu Routen und Übernachtungen aus und wünschen uns eine gute Weiterfahrt. Wir haben ordentlichen Rückenwind, so dass wir auf der nur leicht hügeligen Uferstraße gut vorankommen. Die Fahrt geht zunächst durch ein paar wenig belebte Feriensiedlungen und später durch ausgedehnte Gewächshauslandschaften. Man sieht nur Straßen und Gewächshäuser voller Tomaten, Gurken und Auberginen, ab und zu mal einen Wegweiser und ab und zu das Meer. Kurz vor Scoglitti begegnen wir wieder einer der typischen Umweltsünden des Mezzogiorno, die wir schon in Apulien oder in Kalabrien beobachtet haben. Straßen und Feriensiedlungen werden mitten in die Dünen gebaut. Die Natur wehrt sich ein bisschen dagegen, indem sie den Sand auf die Straße und zwischen die Ferienhäuser treibt. Da hat doch wenigstens der Schneepflugfahrer einen sicheren Arbeitsplatz. Im Hintergrund ist schon Scoglitti zu sehen. Wir kurven ein wenig herum und finden nach 66 km ein Hotelzimmer con vista sul mare. Wir begeben uns zum abendlichen Corso. Zunächst aber geht es am kleinen Hafen vorbei. Der Verkauf des Tagesfangs durch die Fischer des Ortes ist leider schon beendet. Die Boote liegen verlassen, die Verkaufstische sind leer. Eine grande schermo ist aufgebaut, es läuft Diskomusik. Uns fällt auf, dass viele Menschen eher weniger nach italienischen Wurzeln aussehen. Der jahrhundertelange arabische Einfluss ist in Scoglitti gut spürbar. Immerhin sind wir hier ja auch etwas südlicher als in Tunis. Wir kommen später nochmal vorbei und sehen das italienische Pokalendspiel Neapel gegen Turin. Zur Halbzeit steht es 0 : 0, wir wollen im Hotel-TV weiterschauen, können aber keinen unverschlüsselten Sender unter den gefühlt 500 Sky-Kanälen finden. Das Ergebnis 2 : 0 für Neapel lesen wir erst am nächsten Morgen in der Zeitung. Am folgenden Tag fahren wir zunächst auf küstennahen Nebenstraßen, wieder durch riesige Gewächshauslandschaften, fast ohne Ansiedlungen. Eine Straßensperre droht mit großen Umwegen. Kurze Nachfrage bei den Bauarbeitern: Kein Problem für Radfahrer! Also weiter ohne Umweg. Der Erdhaufen und der Bauzaun sind für Autos unüberwindbar. Wir aber dürfen den Zaun ein wenig beiseite heben. Wir teilen uns die Arbeit mit einer Gruppe französischer Rennradler, die 1.000 km Sizilien in 10 Tagen schaffen wollen. Dabei wird dreisprachig munter drauflos parliert, wobei mein Französischanteil nahe Null liegt. Die Franzosen verstehen aber Italienisch ganz gut. Der Rest geht auf Englisch. Immerhin wird viel gelacht. Auch der 65-jährige italienische Reiseleiter ist gut drauf und macht ein paar Späße. Leider müssen wir nun auf die SS 115, die in dieser Gegend mangels Autobahn recht stark befahren ist. Große Chemiebetriebe kündigen die Stadt Gela an, laut Reiseführer ein Ort „ungezügelter Kriminalität“. Wir bleiben auf der Staatsstraße, die am Zentrum vorbei durch die ausgedehnte Neustadt und eine endlose Kette von mobilen Verkaufsständen führt. In den Kreisverkehren und an den Kreuzungen hilft ein selbstbewusster Auftritt, dann gibt es keine Probleme. Danach folgt eine etwas hügelige offene Landschaft. Die Plantagen lassen immerhin ein paar Lücken. Bei Falconara beobachten wir die Melonenernte. Wir nähern uns wieder dem Meer, aber die grandiosen Ausblicke werden doch etwas vom starken Verkehr eingetrübt. Außerdem hat heute der Wind gedreht. Wir haben also Gegenwind, auch noch die nächsten Tage. In Licata erreichen wir nach 65 km das Hotel Al Faro, das natürlich direkt am Leuchtturm unmittelbar am Fährhafen liegt. Der abendliche Rundgang führt uns auf den Corso, wieder mal nach Vittorio Emanuele benannt. In diesem Haus wohnte auch noch Garibaldi, also fast alle wichtigen italienischen Namensgeber beisammen. Am nächsten Morgen frühstücken wir bei Sonnenschein auf der Dachterrasse – con vista sul mare. Danach werden im Alimentari erst die Vorräte aufgefüllt, bevor wir … … durch das undurchschaubare Einbahnstraßensystem aus der Stadt finden. Immerhin weiß das Navi, wo es aus der Stadt heraus geht. Leider können wir dabei nicht immer auf die italienische StVO Rücksicht nehmen. Die uniformierte Staatsmacht ist aber in solch kleinen Dingen stets großzügig und straft uns durch Ignorieren. - Durch Zitronen- und Aprikosenplantagen und durch ein paar verwaiste Feriensiedlungen … … erreichen wir den fast völlig leblosen Ort Torre Gaffe mit spektakulärer Ferienhausarchitektur. Das Dachgeschoss ist immerhin intakt und scheint bewohnt. Der Leuchtturm sieht schon recht verfallen aus. Das einzige Restaurant ist verschlossen. Im Ort sehen wir einen einzigen Bewohner, der sich auf der Kirchentreppe sonnt und einige streunende Hunde, für die wir offenbar eine willkommende Abwechslung darstellen. Bei Annäherung erheben sie sich und laufen auf uns zu. Kurzer Schreck, dann besinnen wir uns auf unseren „Kaliningrad-Trick“: Absteigen und laufen. Das funktioniert tatsächlich. Fußgänger scheinen wohl nicht so gut zu schmecken. Im Vorbeigehen sehen wir aber, dass die Kläffer wohl nur ein wenig Abwechslung haben wollten. Danach müssen wir wieder auf die SS 115. An der Einmündung gibt es immerhin eine Bar für das zweite Frühstück. Diese „Küstenstraße“ nimmt leider viele Hügel mit. Dazu verstärkt sich der Gegenwind, teils in kräftigen Böen. Langsam steigert sich die Gewissheit, dass mein Reiseplan doch etwas zu ambitioniert war. Wir liegen schon einen Tag zurück, dann opfern wir eben einen Ruhetag. Irgendwann zweigt wieder eine küstennähere Straße ab. Bei San Leone stärken wir uns bei einem kombinierten Bäcker mit Fleischer mit ein paar Tischen vor dem Laden. Eine größere Anzahl von parkenden Trucks signalisiert uns, dass es hier schmecken muss. Gut gestärkt geht es nun kontinuierlich bergauf bis zur SS 115. An einem Kreisverkehr sehen wir die Wegweisung zum centro von Agrigento. Nochmal 200 Höhenmeter bis zum Ziel, teilweise mit 10 % Steigung. Unterwegs kommen wir an den Ausgrabungen vorbei. Am östlichen Eingang des Valle dei Templi passieren wir den Hera-Tempel. Wir kommen später nochmal.
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#868614 - 10/04/12 07:12 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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In Agrigento erreichen wir nach 50 km das Hotel Belvedere. Die besten Zeiten dieses Beherbergungsbetriebes müssen 100 Jahre zurück liegen. Wir bekommen das beste Zimmer con giardino. Ein Hauch der Belle Epoque ist noch spürbar, aber gut versteckt. Immerhin haben wir einen schönen Blick auf den giardino, allerdings 2 Etagen unter uns und auf den Piazza Vittorio Emanuele mit Park und Questura. Wir machen uns stadtfein und fahren mit dem Ringbus zum Tal der Tempel. Die Tempel sind sehr gut restauriert. Die Aufwendungen sind allerdings auch ordentlich auf die Eintrittspreise umgelegt. In der Abendsonne strahlt der Concordia-Tempel weithin. Die Busladungen verziehen sich zunehmend, so dass es zwischen den alten Steinen auf der Via Sacra ganz gemütlich wird. Die Carabinieri proben offenbar für einen großen Auftritt vor antiker Kulisse: Vor dem Hera-Tempel soll wohl irgendeine Zeremonie stattfinden. Abends bummeln wir noch durch die mittelalterliche Stadt. Von der Hauptstraße Via Atenea führen viele schmale Gassen in Form von unendlichen Treppen seitlich nach oben. Wer hier eines der zahlreichen B&B gebucht hat … viel Spaß. Wir müssen nur ein paar Stufen hinauf zur Trattoria Manhattan. Der Name passt überhaupt nicht zu diesem kleinen urigen Lokal mit großartiger sizilianischer Küche. Am nächsten Morgen verfahren wir uns ein wenig, gelangen aber wieder auf die Staatsstraße, die mit etwas Abstand noch einen schönen Blick auf die Tempelanlage bietet. Danach folgt Porto Empedocle, der Fährhafen nach Lampedusa. Der Ort bietet mit etwas Abstand keinen schönen Anblick, deshalb bleiben wir auf der SS 115. Die heutige Tour ist deshalb eher eine „Überbrückungsfahrt“: Viel Schwerlastverkehr, Gegenwind wie gehabt. Dazu kommt heute noch ein Stündchen Regen. Immerhin ist es warm und die Feuchtigkeit verdunstet nach wenigen Minuten durch den Fahrtwind. Die Ortschaften sind hier auch sehr dünn gesät, so dass wir nichts zum Essen finden. Dann nehmen wir eben die Tankstelle mit Gastronomia. Nun folgen viele Kilometer Orangen-Plantagen. Am Straßenrand kann man sich damit für wenig Geld die Taschen vollstopfen. Schließlich erreichen wir nach 66 km Sciacca, eine kleine Hafenstadt mit engen und steilen Gassen. Das äußerst attraktive und recht preisgünstige B&B „Al Moro“ in einem Palazzo aus dem 13. Jahrhundert wird u.a. von 2 deutschen Damen betrieben. Einen Tipp zum Abendbrot? Das Al Faro, 100 m abwärts, nur über steile Treppen zu erreichen. Wenn gutes Essen lockt, schaffen wir auch das! Bis um halb acht bleibt etwas Zeit, so dass wir uns noch den Fischerhafen anschauen können. Viel Spaß beim Entwirren! Am nächsten Morgen schieben wir die Räder zur Vermeidung der Treppen mit großem Umweg die steilen Gassen hinab zur Via Licata. Der Inhaber vom Alimentari gegenüber, bei dem wir unsere eiserne Ration auffüllen, fragt uns ein wenig aus, staunt über unseren Sizilien-Giro und berichtet dann, dass er auch viel Rad fährt, eigentlich aber Marathonläufer ist. Zurzeit bereitet er sich auf den Rom-Marathon vor. Raus aus dem Ort, schon beginnen wieder die Hügel. Glücklicherweise gibt es eine wenig befahrene Landstraße … … die aber jeden Hügel mitnimmt. Auf dieser Etappe durchqueren wir keinen einzigen Ort, höchstens kleine Ansiedlungen mit ein paar Häusern. Ansonsten sehen wir nur Äcker und Plantagen, vorzugsweise mit Zitronen. Ab und zu mal eine Azienda, gut eingezäunt und von riesigen aufgeregten Hunden bewacht. Unser heutiges Ziel sind die Ausgrabungen von Selinunte. Im Ferienort Marinella finden wir nach nur 40 km ein modernes Hotel. Die Kurzetappe soll uns einen ausgiebigen Rundgang durch Selinunte ermöglichen. Vergessen wir einfach den Reiseplan. Am Nachmittag sorgt die Sonne für ein angenehmes Licht, außerdem ist es nicht mehr so warm. Das Gelände ist recht ausgedehnt und topografisch anspruchsvoll. Die alten Steine - einfach schön! Der lange Aufstieg zur Akropolis verlangt die letzten Reserven. Nun aber schnell auf Nahrungssuche. Am Hafen von Marinella finden wir ein wunderbares Restaurant mit ordentlichem Fischangebot. Der große Umsatz wird neuerdings auch hier, wie schon oft erlebt, mit Pizza außer Haus gemacht. Ständig knattert eine Vespa heran und ganze Stapel Pappkartons verlassen das Restaurant. Am nächsten Morgen müssen wir wieder hinauf in die Hügelkette. Aber nur bis Campobello di Mazzara. Der freundliche Ort scheint der Mittelpunt der Gegend zu sein. Einkaufsverkehr, caffè, Friseur. Anschließend folgt wieder eine rasante Abfahrt zum Meer. Die Uferstraße ab Granitolo ist ruhig und wir kommen trotz Gegenwind recht gut voran. Hin und wieder sehen wir die Überbleibsel der sizilianischen Verteidigungslinie im 2.Weltkrieg. Dem D-Day im Juli 1943 hat sie wohl nicht lange stand halten können. Immerhin dient dieses Bollwerk jetzt als Straßenschild. Kurz vor Mazzara Del Vallo fahren wir auf dieser Brücke über einen kaum sichtbaren Fluss namens Dèlia. Das Gegenstück dazu kommt gleich hinter Mazzara mit diesem unvollendeten Kunstbau. Ok, die umliegenden Ferienhäuser benötigen auch Baumaterial und Geld, die vollendete Brücke hätte nur die Ruhe gestört. Die Uferstraße verliert sich nun im Nichts. Hier weiß der gpsies-Track, wie man auf ruhigen Wegen, die auf keiner Karte verzeichnet sind, weiter kommt. Vorbei am Klärwerk von Mazzara, dann an peripheren Ferienwohnanlagen und kleinen Wohnhäusern folgen wir ruhigen Landwirtschaftswegen durch ausgedehnte Gemüse- und Weinfelder. Irgendwie sieht es hier aufgeräumter aus als in den weiter östlich gelegenen Inselteilen. Nicht nur die Kirchen sind hübsch verputzt, auch die Wohnhäuser und Feriensiedlungen scheinen etwas mehr Wohlstand zu repräsentieren. In Petrosino kommt es zu diesem denkwürdigen Rennen zwischen Fahrrad und Rasenmäher. Der Rasenmäher entzieht sich der Entscheidung, indem er an der nächsten Ecke abbiegt. Nun nähert sich unsere Route wieder der Küste. In der Ferne ist bereits Marsala zu sehen. Der Wind hält sich etwas zurück, so dass wir noch am frühen Nachmittag nach 67 km Marsala erreichen. Bevor auch hier das Leben richtig los geht, horchen wir ein wenig an der Matratze. Dann hält uns aber nichts mehr. Auf zum Corso, dann Nahrungssuche und noch ein bisschen bummeln. Trotz des auch hier sichtbaren starken arabischen Einflusses ist es aber nicht ganz einfach, mal ein Cous Cous zu bekommen. Oft gibt es das nur mit Vorbestellung. Nun wird es langsam dunkel. Zum Schlafengehen ist es aber zu früh und außerdem müssen wir ja noch das Hauptprodukt des Ortes kennen lernen. Was es nicht alles für Geschmacksrichtungen gibt! Aber wir probieren alles! Auf dem Corso ist immer noch viel los. Belustigt beobachten wir die jungen Damen mit den riesigen Handtaschen. Mit solchen Transportbehältern ist meine Oma vor einem halben Jahrhundert zum Dorfkonsum gelaufen. Die Weinprobe beenden wir mezzanotte mit reichlich Bettschwere. Das Hotel Centrale - um einen kleinen Hof angeordnet – besitzt keinen Frühstücksraum, so dass wir – ausgerüstet mit einem Voucher – eine Bar um die Ecke aufsuchen müssen, una pasta e un caffè americano. Aus der Stadt heraus, fahren wir zunächst wieder ein Stück auf der Uferstraße. Dann beginnt die Via del sale, ein mit EU-Geldern entstehendes Touristik-Projekt. Hier wird aber tatsächlich Salz gewonnen, also kein reines Museum. Den Rohstoff und die Energie (Sonne und Wind) gibt es in unerschöpflicher Menge. Die traditionelle Produktion benötigt eben etwas Zeit. - An kleinen Kanälen warten lang aufgereiht Salzhaufen auf ihre Verladung. Die Ortschaften sehen gepflegt aus … … und die Grundstücke werden gut bewacht. Jedenfalls machen die beiden einen ordentlichen Spektakel. Nun kommen die Salinen mit den großen Verdunstungsbecken ins Sichtfeld. Weithin sichtbar sind die Windmühlen, die allerdings nicht nur zum Salzmahlen, sondern auch zum Wassertransport genutzt werden. Ein freundlicher Sizilianer lädt uns zu einer Bootstour durch die Kanäle entlang der Salinebecken, durch die Lagune zur Isola Grande ein, aber „ohne Fahrradmitnahme“ ist uns das zu heikel. Wir fahren noch ein Stückchen entlang der salzigen Lagune … … und trinken am Besucherzentrum und Salinemuseum einen caffè. Die Dachziegel deuten übrigens nicht auf untergegangene Häuser hin. Sie decken die Salzhaufen ab und dienen der Pressung des weißen Goldes. Bei zunehmender Wärme und langsam vibrierender Luft fahren wir Richtung Trapani. Vor uns liegt der Monte Erice. Dort wollen wir morgen 750 Höhenmeter angehen, um Antica Erice zu besichtigen. Zunächst müssen wir an vielen Salzbecken vorbei, sehen noch eine schöne Mühle, … … fahren am riesigen Hafengelände entlang und erreichen die Altstadt von Trapani. Wieder ein schönes Hotel in einem kleinen Innenhof. Das Zimmer ist eher eine Ferienwohnung und die Räder schlafen in der Küche. Keine lange Pause, denn wir wollen viel von dieser weißen Stadt am Meer sehen. Der Weg durch die Gassen führt uns an dieser Feierabendrunde vorbei. Danach treibt es uns durch den Corso Vittorio Emanuele - teils als Fußgängerzone mit viel Fahrradverkehr - Richtung Leuchtturm auf die weit ins Meer ragende Landzunge. Wie so oft vor sehenswerter Kulisse - hier vor dem Monte Erice - geraten wir in eine Hochzeitsgesellschaft. Es wird reichlich fotografiert und viel gelacht. Abends kommen wir in einer kleinen Trattoria doch noch zu unserem Cous Cous mit Fisch, favoloso. Mehr als reichlich gesättigt wollen wir uns etwas die Beine vertreten und lassen uns einfach durch die schmalen Gassen treiben. Auf einem kleinen Platz geraten wir in eine Bareröffnung. Ein bisschen Stühlerücken und schon ist Platz für uns. Passend zum Anlass gibt es ein Birra Moretti Grand Cru. Das große Gewächs mit Sektverschluss schmeckt tatsächlich ungewöhnlich, hat aber auch einen ungewöhnlichen Preis.
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#868623 - 10/04/12 07:23 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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In der Ecke baut sich nun eine kleine Band auf, ein Gitarrist und ein Sänger, so ’ne Art sizilianischer John Lennon. Das Repertoire besteht vor allem aus englischsprachiger baladenhafter Popmusik, kein Celentano, kein Dalla, aber sehr stimmungsvoll. Bis kurz vor Mitternacht geht es recht laut auf dem kleinen Platz zu. Musik, Beifall, Palaver! Das Publikum ist weit gefächert, von lokalen Honoratioren bis zur auffällig aufgetakelten Dame am Nachbartisch, die fortlaufend ihr telefonino für Geschäftsanbahnungen nutzt. Zum Schluss kommt John Lennon auch zu uns an den Tisch und lässt sich wenigstens noch zu einem Dalla erweichen. Wer den Text kann, singt natürlich mit. Nach Mitternacht noch einen Blick ins Hotel-TV: In Baku werden gerade die Punkte verteilt. - Am nächsten Morgen, noch ein bisschen Moretti-geschädigt, verabschieden wir uns von dem Vorhaben, den Höhenmetern zum Monte Erice beizukommen. Der liegt ohnehin in einer Wolke und lässt den Blick auf die spektakuläre Trapani-Bucht nicht zu. Nachdem die Wolkendecke aufreißt, bietet sich von Valderice – auch auf 250 m - dieser Blick auf San Vito Lo Capo. Wir bleiben auf der Staatsstraße, die wieder einiges an Auf und Ab bereit hält. Auf viele Kilometer sehen wir einen Steinbruch nach dem anderen. Sieht auch ein bisschen wie Raubbau aus. Kurz vor Castellammare Del Golfo finden wir endlich etwas zum Essen. Auf einer Plattform weit oberhalb der Stadt liegt ein großer Parkplatz, für italienische Ausflügler und für deutsche Autotouristen, die vom Flughafen kommend, ihrem Leihwagen oder Wohnmobil eine Pause gönnen wollen. Das Angebot ist entsprechend, Fastfood, aber auch Porchetta, also schnell etwas reingewürgt, dabei den tollen Blick auf Castellammare genießend … … und weiter geht’s entlang der Küste. Nach kurzer Fahrt finden wir in Marina di Alcamo (nach insgesamt 47 km) ein attraktives Hotel unmittelbar am Strand. Der Parkplatz ist riesig, aber für Räder gibt es, wie so oft, keinen Abstellraum. Große Ratlosigkeit an der Rezeption, kurze Frage bei der Direktorin, die Räder dürfen mit aufs Zimmer. Am nächsten Morgen fahren wir weiter auf der Küstenstraße, wie immer mit ordentlichen Anstiegen. Die Tunnel sind nicht sehr lang und meist gut beleuchtet. Unsere Vorräte stocken wir vorzugsweise am Straßenrand auf. Obst und Gemüse sind frisch, schmackhaft und preiswert. Oft bekommt man noch etwas obendrauf. Als Radfahrer ist man ja immer gut angesehen. Hierfür haben wir allerdings keine Verwendung. Irgendetwas fehlt noch für’s Mittagessen, also noch ein Boxenstopp. Natürlich muss man dafür auch etwas Zeit für einen kleinen Schwatz aufbringen, mindestens woher und wohin müssen geklärt werden. Oft gibt es dazu noch die Story der eigenen sportlichen Aktivitäten. In Trappeto baut sich diese Kulisse vor uns auf. Wir müssen da aber nicht drüber, sondern fahren schön drum herum. Anschließend führt die Straße etwa 100 m oberhalb des Flughafens von Palermo „Falcone e Borsellini“ vorbei, der etwa 30 km vor der Stadt liegt und nach 2 ermordeten Mafiajägern benannt wurde. Wer seine Radreise am Flughafen Palermo beginnt, hat also erst einmal 100 Höhenmeter zu überwinden. Bei Isola Delle Femmine bietet sich endlich mal ein Strandzugang (naja, mehr aus Felsbrocken bestehend), den wir für die Mittagspause nutzen. Das Navi wird für die letzten Kilometer in die Inselhauptstadt geeicht und schon geht’s los. Am Ortseingang von Palermo liegen noch gut 10 km bis ins Zentrum vor uns. Diese Straßensperre dient dem Ausbau der Bahnstrecke zum Flughafen und nach Castellammare, ist für uns aber kein Hindernis. Nun werden die Straßen aber immer belebter. Auf der ins Zentrum führenden Hauptachse, der vielspurigen Via Della Libertà erleben wir die üblichen Vespa-Rennen. Auf der Busspur ist es auch nicht gemütlich, da alle paar Minuten ein Linienbus angebraust kommt, kurz stoppt und weiterfährt. Manchmal weichen wir auf die parallel geführten kleinen Straßen aus. Da stören uns aber die Ein- und Ausparker. Also weiter auf der Rennstrecke. Irgendwann erreichen wir (nach 63 km) den Piazza Politeama mit dem gleichnamigen Theater und dem gleichnamigen Hotel. In dem recht komfortablen Business-Hotel (mit lukrativem Wochenendpreis) ist man selbstverständlich nicht auf Radfahrer eingestellt. Kleiner Disput, il boss wird geholt. Die Räder dürfen hinter eine „spanische Wand“ im Foyer, hinter der die Reinigungsmittel deponiert sind. Immerhin ist die Rezeption 24 Stunden besetzt. Für Palermo haben wir 2 Übernachtungen eingeplant. Am ersten Abend bummeln wir ziellos durch die Stadt. Die Orientierung fällt auch ohne Navi leicht. Die beiden Hauptachsen durchqueren das gesamte Zentrum. Beides sind überwiegend 3-spurige Einbahnstraßen. 2 Spuren nutzen die Pkw, die 3. ist den Bussen vorbehalten. Wenn kein Bus kommt, wird diese Spur durch die Vespas okkupiert. Diese Knatterfahrzeuge fahren bis zur nächsten roten Ampel vor und setzen sich vor die Pkw. Wenn die Ampel auf Grün schaltet, beginnt das große Rennen um die Spitzenposition, wie hier am Quattro Canti. Nach Stadtbummel und Restaurant verweilen wir noch ein wenig auf dem Politeamaplatz. Dabei beobachten wir einige Jugendliche vom Palermo-Football-Team, die ein paar Würfe quer über den gesamten Platz üben. Am nächsten Morgen besorgen wir uns ein günstiges Tagesticket für den Stadtverkehr, der hier ausschließlich durch Busse abgedeckt wird. Unser Ziel ist der Vorort Monreale mit den Überbleibseln der großen Klosteranlage, 310 m oberhalb Palermos. Leider ist die Anfahrt mit ca. 1 Stunde Busfahrt ab Piazza Indipendenza im unendlichen Stau verbunden. Den akustischen Hintergrund bieten ein amerikanischer Lautsprecher und so’ne Art schwäbische Oberlehrerin, die allen Mitfahrern, die sich leider nicht wehren können, die Welt erklären. Der gut erhaltene Kreuzgang entschädigt ein wenig dafür. Der Brunnen vor dem Dom wurde nur wenige Jahre vor dem Besuch des Geheimrats fertig, auch gut erhalten. Im Dom, bis vor Kurzem ein wichtiger Stützpunkt der Mafia, werden wir schnell vertrieben – Mittagpause! Dafür spielen die 3 Damen vor dem Dom traditionelle sizilianische Lieder, großartig! Den Blick von der Terrasse auf Stadt, Hafen und umliegende Gebirge erkaufen wir uns mit einem grässlichen Essen in einem Nepplokal. Ich hab’s ja gewusst, aber die Hoffnung … Ab Piazza Indipendenza mit dem Normannenpalast lassen wir uns wieder durch die Gassen treiben. In einigen Vierteln fühlen wir uns nicht recht wohl und beschleunigen lieber unsere Schritte. Immerhin sind die Kirchen prächtig, auch wenn das Elend ringsum groß ist. Besonders krass ist der Gegensatz zwischen der aufwändig restaurierten chiesa Gesu und dem verfallenden Viertel ringsum. Nach dem Bahnhofsbesuch (auch hier keine deutschen Zeitungen) bummeln wir noch ein bisschen durch die Stadt, buchen in einem Internetcafé die nächste Übernachtung und bewundern den Wespenparkplatz vor dem schönen Theater. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Palermo. Wir verabschieden uns aber auch von unserem ursprünglichen Plan, quer durch die Insel zurück nach Catania zu fahren. Wir wollen uns noch eine Küstenetappe gönnen und den Rest mit der Bahn absolvieren. Dann bleiben noch drei Tage am Meer. Wir entlasten die Reinigungsecke im Hotelfoyer von unseren Rädern. Der Fahrzeug-Check wird mitten auf dem Platz durchgeführt. Auf breiten Einbahnstraßen orientieren wir uns Richtung Hafen. Dann geht es auf der vielspurigen Uferstraße weiter Richtung Osten. Am Ortsausgang nach 10 km ist nur noch eine Spur übrig geblieben. Der Verkehr lässt stark nach. Unsere Einkäufe erledigen wir wieder am Straßenrand. Außer Wasser und Gemüse könnte man laufend Fisch, Möbel, Haushaltwaren und Blumen kaufen oder das Auto reparieren und waschen lassen. Wir belassen es beim Kauf von Wasser, Obst und Müllbeuteln. Die Küstenstraße verläuft mal mehr oder weniger nah an der Küste entlang. Der Verkehr bleibt ruhig, dank der parallel verlaufenden Autobahn. Am Torre Normanna gönnen wir uns und den Rädern einen schönen Blick zurück auf die Bucht mit dem Monte Catalfano (373 m). Die Fähnchen am Rad haben uns übrigens viel Wohlwollen und freundliche Kommentare eingebracht. - In Termini Imerese müssen wir uns wieder einige Höhenmeter hinauf schrauben, um auf der Ortsdurchfahrt ins Stadtzentrum zu gelangen. Dabei passieren wir dieses ländliche Idyll. Kurz hinter der Stadt beginnt ein ausgedehntes Gewerbegebiet, das vor allem durch Erdölhafen und Erdölverarbeitung geprägt ist, statt Strandleben eine Kulisse wie Leuna II. Dazu viele Bauruinen. Millionen verbaut, aber wofür? Ein größerer Teil der Grundstücke wird für Autoverwerter genutzt. Sizilianische Abwrackprämie? Schnell vergessen und weiter bis Cefalù, das eigentlich nicht im Reiseplan stand. Nun können wir Volkers Grüße doch noch ausrichten. Weit vor der Stadt sieht man den imposanten Rocca di Cefalù über der Bucht. Für diesen Ort haben wir am Tag zuvor ein B&B gebucht. Die Wohnung befindet sich im Herzen der Stadt, fast am Ende der Landspitze. Die Räder müssen schließlich durch dickstes Touristengewühl geschoben werden. Die topmodernisierte Wohnung befindet sich im Obergeschoss und die Räder dürfen in der Wäschekammer – auch im Obergeschoss – übernachten. Heute haben wir mal 77 km geschafft, war ja auch schön flach. Nach Stadtrundgang und Restaurantbesuch spazieren wir noch ein bisschen durch die Stadt. Auf dem Domplatz löst sich gerade eine Kundgebung auf. Viele Leute stehen aber noch zusammen und unterhalten sich. Wir genießen die Atmosphäre und trinken noch ein Gläschen vor der Bar Duomo. Zu uns gesellt sich ein Herr und spricht uns an, woher und wohin. Nachdem das geklärt ist, erkundigt er sich nach unseren Eindrücken von Sizilien. Wir schildern natürlich unsere Begeisterung für Land und Leute, lassen aber auch ein paar negative Eindrücke nicht aus: die teils ungehemmte Umweltzerstörung, die vielen Bauruinen, die von fehlgeleiteten Geldern künden, die teils schlechte Bauqualität (wer die Autobahnbrücken von unten gesehen hat, kann eigentlich nicht mehr ruhig drüber fahren). Wir spüren großes Interesse, bekommen einiges erklärt und zum Schluss noch ein dickes Lob: Siete viaggiatori, non siete turisti! Nun beenden wir unsere Radtour, fahren am nächsten Morgen zum Bahnhof und nehmen den Regionale veloce nach Messina. Kleines Kuriosum: Zur gleichen Uhrzeit sollen auf Bahnsteig 1 der Zug aus Palermo nach Messina und der Zug aus Messina nach Palermo abfahren. Frage an den Fahrdienstleiter, Antwort: binario uno. Die Lösung des bahntechnischen Logistik-Problems folgt dem Prinzip: Wer zuerst kommt … Der zweite Sieger weicht eben auf Bahnsteig 2 aus. Wir sind natürlich Zweiter. Glücklicherweise gibt es keinen Tunnel. Kurz nach der Abfahrt verschwindet der Zug im Felsen von Cefalù. Zunächst fahren wir auf kurviger küstennaher Strecke, später aber auf der Ausbaustrecke mit vielen Tunneln. In Messina Centrale raus aus dem Zug, nach dem Anschluss erkundigt, es geht nach einer Stunde mit demselben Zug auf demselben Bahnsteig weiter. Bis die neue Mannschaft kommt, müssen wir vor verschlossenen Türen warten. Immer an der Küste entlang fährt der Zug nach Catania, nun aber als normaler Regionale, der „an jeder Milchkanne“ hält. Viele Orte sind uns von der Tour vor einem Jahr bekannt. In Catania fahren wir am Hafen entlang Richtung Westen und werden vom Gegenverkehr sofort freundlich begrüßt. Salve!Vorsichtshalber füllen wir unsere eiserne Ration auf, denn wir erwarten in unserem Villagio keine Versorgung, da der 31. Mai noch weit vor der Saison liegt. Leider erweist sich unser Bungalowdorf, das die Saison tatsächlich erst am Vortag eröffnete, diesmal als Terroristencamp: Etwa 50 Jugendliche (überwiegend Portugiesen, ein paar Amis und Italiener), die bis Mittag schlafen, ein paar Stunden an den Strand gehen, den gesamten Abend die Frisur richten, um ab Mitternacht bis 5 Uhr Disko zu machen. Das Personal zeigt sich freundlich aber offenbar machtlos. Immerhin genießen wir die Stunden am Strand, beobachten den dampfenden Ätna und hoffen, dass er den Flughafen in Ruhe lässt. Auf einer Einkaufstour finden wir bei einem Restaurant einen Stapel Pappe und schneiden die Teile ein bisschen zurecht. Sonntag früh, nach durchwachter Diskonacht, fahren wir zum Flughafen, den Mongibello immer vor uns. Keine Lavaausbrüche, kein Ascheregen, kein Wind, bestes Flugwetter! Im Vorort Fontanarossa frühstücken wir vor der Bar, zum letzten Mal un brioche e un caffè. Das rote Fluggerät auf dem Platz vor der Bar ist nicht Bestandteil der Air-Berlin-Flotte, sondern dient hier nur als Wegweiser zum Flughafen. Heute geht alles planmäßig. Die Räder werden mittels Pappe verhüllt und die Radtaschen in die Mülltüten aus Palermo verstaut. Auch hier kann ich den Verlademeister beim Einstieg fragen: Si, le bici sono a bordo. Strahlendes Lachen, Daumen hoch! Bei strahlendem Sonnenschein fliegen wir einmal rund um den Ätna, bevor wir Kurs nach Norden aufnehmen. Die Liparischen Inseln, hier die Isola di Salina mit den erloschenen Zwillingsvulkanen, sind dieses Mal besser zu sehen. Bald überfliegen wir unsere frühere Residenz … … und landen nach auch dieses Mal in Tegel. Die Bastelei geht recht schnell. Die Pappe wird in mehrere Papierkörbe verteilt und schon geht es los. Kleiner Schock: Aus knapp 30° wurden 13° mit Nieselregen. Wir müssen die langen Hosen aus dem Gepäck kramen. Zu Hause wird (Anfang Juni) die Heizung eingeschaltet. Fazit: Italien mache ohne Sicilien kein Bild in der Seele, hier wäre erst der Schlüssel zu allem meinte der Reiseschriftsteller vor 225 Jahren. Obwohl wir wieder nur einen kleinen Ausschnitt gesehen haben, kann ich dem nicht widersprechen. Immerhin haben wir nun unsere kleine Trilogie mit dem Teil 1 Florenz - Rom - Neapel und Teil 2 Neapel – Messina – Siracusa – Catania vorläufig abgeschlossen. Davor sind wir schon ein bisschen im Norden gekreuzt (vom Lago Maggiore über Mailand zum Po-Delta, VCA, Etsch-Radweg, Toskana). Nun kennen wir Italien also schon ein bisschen, immerhin sind wir einmal querdurch. Wieder herrscht das Gefühl vor, dass wir eigentlich im D-Zug-Tempo durch das Land gerast sind. Also nochmal wiederkommen, mehr ins Inselinnere, die Nationalparks, noch viele interessante Orte? Aber es gibt doch noch so viele Reiseziele auf unserer Liste! Dass wir auch dieses Mal den Reiseplan umbauen mussten, ärgert uns nicht im Geringsten. Dadurch konnten wir vieles kennenlernen, das sonst nur am Rande erkennbar gewesen wäre. Wesentliche Ursachen waren die meinerseits etwas unterschätzte Topografie und der vor allem an der Westküste stetig blasende Gegenwind. Die Küstenstraßen haben uns doch sehr zu schaffen gemacht. Sie bilden die Landschaft ordentlich ab und verschwenken oft in höhere Lagen. Nur wenige Brücken und Tunnel nivellieren das Gelände. Nach grobem Überschlag muss man mit durchschnittlich 1000 Höhenmeter auf 100 km Entfernung rechnen. Das Wetter war selten so gleichmäßig gut wie auf dieser Reise. Aber Sizilien war wohl dieses Mal tatsächlich die Insel der Glückseligen. Der gesamte Stiefel war im Meteo ständig voller Regenwolken, Sizilien aber voller Sonne. Unterwegs hat uns der Regen mal eine Stunde geärgert, ansonsten hat man nur nachts von ihm gehört. Sizilien ist ein Genießerland. Jenseits von Fastfood und Pizzamanie wird man mit einem breiten Angebot regionaler Küche, die sogar ein wenig mit afrikanischen Farbtupfern versehen ist, verwöhnt. Dazu ein gigantisches Angebot an Süßigkeiten und Backwaren. Nicht zu vergessen, die zahlreichen mobilen Händler mit reifem Obst und Gemüse. Besonders angetan sind wir von den Menschen. Jederzeit ist man uns freundlich entgegengetreten, wenn man mal von den Terroristen im Bungalowdorf absieht. Für die Statistik bleiben bescheidene 750 km zu vermelden, immerhin aber auch für uns äußerst schweißtreibende ca. 10.000 Höhenmeter. Ja, was nun? Nochmal Sizilien? - Che cosa faccio adesso? A l’anno prossimo!?
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#868687 - 10/04/12 10:25 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Danke für den schönen Bericht, die Bilder und den unterhaltsamen Text. Hat mich wunderbar an unseren Auffenthalt vor 5 Jahren erinnert: Agrigento, Palermo, Monreale, Cefalu....
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...in diesem Sinne. Andreas | |
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#868720 - 10/05/12 07:18 AM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Danke für den Bericht, hat mir gut gefallen!
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#868745 - 10/05/12 09:28 AM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Hallo Dietmar, einen fein ausgeklügelten Reisebericht hast Du da geschrieben. Er macht mal wieder Lust auf Campari, Süddeutsche Zeitung, Wellenklatschen und Barfuss am Strand mit einer gehörigen Portion spaghetti a la mama. e molto grazie per corso di lingua italiana Lieben Gruß Jürgen
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° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° Reisen + | |
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#868748 - 10/05/12 09:53 AM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Moin Dietmar, sehr lebendige, nachfühlsame Reiseschilderungen und aussagekräftige Fotos! Hat mich sehr beeindruckt - vielen Dank dafür
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Edited by inga-pauli (10/05/12 09:55 AM) |
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#868869 - 10/05/12 05:00 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: iassu]
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Danke für den schönen Bericht, die Bilder und den unterhaltsamen Text. Hat mich wunderbar an unseren Auffenthalt vor 5 Jahren erinnert: Agrigento, Palermo, Monreale, Cefalu.... Freut mich, Andreas, wenn er Dir gefallen hat. War das vor 5 Jahren eine Radreise? Gruß Dietmar
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#868872 - 10/05/12 05:15 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Juergen]
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... einen fein ausgeklügelten Reisebericht hast Du da geschrieben. Er macht mal wieder Lust auf Campari, Süddeutsche Zeitung, Wellenklatschen und Barfuss am Strand ... Wenn das mein Lieblingsforumsreiseschriftsteller schreibt, freut mich das besonders. Statt Campari lieber Nero d'Avola oder Moretti, aber sonst stimmt's. Saluti Dietmar
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#868911 - 10/05/12 06:49 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Für die Statistik bleiben bescheidene 750 km zu vermelden, immerhin aber auch für uns äußerst schweißtreibende ca. 10.000 Höhenmeter.
siehste, das wird doch langsam was mit Euch und dem bergauffahren und es hat, wie´s scheint sogar Spaß gemacht. Das nächste Mal klappen dann schon ein paar Höhenmeter und Kilometer mehr und der Spaß ist noch größer . Danke für den farbigen Bericht. Gruß auch an die beherzte Mitfahrerin Nat
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#868926 - 10/05/12 07:28 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Hallo Dietmar,
jedes Jahr beneide ich dich ein bisschen mehr. Danke für den gelungenen und herrlich erfrischenden Bericht und die schönen Bilder.
Hans
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#868929 - 10/05/12 07:44 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: inga-pauli]
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... sehr lebendige, nachfühlsame Reiseschilderungen und aussagekräftige Fotos! ... Danke Inga! Naja, man bemüht sich Ich wundere mich auch immer, was bei so einem kurzen Urlaub alles rumkommt. Aber ohne solche Erinnerungen verblasst alles. Gruß Dietmar
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#868935 - 10/05/12 07:58 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Uns fällt auf, dass viele Menschen eher weniger nach italienischen Wurzeln aussehen. Der jahrhundertelange arabische Einfluss ist in Scoglitti gut spürbar. Mein Italienischlehrer hat mit der ihm eigenen norditalienischen Arroganz immer gesagt: i siciliani non sono italiani, sono africani. Wobei er das wohl mehr auf die Sprache als auf das Aussehen gemünzt hat. Hans
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#868940 - 10/05/12 08:18 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: natash]
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... siehste, das wird doch langsam was mit Euch und dem bergauffahren und es hat, wie´s scheint sogar Spaß gemacht. ... Klar, macht das Spaß. Durch die Berge erschließt man sich ja auch manch schöne Landschaft und manch imposanten Ausblick. Das ständige Auf und Ab bringt uns aber doch an unsere Grenzen, so dass wir nur zu relativ kurzen Etappen gekommen sind. Ob das in unserem Alter noch steigerungsfähig ist? Gruß Dietmar
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#868942 - 10/05/12 08:27 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Das ständige Auf und Ab bringt uns aber doch an unsere Grenzen, so dass wir nur zu relativ kurzen Etappen gekommen sind. Ob das in unserem Alter noch steigerungsfähig ist? E-Bikes (Pedelecs) sind da mein Tipp (aber das bleibt unter uns, weil es sonst wieder zu unendlichen Debatten hier führt )
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#868944 - 10/05/12 08:40 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Hansflo]
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Hallo Hans, von Dir hätte ich eigentlich eine Abmahnung erwartet, wegen dem "bisschen Österreich", aber von oben besehen war's nicht mehr. ... jedes Jahr beneide ich dich ein bisschen mehr. ... Warum das denn, Du bist doch auch einmal im Jahr im Zitronenland, zwar meist im Norden, aber immerhin. Mit der Sprache habe ich auf meinem (sprachlichen) Niveau weniger Probleme gehabt als erwartet. In ein Gespräch unter Einheimischen kommt man sicher nicht so schnell herein. Auch in einigen Situationen musste ich zweimal nachfragen, um zu verstehen. Man pflegt eben eine etwas rauhere Ausprache. Wenn Du aber in einem entsprechenden Umfeld bist, bemühen sich die Gesprächspartner um die Schulsprache. Das Gespräch mit dem Herrn in Cefalù war eher durch meinerseits fehlende Vokabeln als durch Verständnisprobleme limitiert. Nach dem "come si dice" gibt's den passenden Tipp, und schon wieder was gelernt. Gruß Dietmar
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#869004 - 10/06/12 08:26 AM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Hallo Dietmar,
schöner Bericht! Macht Laune auf Italia!
Grüße Andreas
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#869154 - 10/06/12 06:05 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Hallo Dietmar,
war sehr schön zu lesen und die Fotos haben die Schönheit der Insel und die vielen Eindrücke gut wiedergegeben.
Gruß Doris
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#869230 - 10/07/12 07:37 AM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Moin Dietmar, schön das Ihr mir Cefalu grüßen konntet. Ich hoffe, es hat Euch auch so gut gefallen, wie uns damals. Da haste ja mal wieden einen ganz tollen Bericht "hingelegt". Haste jut jemacht. Bis bald.
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#869244 - 10/07/12 08:26 AM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Hallo Dietmar,
du hast recht, Italien steht jedes Jahr auf unserer Liste, aber auf mehr als fünf oder sechs Tage am Stück sind wir noch nicht gekommen. In ein paar Jahren, wenn die Kinder ein paar Jahre älter sind, werden es dann auch einmal zwei Wochen werden. Und ein Sizilien-Giro.
Hans
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#869282 - 10/07/12 09:56 AM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: inga-pauli]
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... E-Bikes (Pedelecs) sind da mein Tipp (aber das bleibt unter uns, weil es sonst wieder zu unendlichen Debatten hier führt ) Wart's ab, bis die Debattenführer selbst zur Pedelec-Klientel zählen. Wer hier etwas länger dabei ist, hat die gleiche Entwicklung schon bei GPS-Themen registrieren können. Die größten GPS-Hasser sind inzwischen entweder verstummt oder geben selber fachkundige Tipps ab. Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern (soll Adenauer gesagt haben). Gruß Dietmar
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#869480 - 10/07/12 08:53 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Danke für den schönen Bericht, die Bilder und den unterhaltsamen Text. Hat mich wunderbar an unseren Auffenthalt vor 5 Jahren erinnert: Agrigento, Palermo, Monreale, Cefalu.... Freut mich, Andreas, wenn er Dir gefallen hat. War das vor 5 Jahren eine Radreise? Nein.
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...in diesem Sinne. Andreas | |
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#870100 - 10/09/12 07:00 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Pedalpetter]
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... Cefalu grüßen konntet. Ich hoffe, es hat Euch auch so gut gefallen, wie uns damals. ... Die Stadt hat uns sehr gefallen, aber auch vielen anderen. Dadurch wird's da ganz schön eng. Aber abends, wenn die Busladungen wieder weg sind und auch am Morgen, wenn die Eingeborenen das Bild dominieren, ist es sehr schön. Das ist aber überall in den Tourizentren so. Danke auch an Doris und Andreas! Gruß Dietmar
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#870236 - 10/10/12 08:22 AM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Schöner Bericht. Ich muss mich abends mal in Ruhe hinsetzen, und alles noch mal intensiv lesen. Eins fiel mir auf: … fahren wir zu einer Tankstelle für den finalen Reifendruck Erstaunlich. Das kann ich beinahe nicht glauben... Ich habe es im letzten Jahr zwischen Bozen und Rom nicht geschafft, mein Rad an einer Tankstelle aufzupumpen. Ich bin wirklich viele Tankstellen angefahren. Gut zwei Drittel hatten überhaupt keine Luft vorgesehen, und beim letzten Drittel gabs zwar Luft, aber nur ohne Druckmessung (entweder war gar kein Manometer vorhanden oder es war kapputt). Letzteres war mir zu heikel. Ich habe ganz schön geflucht, immer mit der kleinen Pummpe werkeln zu müssen. Habe mich mehrmals gefragt, wie Italiener wohl ihre Autos aufpumpen... Gruß Thoralf
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Edited by Toxxi (10/10/12 08:25 AM) Edit Reason: Tippfehler |
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#870237 - 10/10/12 08:28 AM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Toxxi]
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Ich bin auch schon in der Gegend unterwegs gewesen und kenne die Strecke teilweise sehr gut und kann deine Erfahrungen teilen. Dass die Tankstellen die Möglichkeit zum Luftaufpumpen der Räder bieten, ist mir damals auch nicht aufgefallen. Aber vielleicht haben sich die Zeiten ja mittlerweile geändert.
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#870282 - 10/10/12 11:05 AM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Toxxi]
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Hallo Thoralf,
vielleicht habe ich nur Glück gehabt. Bei der ersten Tankstelle, allerdings an einer größeren Staatsstraße hat's geklappt. Mit meinem mitgebrachten Adapter von Auto- auf Franzosenventil. Aus der Erinnerung vom Vorjahr kann es sein, dass wir erst bei der 3. oder 4. Tankstelle eine Kompressoranlage gefunden haben. Man muss jedenfalls fragen.
Inzwischen hat sich das Problem erledigt. Habe mir eine Pumpe mit Manometer zugelegt.
Gruß Dietmar
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Edited by Dietmar (10/10/12 11:08 AM) Edit Reason: Erg. |
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#896499 - 01/07/13 03:37 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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So, nun bin ich endlich mal dazu gekommen, den Bericht in Ruhe zu lesen. Ihr hattet ja wieder mal wirklich Glück mit dem Wetter. Dass es die verschiedenen italienischen Polizeibehörden (mindestens 3 verschiedene habe ich gezählt) nicht die Bohne interessiert, ob man mit dem Rad verkehrt herum in eine Einbahnstraße fährt, habe ich auch schon festgestellt. Ebenso die Rennradfahrer, die waren alle ausgesprochen freundlich und haben reihenweise gegrüßt. Haste eigentlich auch wieder Videos gedreht? Das letzte, was Du mir gezeigt hast, war wirklich klasse. Erstaunlich, wie viele Bauruinen da rumstehen... Wer iss'n Dalla? Und hoffentlich hast Du jetzt gelernt, dass man NIEMALS ohen Ohropax auf Radreise geht. Man kann nie wissen, wo man übernachten muss und wer da nachts unbedingt Krawall machen muss. Das sieht original aus wie in der Maramuresch in Rumänien ungefähr an dieser Stelle. Bald überfliegen wir unsere frühere Residenz … Ahrensfelde, rechts der S-Bhf. der S8 und links die Schleife der M8? Langsam könntest du doch echt mal ein Buch über Italien verfassen. Und Du hast mir immer noch nicht hieb- und stichfest erklärt, wie man tagsüber was zu essen bekommt... Gruß Thoralf
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#896559 - 01/07/13 06:03 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Toxxi]
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Hallo Thoralf, so viele Fragen! - nee, kein Video; ist einfach zuviel, fotografieren und drehen; eine der nächsten Reisen sollte das mal wieder gehen; Aufnahme- und Schnitttechnik haben sich in den letzten Jahren ordentlich entwickelt, da kribbelt's in den Fingern - Dalla? Guggst Du! - ja Ahrensfelde, eigentlich Ahrensfelde-Süd (alles nördlich der Havemannstraße), nach Vier-Mächte-Abkommen außerhalb von Groß-Berlin (nach den Grenzen von 1920); Marzahnien wurde zu klein für die Erfüllung des Wohnungsbauprogramms, so wurde ein Stück DDR von Berlin, Hauptstadt ... annektiert; die West-Allierten haben's geduldet, war gerade Tauwetter - Essen: Hab doch fast jede Mahlzeit beschrieben Gruß Dietmar
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#897838 - 01/10/13 11:50 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: Dietmar]
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Hallo Dietmar, sorry für die späte Rückmeldung - habe das irgendwann mal gelesen - nachdem der Bericht wieder nach oben geschwemmt wurde, könnte ich noch ein paar Fragen los werden. Zunächst: Danke und Gratulation für die vielfältigen Reiseeindrücke in Wort und Bild - von dir ja immer lebendig nachzuempfinden. Die Bilder am Catania-Strand kommen mir bekannt vor, da war ich ja auch mal auf dem Camping zwecks Rückflug. Habt ihr eigentlich mal bewusst in Anti-Mafia-Läden eingekauft? - es gibt ja solche Händler, die ein eigenes Netzt entwickelt haben, aber in Sizilien weniger verbreitet sind als auf dem Festland - weil in Sizilien immer noch etwas riskant. Habt ihr überhaupt mit Einheimischen über Mafia und Kriminalität gesprochen? Ich habe Messina-Ätna-Catania einigermaßen "normal" empfunden - meine, die Mentalität sei recht aufgeschlossen gewesen. Hattet ihr das Gefühl, dass es im ländlichen und/oder westlichen Sizilien (Palermo) konservativer zugeht? Modica = Schokoladenhochburg - was hat es damit auf sich bzw. hast du vielleicht sogar "Beweise? Du erwähnst Gewächshäuser als Umweltsünden und hast solche auch in Apulien und Kantabrien beobachtet. Apulien war ich weniger/nicht, aber Kantabrien doch recht viel - ich hatte keine solchen - mir aus Andalusien - bekannten Gewächshauslandschaften gesehen - wo war das denn in Kantabrien?
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#898462 - 01/12/13 07:40 PM
Re: Lava, Salz und Mafia
[Re: veloträumer]
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Wieso war mir der Bericht nicht schon im Herbst '12 aufgefallen? Na ja, so hatte ich heute an dem leicht frostigen und etwas angeschneiten Januarsamstag das Vergnügen, Deinen Bericht über Eure Sizilien-Tour zu lesen. Dafür ein dickes Lob und ein herzliches Danke-Schön, verbunden mt dem Gefühl, Sizilien mit nur einem Tag Aufenthalt doch seeeeehr vernachlässigt zu haben. Das sollte dann eigentlich Grund sein, wiederzukommen und Versäumtes nachzuholen!!!
O-Ton Dietmar: "Wieder herrscht das Gefühl vor, dass wir eigentlich im D-Zug-Tempo durch das Land gerast sind. Also nochmal wiederkommen, mehr ins Inselinnere, die Nationalparks, noch viele interessante Orte? Aber es gibt doch noch so viele Reiseziele auf unserer Liste!"
Dem füge ich nichts hinzu - genau so empfinde ich auch!
lytze
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Wer schnell fährt, kann auch schnell schreiben... | |
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