Hallo allerseits,

in Vorbereitung meiner Norkapptour machen mir diverse Postings in diesem Forum Kopfzerbrechen, welche immer wieder die Mückenplage in Skandinavien zum Thema haben.

Meine konkreten Fragen:

• wovon hängt die Intensität der Plage ab (Temperatur, Jahreszeit)?
• kann ich mich präventiv einigermaßen davor schützen?
• bin ich wenigstens vor den Biestern geschützt, solange ich in Bewegung bleibe?

Danke im Voraus für aufmunternde Antworten

Hallo Bobby!
Wir haben 4 Touren mit insgsamt ca. 80 Tagen in Skandinavien verbracht - alles mit unseren Kindern. Wir hatten nur einen Mückentag - weil wir uns ca. 5 km von der Küste entfernt hatten. Deshalb mein Vorschlag: Plane die Route nach Möglichkeit so, dass Du so lange wie möglich entlang der Küste fährst.
Ansonsten Handschuhe und ein engmaschiges Kopfnez mitnehmen.
Gruß

Hallo Bobby,

hier meine Erfahrungen von '96:

In Südschweden gab es Ende Juni zwar mehr Mücken als bei uns (Rheinland), diese wurden aber überwiegend erst in der Dämmerung aktiv und störten nur wenig. Ausnahme: Gävle. Die dortige Plage könnte aber auch einen Zusammenhang mit meiner an diesem Tag nach 180 km enorm verspäteten Ankunft (nach 22 Uhr) in extrem verschwitztem Zustand gehabt haben.
Massiv wurden die Mückenschwärme erst in Lappland. (Allerdings habe ich bis zur finnischen Grenze die E4 an der Küste benutzt, leider. Im Landesinnern könnte es mehr Mücken geben.)

Nördlich des Polarkreises konnte ich mich ab einer Geschwindigkeit von 15 km/h unbehelligt bewegen. Ca. 3 s nach dem Anhalten setzte es die ersten Stiche, deren Anzahl innerhalb weniger Minuten zwei- bis dreistellig wurde. Die Stechlust der Mücken schien von der aktuellen Wetterlage (kühl, wenig Sonnenschein mit vielen Regenschauern, 1/2 Tag starker Dauerregen, 10-20 °C) unabhängig zu sein. In einer Herberge wurde mir eingeschärft, auf dem Weg von der Haustür zum Zimmer nie zwei Türen gleichzeitig offenzulassen. Nachts im Zelt lauschte ich einem beeindruckenden Klangteppich und mußte an "Die Hütte der Baba Jaga" aus "Bilder einer Ausstellung" denken.

An der norwegischen Küste gab es kaum Mücken. Dafür waren bei schönem Wetter hornissengroße Stechfliegen mit bienenähnlicher Zeichnung des Hinterleibs und sehr schönen Facettenaugen unterwegs. Diese zeigten zwar außerordentliche Beißkraft sogar durch ultra schweres Baumwollgewebe und hohe Verfolgungsgeschwindigkeiten bis 30 km/h, traten aber nur als Einzelgänger auf, warteten sehr lange bis zum Beißversuch und unterließen alle weiteren Annäherungsversuche, sobald nach ihnen geschlagen wurde.

In Südnorwegen wurde ich abends bei Windstille gelegentlich von midges massiv gestört.

Letztes Jahr wurde berichtet, die Mückenpopulation Lapplands sei aufgrund des extrem trockenen Sommers stark zurückgegangen, könne aber in darauffolgenden nassen Jahren umso mehr explodieren, da die Trockenheit eine Auslese zugunsten der robustesten Stämme begünstigte.

Die Strecke Gävle-Umea an der Küste kann ich überhaupt nicht weiterempfehlen. Hätte ich nochmal die Gelegenheit, würde ich lieber im Landesinnern fahren.

Daniel

zu 2)

du kannst dich schützen durch eng gewebte kleidung, einen hut mit gaze vor dem gesicht. ist allerdings nur bedingt fahrrad tauglich. unbedingt empfehlenswert ist eine feinmaschige gaze an den zugängen zum zelt, sonst hast du echt verloren. von chemie halte ich nicht so viel.

zu 3)

ja. mücken und knot (midges) sind langsamer als radfaher. diese monsterblutsauger, die 30 km/h fliegen können sind mir in lappland und auch sonst in schweden nicht begegnet, aber ich kenne sie aus dem baltikum.


grundsätzlich gehst du dem grössten stress aus dem weg, wenn dich du nach einbruch der dämmerung nur noch im zelt aufhälst. oder in bewegung bleibst. als grössere plage als die mücken habe ich immer die knot empfunden. sieh zu, dass dein zelt gegen die sicher ist, dann kommst du schon zurecht.

gruss, s.

Hallo Blackspain,
wir waren zweimal mit dem Zelt in Schweden bis auf die Höhe von Särna im Inland und fanden die Mücken in etwa so zahlreich vertreten wie hier rund um Berlin. Beim Radfahren ist es bis dorthin überhaupt kein Problem, abends bei Windstille tauchen dann die Plagegeister auf. Zelt zu und die grünen Spiralen zum Abbrennen aufgestellt - das half dann gut.
Gruß Wolfgang

Hallo
ich war letzten Sommer 10 Tage auf der Höhe von Stockholm in Westschweden, dierekt an einem See und habe keine einzige Mücke getroffen (obwohl ich mit offenen Fenster und z.T. Licht an geschlafen habe. (Das einzige, was mich in dem ganzen Urlaub gestochen hat, war eine Wespe in Rostock)

Gruß

noch ein Tip: helle Kleidung!

Ich machte in unterschiedlichen Regionen die Erfahrung, daß diverse Mücken, Gnitzen, etc. von dunklen Farben (dunkelblau, schwarz) angezogen werden, sich auf heller Kleidung (beige, grün, weiß, etc) aber deutlich weniger dicht niederlassen.

Viel Spaß

Also, die Menge ist vor allem von der Kälte des Winters und der Trockenheit im späten Frühjahr bzw. im Frühsommer ab. Wenn warm und feucht sind es sehr viele. Dazu kommt noch, dass manche Regionen sehr, andere weniger Mückenintensiv sind.

In den letzten 3 Jahren hatte Nordskandinavien durch gutes Wetter und Trockenheit wenig (sehr wenig) Mücken, das habe ich schon sehr anders erlebt.

Beim Radfahren ist man ziemlich geschützt, da vervolgen einen gelegentlich mal die Bremsen.

Präsentiv schützen geht nicht, soweit ich weiss.
Ich bevorzuge das Mückenmittel "Nordic Summer", das sieht aus wie Schuhcreme, ist aus irgenwelchem Baumteer und kommt aus Vihlmina in Nordschweden. Allerdings riecht man nicht so wie unsere Parfumwelt es so kenn. ein schwedischer Angelrempfahl uns dieses Mittel mit den Worten "then you smell like a real bushman". Eigentlich rieht man zimelich nach Lagerfeuer.
In Nordschweden gubt es dieses Mittel in fast jedem Laden, im Süden kaum. Besser als Djungel Olio (Globetrotter) ist es glaube ich nicht in der Wirkung, es ist sehr Sparsam und aus Naturmaterialien hergestellt. Gelgentlich muss man sich halt wieder einreiben.

Empfehlen würde ich dennoch zusätzlich so einen Hut mit Gaze-Maske, die kann man aber auch dort oben in jedem Laden mit Angelbedarf kaufen.

Vielleicht haben wir ja auch wieder Glück, dass sich die Mückenpopulation noch nicht so richtig wieder erholt hat, denn letztes jahr hatte das Mückenmuseum an der Inlandsbahn in Schweden wohl das Problem, dass kaum welche da waren.

Ganz ohne Mücken wird es aber kaum gehen, zumindest nicht, wenn man wild zeltet.

Dittmar

Hallo!

wir waren letztes Jahr in der Gegend von den Lofoten unterwegs. Dort gab es keinerlei Probleme mit Mücken und Konsorten. Am schlimmsten war es zwischen Tromsoe und Gryllefjord. Aber weniger die Schnaken, sondern eher Bremsen und dann die ganz normalen Fliegen. Die stechen zwar nicht, belagern einen aber in Massen wenn man schwitzt. Vorallem, wenn man bergauf trampeln muß und nicht so schnell ist, setzten sie sich vorzugsweise auf die Hände und um das Gesicht. Wer es schafft, mit 20km/h den Berg hochzutrampeln, hat gewonnen und ist sie los

Gruß Renata

hi Bobby,

ja, kann auch was Aufmunterndes beitragen
Wir sind im Juli '97 durch Nordnorwegen geradelt (Trondheim - Nordkapp, Bericht , falls es interessiert und du noch nicht zu übersättigt bist), und wir durften nur einen Abend in Gesellschaft der kleinen Biester verbringen, die in jede Körperöffnung kriechen. Nicht direkt an der Küste, ein kleiner See, Windstille - ein Klassiker halt. Ich bin kein Mückenexperte (Gott sei Dank), die Norweger meinten es sei am ungewöhnlich trockenen Sommer (bzw. Frühjahr) gelegen.

Grüße aus Ottakring,

Hallo,
was hier noch nicht erwähnt wurde, vergess alles an Mückenmittel was du in Deutschland bekommen kannst (Autan oder so).
Letztes Jahr habe ich für einen Ausrüster das "Dschungel-Deo" getestet und musste feststellen das es auch nicht sehr viel half. Was in Schweden überall zu bekommen ist und bis jetzt am meissten nützte, ist US 66 oder so, ist zwar ne Chemiekeule aber nach 50 Mückenstichen sind die guten Vorsätze nicht mehr so wichtig. Nordic-Summer hilft auch einigermaßen, jedoch wirst du auch keine Menschen um dich herum sehen :-) , ausserdem sehr schwierig zu bekommen.
Und denk dran, auch unter der Radhose einreiben, ich hatte letzten Sommer meinen Hintern übersäht mit Stichbeulen.

Genau! |b]Helle Kleidung ist auf jeden Fall hilfreich.
Ist ein auch altbewährtes Rezept von Amazonas-Guides. Schützt aber nicht vor Äffchen (von denen es in Lappland angeblich nur eine äußerst Geringe Population pro qkm gibt).

Guckst Du hier:



Auf jeden Fall solltest Du in der Dämmerung die Fußgelenke bedeckt halten. Hier ein Foto aus Norwegen.



Grüsse
Sasa

Hallo Bobby,
theoretisch ist es so:
die Mücken nehmen von Süd nach Nord und von der Küste ins Binnenland zu. Leider können sie aber nur schlecht lesen und halten sich m.E. nur sehr selten dran. 1997 war es auf Åland bis Brändö ganz furchtbar und gleich darauf im Saimaagebiet völlig Moskitofrei. Auch in den letzten Jahren habe ich keine Plage bemerkt (Ausnahme: 1999 am Nigardsbreen/Jostedal). Ob es sie gibt oder nicht, kannst Du nicht beeinflussen. Beim Fahren funktioniert zum Glück die Zielortung der Mücken nicht, nicht halten hilft also. Das finnische Mückenmittel "Johnson OFF!"habe ich als wirksam empfunden, das hat jeder finnische Dorfkonsum. In einem normalen Jahr, wenn es das gibt, lassen die Mücken auch im August nach. Meistens werden sie erst abends gegen 18.00 aggresiv. Guck Dir , wenn Du zelten willst, die Insektengitter am Zelt an, vor allem die winzigen Kriebelmücken quetschen sich durch den kleinsten Spalt.
Falk

Hallo @all,

danke für die zahlreichen ausführlichen und informativen Antworten, auch wenn die meisten davon nicht gerade aufmunternd sind...

Ein Zelt mitzunehmen habe ich nicht vor - ich habe in 30 Jahren aktiver Pfadfinderzeit unzählige Zeltnächte verbracht und bin diesbezüglich bequem geworden - ich werde also feste Unterkünfte (Vandrarhem, Hytte,...) suchen (und hoffentlich auch finden).

Da meine Route durch Schweden führt, werde ich um das Landesinnere wohl nicht herumkommen - ich werde jedoch die vielen Tipps (helle Kleidung, diverse Stinkemittel, Bedeckung der Knöchel, und vor allem "in Bewegung bleiben " ) beherzigen.