Nachdem ich vor vier Jahren einmal von Nord nach Süd durch die Republick gefahren bin und jeder sagte, ich sei einnmal quer durch Deutschland gefahren, kam die Idee auf,[i][/i]das wirklich einmal zu machen.
Am Dienstag den 10.07. ging´s mit dem Nachtzug zunächst nach Dresden und dann am Morgen mit einem Regionalzug nach Oberoderwitz.
Die letzten Kilometer bis zu meinem Startpunkt am Drei-Ländereck Polen, Tschechien, Deutschland, an der Neiße in Zittau, fuhr ich mit dem Rad, da der Zug auf Grund von Bauarbeiten nicht bis Zittau fuhr.
Um Punkt 12 Uhr ging die Tour dann dort los. Ich fuhr durch Tschechien und nicht die ausgeschilderte D4 Route, da der Weg direkter verlief und ich durchs Kirnitztal fahren wollte. Ich hatte mir den Weg vorher ausgedruckt und auch eine Karte dabei, trotzdem fragte ich mehrmals nach dem Weg und wurde prommt über eine vielbefahrene Straße, mit einer kräftigen Steigung, ohne Radweg geschickt. Nachdem ich Krasna Lipka hinter mich gelassen hatte, wurde der Weg sehr idyllisch. Ab Mikulasovice kam es dann noch mal ziemlich dicke. Dort konnte ich nur schiebend mein Rad einen Geröllweg hinaufbefördern. Ab Hinterhermsdorf ging es dann bis Bad Schandau durchs Kirnitztal fast nur noch bergab.
An diesem ersten Tag habe ich mich kräftig verausgabt, so daß ich zum Schluß starke Krämpfe in beiden Beinen hatte. Der fehlende Schlaf, die ungewohnte Anstrengung und starkes Schwitzen rächten sich.
Am nächsten Tag ging es an der Elbe entlang bis Dresden. Es war wieder ein wunderschöner Weg, aber leider bremste mich hier der Gegenwind gewaltig. Ab und zu regnete es auch, wie fast immer auf der gesamten Tour. Am Nachmittag machte ich zu Fuß im Regen eine kleine Stadtbesichtigung.
Am dritten Tag fuhr und schob ich im Zickzack von Dresden nach Chemnitz. Gefühlt bin ich fast so viel gelaufen wie gefahren. Es war schließlich Freitag der 13. Am Anfang orientierte ich mich am D4 Schild, doch schon nach wenigen Kilometern war es nicht mehr zu finden. Wenn ich jemanden nach dem Weg fragte, wollte man mich unbedingt auf die A4 oder die B173 schicken. Ich schickte sogar einige unnötige Dinge mit der Post nach Hause. Trotzdem waren die Anstiege anstrengend und oft für mich nur schiebend zu bewältigen ( Radwandern eben). Abfahrten konnte man auch nicht immer genießen, da sie manchmal auf unbefestigten Waldwegen waren und einfach sausen lassen zu gefährlich gewesen wäre.
Am vierten Tag machte ich nur eine kurze Tour bis Ponitz-Zschöpel. Das Wetter war wieder unbeständig, regnerisch und windig. Weil ein Gewitter aufkam, machte ich eine längere Pause in einer kleinen Gaststätte und war froh, daß ich dort die Adresse einer Pension in der Nähe erhielt.
Am fünften Tag lief es besser. Ich war nun in Thüringen angelangt und konnte mich an den Schildern der "Thüringer Städtekette" orientieren. Der Weg führte ein Stück an der Elster entlang und später ein großes Stück über eine ehemalige Bahntrasse. Es folgte ein schöner Weg an einem Bach entlang mit sehr vielen alten Wassermühlen.
Leider gab es an diesem Tag auch wieder einige kräftige Regenschauern. In Lobeda, einem Vorort von Jena, machte ich für heute Schluß.
Am nächsten Tag gings auf der gut ausgeschilderten Städtekette weiter über Jena, nach Weimar. Der Weg verlief hinter Jena zunächst auf einem Schotterweg und später auf einem Teerweg neben einer Bahnstrecke entlang fast bis Weimar. In die Stadt gelangt man durch eine große gepflegte Parkanlage an der Ilm. Über die Sternbrücke fuhr ich zum Schloß und in die Innenstadt. Danach fuhr ich weiter nach Erfurt.Ich schob mein Rad durch die wunderschöne Innenstadt.Dort wimmelte es von Menschen.Vor dem Dom waren Zelte und Bühnen aufgebaut. Es war keine passende Unterkunft zu finden und so fuhr ich einige Kilometer weiter bis Molsdorf.
Am siebten Tag fuhr ich bis Eisenach und hatte somit etwa die Hälfte der Tour geschafft. Es ging zunächst nach Gotha. Diese Stadt kannte ich noch nicht und war begeistert. Ich macht eine ausgiebige Stadtbesichtigung. Der Weg verlief heute oft unmittelbar neben der A4. Manchmal hatte ich das Gefühl auf dem Standstreifen zu fahren. Die letzten Kilometer vor Eisenach verliefen durch ein sehr schönes Tal. Regen gab es an diesem Tag natürlich auch. Das Fahren war aber mitlerweile weniger anstrengend. Entweder waren die Berge flacher, oder ich hatte mich daran gewöhnt.
Am achten Tag gelangte ich in Hörschel auf den Werraradweg und war am Schnittpunkt meiner beiden Touren Flensburg-Füssen und Zittau-Aachen. Das war ein tolles Gefühl! Heute regnete es so stark, das ich zum ersten mal für kurze Zeit die Regenhose anziehen mußte. Der schlimmste Weg auf der ganzen Tour war einige Kilometer vor Heringen. Über einen sehr schmalen, aufgeweichten Trampelpfad mußte ich durch ein
Werksgelände durch knöcheltiefen Matsch stampfen und anschließend mein Rad über einen rutschigen Holzsteg weiterschieben.
Nach einem Anstieg gelangte ich dann ins Fuldatal. Auf einem gut ausgebauten Bahnradweg gelangte ich nach Bad Hersfeld. Obwohl man mir am Vortag telefonisch ein Bett in der Jugendherberge zugesagt hatte, war alles belegt und ich mußte bis Niederaula weiterfahren. Dort fand ich aber ein sehr schönes Zimmer in einer Pension.
In Hessen gings auf dem R7 Radweg weiter. Ich kam an der Burg Herzfeld an einem großen Festivalgelände vorbei an dem an diesem Wochenende 15000 Leute erwartet wurden. Imbiswagen, Autos, Wohnwagen usw. konnten nur mit Hilfe von Traktoren bewegt werden, weil alles im Matsch versank. Den Besuchern schien das aber nichts auszumachen. In Altenburg machte ich einen kleinen Stadtrundgang. Dann gings weiter nach Stadtallendorf. Dort habe ich mich verfahren und gelangte zwei mal auf die B62 und war dazu auch noch einen Berg hinauf gefahren. Wenig später war ich an der Lahn und machte in Cölbe Schluß für heute.
An diesem Tag lief es anfangs überraschend gut. Ich fuhr ein flottes Tempo und war schnell in Bad Laasphe. Es war der erste Tag ohne Gegenwind. Der Weg zur Lahnquelle hatte es aber dann in sich. Die Straße war sehr schlecht und ging meistens bergauf. Wenn es aber abwärts ging, konnte ich auf Grund der vielen Schlaglöcher nur langsam fahren. Danach gings weiter zur Siegquelle, zur Ederquelle und eigentlich an einem Stausee vorbei bis Netphen und von dort aus nach Siegen. Die Auswirkungen vom Sturm Kyril waren hier oben noch deutlich zu erkennen. Ich fuhr die sogenannte Eisenstraße hinab und mußte in Lützel mit Erschrecken feststellen, daß ich mich verfahren hatte. Ein freundlicher Mann erklärte mir einen direkten Weg nach Netphen. Es war der unwegsamste und gefährlichste Weg der ganzen Tour. Es ging über einen sehr steilen Waldweg mit viel Geröll. Ich mußte laufen und dabei beide Bremsen festhalten, damit mein Rad nicht schneller unten war als gewollt. Ich dachte dabei mehrmals: "wenn ich hier stürze, findet mich bestimmt niemand." Nach zwanzig Minuten hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen und erreichte zügig Siegen, mein heutiges Tagesziel. Dort übernachtete ich bei einer netten Bekannten.
Am nächsten Tag ging es erst gegen 12 Uhr auf dem Siegtalradweg weiter. Der Radweg verleif meist auf der Bundesstraße und war schlecht ausgeschildert. Zudem gab es in der Regel keinen Radweg. Für Familien mir Kindern ist der Weg nicht zu empfehlen. In Betzdorf endete er in der Fußgängerzone und dort kam man nur mit Hilfe von Einheimischen weiter. Man mußte über eine Fußgängerbrücke die Bahngleise überqueren und dann auf der B62 weiterfahren um die Stadt in westlicher Richtung zu verlassen. Auch wenn das Siegtal hier sehr eng ist und es nicht immer möglich ist, einen Radweg anzulegen, wäre es doch hilfreich, wenn wenigstens mehr Schilder mit Kilometerangaben zum nächsten Ort vorhanden wären. Die wenigen vorhandenen Schilder waren oft nicht eindeutig. Das hatte zur Folge, daß ich in einem kleinen Seitental landete. Ich mußte über einen Bergrücken und gelangte dann doch noch wohlbehalten zu meinem heutigen Ziel: Rosbach. Hier wurde ich wieder von netten Freunden erwartet.
Heute war das ideale Radwetter, blauer Himmel, Sonnenschein und Windstille. Der Weg war sehr schön und ging meist über seperate Wege am Fluß entlang. Viel Radfahrere und Fußgänger waren unterwegs. Nur eine große Steigung war zu bewältigen. Zügig gelangte ich nach Siegburg. Von dort gings dann zunächst rechtsrheinisch bis Zindorf un von dort mit einer kleinen Personenfähre über den Rhein nach Weiß. Immer direkt am Fluß entlang ging es bis zum Kölner Dom. In Köln tobte das Leben, es herrschte Volsfeststimmung. Am dom machte ich ein paar Erinnerungsfotos. Diese Extrarunde mußte einfach sein! Von dort fuhr ich die letzten Kilometer zu Freunden nach Horrem.
Heute war der letzte Tag der Deutschlanddurchquerung. Es war wieder herrliches Sommerwetter. Über ruhige Feldwege ging es in Richtung Jülich. Es gab einige Umleitungen, denn wegen des Braunkohletagebaus wurden Straßen, Bahntrassen und selbst Autobahnabschnitte umgelegt. Sogar Einheimische wußten manchmal nicht, wo die Straße aktuell weitergeht. Es ist traurig, wenn man sieht, wie ganze Dörfer und Landstriche einfach verschwinden. Auf meinem Weg konnte ich in der Ferne die großen Abraumhalden und teilweise sogar die Bagger erkennen. Auf den Feldern lief unterdessen die Getreideernte. Von Stolberg aus gings hinunter nach Aachen. Dort machte ich am Dom eine Pause und fuhr dann in Richtung niederländischer Grenze nach Vaals zum Dreiländereck. Einen letzten steilen Berg mußte ich noch mal hinauf schieben. Dann war ich am Ziel.
Das Dreiländereck Niederlande, Belgien, Deutschland hatte ich erreicht. Ich fuhr mwegen meiner müden Beine mit dem Aufzug auf einen Aussichtsturm und hatte einen tollen Ausblick über den Dreiländerpunkt.
Nach knapp 14 Tagen und ca.1100km mit etlichen Höhenmetern hatte ich die Tour alleine und ohne Panne oder Unfall geschafft. Ich war einmal komplett von Ost nach West mit dem Fahrrad durch Deutschland gefahren.