Liebe Fernradler,

was ist von dem Vorhaben, im Juli für ca. 3 Wochen nach Island zu fahren, um sich dort nicht nur mit Gepäck und den natürlichen Widrigkeiten wie Wind, Schotterpiste etc., sondern auch noch mit einem Kinderanhänger mit zwei Kindern (2 & 4 Jahre) zu quälen?

Hat das schon mal jemand hier im Forum gemacht?

Bisher kenne ich Island so gut wie nicht, nur als (teuren und lästigen ) Zwischenstopp nach Grönland, würde die Insel aber gerne mal etwas näher kennenlernen.
Zu Fuß geht das mit so kleinen Kindern nicht, Mietauto scheidet der Kosten wegen aus, bleibt also nur das Rad. Allerdings stelle ich mir eine Islandtour mit schweren Hänger nur mittelmäßig beglückend vor...Meine Frau sieht das noch etwas skeptischer.
Aber ein gewisser Reiz bleibt halt bestehen, daher meine Anfrage.

Über Erfahrungeserichte o.dgl. würde ich mich freuen. Die allgemeinen Islandinfos, die hier verlinkt waren, habe ich schon überflogen.

Vielen Dank und viele Grüße, Philipp

Hallo Philipp, wollt Ihr die Pisten (insbesondere im Hochland) befahren? Darauf würde ich mit 2-rädrigem Anhänger verzichten. Ein 3-spurigen Gespann trifft wesentlich mehr Hindernisse als ein 1-spuriges; deine Kinder würden häufig Erschütterungen ausgesetzt.


andre

Ich war noch nie in Island, habe aber ausreichend Kinderanhängererfahrung.

Finden sich dort ausreichend Spielmöglichkeiten unter Tage?
Werden die Kids andauernd durchgeschüttelt?
Finden sich Übernachtungsmöglichkeiten im 50 km-Abstand?
Ist es dort warm und sonnig?

Also ich glaube, dass sich solch kleine Kinder in anderen Gegenden entschieden wohler fühlen.

Ich bin 5 Wochen in Island mit dem Rad gewesen und ich war 3 Monate mit einem Hanomag dort. Es hat etwa die Hälfte der Zeit geregnet und es war kaum wärmer als 12 Grad, obwohl ich immer im Sommer dort war. Die Pisten sind wirklich übel und der Wind ist brutal, ich weiß nicht wie oft wir das Zelt aufgestellt habe, wo einer sich drauf legen mußte und der andere im Sturm versucht hat die Heringe reinzuhauen. Kann Pech gewesen sein, aber nach 4 Monaten glaube ich einfach dass das Wetter so dort ist.
Für Kinder ist es sicherlich alles nur grau in grau mit viel Wasser in das man aber nicht reingehen kann weil ich 3 Grad hat.
Die Ringstarße zu fahren, naja, spannend ist das sicherlich auch nicht wirklich. Auf wandern stehen die kids im dem Alter auch nicht wirklich. Und die drei warmen Pools die man ansteuern kann bringen es dann auch nicht wirklich.
Also ich denke auch man Kindern viel zumuten und es muß nicht immer alles so zimperlich sein, aber ehrlich gesagt hier glaube ich hat keiner Spaß, dafür sind sie noch zu klein.
Und Du brichst Dir mit dem Anhänger einen ab. Vorallem die Böen von der Seite sind brutal. Mich hat es einige Male in den Graben geschmissen weil ich es nicht mehr halten konnte, weil die Böen oft unvorbereitet kommen.

Warte doch noch ein paar Jahre, dann hast Du mehr davon.

Ich wollte auch gerne mal nach Island, habe mich aber mit Kinderanhänger nicht getraut. Meine Kinder habe auch auf rumpeligen Wegen protestiert, aber vielleicht sind die heutigen Anhänger besser.

Die Inlandspisten (F-Straßen) sind wahrscheinlich kaum mit Kinderanhänger machbar, aber die Ringstraße (N1) könnte möglich sein. Da Island nur 300'000 Einwohner hat, kann diese kaum sehr stark befahren sein, wenn man von der größeren Umgebung der Hauptstadt absieht, aber da sollten Islandfahrer vielleicht mehr drüber schreiben... ;-)

Hallo Muli




Wir sind mit unserem Kind (2,5j) durch Südamerika gefahren, mit Kinderanhänger und inkl. Kälte, Regen, Hitze, Piste. Wir waren viele Monate unterwegs und sind bis auf über 4000 Meter hochgeradelt.

Ich setze mal voraus, dass schwierige Radreisen mit Pisten, Wildcampen und die Fahrradtechnikseite für Dich keine Schwierigkeit darstellen. Hast Du mit deinen 2 Kids schon mal Campingtouren (alleine :-)...) gemacht?

Ich bin durchaus der Meinung (im Gegensatz zu anderen Autoren hier im Thread), dass

- Wildcampen
- die Erschütterung
- das Alter der Kinder
kein Problem sind.

Ein Anhänger ist natürlich immer nervig (weswegen ich ohne kids NIE mit einem verreisen würde), Pisten sind aber, wenn nicht zu steinig, gut fahrbar. Du brauchst eben KLEINE Gänge.


Ich würde Dir, trotz allem, von DIESEM Projekt abraten.

1) die Wahrscheinlichkeit, dass es dauerhaft nass und kalt ist, ist zu hoch. Du kriegst die Kids nicht trocken und warm gehalten, vergiss es. Diese Wetterperspektive erschwert es auch, für die Kids Interessantes Einzubauen.

2) ZWEI Kinder in diesem Alter sind für einen Erwachsenen für eine anspruchsvolle Tour (nass, Piste, Kälte, wild zelten) viel zu viel Arbeit. Wir waren zu ZWEIT mit EINEM Sohn VOLL ausgelastet.
z.B. Uruguay: In der letzten Sekunde vor dem Wolkenbruch einen Platz fürs Zelt gefunden. Es schüttet. Wir sind patschnass, versuchen den kleinen trocken ins Zelt zu kriegen. Der hat aber ein gaaanz anderes Programm. Will raus in den Regen, patscht in jede Pfütze. Dann den Benzinkocher in der Absis anschmeissen - hoppla, dass kleine Buch, dass hinter dem Kocher an der Zeltwand liegt, muss er sich jetzt schnell schnappen. etc. etc.

3) Auf Pisten mit Kids schaffst Du nur kleine Distanzen.


Mach Island alleine oder mit Deiner Frau und die kids bei Oma.

Hallo Philipp,

Ich war letzten Sommer 4 Wochen da unterwegs, an 2 davon hat es täglich mindestens geniesselt. Richtig verpisst waren nur 2 oder 3 Tage.
Temperaturen habe ich auch wie oben beschrieben erlebt. Paarmal 12 Grad, aber generell recht frisch.
Mindestens an einem der Tage hätte man, meiner Ansicht nach, nicht mit Kinderanhänger fahren können da er dem Seitenwind viel zu viel Angriffsfläche geboten hätte. Wir mussten uns stark in den Wind legen um nicht umgehauen zu werden. Er kam in Böen was das ganze auch nicht leichter gemacht hat. Mit Kinderanhänger wäre die Gefahr dass der auf die Strasse vor ein Auto geweht wird einfach zu gross.
Insgesamt wäre es mit entsprechend viele Pausentage wohl machbar gewesen, aber die Wetterumschwünge waren morgens nicht absehbar und unterwegs ergibt sich selten die Möglichkeit mal schnell in ein Zimmer reinzugehen. Den Rest des Tages im Zelt dem Regen zuzuhören erscheint vielleicht auf dem Fahrrad im Regen als eine tolle Alternative, aber ob die Kinder da mitspielen?

Andererseits hab ich dort sowohl ein schweizer Pärchen auf einem extrem windigen Berg mit einem wenigen Monate altem Säugling angetroffen. Generell waren sie aber mit einem PickUp + Aufbau unterwegs. Auch in Reykjavik habe ich eine Familie gesehen die mit vielleicht 10 und 5 Jahre alten Kindern Räder zusammenbauten und Gepäck für eine Radreise dabei hatten. Ich hab sie aber leider nicht angesprochen und gefragt ob sie eine Tour vorhaben oder gerade von irgendwo zurück kommen...

Auch landschaftlich stelle ich es mir für die Kinder etwas langweilig aus. Ich finde sie zwar sehr schön, aber viele denen ich Bilder gezeigt hab, fanden die Landschaft eher trostlos. Wenn mal; entlang der Ringstrasse, eine Wiese neben der Strasse ist, ist sie üblicherweise auch eingezäunt. Sowas wie Spielplätze gibt es selten und nicht immer findet sich dort ausser Steinen ein interessantes Spielzeug...

Falls du fährst schreib auf jeden Fall einen Erfahrungsbericht

Hallo

hatte auch schon ernsthaft an genau so eine Tour gedacht. Aus diversen Gründen haben wir uns aber immer für andere Reiseziel mit den Kindern entschieden.

1. Wind, Regen, Temperaturen
2. besonders die Wellblechpisten im Hochland sind selbst mit gut gedämpften Anhänger für die Kinder eine Tortur, nur Ringstrasse macht besonders im Sommer wenig Spass
3. im "Nahbereich" von Reykjavik ist im Sommer echt viel Verkehr

Würde eher empfehlen mit den Kindern auf Island zu wandern. Die Wege durch die Lava und das viele Wasser ist auf jeden Fall spannend und man ist nicht so "Windabhängig". Wenn das Wandern Spass macht laufen auch 2 jährige!! Sonst warte noch 1-2 Jahre dann dürfte die Kinder auch längere Wanderungen mitmachen. Allerdings ist die Herausforderung alles in Rucksäcke zu bekommen im Vgl zu einer Radtour mit Anhänger echt groß!

Ansonsten, nur Versuch macht Klug
Wir hatten auf Island auch schon vier Wochen Sonne am Stück mit Temp bis 25°C und wenig Wind(2001)

Jakob

Ich hab in Island einige Familien auf Radreise getroffen, z.B. mit Tandem und Anhängefahrrad hintendran, die Kinder waren so etwa 8-12 Jahre alt, oder auch selbstradelnde Kinder, die etwa 10-14 Jahre alt waren. Ich hab auch schon einige Familien getroffen, die mit dem Auto und mit Kindern ab einem Alter von 1 1/2 Jahren unterwegs waren. An die Kombination von Kindern in dem Alter und Kinderanhänger kann ich mich allerdings nicht erinnern und teile die Bedenken, die hier schon einigemale geäußert wurden... letztlich kommt es wohl sehr auf die Kinder an, was sie gewohnt sind, was ihnen Spaß macht usw., und das kannst du wohl viel besser beurteilen, als wir.

Es ist eine tolle Idee, aber ich kann mich nur anschließen, mit einem Mietautowäre die Reise sicher schön, aber von einer Fahrradtour mit Kids würde ich dir abraten.
Es gibt ja auch viele andere schöne Ziele im Norden, die man erkunden kann. La Reunion wäre vielleicht auch eine tolle Möglichkeit mit Kindern, dort ist es im Winter angenehm und trocken und man hat eine ganz unterschiedliche Vegetation - von Strand uns Regenwald bis Vulkanen. Ich war bisher noch nicht dort und kann euch deshalb leider auch nichts zu Straßen und Wegen sagen, aber es wäre ja vielleicht eine Recherche wert.

Natürlich kann man auch mit Kindern, die 1 1/2 Jahre alt sind, eine Fahrradtour machen. Daran sollte kein Zweifel bestehen. Beispiele könnt Ihr unter
Familienradtouren
einige finden...

Ich denke nur, daß man überlegen sollte, ob Island für eine Tour mit so kleinen Kindern das ideale Ziel ist. Vielleicht ist es das ja, aber ich bin etwas skeptisch.

Hallo Phillip,

wäre toll wenn du uns über deine Entscheidung auf dem laufenden hältst!
Wenn man vorab sich darauf einstellt öfters nicht fahren zu können und mit den Kindern auch mal ein Tag im Zelt zu verbringen dann sollte man es einfach versuchen!!

Wir hatten vor Jahren auch wenig Ahnung ob mit unseren damals ein und drei-jährigen Kindern eine Radtour im Oman so eine tolle Idee ist. Wir haben diese Entscheidung nie bereut und auch nie das Gefühl gehabt unseren Kindern damit etwas zuzumuten!

Jakob

Vielen Dank für Eure Einschätzungen!

Sie spiegeln die auch von mir erwarteten Bedenken recht deckungsgleich wider: Wind, Wind, Wind, Pistenzustand und vielleicht auch noch Regen. Möglicherweise kann man auch mit kleinen Kindern dort eine Menge Spaß haben, möglicherweise würde es aber doch zu anstrengend werden. Auch ohne Hänger kann ich Wind, der bekanntlich immer von vorne kommt, nur sehr schlecht leiden .

Auf Island kam ich halt, weil der Zeitpunkt unseres Sommerurlaubs dieses Jahr schon früh feststeht, was eine auch etwas kompliziertere Planung ermöglichen sollte. Und ich würde halt gern mal wieder in Norden. Norwegen ist aber angesichts der Tunneldichte schon recht schwierig geworden, Schweden auf Dauer etwas langweilig und Dänemark stört eigentlich nur .

Ich werde über berichtenswertes berichten. Vielleicht bleiben aber die Räder auch zu Hause und es geht wieder mit dem Faltkanu los. On vera.

Viele Grüße, Philipp (der sein Paßwort anscheinend vergessen hat, und sich daher jedes Mal mit einem Hilfspaßwort einloggen muß... ).