Hier mein Bericht von der diesjährigen Alpentour, vom Genfer See zum Mittelmeer auf der Route des Grandes Alpes. Um Euch nicht mit Fakten zu langweilen, habe ich objektivierbare Beobachtungen
ins Wiki ausgelagert, wo sie der Nachwelt hilfreich sein mögen. An dieser Stelle verbleiben die persönlichen Eindrücke.
Diese Route war schon länger mein Traum. Genauer gesagt seit fünf Jahren, als ich zum ersten Mal von ihr las. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich zum ersten Mal in die Alpen getraut und entdeckt, dass Pässefahren auch athletisch eher mäßig begabten Menschen wie mir offen steht.
Nachdem ich 2009 nach Frankreich umzogen war, wollte ich die Strecke natürlich erst recht fahren, aber die letzten beiden Jahre kamen Dinge dazwischen. Für dieses Jahr Ende Juli hatte ich es mir dann fest vorgenommen. Allein, nach einem milden Winter spielte das Wetter verrückt, drei Monate kühl und regnerisch, und meine Hoffnung sank. Denn gutes Wetter sollte es für diese Traumstrecke schon haben, schon aus rein praktischen Gründen.
Mitte Juli sagte der Wetterbericht - nach einem wieder mal verregneten Wochenende - ausnahmsweise mehrere Tage stabile Hochdrucklage voraus. Spontan entschied ich mich, jetzt oder nie, die Angelegenheit vorzuziehen, zum Glück konnte ich unproblematisch eine Woche freinehmen. So ließ ich am Sonnabend den Regen Regen sein, lag faul herum und konnte mich bestenfalls aufraffen, die Zugfahrkarte zu besorgen. Weil Nationalfeiertag war, geriet mein Fahrrad bei einem übereifrigen Bahnmitarbeiter unter Terrorverdacht.
Sonntag mit dem 11-Uhr-Zug von Paris nach Genf. Den Nachmittag verbrachte ich damit, gemütlich nach Thonon zu bummeln, um mich für den "grand départ" am nächsten Morgen in Stellung zu bringen. Zweimal gingen heftige Schauer über mich her, aber die sollten ja ab Montag der Vergangenheit angehören. Wehe, wenn nicht.
MontagTatsächlich scheint die Sonne am nächsten Morgen aus allen Knopflöchern. Ein rituelles Eintunken des Vorderrads ist an der Promenade nicht möglich, aber andächtig auf den See zu starren, reicht ja vielleicht aus.
Zu Beginn habe ich eine ruhige Route über mehrere kleine Pässe ausgesucht. In dieser Gegend glaubt man noch gar nicht, in den Alpen zu sein, Landschaft und Besiedlung passen eher zum Jura. Schulkinder lagern auf einer Wiese, sie feuern mich an, ich winke zurück. Schön ist die Welt.
Naja, teilweise. Der vollgebaute Talkessel von Cluses kommt mir vor wie eine Großstadt. Alle Meinungen, die ich über den nächsten Pass gehört habe, sagen das Gleiche, und ich kann sie bestätigen: Der Col de la Colombière ist ein richtiges kleines Biest. Gemein ist der letzte Teil, wo die Passhöhe schon ganz nah aussieht, es aber nicht ist, und die Steigung immer noch stärker wird.
Oben angekommen gönne ich mir was zu essen, auf der Terrasse in der Sonne sitzend fallen mir fast die Augen zu. Ich muss mich zusammenreißen, um weiter zu fahren. Viertel nach sieben bin ich in der Jugendherberge von La Clusaz, noch rechtzeitig zum Abendessen.
DienstagUm 7 Uhr morgens bin ich der erste beim Frühstück. Die JH liegt im oberen Teil von La Clusaz, es ist nicht mehr weit zum Col des Aravis. Auf den letzten Metern des Passes taucht plötzlich, fast wie eine Fata Morgana, das riesige, schneebedeckte Haupt des Mont Blanc hinter dem Horizont auf.
In Flumet geht es übergangslos weiter mit dem Col des Saisies. Unterwegs treffe ich einen anderen Reiseradler. Der hat das Wappen von Leer auf seinem Rad kleben, aber "Moin" versteht er nicht: Es ist Anthony aus Albertville, der ebenfalls die Route des Grandes Alpes fährt und heute bei sich zu Hause Station machen wird. Wir fahren zusammen bis zur Passhöhe und quatschen. Für mich geht es weiter auf den nahegelegenen Mont Bisanne, der hat bessere Aussicht als die ziemlich langweilige Passhöhe.
Noch ein dritter Pass für heute. Im unteren Teil der Anfahrt zum Cormet de Roselend überholen mich zwei Radler: einer mit kleinen Packtaschen und eine Rennradlerin. Schnell sind beide aus den Augen und aus dem Sinn, aber ich soll beide wiedersehen. Bei letzterer dauert es eine gute Stunde, auf den letzten Metern zum Stausee ist sie mächtig am Kämpfen, und wir kommen zeitgleich an.
Zum ersten Mal auf der Reise bin ich richtig überwältigt vom Bergpanorama. Die beiden Kollegen der Rennradlerin sind inzwischen auch da, alles Engländer. Ich mache ihnen ein Gruppenfoto. Es scheint zu gefallen, das sei ja ein richtiger "Facebooker", meint sie. Nach kurzer Rast weiter zum Pass, zum ersten Mal hochalpine Eindrücke. Die Landschaft auf der Abfahrt ist anders, offener. Übernachtung wieder in der JH, diesmal bei Séez. Die anderen Gäste scheinen Wildwasserkanuten zu sein, die sich auf die französischen Meisterschaften vorbereiten.
MittwochHeute nur ein Pass, die riesige, aber langgestreckte Steigung zum Col de l'Iseran. Auf der Talstraße ist morgens überraschend viel los, meist Berufsverkehr. Um eine bessere Ausrede zum unterwegs Anhalten zu haben, fahre ich den Abstecher nach Tignes hoch. Ein Murmeltier sonnt sich mitten auf der Straße, wo gibt's denn sowas? Ein Lieferwagen hupt es fort, das faule Stück.
Tignes ist eine unglaubliche Ansammlung von Bettenburgen, im Winter muss die Hölle los sein. Auch im Sommer ist hier Betrieb, sogar ein Golfplatz auf 2000 m Höhe sorgt für Kurzweil. In Val-d'Isère ist derweil tote Hose, mittags haben die Geschäfte geschlossen.
Die Auffahrt zum Col de l'Iseran gefällt mir gut, lange Zeit fährt man einen Berghang entlang, so dass man mit größerer Höhe mehr Aussicht bekommt. Auf der Passhöhe viel Trubel, um ein Bild mit Pass-Schild zu bekommen, müsste man schon Schlange stehen.
Auf der Abfahrt merke ich, dass der Iseran nicht nur etwas für Zwei- oder Vierräder, sondern auch Vierbeiner ist: Ein Hund läuft die Straße entlang, in aller Ruhe und mutterseelenallein. In gleichmäßigem Trab zieht er die Kehren hinunter und lässt sich weder von den großen Blechkisten beeindrucken, die sich seinetwegen stauen, noch vom Drahtesel, dessen Besitzer anhält und ein Foto schießt. Ein schweigsamer und sympathischer Zeitgenosse. Übernachtung in der JH von Lanslebourg.
DonnerstagHemdwechsel, das Forumstrikot ist dran. Vielleicht trifft man ja ein zweites auf dem Galibier. In Modane halte ich mich länger auf, das folgende, ziemlich unschöne Stück bis St-Michel ist zum Glück relativ ruhig und schnell vorbei.
Erst um 11 geht es in die Auffahrt. Gleich zu Beginn saust ein Rennradler mit affenartiger Geschwindigkeit an mir vorbei. Klar, hier ist Radsport-Territorium. Ich ziehe ruhig meine Kreise, mache ein Mittags-Picknick am Télégraphe. Kurz vor Valloire kommt mir derselbe Radler wieder entgegen. Der war doch nicht schon am Galibier, oder? Puh.
In der Mittagshitze bereitet mir der steile Anstieg aus Valloire eine vorübergehende Krise. Zum Glück ist die Hitze nicht von Dauer, liegt vielleicht am Mikroklima, die Baumgrenze ist hier auffallend niedrig. Am Talschluss werde ich, entgegen meiner Gewohnheit, sogar regelrecht euphorisch, stampfe munter mit ein paar Belgiern den Steilhang hinauf, schneller als gewohnt. Das hält natürlich nicht an, fünf Kilometer vor dem Ziel muss ich wieder zurückstecken, die anderen ziehen davon.
Unterwegs liegt ein Profifotograf auf der Lauer, macht von jedem ein paar Bilder, die man dann käuflich erwerben kann. Ich winke ihm zu, was ihn auch freut. Noch eine Steilrampe auf dem letzten Kilometer, sieh da, zwei von den Belgiern haben schlappgemacht und kriegen den großen Globus zu sehen.
Unten im Andenkenladen spricht der Verkäufer so perfekt deutsch, dass ich ihn fälschlich für einen Landsmann halte. Die Pass-Sticker in Frankreich scheinen sich alle zu gleichen, nur ein generisches Motiv mit verschiedenen Passnamen. Am Col du Lautaret besuche ich den Alpengarten, herrliche Blumenpracht vor Gletscherpanorama.
Übernachtung wieder in der JH, diesmal in Le Bez, kurz vor Briançon. Das Personal ist, wie überall, superfreundlich. Nur mit der ec-Karte klappt es nicht wie sonst, also zahle ich in bar. Das soll noch Auswirkungen haben, mehr dazu später. Zum Abendessen gibt es überreichlich, abnehmen tue ich auf dieser Tour sicherlich nicht.
FreitagIch habe eine Tortur von Nacht hinter mir. Ein plötzlicher Zahnschmerz plagt mich, der nur im Liegen auftritt. Am nächsten Morgen ist er wie weggeblasen. Nur Schlaf habe ich kaum bekommen.
In Briançon radle ich zur Altstadt hoch, von Festungsgräben umgeben und von einer Zitadelle bekrönt. Die kleine Pont d'Asfeld überspannt eine Schlucht, die die Stadt vom gegenüberliegenden Fort trennt. Der Weg dort hinauf entpuppt sich als steiler Waldweg, schieben ist angesagt. Das Fort ist dann doch nicht so interessant, so dass ich gleich weiter fahre Richtung Col d'Izoard.
Eine Weile fahre ich zusammen mit einem Italiener, bis dessen Telefonino seine Aufmerksamkeit beansprucht. Dann lange Zeit allein im Wald, Schmetterlinge flattern um mich herum. Die letzten drei Kilometer sind großartig, für mich der schönste Pass der ganzen Route. Oben suche ich mir einen Aussichtspunkt oberhalb des Cols und halte Picknick.
Die Abfahrt zieht sich länger hin als erwartet, in der Guil-Schlucht muss ich gegen den Wind antreten. Der geplante Ausflug zur Festung Mont-Dauphin wird aus Zeitgründen gestrichen. In der nächsten Steigung werde ich erstmals wegen des Forumstrikots angesprochen: zwei Radfahrer aus Ostdeutschland, die Vorhut einer Gruppe mit Busunterstützung. Für sie heute der dritte Col, auf halber Höhe in Ste-Marie wartet ihr Hotel.
Für mich geht's weiter. Statt Schmetterlingen umschwirren mich Fliegen, anscheinend ist der Col de Vars berüchtigt dafür. Inzwischen hat sich der Himmel zugezogen, ein paar Mal stippert es, aber jedesmal reicht ein Zwischensprint, um der großen bösen Wolke zu entkommen. Gegen halb sechs bin ich auf der Passhöhe und fahre nach St-Paul hinab. Für heute abend habe ich mir eine Gîte d'étape oberhalb von St-Paul ausgesucht, im Weiler Maljasset ganz oben im Tal.
In diesem Moment fällt mir ein, dass ich nicht mehr genug Bargeld für die Gîte habe. Hm, so eine einsame Hütte akzeptiert wahrscheinlich keine Kreditkarte. Allein... in St-Paul gibt es keinen Bankautomaten, und weder die Épicerie noch der Campingplatz akzeptieren Karten. Nach all den aufgemotzten Touristenburgen entlang der Strecke ist ausgerechnet hier die Zeit stehengeblieben. Ist natürlich auch sympathisch, aber im Augenblick könnte ich mir in den Hintern beißen wegen meiner Dummheit. Telefonisch ist die Gîte nicht zu erreichen. Mir bleibt nichts übrig, als mit Frust im Bauch die 15 km nach Jausiers zu fahren, dann wieder zurück. Unterwegs versuche ich nochmal, die Gîte anzurufen und Bescheid zu sagen, diesmal mit Erfolg. Der Besitzer rät mir, unten zu bleiben und ein Hotel zu suchen. Hm, nö, aufgeben kommt jetzt nicht in Frage. Na gut, meint er, aber um 9 mache er zu. Mal sehen, es ist viertel nach sieben, ich habe 20 km und 650 Höhenmeter vor mir - das schaffe ich, auch wenn er skeptisch ist. Jetzt hänge ich mich richtig rein, auch ein zwischenzeitlicher Wolkenbruch hält mich nicht auf. Immer weiter hinauf auf der einsamen kleinen Straße in der Abendstimmung. Um viertel vor neun schlage ich an der Gîte auf, triefend von Regen und Schweiß. Und jetzt der Witz: Als erstes sehe ich ein Schild "Carte bancaire acceptée". Ja, erklärt mir der Besitzer, als ich aus St-Paul vergeblich angerufen habe, da war hier oben gerade ein Gewitter, und die Leitungen waren unterbrochen.
Egal. Mein Gastgeber ist super freundlich, im Nu zaubert er eine kleine Stärkung hervor, und eine Cola gibt's auf Kosten des Hauses oben drauf, "a cyclist's best friend", wie er meint. Er antwortet mir nämlich stets auf Englisch. Na komm, soo schlecht ist mein Französisch nun auch wieder nicht. Die übrigen Gäste sind Wanderer, den Schlafsaal teile ich mir mit einem Deutschlehrer aus Lyon. Der redet Französisch mit mir
SonnabendMorgens um sieben ist die Welt noch nicht in Ordnung, es schüttet. Aber als wir mit dem Frühstück fertig sind, lacht der Himmel. Maljasset liegt auf 1900 Metern und ist ständig bewohnt, ein Dutzend dicht gedrängter Häuser. Ich vertrete mir oberhalb des Dorfs für eine Stunde die Beine. Das Tal ist eine Sackgasse, nur Wanderwege führen hier raus, keine Skilifte oder dergleichen, nur schöne Landschaft und himmlische Ruhe. Die Anstrengung gestern abend hat sich gelohnt.
Beim Bonette lasse ich es wegen der gestrigen Hetze ruhig angehen und genehmige mir zwei lange Pausen, eine an einem schönen Bergsee. Nach stundenlanger Arbeit kommt ein Zwischenpass, und der Bergkegel der Cime de la Bonette taucht auf. Von Karten oder anderen Reiseberichten kenne ich diese charakteristische Stelle, als sei ich schon mal da gewesen. Aber nichts ersetzt die Genugtuung, selbst oben anzukommen, auf 2.802 Metern über dem Meer. Das denken freilich auch andere, der Hochpunkt der Ringstraße ist geradezu belagert von größeren Gruppen auf zwei Rädern beiderlei Art.
Unten im Tinée-Tal hat man den Eindruck, eine Grenze überquert zu haben: St-Étienne könnte auch in Italien liegen, und auch die Landschaft hier ist anders, ein schroffes, tiefeingeschnittenes Tal. Die Länge des Tals habe ich freilich unterschätzt, zumal es unterhalb von St-Étienne recht flach wird. (Flachpassagen gab es zu diesem Zeitpunkt in meiner Vorstellung schon nicht mehr, nur noch Steigungen und Gefälle.) Und dann sind da noch mal 800 m Steigung bis zur Gîte d'étape in St-Dalmas, etwas unterhalb des Col St-Martin.
Als ich endlich da bin, sitzen die anderen Gäste schon beim Raclette. Nach kurzer Katzenwäsche werde ich flugs dazugesetzt und bekomme das Prozedere erklärt. Puh, ist das kompliziert, Kartoffeln schälen, Käse schmelzen, und noch drei andere Dinge gleichzeitig und perfekt synchronisiert... so schnell komme ich nicht mit. Kurzerhand muss ich die Kartoffeln und das Gemüse einfach kleinhacken, bevor sich der Käse verfestigt, was meinen Tischgenossen Bemerkungen über deutsche Effizienz entlockt.
SonntagWie immer Frühstück um sieben, doch wo ich sonst der erste war, bin ich diesmal der letzte, die Wanderer scheinen den Aufbruch nicht erwarten zu können. Für mich steht nur ein größerer Brocken auf dem Programm, der Col de Turini. Gemessen daran, dass heute Sonntag ist und das Meer nicht mehr weit, ist der Aufstieg sehr, sehr ruhig. Dafür scheinen die wenigen Autos die Straße mit einer Rennstrecke zu verwechseln. Schon in der ersten Kurve schneidet mich einer, um "sportlicher" um die Kurve zu kommen. "Gros moteur, p'tit cerveau" lautet denn auch ein Graffiti am Straßenrand.
Auch die Rennradler sind seltener vertreten als auf Bonette, Galibier etc. Jetzt kommt wieder einer von hinten, doch der sagt: "Haben wir uns nicht schon mal gesehen?" Tatsächlich, das ist der Typ, der mich am Roselend überholt hat - Markus aus Freiburg. Der hat nicht nur ein tolles Gedächtnis, sondern ist auch einen Zacken schneller unterwegs, so dass ich mich reinhängen muss, um dranzubleiben. Unterwegs überholen wir noch einen dritten Reiseradler, der sich am Pass zu uns gesellt, ein Engländer in den "besten Jahren". Kaum zu glauben, die ganze Zeit treffe ich nur einen einzigen Reiseradler und jetzt gleich zwei.
Nach ausgiebiger Unterhaltung trennen wir uns; Markus fährt gleich Richtung Sospel, der Engländer macht Pause, und ich fahre noch die Schleife um den Authion, die an der Passhöhe beginnt. Ein letztes Mal also auf über 2000 Meter, mit Rundumblick auf die Seealpen, aber nicht ganz so interessant wie erwartet. Spaß macht dann wieder die Abfahrt über zig Haarnadelkurven und die gewaltigen Gorges du Piaon.
Bei der Ankunft in Sospel beginnt es zu regnen. Was heißt Regen, ich komme gerade noch unter ein Dach, bevor die Welt unterzugehen scheint. 20 Minuten lang tobt sich das Wetter richtig aus, dann ist wieder Ruhe. Ich schaue mir eben die Stadt samt Kathedrale an, dann auf zum letzten Hindernis zwischen mir und dem Meer, dem Col de Castillon, gerade mal 350 Höhenmeter, quasi ein Witz nach den letzten Tagen.
Kaum habe ich Sospel verlassen, fängt der Regen wieder an. Ok, ich habe sechs Tage bestes Wetter gehabt und kann mich nicht beschweren, aber das hätte jetzt nicht mehr sein müssen. Lauthals verhöhne ich den Col: "Wer glaubst du, wer du bist? Du kannst hier noch so viel Wasser runterschütten, du hältst mich nicht mehr auf. Nicht mal aufs kleine Kettenblatt gehe ich für dich!" Und tatsächlich, als ich oben ankomme, gibt er sich geschlagen und zieht wieder den blauen Himmel auf. Dennoch, die Abfahrt auf nasser Straße ist ziemlich penibel. Doch dann bin ich in Menton und schon bald am Mittelmeerstrand. Geschafft!
Halb fünf, in Menton ist ziemlich Trubel, der mir schon bald auf den Nerv schlägt, und emotional ist auch irgendwie die Luft raus. Schon nach einer Stunde sitze ich im Regionalzug nach Nizza, esse etwas, und um acht Uhr bringt mich der Nachtzug zurück nach Paris.
FazitIch bin glücklich, diese Reise gemacht zu haben, die nicht nur das Highlight dieser Radsaison, sondern überhaupt unvergesslich bleiben wird. Die Alpenetappen der Tour de France werden jetzt auch interessanter anzuschauen sein. Glück mit den äußeren Umständen hatte ich auch, schönes Wetter und keine gesperrten Pässe. Danke an alle aus dem Forum, die mich mit ihren Reiseberichten aus den Bergen für diese Tour begeistert haben.
Viele Grüße,
Stefan