Auch, wenn die Frage schon älter ist: Eine Antwort darauf ist noch immer aktuell. Da SRAM's DualDrive nicht mehr gebaut wird, ist es schon sinnvoll, dazu etwas zu sagen. Zudem wird auch die Zahle derer, die eine DualDrive im praktischen Einsatz haben, immer geringer.
Bei der Befestigung von Naben, Getriebenaben im Ausfallende müssen unterschiedliche Hersteller zusammen arbeiten. Erfahrungsgemäß ergeben sich
dadurch immer einige Ungereimtheiten, die der Kunde (Radler) dann ausbaden muß.
Bei Ausfallenden mit "Schlitz" sind bei der Fixierung 3 Punkte zu beachten:
1) Fixierung gegen den Kettenzug (Horizontaler, Semi-Horizontaler Schlitz) und/oder Einstellung der Kettenlänge bzgl. des Verschleißes
2) Fixierung gegen Rotation (Keine Verdrehung der Achse, um dem Schaltkabel eine "feste" Ansteuerungs-Position zu geben !)
3) Positionierung der Kabel-Ansteuerung parallel zur Kettenstrebe
Die Bewältigung der 3 Aufgaben ist häufig durch eine einzige Scheibe mit einem Zweiflach-Loch (Die Achse hat als Gegenstück auch einen (äußeren) Zweiflach) verwirklicht, die mittels einer Verzahnung gegen (ebene) Flächen des Ausfallendes gepresst wird. Für den Anpreßdruck sorgt dabei die Achsmutter oder ein Schnellspanner. Mit der Verzahnung gegen eine Fläche ist das eine etwas verbesserte "Kraft-schlüssige" Verbindung. Bei horizontalen (nach hinten offenen), semi-horizontalen (ca. 15 oder 30 [Grd]) kann die durch den Anpressdruck erzeugte Kraft zu gering oder grenzwertig sein, um eine sichere Fixierung zu garantieren. Es stehen bei "mittiger" Position der Achse im Schlitz nur oberhalb und unterhalb des Schlitzes 2 Kreissegmente (Der Kreisdurchmesser liegt meist bei 22 [mm] zur Verfügung, deren Fläche (zu ?) gering ist, um die notwendige Scherkraft (Hängt von der Flächenpressung ab) aufzubauen. Mehr Fläche (Die Flächenpressung ist dadurch begrenzt, daß bei zu großer Kraft der plastische Bereich des Werkstoffs erreicht wird) steht bei einem vertikalen Schlitz zur Verfügung, wenn die Achse an das obere Ende des Schlitzes geschoben wird. Zudem erreicht die Verbindung gegenüber dem Kettenzug Form-Schluß (Die Verschleiß-Nachstellung muß dann z.B. durch einen Feder-belasteten Kettenspanner übernommen werden). Form-Schluß hätte auch eine (nicht immer verbaute) Nase an einer Reaktionsscheibe, die in den 10 [mm]-Schlitz eingreift.
Die momentan bei einer Kettenschaltung übliche Achs-Klemmung hat keine Vorsorge für eine Reaktionsscheibe. (Zur weiteren Info: Die Abschlußmuttern der Achsen der Kettenschaltungs-Naben haben eine Radial-Verzahnung (Innenseite der Klemmfläche des Ausfallendes).
Nabenschaltungen haben gegenüber der Kettenschaltung die Besonderheit, daß durch die Drehmoment-Wandlung (Bei Vernachlässigung geringer Verluste gilt für die Nabe: Eingangsleistung ("e") = Ausgangsleistung ("a") oder (Mit M(i) = Momente ; N(i) = Drehzahlen) ;
M(e) x N(e) = M(a) x N(a) ; Übersetzung: M(e) > Ma ==> Na > Ne
Me x Ne = Ma x Na Untersetzung: M(e) < M(a) ==> N(a) < N(e)
D.h., daß immer ein Reaktions-Moment in der Nabe entsteht, wenn ich eine Übersetzung/ Untersetzung habe. Dieses Moment stützt sich auf der Nabenachse ab. Bei schnellen Gängen (> als 1:1) wird das Eingangs-Moment (Am Naben-Ritzel) für den Antrieb des Rades reduziert (Die Drehzahl wird dafür größer (schneller)). Anschaulich: Der Unterschied bei den Momenten möchte alle Teile der Nabe schnell nach vorwärts drehen. Die Fixierscheiben verhindern diese Drehung durch ein Reaktions-Moment, das nach rückwärts gerichtet ist. Bei den langsamen (Berg-) Gängen kehren sich die Verhältnisse um. Das Reaktions-Moment ist dann vorwärts gerichtet.
Neuere Getriebenaben (7-Gang, 8-Gang, 9-Gang, 14-Gang) eine haben größere Bandbreite, dadurch ist der Betrag der Reaktions-Eck-Momente auch größer als beispielsweise bei einer 3-Gang-Nabe. Die Unterschiede im Betrag der Momente sind daher entsprechend den Übersetzungen bei einer 3-Gangnabe (73%, 100%, 135%) gegenüber einer 9-Gangnabe (54%......,100%, .....184%) geringer. Nach dem bisher Gesagten ist es verständlich, daß man bei Naben mit größerer Bandbreite (Übersetzungs-Umfang) größere Reaktions-Momente hat.
Für die DualDrive-Nabe heißt das konkret, daß der Kettenzug durch den Formschluß im Ausfallende übernommen wird und Haltenasen konstruktiv nicht vorgesehen werden (Die meisten vertikalen Ausfallenden haben nur einen Schlitz mit nur einer seitlichen Stützfläche, die andere Fläche hat eine sich öffnende Kontur !). Die Einstellung der Kettenlänge wird durch einen Feder-belasteten Spanner übernommen. Je nach Größe der Eckmomente treten durch die vorgeschaltete Kettenschaltung größere/kleinere Eingangsmomente auf, deren Anforderungen an die Stützmomente durch die Übersetzung der DualDrive-Nabe (0,73 %, 100%, 135%) vergrößert werden. Bei Schwierigkeiten mit der Verdrehsteifigkeit der Dualdrive-Reaktionsscheiben sollte man da mal eine Rechnung machen, ob die Bedingungen für eine feste Verbindung gegeben sind.
Bei meiner DualDrive haben die Zweiflach-Scheiben nur horizontale Verzahnungs-Rippen. Die Verhindern das Rausfallen nach unten. Da aber die Verdreh-Fixierung auch von der Scheibe (ohne Nase) übernommen wird, frage ich mich schon, warum die Scheibe keine radiale Verrippung oder eine Nase hat. Versionen ohne Nase sind der Geometrie des üblichen Schlitzes (Ausfallende) geschuldet: Der hat nur an einer Seite eine Anlagefläche (Die Gegenseite hat einen Öffnungswinkel ). Eine Nase mit 10 [mm] Breite würde da wegen wechselnder Momente keinen definierten Sitz haben. Die ca. 4-5 [mm] große Anlage für eine Nase läßt sich im vertikalen Schlitz ohne Weiteres verwirklichen. Man müßte es nur machen (wollen). Schließlich ist jeder Form-Schluß besser (sicherer) als ein Kraft-Schluß.
In der Praxis gab es aber mit meiner DualDrive bisher keine Probleme. Nun sind die 3000 [km] Fahrstrecke bisher auch nicht besonders Aussage-kräftig.
Noch einige Anmerkungen: Die 14-Gang Rohloff-Nabe braucht wegen der unsymmetrischen Lage der 1:1-Übersetzung (Entspricht dem 11. Gang) ein sehr großes Reaktionsmoment bei der kleinsten Übersetzung (Nach vorn drehend !). Konstruktiv hat man dafür in verschiebbaren Ausfallenden einen langen Schlitz vorgesehen (34 [mm] Hebelarm ).
Die 15 bzw. 30 [Grd] schrägen Verschiebe-Schlitze bei älteren Rahmen sind im Hinblick auf Felgenbremsen enstanden, um beim Nachstellen der Kettenlänge (Verschiebung im Schlitz) möglichst wenig an den Felgenbremsen korrigieren müssen. Das paßt manchmal je nach Geometrie der Sitzstreben nicht so ganz.
Das folgende Bild zeigt mein Fitnessrad (3x11 Kombi-Schaltung, DualDrive 3-Gangnabe und 11-Gang XT-Kettenschaltung 11-36 Ritzel, 38-er Kettenblatt). Der Übersetzungsbereich beträgt 608 %. Die Entfaltung von 1,53 [m] bis 9,30 [m] ist evtl. Reiserad-tauglich. Der 3x11 Umbau mußte erfolgen, weil die
(dämliche ) Clickbox nicht an das Ausfallende paßte. Die Ansteuerung der Schaltnabe erfolgt über einen XT-Trigger, der durch ein Kompressionsglied im Zug auf den Seilweg der Nabe angepaßt wurde.
Das ganze Projekt diente als Technologie-Erprobung von Schaltung und Federung für ein einmal (vor einigen Jahren) in den Fokus genommenes (inzwischen verworfenes) Faltrad-Projekt.
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![](https://fstatic1.mtb-news.de/v3/24/2464/2464324-u78wef0s9rk3-xtschalwerk1-medium.jpg)
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MfG EmilEmil