Tag 1(Bologna, Po-Delta, Chioggia)Start war Bologna im Morgengrauen. Angereist bin ich mit dem City Night Line, eine Nachtzug-Linie. Das Ziel für den ersten Tag war nicht festgelegt, Hauptsache ans Meer und ein wenig gen Norden. Am südlichen Horizont waren Ausläufer der Apennin zu sehen. Frühstück gabs nach etwa einer Stunde bei Sonnenaufgang. Schnell stiegen die Temperatur auf über 40 Grad im Schatten. 9 Liter Wasser werde ich diesen Tag benötigen. Vorbei geht es an Oasen in mitten einer scheinbaren Wüste in der man Schatten vergeblich suchen kann. Selbst das Po-Delta war eine trockene Angelegenheit. Ich hatte ja auf weitläufige Sümpfe gehofft. Das Ende dieses Tages war nach unglaublichen 180 Km Chioggia. Ein schönes Städtchen, die Italiener sagen: Das Venedig ohne Touristen.
Tag 2(Venedig, Mestre, Padova, Vicenza)Am nächsten Tag setzte ich mit der Fähre auf die erste Insel(Pellestrina) der Lagune von Venedig über. Nachdem ich diese wirklich sehr schöne Insel durchfahren hatte ging es abermals per Fähre auf die nächste Insel die Lido heißt. Hier war schon mehr los und leider nahm der Touristmus schon zu. Trotzdem ist Lido auf jeden Fall ein Besuch Wert. Mit der nächsten Fähre ging es quer durch Venedig zum Bahnhof. Die Route der Fähre ermöglichte einen guten Einblick in Venedig ohne das man sich mit den Menschenmengen auseinander setzen muss. Vom Hafen von Venedig ging es über die Autobrücke nach Mestre. Ab Mira folgte ich dem Verlauf eines Flusses durch Padova bis nach Vicenza. Unterwegs musste ich den Schlauch des vorderen Rades flicken. Ein freundlicher Italiener wollte mir helfen war aber eher hinderlich
Er wollte den Schlauch direkt aus dem Reifen nehmen um das Loch zu lokalisieren. Nur hätte ich somit außerdem aufwendig die Quelle des Problems per Hand suchen müssen. Nachdem ich ihm mit Händen und Füßen überzeugen konnte das es keine gute Idee ist den Schlauch direkt raus zu nehmen konnte ich fort fahren.
Tag 3(Ruhetag in Vicenza)In Vicenza legte ich dann einen Ruhetag ein da ich festgestellt habe, dass auch der Schlauch des Hinterreifens ein unflickbares Loch hatte. Mein Ersatzschlauch musste somit eingesetzt werden. Ohne Ersatzschlauch wollte ich nicht weiter fahren. Also machte ich mich am besagten "Ruhetag" auf die Suche in Vicenza nach einem Schlauch. Nachdem ich mehrere Geschäfte abgeklappert hatte und aus einem Einkaufszentrum geworfen wurde da ich kein T-Shirt trug, stellte ich meine Suche erfolglos ein. Den Tag ließ ich im Pool des anliegenden Spas ausklingen.
Tag 4(Montebello Vicentino, Verona, Sirmione am Gardasee)Am nächsten Tag ging es entlang südlicher Ausläufer der Alpen Richtung Verona. Die Strecke führte durch schöne kleine Täler die hauptsächlich mit Weinstöcken bewirtschaftet wurden. Immer wieder ging es hoch und wieder runter in ein neues Tal. Eins schöner als vorherige. In Verona fand ich dann direkt einen Radladen wo ich mich mit drei Ersatzschläuchen eindeckte. Man weiß ja nie. Die restliche Reise sollte ich keinen weiteren Platten mehr haben, typisch ;-) Beeindruckt vom Amphitheater in Verona fuhr ich schließlich nach Sirmione am Gardasee. Unterwegs gönnte ich mir eine Pizza in einer Trattoria.
Tag 5(Brescia, Bergamo, Lecco)Die Hitze der letzten Tage ließen mich früh aufbrechen. Auf den Hügeln gabs das Frühstück mit einem letzten Blick auf den Gardasee. Der Weg nach Brescia ging über saftige Felder, durchzogen von vielen Bächen. Bergamo fand ich nicht ganz so schön, viele Baustellen und starker Verkehr trübten das Bild. Unterwegs wurde ich von einer Italienerin zum Essen eingeladen. Pizza? Pasta? No! Es gab viel Fisch und dazu frisches Gemüse. Sie konnte ziemlich gut Englisch, wie ich feststellen musste eine Ausnahme in Italien. Ausgestattet mit einer zusätzlichen frisch gekühlten Flasche Wasser legte ich die restliche Strecke zurück. Der Tag endete am Lago di Garlate, einem Nebensee des Comer Sees.
Tag 6(Bellagio, Comer See, Chiavenna)Martina, die freundliche Italienerin von gestern, hatte mir von einer Fähre am Comer See erzählt. Also fuhr ich am Westufer des östlichen Teils des Comer Sees entlang nach Bellagio. Der Ort diente als Inspirationsquelle für das bekannte Hotel in Las Vegas. Nicht ohne Grund denn es ist ein wirklich schönes Örtchen mit engen Gassen und schönen Häusern. Eine Fähre brachte mich von Bellagio ans Westufer des Westteils des Comer Sees nach Cadenabbia. Ich folgte dem Ufer bis zum nördlichen Ende des Sees. In Verceia machte ich am "Lago di Mezzola" Mittagspause. Das ich der Schweiz näher kam machte sich an der kühlen Wassertemperatur bemerkbar. Das konnte mich aber nicht von einem ausgiebigen Bad abhalten. Denn trotz dass ich mittlerweile in den Bergen angekommen bin, war es noch ziemlich heiß. Kurz hinter Chiavenna schlug ich mein Zelt "unter" einem Wasserfall im "Bergell"(so heißt das Tal) auf. Dieser war zwar nicht die Ursache aber ein Unwetter in der Nacht setzte mich fast unter Wasser. Trotz dass ich am Hang war, lief mehrere Zentimeter tief das Wasser zu beiden Seiten quer durch mein Zelt. Da der Boden im Innenzelt etwa 10 Zentimeter hoch reicht blieben meine Sachen und ich trocken. Zwei Stunden zog sich dieses Drama hin.
Tag 7(Malojapass, St. Moriz, Pontressina)Vermutlich einer der anstrengendsten Pässe lag vor mir. Der Malojapass, von 200 m Höhe über NN ging es in nur 30 Km auf über 1800 m. Die Kehren der letzten Serpentinen sind so eng das größere Fahrzeuge die komplette Straße dicht machen. Ein LKW quälte sich im Schneckentempo nach oben, so wie ich denn die Steigung war einfach unglaublich. Am Wegesrand bekam eine Kuh ihr Kalb. Schön das es noch so etwas natürliches gibt. Die überzüchteten "Milchmaschinen" hierzulande sind dazu ohne Hilfe vermutlich kaum noch in der Lage. Ich sah einige Radfahrer, kein einziger fuhr hoch. Irgendwas hab ich bei meiner Planung wohl falsch gemacht :-) Nach etwa 4 Stunden und einer Mittagspause war der Berg, der keiner ist, bezwungen. Das malerische Engadin lag vor mir, eins der höchstgelegenen bewohnten Täler der Alpen. Das man sich selbst auf über 1800 Meter befindet merkt man lediglich an der komplett anderen Luft, der tiefen Temperatur und ganz anderen Vegetation. Denn zu beiden Seiten ragten riesige Berge auf weit über 3000 Meter in die Höhe sodass man sich trotz der höhe im "tiefen" Tal befindet. Vorbei an den durch viele Surfer und Segler bevölkerten Seen fuhr ich durch St. Moritz. Anschließend machte ich fürs Nachtquartier einen Abstecher nach Pontressina zum Morteratsch Gletscher. Vor dieser imposanten Kulisse schlug ich mein Zelt auf. Schon vor vielen Jahre war ich hier mit meinen Eltern und meinen Geschwistern campen. Es ist einfach eine Atemberaubende Gegend. Bedingt durch die Höhe und den Gletscherwind sank in der Nacht die Temperatur auf unter 5 Grad.
Tag 8(Zernez, Scuol, Prutz)Ich packte mich mit allen Kleidungsstücken ein die ich dabei hatte denn trotz das ich bis 9 Uhr gewartet habe betrugt die Temperatur lediglich 7 Grad. Bloß schnell runter ins "richtige" Tal. Da das Engadin etwa 50 Kilometer lang ist dauerte der Abstieg auf geringer Höhe und somit wärmeren Temperaturen entsprechend lang. Von einem "runter rollen" konnte man auch nicht sprechen, der Gegenwind machte das oft geringe Gefälle zur Horizontalen. Das Panorama war aber unglaublich, dass es abwärts ging konnte man an den entfernten Wolken sehen die sich auf meiner Höhe befanden. Mehrfach kreuzte die Gleise der Rhätischen Bahn meinen Weg die wie eine Spielzeugbahn aussieht. Nach Scuol, wo ich etwa um 1995 Snowboard-Fahren gelernt hatte, wurde es allmählich wärmer. Kurz nach der Grenze zu Österreich, in Prutz, verbrachte ich die folgende Nacht.
Tag 9(Landeck, Innsbruck, Kramsach)Der Inn hat sich tief ins Tal gegraben. Durch diese Schluchten führten mich die ersten Kilometer bevor sich das Inntal auf mehrere Kilometer Breite ausweitete. Hier wurde, zu meiner Überraschung, viel Obst, besonders Äpfel angebaut. In Innsbruck lief mir dann bei etwa 25 km/h ein Fußgänger direkt vors Fahrrad. Ausweichen oder Bremsen war unmöglich. Ein harter Sturz folge, mein erster seit mehreren tausend Kilometern. Außerdem stürzte ein entgegen kommender Radler und fiel ausgerechnet auf mich. Mir passierte quasi nichts, am Rad entstanden aber diverse Schäden die ich mit meinem Werkzeug in einer Stunde beheben konnte. Der andere Radfahrer schürfte sich das Knie auf, dem Fußgänger war erstaunlicher Weise nichts passiert. Personalien wurden nicht ausgetauscht da nichts wesentliches passiert ist. Während ich mir Nudeln kochte, überlegte ich, ob ich hier nicht abbrechen und mit dem Zug heim fahren sollte. Nachdem der Schrecken verdaut war entschloss ich mich weiter zu fahren. Bei Kramsach an einem See verbrachte ich die folgende Nacht.
Tag 10(Wörgl, Kufstein, Rosenheim)Der restliche Weg flog nur so an mir vorbei. Die Vorfreude auf einen zivilisierten Lebensstiel überwog die Trauer das meine Reise zu Ende ging. In Wörgl half ich einem anderen Radreisenden aus Wien den Bahnhof zu suchen. Vorbei an Kufstein "flog" ich auf meiner "Hausstrecke" schließlich nach Rosenheim.
Hier gibts noch mehr Fotos und
hier den genauen Streckenverlauf(GPS Aufzeichnung)