Moin! Es ist ja jetzt schon recht viel gesagt worden, aber auch ich möchte noch meinen kleinen Beitrag leisten und hier meinen Senf zu den mir bekannten Streckenabschnitten (leider viel zu wenige...) dazugeben.
Zu Italien selbst ist ja schon das Wichtigste gesagt.
Zur Sprachproblematik: Sobald es irgendwo touristisch wird, radebrechen eh alle Englisch mit einem (ob man es will oder nicht!!!), oder bei mir (groß, blond, blauäugig^^) gleich deutsch, sofern sie es können. Aber viel reizvoller fand ich es in den hinterletzten, alle zwei Jahre mal von einem verirrten Touristen besuchten Orten, wo sie eben nur parlano italiano, mein Italienisch ist zwar verdammt schlecht, aber gerade an solchen Orten sind meiner Erfahrung nach alle sehr bemüht und hilfsbereit und die Verständigung klappt trotzdem irgendwie, und sei's mit Händen und Füßen
Zur Hitze im August: Die würde ich auch als Problem sehen, bin deswegen selber bislang immer Ostern oder Pfingsten in Italien gewesen, wobei ich die trockenere Hitze an Pfingsten wesentlich angenehmer empfunden habe als die viel feuchtere Nicht-ganz-so-Hitze zu Ostern; da reagiert auch sicherlich jeder anders. Wenn ihr auf den Zeitraum angewiesen seid, dann auf alle Fälle das bei der Etappenplanung berücksichtigen. Und, wie auch schon gesagt wurde, auf keinen Fall die vielen vermeintlich kleinen Höhenmeter, gerade in der Toscana, unterschätzen, ich für meinen Teil war nach der Florenz-Siena-Etappe damals jedenfalls fix und alle, da war die Alpenüberquerung in Vorjahr (Fern/Reschen) echt kikifax dagegen.
Meran:
Wenn ihr beide auch ein bisserl auf Sauna und Wellness steht, kann ich euch empfehlen, den Weg in Südtirol so zu planen, dass ihr in Meran Übernachtungsstop macht; wenn ihr am Nachmittag dort seid, habt ihr schön Zeit, die Therme in Meran zu einem wunderschönen Chill-Out zu nutzen, so mit Bergpanorama draußen im heißen Wasser sitzen ... ich war damals z.B. mit der 4h-Karte drin (was man so für Sauna braucht, halt alles dort geliehen, kost' ja nicht die Welt), und dann abends schön durch die Gassen schlendern ... entzückendes Städtchen.
Etschtal:
Direkt entlang der Etsch ist reichlich unspannend, sobald sie erstmal über den "kleiner Bach"-Zustand hinausgewachsen ist, immer nur gerade aus, Büsche auf der einen, Gitter auf der anderen Seite.
Hier wirklich lieber auf kleine Nebenstraßen ausweichen, quer durch die Apfelplantagen;
ich bin Meran-Bozen damals über Lana-Nalles-Adrian gefahren; da sind natürlich ein paar Höhenmeter mehr dabei als an der Etsch lang, aber es hält sich echt in Grenzen und ist einfach viel schöner zu fahren.
Bozen:
Für die Musicalzeit in Bozen seid ihr leider zu früh dort (im Mai gibt's dort im Theater immer Musical), aber vielleicht kommt auch was anderes Schönes, das Theater ist direkt im Zentrum, und da Bozen noch weitgehend deutschsprachig ist (die anderweitige Aussage von wegen 3/4 italienisch wage ich stark zu bezweifeln) bietet sich das nochmal an, hier etwas Kultur, die man versteht, mitzunehmen. Zumindest, wenn man das mag. Meines Erachtens jedenfalls gerade auch auf Tour zwischendurch ganz nett, mal was anderes als abends nur essen zu gehen und sich einen gemütlichen zu machen. Was die Kleiderfrage anbelangt, so hat erstaunlicherweise niemand schräg geguckt, als ich dort in Adidas-Sporthose und Francesco-Totti-Trikot aufgelaufen bin. Zur Kassendame meinte ich von mir aus erklärend "ist 'ne Art Notfall", da hat sie nur amüsiert gegrinst. Aber war damals halt ganz spontan gewesen, als ich überall in der Stadt die Plakate gesehen hatte.
Bozen im übrigen auch schon so eine Stadt von der Kategorie Freßtempel, so es an allen Ecken kulinarische Leckerlis zu kaufen gibt. Am besten Futter shoppen und dann irgendwo schön mit Aussicht picknicken^^
Vor Trento:
Ich weiß nicht mehr genau die Kilometerzahl, aber falls sich da in den letzten Monaten nicht erhebliche Fortschritte beim Fahrradweg-Bau getan haben, dann so gute zehn Kilometer vor Trento, wo man mal die Wahl hat, links auf die Straße rauf und dann rechts auf der Straße nach Trento oder stattdessen scharf rechts ab dem Radweg an der Etsch folgen ... dann lieber die Straße nehmen, der Radweg führt(e?) einen in annähernd konzentrischen Kreisen auf gut der doppelten Strecke in die Stadt rein ... und idyllischer ist es dort auch nicht, was den massiven Umweg sonst vielleicht noch rechtfertigen würde.
Weiß da jemand was genaueres zum status quo des Radweges?
Zu Trento:
Saubere, ordentliche und günstige Jugendherberge direkt am Innenstadtrand. Innenstadt abends beleuchtet auch wirklich schön, läd' auch wieder zum nächtlichen Flanieren ein.
Die "Friedensstadt" Rovereto...
ist übrigens auch ein schönes Fleckchen Erde, dort gibt es diese Friedensglocke, und auch eine wirklich nette Jugendherberge, aber ihr wollt' ja schon in Trento dann ostwärts abbiegen.
Falls ihr doch über Rovereto fahren solltet, kann ich das zum gut+billig-Übernachten absolut empfehlen:
http://www.ostellorovereto.it/index_deu.php(...)
Bologna:
Dauert zwar etwas, bis man durch die Peripherie in die Stadt eingedrungen ist, aber es ist absolut der Mühe wert; wunderschöne Altstadt, sehr zu empfehlen ist die Besteigung des größeren der beiden schiefen Zwillingstürme, toller Blick über die Stadt und in die Umgebung.
In Bologna dann mein persönliches Schlaraffenland: "La Vecchia Malga" in der Via Pescherie Vecchie (geht direkt vom zentralen Platz aus seitlich weg, wenn man vor dem Dom steht, dann nach links). A draauuuuum, schon alleine zum Gucken und zum Essen dann erst recht; ist eigentlich ein Laden, die haben aber oben drin ein kleines Bistro, wo es verschiedenste Brotzeitplatten mit Käse / Schinken / Wurst gibt.
Passo di Raticosa:
Recht entspannt zu "erfahren", geht halt den ganzen Tag bergauf, aber schön langsam, gerade im Frühjahr sehr schön, im Appennin, und wenig touristisch. Entsprechend rar die Anzahl der B&Bs oder Hotels; zwei Kilometer vor der Passhöhe gibt es ein einzelnes B&B, etwas skurril, aber irgendwo auch schon wieder liebevoll, und zudem dort die einzige Übernachtungsmöglichkeit weit und breit, Rocca die Cavrenno. Nette Zimmer, schöne Aussicht, Abendessen / Frühstück gibt's bei der Familie unten im Wohzimmer am großen Holztisch, in der Ecke steht die Riesen-Knarre, falls nachts die Wölfe kommen (nix mit Waffenschrank und so), die Kinder gucken im Hintergrund "Family Guy" ... wie gesagt, leicht skurril, aber nett. Sie spricht außerdem deutsch.
Vor Florenz bin ich damals über Borgo San Lorenzo und dann direkt über Fiesole nach Florenz reingekommen, hat sich so ergeben, war aber jedenfalls eine nette Strecke. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man etwas weiter westlich an Fiesole vorbeifährt, wenn man über Vetta le Croci fährt, sind die letzten 20 Kilometer in die Stadt rein jedenfalls nur noch laufenlassen, gucken und bremsen, Fiesole ist auch recht nett. Schöne Strecke über Vetta le Croci, aaaaber sehr bikerbelastet. Habe glaub ich noch nie so viele Motorräder an einem einzigen Tag gesehen wie dort. Da war selbst über Raticosa/Futa harmlos gegen und das ist ja auch schon so eine klassische Bikerstrecke.
Florenz empfand ich als den TOURISTISCHEN ALBTRAUM!! Rund um den Dom auf alle Fälle total überlaufen und überteuert, bescheißen will einen auch jeder zweite, ich habe in dieser Stadt echt die Krise gekriegt und wäre fast einen Tag eher weitergefahren als geplant.
Wunderschön aber: Der Blick von oben über die Stadt, auf der klassischen Touristenfoto-Urlaubspostkarten-Seite jenseits des Flusses.
Wenn ihr dort Kultur mitnehmen wollt: Für die wichtigen Museen kann man (alles Abzocke^^) zusätzlich zum Ticket einen genauen Einlasstermin reservieren gegen Gebühr, aber die 2-4 Euro lohnen sich, dann gibt's den David oder die Uffizien ohne Anstehen. Sollte man schon gesehen haben, wenn man dort ist. Wobei die Uffizien sich als weniger spaktakulär entpuppt haben als ich dachte. Aber der David, der an jeder Ecke der Stadt in Kopie herumsteht, ist schon nicht schlecht!! - Nice: Das Rathaus von innen, kann man einfach so rein, ist auch abends lange offen.
Waren abends dann aber in einer richtig guten Pizzeria recht weit ab vom Schuss, falls ich das Kärtchen wiederfinde, kann ich's noch posten, sehr lecker und echt günstig.
Zum Übernachten (muss man aber vorher reservieren, da sehr klein > spontan eher nichts frei) zu empfehlen: das Ostello Gallo d'Oro.
http://www.ostellogallodoro.it/index.phpUnd in Florenz gut auf's Radl aufpassen
... meinem Reisekumpanen haben sie doch echt sein vor dem Bahnhof tagsüber angekettetes Baumarkt-Pfuschrad geklaut (echte Deppendiebe ... DAS Rad hätte ich nicht geschenkt haben wollen^^). Zum Glück war's bei ihm am Rückreisetag *hrhrhr***
Zur Toscana:
UNTERSCHÄTZE NICHT DIE HÖHENMETER, die man tagsüber mal so sammelt ..
Die Strecke durch Umbrien ist im übrigen so, wie ich sie auch mal schon für eines fernen Tages geplant habe, ist ja so der Klassiker dort in der Gegend, sieht soweit gut aus.
ROM ist ein Kapitel für sich, wenn du da was empfohlen willst, poste ich separat noch was, da fällt mir spontan zu viel auf einmal ein. Auch hier gilt aber: Nicht abschrecken lassen ... unschöne Peripherie, aber wenn man mit dem Rad erstmal in der Innenstadt ist, ist die ganze Panikmache von wegen italienischem Autoverkehr doch übertrieben. Peripherie kann man mit Regionalzug natürlich vermeiden, aber ob's das lohnt, ist das eine, und zum anderen finde ich es selber doch immer ganz spannend, wie aus der hässlichen Peripherie einer Stadt dann plötzlich doch eine sehr schöne Stadt werden kann.
(...)
Nach Siena rauf ist auch kein Zuckerschlecken, aber die Stadt ist schon faszinierend. Und irgendwie ein bisschen, als wäre die Zeit dort stehengeblieben. Der Abstecher in die hoch oben gelegenen Stadt muss also schon sein, wenn man dort langfährt und Siena noch nicht kennt (?).
Zum Übernachten in Siena zu empfehlen: Piccolo Hotel Etruria, 80 Euro das DZ mit Bad, nicht soo günstig, aber absolut zentral gelegen, ein paar Meter von der Piazza del Campo entfernt (Via delle Donzelle), und aus meiner Erfahrung alles bestens. In Internet sind teilweise recht durchwachsene Bewertungen drin, kann ich aber so nicht bestätigen. Sperrzeit um Mitternacht - das hat für große Belustigung an der Rezeption gesorgt, als ich diese Info beim Einchecken (so gegen halb neun) völlig locker hinnahm und meinte, das sei mir egal, ich wolle eh nur noch was essen und dann ins Bett. Da haben sie am nächsten Morgen noch drüber getuschelt (auf italienisch, so von wegen "das ist die, die gestern schon um neun ins Bett wollte, hihi"). Scheint wohl bei Leuten in meinem Alter sonst nicht vorzukommen, aber wie gesagt, das war der Florenz-Siena-Tag, ich war TOT.
Und macht euch bei Siena vorher mal schlau, ob gerade eine der Contraden (Stadtviertel) ihr Fest hat, da ist dieses Viertel dann nett geschmückt, mit so alten bunten Leuchtern an den Hauswänden und so, ist schön anzugucken.
... soweit vom Bunnygnom,
die restlichen Streckenabschnitte kenne ich selber nicht, kann ich von daher nixx zu sagen, klingt aber doch bislang nach echt einer tollen Tour, ich wünsche schon mal viel Spaß und verbleibe mit lieben Grüße,
Ally