Hallo,
auf dem Hof lüftet das Zelt, die Waschmaschine hat einen Marathon hinter sich, der Ersatz für den mal wieder schwach gewordenen Hinterbauständer ist bestellt...
Weil wir eine Freundin in Oxford besuchen wollten und noch nie in GB radgefahren sind, war in diesen Ferien Mittelengland dran. Trotz des berüchtigten Wetters und der häufigen Meldung, dass die Briten seit dem Verbot der Fuchsjagd als Ersatz mit dem Auto Radler jagen würden.
Start in Woodstock, 10 km nördlich von Oxford, auf der West Midlands Cycle Route No. 5, in westlichem Bogen nach Norden bis Nottingham, von dort östlich auf der South Midlands Cycle Route No. 6 und 51 zurück nach Woodstock.
Die Cycle Routes des National Cycle Network sind bis auf wenige Stellen sehr gut beschildert. Die Strecken wurden so kfz-arm wie möglich geplant. Wir hatten zwei Karten von Sustrans dabei und die Routen auf dem Navi. Mit gpsies.com von der opencyclemap übertragen und um die Strecken zu den Campingplätzen ergänzt.
Die Längen der Etappen sind vor allem durch die Campingplätze bestimmt, die Zelte aufnehmen. Viele haben keine "facilities" und nehmen nur Wohnmobile oder Wohnwagen. Daher mal Touren von 28 km bis 67 km. Unser Sohn auf einem Checker Pig "Pig Eight" mit zwei Packtaschen plus Lenkertasche, meine Frau auf ihrem VSF Reiserad mit vier Packtaschen plus Lenkertasche, ich auf dem 26er Red Bull Activa I Reisepanzer mit vier Taschen, Lenkertasche und BoB Yak mit zwei Zelten und Isomatten drauf.
Zelte: Exped Venus III DLX Plus und Exped Vela I UL.
Etappen: Woodstock (nördl. von Oxford); Bloxham bei Banbury (Farm mit Golf Driving Range); Stratford on Avon Race Course (Pferderennbahn); Bromsgrove Little Wood; Birmingham (Hatter's Backpackers Hostel); Lichfield Cathedral Range Touring Caravan Park; Derby (Beechwood Park); Barrow upon Soar (High Meadow Farm); Shearby Valley Lakes Fishery; Northampton Billing Aquadrom (riesiger Platz "mit alles"); Adstock (Buckingham Pear Tree Farm). Von Wiese zwischen Viehweiden mit Klo und Waschbecken in der Scheune bis Großcampingplatz mit Vergnügungspark alles dabei. Hatters Backpacker Hostel ist prima, 3-Bett Zimmer mit Bad und hilfebereite Leute, als wir schwerem Regen unsere zig Taschen und die Räder unterbringen mussten.
Wege: alles zwischen single trail, "unsurfaced field track", Treidelpfaden an Kanälen, ehemaligen Bahntrassen, kleinen Landstraßen, Radwegen an großen Landstraßen, städt. Wohnstraßen, Wege in städt. Parks und Innenstädten jeder Größe. Die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt, sanft hügelig, teilweise auch knackig hügelig. Ungefähr 200 Meter habe ich geschoben. Den häufig beschriebenen Jagdtrieb der brit. Autofahrer beim Anblick von Radlern kann ich nicht bestätigen, im Gegenteil, alle waren ausgesprochen rücksichtsvoll und geduldig. Einzige Ausnahme: In Nottingham haben wir während eines schweren Gewitterregens in einem Bushäuschen gestanden, vor uns eine riesige, weithin sichtbare tiefe Pfütze. Ein vorbeikommender Fernbus hätte ohne Problem die Spur wechseln können, hat aber beschleunigt und ist volle Kanne direkt am Bordstein durch die Pfütze. Wir waren alle von oben bis unten geduscht. Ich hätte den Ar*** gerne im Rest der Pfütze ersäuft.
Teilweise sind die Routen so verkehrsarm geführt, dass man lange an keinem Geschäft etc. vorbeikommt.
Nervig: Reifenkillender Splitt und Scherben (drei Platte an meinem Rad in zwei Tagen, Kommentar im Fahrradladen: "Welcome to Britain".) Also Schläuche, Flicken und eine gute Pumpe mitnehmen. Park Tool Selbstklebeflicken halten.
Obernervig: Viele Radwege auf dem Land werden in kurzen Abständen gegen das Befahren mit KFZ durch Fahrrad-Schleusen, besser: Fahrrad-Fallen oder Panzersperren gesichert. Entweder so schmal, dass ein Reiseradlenker nicht durchpasst, oder so verwinkelt, dass man den Anhänger abhängen muss oder dass ganze Gespann durch den Durchlass für die Pferde tragen muss. Drängelgitter, die auch Panzer aufhalten könnten, oder "Fahrrad-Vereinzelungsanlagen", in die man das Rad millimetergenau einfädeln muss, um dann eine Gittertür umzuschwenken und das Rad rückwärts wieder auszufädeln.
England ist Pferdeland: Jeder Hundeausführer hat seine Tüten dabei, um auch kleinste Hundewürstchen einzusammeln, während die Gäule
überall riesige Haufen hinscheissen. Widerlich, besonders in Kurven.
Erstaunlich: Immer wieder sieht man auf Landstraßen ein Schild "Ford" (Furt) und "Road eligible to flooding". Da führt die Straße durch einen Fluss, je nach Wetter 20 cm Wassertiefe bis 40 cm. Netterweise kann man über schmale Brücken schieben.
Eine lohnende Tour, weil die Landschaft, obwohl nicht dramatisch abwechslungsreich, wohltuend schön ist, die Dörfer fast alle proper und gepflegt sind, die Städte ein großes Spektrum von "naja" bis sehr schön zeigen und Birmingham als zweitgrößte Stadt in UK hochinteressante Gegensätze bietet. Lohnende Besichtigungen: Blenheim Palace (Geburtsort von Winston Churchill, dito sein Grab in der Nähe, Oxford, Stradford upon Avon (Shakespeare!), Birmingham, Lichfield (Kathedrale!), Nottingham (für die Fans von Robin Hood), Milton Keynes (in den 60ern aus dem Boden gestampft, London (auch ohne Olympiade).
Nette, hilfsbereite Leute, die uns oft interessiert ausgefragt haben, woher, wohin, wie weit... Alle möglichen Biere. Fish and chips muss man nicht täglich haben. In Pubs häufig bodenständiges gutes Essen.
Fotos:
www.strupp.de/webforumStrecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=hjakhumoqpeglwjq