Hallo zusammen,
ich bin seit ein paar Tagen zurück von meiner ersten großen Radreise. Dieses Forum hat mir bei der Vorbereitung sehr geholfen, aber viele Dinge werden hier immer sehr kontrovers diskutiert. Daher möchte ich nochmal kurz meine Erfahrungen zusammenstellen, vielleicht hilft es ja jemandem.
Wir sind mit Renn-/Cyclocrossrädern und 12 kg Gepäck in drei Monaten und 10.000 Kilometern von Deutschland nach Urumqi (China) über Osteuropa, Griechenland, Türkei, Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan gefahren. Außer dem turkmenischen Visum habe ich alle Visa in Frankfurt beantragt, das spart ziemlich viel Zeit und Nerven unterwegs. Man muss nicht tagelang in verkehrsreichen Städten warten und ist nicht der bürokratischen Willkür ausgesetzt. Dafür muss man natürlich einen Zeitplan haben, sonst lassen sich die Visazeiten nicht genau angeben.
Die Gespräche mit anderen Radreisenden drehen sich fast immer nur darum wie und wo man die Visa für die nächsten Länder bekommt. Ich bin froh, dass wir uns das sparen konnten.
Fakten:
- Außer einem Speichenbruch am Hinterrad gab es keine Probleme an den Rennrädern.
- Durch leichte Räder und wenig Gepäck waren auch sehr schlechte Schotterstraßen mit 622-30 Schwalbe-Marathon-Racer-Bereifung kein Problem.
- Ein Netbook (Samsung N130) ist hervorragend, um abends im Zelt Tagebuch zu schreiben oder Bilder zu bearbeiten. Es hat die Rüttelei in den Gepäcktaschen und einen Fall aus einem Meter Höhe auf Steinboden absolut unbeschadet überstanden.
- In Osteuropa (Ungarn, Serbien, Bulgarien) gibt es sogar in der kleinsten Siedlung ungeschützte WLAN-Netzwerke. In der Türkei sind alle geschützt, aber in günstigen Hotels hat man meist Zugang auf dem Zimmer. Ab dem Iran gibt es meist nur noch in Internetcafes einen Zugang. Webseiten wie Facebook und Twitter sind hier geblockt, auch Skype funktioniert oft nicht. Das wird erst in China wieder etwas besser.
- Von Deutschland bis China braucht man keinen Steckdosenadapter!
- Den Forumslader habe ich fast nicht gebraucht. Alle paar Tage hat man immer die Möglichkeit seine Geräte aufzuladen. Selbst in der Wüste oder im Hochgebirge gibt es Restaurants oder Nomaden mit Stromanschluss, wo man sich mal kurz ranhängen kann.
- Die schlechtesten Straßen sind in der Türkei (wir haben die Route quer durch das Land gewählt: Konya, Kayseri, Malatya, Tatvan)
Wir waren mit einem Tagesschnitt von 130 km zweifelsohne sportlich unterwegs, haben aber trotzdem viel gesehen und auch den einen oder anderen Ruhetag in einer interessanten Stadt eingelegt. Ich kann nur jeden Zweifler ermutigen den Aufbruch in ferne Länder zu wagen. Die Gastfreundschaft besonders im Iran war umwerfend schön. Die klimatischen Veränderungen und Anforderungen mit Dauerregen in der Türkei, Wüste im Iran, Hochgebirge und Pässen in Kirgistan sind interessant und haben mir sehr gut gefallen.
Viele Grüße,
Valentin