Hallo.

Ich experimentiere gerade mit dem Lenker am Reiserad, bin nach Rennlenker wieder auf Mtb-Lenker umgestiegen, da es demnächst wieder losgeht und ich mitten in den
Winter reinfahre also Schnee mit viel Gepäck dazu noch ein zweispuriger Anhänger, hab ich mir einen relativ breiten Rizer-Bar (62cm) angebaut und dachte damit eine höhere Kontrolle zu erreichen. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, das Rad fährt sich nervöser als mit dem recht schmalen Rennlenker oder auch im Vergleich zu dem auf stadtverkehrbreite gekürzten Besenstil-Lenker am Stadtrad.

Irgendwie wiederspricht das ein wenig dem was ich erwartet habe, dazu bin ich noch recht breit gebaut (wohlwollend formuliert!) also Lenkerbreite=Schulterbreite schwirt auch noch in meinem Kopf rum....
Ich tendiere gerade dazu einen 52cm-Besenstil + Hörnchen ans Reiserad zu bauen, aber befürchte mir da unnötig Probleme zu machen, die sich bei kurzen Probefahrten noch nicht zeigen.

Also: Wer von den breiter gebauten Menschen fährt am Reiserad einen recht schmalen Mtb-Lenker und warum?

Bei dem Rad handelt es sich um einen Poison Ethanol Mtb-Rahmen mit starrer Gabel.


Viele Grüße

Tommes

62er ist aber auch schon eine Hausnummer.
Vielleicht geben sich die "Unsicherheiten" noch. Bei so einer Umstellung fährt es sich die ersten Tage immer etwas ungewohnt. Da verkrampft man unwillkürlich schon etwas - das fühlt sich dann wieder unsicher an, man verkrampft noch mehr ...



Lenkerbreite = Schulterbreite paßt so in etwa vielen Leuten, aber lange nicht allen. Lieber etwas breiter kaufen, und b.B. so nach und nach auf das Wohlfühlmaß kürzen. Geht ja bei Besenstiel besser, als bei Rennlenker.

Also ich denke auf mich trifft die Beschreibung breiter gebaut sicher zu

Gerade an meinem aktuellen Patria Potsdam experimentier ich hin und wieder mal mit dem Lenker. Die Räder davor hatte ich nicht lange genug

Also angefangen habe ich mit dem SQLab 316 Lenker , den ich von dem Vorrad übernommen hatte.



Nicht schlecht, aber ich merkte sehr bald, dass ich die 16° nicht wirklich bequem finde und daher die Hände in falschem Winkel drauf habe, mir dann die Nerven abdrücke, ... das Problem einfach, dass ich bei den 660mm die Hände soweit "reinnehmen" musste, dass dann der Winkel nicht mehr passte. Das Rad davor hatte hatte eine andere Geometrie (z. B. OR kürzer) und da passte er ganz gut.

Moonriser, 45er, ... hatten alle das gleiche Problem, Winkel zu gross für die schmale Breite. Tlw. dann Probleme mit den Händen, der Ellbogen und einmal sogar sehr schmerzhafte Verspannungen im Nacken / Schultern. Klar jedesmal wieder probiert, Vorbauwinkel, Höhe, ... zu variieren aber damit bekommt man einfach das grundlegende Problem nicht weg ... die mangelnde Breite


Anfang des Jahres dann die erste Erleuchtung, Surly stellte den Open Bar vor, endlich mal eher eine Bügelform (53°) und dabei trotzdem 666mm Breite, also so 10-15cm mehr als entsprechende Bügel von Humpert (NSU, Stuttgarter, ...)



damit bin ich die Woche durch Schweden gefahren und habe einiges an Touren über 100km gemacht. Wirklich bequem . Leider fehlt mir doch ein wenig die Kontrolle über das Rad, wenn die Wege matschig werden


Also wieder mal den 316er drauf, aber das passte nicht, gar nicht mehr. Durch Zufall entdeckt, dass es den Syntace Vector Lowrider 7075 in einem Modell gibt, mit 8° und der beachtlichen Breite von 740mm und durch Zufall sogar einen gleich in HH bekommen. DAS ist mein Lenker, DA passen endlich Schulter- & Griffbreite und der Winkel des Lenkers und der Hände, wenn sie drauf liegen, perfekt zusammen. Allein der Unterschied zu dem 316er ist erstaunlich, auch wie viel man an Länge gewinnt, wg. der 8° Unterschied.



ABER kommen wir zum Alltag - und da rede ich nicht mal von Gegenwind - das Rad mit dem Lenker ist eigentlich nicht mehr alltagstauglich. An meine übliche Geländer etc. anzuschliessen ist schon ein Risiko weil der Lenker deutlich weiter rausragt und trotz der "nur" 4cm (pro Seite) sind deutlich mehr Leute vorgelaufen, die Drängelgitter sind kaum noch fahrbar, weil einfach zu schmal und auch das Risiko mit anderen Radlern und Fussgängern wächst spürbar, selbst wenn sie einen sehen und Platz machen sind 740mm weit, weit ausserhalb Ihres Erfahrungshorizontes.


Also schweren Herzens heute zur Probe einen fast gerade (denke max. 4°) 600mm Lenker draufgeschraubt. Fühlt sich an, als wenn ich den Lenker von meinem kleinen Bruder geklaut hätte. Winkel der Hände passt halbwegs, es fühlt sich aber einfach sehr doof an, die Hände soweit innen vor dem Körper zu haben. Na ja, mal schauen, wie er sich die nächsten Tage so schlägt.




(In dem Album sind noch mehr Bilder von den Lenkern und Vergleichen dazwischen)

Nen 740mm breiten Lenker würde ich dem Vorbau auch nicht unbedingt dauerhaft antun. Hast du mal bei dem Vorbauhersteller gefragt was der überhaupt so an Lenkerbreite freigibt?
Viele Grüße,
Manu

Hallo Tommes,
ich kann nur über meine Erfahrungen mit den Sport- und Alltagsrädern berichten:
Am Alltags-Koga und Gazelle bin ich anfangs Lenker mit 55,56cm Breite gefahren und war damit auch zufrieden. 2009 baute ich mir dann das erste Gazelle-Sportrad mit Rennlenker auf und war sofort angetan von der Griffposition "Oberlenker in engem Griff". Mit dem Rad bin ich dann den ganzen Sommer über gefahren.

Als ich dann Anfang Herbst wieder auf die Alltagsräder mit geradem Lenker umgestiegen bin konnte ich mich einfach nicht mehr an die breiten Lenker gewöhnen. Dann habe ich die beiden geraden Lenker so weit wie möglich gekürzt (etwa 50cm) wie es die Schaltbrems-Einheiten und Tachohalter-Pulsuhrhalter eben zuliessen.

Es ist eben alles eine Sache der Gewöhnung. Viele sagen mir das sie mit meinen abgeschnittenen Lenkern niemals bequem fahren könnten... Mit der Formel "Schulterbreite=Lenkerbreite" kann ich nichts anfangen.

Grüße
Tom


Edit:@ haegar: Schöner Beitrag, der mit den Bildern

Moin,

ich fahre seit 9 Jahren an meinem Koga diesen Multifunktionslenker (den es wohl inzwischen nicht mehr gibt) an meinem Ranndoneur mit einer Lenkerbreite von 50 cm (Winkel ca. 12°) mit ERGON-Griffen. Dieses finde ich äußerst bequem und das Rad ist handlich.

Nun bin ich bei meinem neuen Reiserad (NORWID-Gotland) auch auf die Lenkerfrage gestossen und mit dem Händler so verbleiben, dass wir erstmal 61 cm bestellen und den dann ggfls. bei der Radeinstellung vor Ort einkürzen-wovon ich ausgehe!

Das NORWID stelle ich diesem Forum dann nach Fertigstellung ausgiebigst vor und werde dann auch einigen Rat zum geplanten Nordkapp-Unternehmen einholen.

Das war dann hier mein erster, aber bestimmt nicht letzter Beitrag :-)

Andre

Breit gebaut trifft auf mich vielleicht eher nicht zu, dennoch über Schulterbreite würde ich nicht gehen. Ich fahre eher 40cm. 42cm am Reiserad finde ich schon eher breit. Sind aber Rennlenker, da ist die Handhaltung sowieso anders.
Beim Faltrad hab ich den Besenstillenker deutlich (auf 45cm Griffweite) eingekürzt, davor war er mir zu breit. Die Schulterbreite ist genau diese 45cm.

Fragt sich nur, wie man die Schulterbreite misst. Außenkante zu Außenkante – oder doch Mitte Gelenkkugel zu Mitte Gelenkkugel?
Möglicherweise liegt es daran, dass ich weder mit Rennkrummgeröhr noch mit geraden Lenkern was anfangen kann, jedenfalls hatte ich noch nie Bedarf an einem abgesägten Lenker. Bei stärker gepfeilten DH-Lenkern liegen die Hände sofort in unverdrehter Lage. Außerdem reicht der Platz zumindest in diesem Fall nicht, um nochwas abzusägen. Wie klein sollen denn die dazugehörenden Hände sein? Endlich gibt es ordentlich breite Griffe, auf denen die Hände auch Platz haben. Dass sie in aller Regel zu dünn sind, merken die Hersteller vielleicht auch noch.
Versuchsweise weiter innen greifen behindert die Atmung. Bin ich der Einzige, den das stört? Eine Ausnahme gibt es bei mir, die ist der ziemlich schmale Lenker am Birdy. Ein breiterer Lenker würde dort das Packmaß vergrößern, wegen der nicht eigenstabilen Laufwerkskonstruktion ist er auch nicht nötig. die Lenkkräfte sind gering genug. Für die ungehinderte Atmung wäre ein breiterer Lenker auch dort gut.

Nachtrag:

Der ist sicher was für die Kunsthistoriker. Der Besenstil dürfte noch völlig unerforscht sein.

Hallo.
Erstmal Dank an alle. Ich habe jetzt den 52cm Besenstil montiert plus Hörnchen. Es fährt sich wesentlich angenehmer als der breite DH-Lenker. Vermutlich wirklich eine Gewohnheitssache, im Alltag oder besser gesagt im Stadtverkehr fahr ich nur recht schmale Lenker: Rennlenker und auch gerade Mtb-Lenker, aber der Grund zum kürzen war weniger eine Komfortfrage sondern eher um auch kleine Lücken zwischen den Autos nutzen zu können und die Rennlenker sind in der Regel eh schmal.

Nachdem ich einiges probiert habe: gerader Lenker mit Hörnchen, Rennlenker, breiterer Rennlenker (On one Midge Bar) und jetzt noch den DH-Lenker, scheint die einfachste Lösung mit dem Besenstil plus Hörnchen die optimalste für mich zu sein, darin liegt schon eine gewisse Ironie. Ob der recht schmale Lenker sich jetzt auf langen Strecken bewährt, dazu kann ich ein paar Wochen mehr sagen.



Viele Grüße

Tommes

Die Kontrollierbarkeit der Lenkung in Abhängigkeit von der Breite des Lenkers ist nicht alles. Die Krümmung des Lenkers in Abhängigkeit von der Breite spielt eine erhebliche Wohlfühlrolle. Wenn man seine Hände berührend nebeneinander vor sich hin hält, können sie einen ganz geraden Lenker ordentlich umfassen, ohne daß die Gelenke abgewinkelt werden müssen. Bei einer Distanz zwischen den Händen in Schulterbreite liegen die Handkrümmungen schon sehr deutlich auseinander: man nehme locker zwei Stangen in die Hände, sie werden einen deutlichen Winkel zueinander aufweisen. Hat man einen 70er Lenker, wird dieser Effekt noch stärker. Ein superbreiter ganz gerader Lenker ist also extrem unbequem. Statt dem Wohlfühlen die Breite zu opfern und damit die Kontrollmöglichkeit zu schmälern, würde ich daher zu angemessen gebogenen Lenkern raten.