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#735609 - 06/29/11 07:55 PM Belgien - Vlaanderen Fietsroutes
velOlaf
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Posts: 855
:6
:16.6.2011 21.6.2011
:797
:beBelgium
nlNetherlands

Warum Belgien?
Unsere westlichen Nachbarstaaten sind von meiner Heimatstadt Bielefeld mit dem Zug gut zu erreichen. Die Anfahrt sollte für meine Tour maximal 4 Stunden dauern. Da meine Frau und ich bereits an Ostern in Holland so tolle Rad-Erfahrungen gemacht haben, beschlossen wir, meine ursprünglich geplante Route Duisburg-Rhein-Maas-Zeeland bei nächster Gelegenheit mit dem Tandem zu bereisen. Dazu habe ich nun eine Alternative gesucht.

Belgien- damit konnte ich bisher wenig anfangen. Ich fand es nicht sehr interessant. Die Durchreise Belgiens nach England und Frankreich war mir über die Autobahn immer ein Grauen. Der belgische Film “Ex-Drummer” ist auch nicht gerade einladend und den Hollywood-Streifen “Brügge sehen und sterben…” kannte ich noch nicht. Also warum nicht einmal versuchen, neue Eindrücke zu gewinnen? Die Städte sollen ja ganz schön sein (kaum zu glauben, wenn man die Autobahn um Antwerpen benutzt). Nach kurzer Recherche im Internet stellte ich fest, dass es dort auch Fernradwege gibt. Also, los geht´s. Auf nach Belgien!


Karten:
Michelin 533 Regional Belgien Nord und Mitte (nur zur Planung und Orientierung, danach können die LF nicht gefahren werden)
Bikeline Flandern Route 2007

Beschilderung der Radwege:
Gut bis sehr gut. Fehlt in Fahrtrichtung einmal ein Wegweiser, ist in Gegenrichtung garantiert einer zu finden. Das Knotenpunktsystem ist perfekt angelegt, an fast jedem Knotenpunkt sind Übersichtskarten aufgestellt, in denen Übernachtungsmöglichkeiten, sowie Cafés, Restaurants o.ä. Verpflegungsmöglichkeiten, auch Sehenswürdigkeiten und Picknickplätze eingezeichnet sind.

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Beschaffenheit der Radwege:
Gut bis sehr gut. Die LF-Radrouten werden weitestgehend über eigene Wege oder Wirtschaftswege geführt. Der Anteil der Straßen mit Autoverkehr ist sehr gering, diese Straßen dann sehr wenig von Autos befahren. An größeren Verbindungsstraßen oder N-Hauptstraßen sind separate oder auf der Fahrbahn abgetrennte Radwege. Bei der Überquerung von Straßen können die Wasserrinnen aus Beton am Straßenrand eine Gefahr bringen. Hier sollte unbedingt die Geschwindigkeit reduziert werden! Rad- und Fußwege sind oft kombiniert, laut Beschilderung ist das Radfahren fast überall erlaubt, auch in Fußgängerzonen. Belgien ist hier sehr tolerant. Südlich um Brüssel ist oft Kopfsteinpflaster vorzufinden, häufig an kurzen, steilen Rampen bis ca. 20% Steigung sowie in Kreuzungsbereichen. Auf der Achse nördlich von Brüssel ist das Streckenprofil sehr flach.

Land und Leute:
Flandern ist sehr gepflegt, das gilt für die Städte, die ländlichen Gegenden und die privaten Grundstücke und Häuser. Die alten Monumente sind im ausgezeichneten Zustand, ebenso die prachtvollen Städte. Das Flanieren durch die Straßen ist sehr angenehm, ohne die Befürchtung zu haben, in den nächsten Hundehaufen zu treten.
Die Menschen wirken beim ersten Betrachten oft mürrisch. Wer etwas von Ihnen wissen möchte, muß Sie schon ansprechen. Sie sind sehr freundlich, extrem hilfsbereit und sehr gastfreundlich. Die Dichte an Camping und Pensionen ist dünn. Bei einer Nachfrage, ob man sein Zelt auf dem Grund eines Bauernhofs o.ä. aufstellen darf, ist eine Ablehnung bestimmt nicht zu erwarten. Preise für Essen und Unterkunft sind ähnlich wie in Deutschland. Brot gibt es in allen erdenklichen Varianten, ebenso süßes Gebäck (Mattentaart!), Schokolade und Bier sowieso. Wenn es dem deutschen Gaumen auch schrecklich vorkommen mag, sollte man ein Kersenbier (Kirschbier) probieren. Es schmeckt herrlich nach Sauerkirsche mit einer herben Biernote. Ansonsten gibt es Bier in allen erdenklichen Varianten. In größeren Orten finden oft Märke statt. Bäckereien und Fleischereien haben auch oft am Sonntag Vormittag geöffnet, auch in kleineren Dörfern. Leitungswasser kann bedenkenlos getrunken werden, gibt es in genannten Geschäften selten etwas zu kaufen. Viele Flamen sprechen deutsch, sonst ist Englisch kein Problem, französisch sollte erst gesprochen werden, wenn die anderen Sprachen nicht funktionieren. Die Kombination deutsch-flämisch klappt aber auch ganz ordentlich.

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Tag 1, Donnerstag 16.06.2011
Aachen-Maastricht-Tongeren-Brustem (St. Truiden)
LF6 Vlaanderen Fietsroute

Um 11:30 Uhr komme ich mit etwas Verspätung am Bahnhof in Aachen an. Der LF6 soll von Aachen aus starten, Wegweiser suche ich vergeblich. Ich frage mich nach Lemiers durch, ab dort finde ich die ersten Wegweiser. Direkt hinter der Grenze in den Niederlanden stehen Rebstöcke, Limburger Wein??? Die Strecke ist recht wellig und sehr schön. Es gibt südlich von Maastricht nicht viele Möglichkeiten die Maas zu überqueren, daher entscheide ich mich die ausgeschilderte Route über Maastricht zu nehmen. Durch Maastricht verläuft sehr breit die Maas, große Binnenschiffe fahren direkt an der Stadt vorbei. Sehr schnell ist die belgische Grenze erreicht. Die Landschaft wird von Obstfeldern, Kartoffeln und etwas Getreide dominiert. Das Gelände ist sehr sanft, das Getreide wiegt sich im leichten Wind. Die Formen sind geradlinig, die Rinnen der Kartoffelfelder, Obstplantagen, Obsterntebehälter, moderne Wohnhäuser.

[img]https://picasaweb.google.com/10605965814...374611691177666[/img]

Der Radweg verläuft fast ausschließlich über Wirtschaftswege auf Betonplatten, die sich aber sehr gut fahren lassen. Tongeren ist ganz schön, jedenfalls als Einstiegsstadt sehenswert. Am Grote Markt wird derzeit leider ordentlich gebuddelt, die riesige Basilika demonstriert die frühere Macht der Kirche.

[img]https://picasaweb.google.com/10605965814...374625163839218[/img]

Der Begijnhof ist schön restauriert, leider ist von der alten Funktion nicht mehr viel zu erkennen. Wieder geht es durch Obstplantagen, die Sauerkirschen am wunderschönen Chateau de la Motte schmecken phantastisch, die übergrossen Bronzeplastiken in Form von Mops und Stier wirken etwas deplaziert.

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Wenig später gegen 19 Uhr erreiche ich nach 100km Brustem. Es ist nett hier, suche mir eine Pension zu 40 Euro ohne Frühstück, da legales Camping hier nicht möglich ist. Ich spare dafür beim Essen, Frieten met Saus und Burger, lekker smak!

Übernachtung: Pension HERA in Brustem, EZ 40/47 Euro ohne/mit Frühstück

Tag 2, Freitag 17.06.2011
Brustem-Hoegaarden-Leuven-Overijse
LF6 Vlaanderen Fietsroute

An nächsten Morgen geht es weiter, wie der letzte Abend aufgehört hat. Obst und Getreide bestimmen das Bild. Ich fahre nach Hoegaarden, einer der vielen Bierstädte Flanderns. Mir fällt sofort das alte interessant geformte Brauereigebäude mit den limonenfarbenen Plastikstühlen auf. Ich bin neugierig und fahre auf das Gelände. Im alten absolut sehenswerten Gebäude der Brauerei (roter Backstein, Bauhaus??) ist ein Center für aktuelles Design für Möbel und Leuchten untergebracht. Das Gebäude selbst besticht durch seine klaren Formen mit grossen Fenstern im Innern. Die Ausstellung gefällt mir. Ein Mitarbeiter spricht mich an. Unschwer ist zu erkennen, dass ich mit dem Rad unterwegs bin. Christian erzählt mir von seinem Biketrip nach Santiago de Compostela. Wir tauschen uns aus, dann fahre ich weiter.

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Einige Kilometer später fahre ich in einen Wald hinein. Die Bäume sind sehr hoch, Buchen und Ahorn wechseln sich ab, mittendrin schnurstracks geradeaus führt ein breiter Waldweg. Die Einfahrt in diesen Wald erscheint mir wie der Eintritt durch die Tür in eine riesige Kathedrale mit Säulen, die sich in gotischen Bögen schließen. Die Fahrt durch den Mollendaalbos ist traumhaft.

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Wenig später erreiche ich Leuven, radel durch ein Stück Fußgängerzone, wo sich gerade ein Blumenmarkt befindet. Über den Dächern ragen spitze Türmchen in den Himmel, ich biege rechts um die Ecke und stehe inmitten einer Einfahrt zum Grote Markt mit Blick auf das Rathaus, bei dessen Anblick es mir kalt den Rücken herunter läuft. Dieses prächtige Gebäude hat seinen Ursprung im Jahr 1251. Mit seinen vielen Fenstern und unzähligen Figuren und Verzierungen raubt es mir den Atem. Ich setze mich auf die Terrasse eines Cafes vor das Rathaus und genieße bei einem Cappuccino den Anblick des Rathauses. Vor lauter Begeisterung nehme ich die umliegenden Kaufmannshäuser und die St. Michiels-Kerk kaum wahr. Als ich den Weg aus der Stadt heraus suche, spricht mich ein Radfahrer an, ob er mir helfen kann. Er zeigt mir anschließend den Weg aus der Stadt, mit Sightseeingtour durch den großen Begijnhof, an Schloß Arenberg und den unzählig vielen alten Universitätsgebäuden vorbei. Der Tag endet bei Ihm Zuhause in Overijse nach einem sehr schönen Abend mit viel Gesprächsstoff über Gott und die Welt.

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Übernachtung: privat. Es gibt auch Camping in Overijse

Tag 3, Samstag 18.06.2011
Overijse-Halle-Sint Pieters Leeuw-Geraardsbergen-Pollare
LF6 Vlaanderen Fietsroute
LF38 Dender-Waaslandroute

Ich mache mich am nächsten Morgen sehr früh aus dem Staub, finde es schade, dass ich mich nicht noch einmal verabschieden kann. Ich bin sehr leise, um die Familie nicht aufzuwecken. Ich umfahre Brüssel auf südlicher Route. Mit Hunger im Bauch erreiche ich Halle und kaufe auf dem Markt für mein Frühstück ein. Süd-westlich von Brüssel lerne ich Flandern so richtig kennen. Steile kurze Rampen von 15-20% Steigung mit Kopfsteinplaster. Das Rad ist sehr instabil, da auf dem Vorderrad Gewicht fehlt. Ich habe auf dieser Tour auf Frontroller verzichtet und das gesamte Gewicht auf den hinteren Gepäckträger gepackt. Um Druck auf das Vorderrad zu bekommen, gehe ich aus dem Sattel und erklimme im besten Spinning die Rampen, auf dem groben Kopfsteinpflaster mit der glatten Oberfläche dreht manches Mal das Hinterrad durch. Irgendwann erreiche ich das Kasteel van Gaasbeek, die größte Burg Flanderns. Die Anlage steht trutzig mit seinem mächtigen Portal vor mir, hinter der Burg fällt das Gelände steil ab. Wie alle monumentalen Gebäude ist das Kastell in perfekt restauriertem Zustand.

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Die Rampenschinderei geht weiter und endet zunächst in Geraardsbergen, der wohl bekanntesten Stadt der Ronde van Vlaanderen, dem bekanntesten Eintagesradrennen Belgiens. Durch den Ort führt eine sehr steile Hauptstrasse aus groben Kopfsteinpflaster hoch zu einem Wasserspiel vor dem Restaurant “De Grill”, dort in rechtwinkliger Kurve links ab verläuft die Strasse nun etwas flacher für weitere 200-300m.

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Hinter der Häuser- und Kneipenzeile wieder im rechten Winkel biege ich nun rechts ab. Ein Schild mit der Aufschrift “Muur” warnt mich vor 20% Steigung und Kopfsteinpflaster, ich gehe in den Wiegetritt, beisse mich durch die engen Kurven und erreiche im Omagang mit der Unterstützung anfeuernder Touris den Koppenberg mit der kleinen Kapelle. Geschafft, einsam mit langsamer Geschwindigkeit, breiten Reifen aber viel Gepäck bezwinge ich die Muur, wie vor mir Tom Boonen, Fabian Cancellara und wie sie alle heissen… grins

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Zur Belohnung geniesse ich vor der Kapelle einen Mattentaart, ein Gebäck aussen mit Blätterteig und innen mit einer säuerlichen Quarkmasse ähnlich einem Käsekuchen. Der Mattentaart ist eine im Ursprung geschützte Spezialität aus Geraardsbergen. Ich rolle zurück durch den Ortskern, an der Brücke fahre ich rechts ab und folge einige Kilometer dem wunderschönen Fluß Dender, an Auen entlang bis Pollare. Dort übernachte ich in einer Privatunterkunft für Jakobspilger.

Übernachtung: Pollare Dorp 62, 20 Euro inkl. Frühstück

Tag 4, Sonntag 19.06.2011
Pollare-Aalst-Schoonarde-Gent-Brügge
LF38 Dender-Waaslandroute
LF5 Vlaanderen Fietsroute

Meine Vermieterin Magda bereitet mir ein tolles Frühstück und ich sitze wieder auf und fahre zum Dender hinunter durch Pollare. Der LF38 entlang dem Dender ist sehr schön und es lohnt sich trotz Umweg diesen wunderschönen Fluss entlang zu fahren.

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Kurz vor Aalst stehen rechts in einer Weide diese rosa mit schwarz gefleckten Mini-Schweinchen. Sie sind nicht größer als ein Dackel, aber poppen wie die Hasen. Sie lassen sich nicht stören, erst als ich die Kamera zücke, unterbrechen sie ihren Akt, beschnüffeln mich, akzeptieren mich als Zuschauer und weiter geht’s. Eins der beiden will nun nicht mehr so wirklich- wie im richtigen Leben, anschließend wird noch etwas gerauft. Ich komm aus dem Lachen nicht mehr raus. Der Gedanke daran treibt mir die nächsten Tage immer wieder das Lachen auf das Gesicht.

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Ein kurzer Abstecher nach Aalst beweist mir, dass auch hier wieder in prächtiges Rathaus und eine große Kirche stehen. Bei Gijzegem kürze ich den Verlauf vom Dender ab und treffe in Schoonarde auf den LF5 die Schelde entlang bis Gent. Um Schellebelle ist der Weg eine einzige Baustelle und wird saniert. Durch den Regen aufgeweicht ist es eine beliebte MTB-Strecke am Sonntag Morgen. Etwas später kann ich der Ferne bereits die Kirchtürme von Gent erkennen. Der Radweg führt mitten durch das Zentrum der Altstadt und ist perfekt ausgeschildert. Ich fahre an den Fluß Leie, an deren Ufermauern schönste Hauser aus dem 15. / 16. Jahrhundert stehen. Ich beschließe, mir diesen Teil bis kurz vor der Burg Gravensteen anzusehen. Da ich morgen bereits wieder in Gent sein werden, beschließe ich, mir den Teil um die Burg für morgen aufzuheben. Gent ist toll. Die Innenstadt lebt, pulsiert, traumhaft schön.

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Da ich jedoch heute noch frühzeitig in Brügge ankommen möchte, fahre ich weiter. ACHTUNG: Der Verlauf des LF5 in Mariakerke, am Ausgang von Gent, ist derzeit gesperrt, da die Straße neu gebaut wird. Ich konnte jedoch das Rad durch die Baustelle schieben. Vielleicht ist es jedoch sinnvoller, die andere Seite des kleinen Kanals mit der verkehrsreicheren Straße zu benutzen. Der weitere Verlauf des LF5 führt dieses Mal am Kanal Brügge-Gent entlang. Seit Schoonarde fahre ich nun schon 90km gegen den Wind der Stärke 4-5, mit kurzer Unterbrechung in Gent. Ich bin mürbe und kaputt und erreiche nun Brügge. Ich schiebe mich durch die -völlig von Touristen- überfüllten Strassen. Hier eine Reisegruppe, dort eine Pferdekutsche, dann wieder ein Luxusauto. Es ist unglaublich voll hier. Ein großer Platz bietet nun etwas Freiheit, ich stehe mit meinem Rad mitten auf dem Marktplatz. Ein Spielmannszug zieht vorbei. Um mich herum Gebäude, eins schöner als das andere: Kirche, Rathaus, Kaufmannshäuser. Wieder läuft es mir eiskalt den Rücken herunter vor lauter Schönheit. Reizüberflutung. Ich kann es kaum geniessen, da ich doch von der Strampelei gegen den Wind und den Menschenmengen genervt bin. In der Ezelstraat, 5 Minuten zu Fuß vom Markt entfernt, finde ich ein Backpacker-Hostel. Meine Mitbewohner im 12-Bett-Schlafraum sind überwiegend junge US-Amerikaner. Ich nehme eine Dusche und verschwinde in der Stadt. Ich schlendere durch die Straßen, über mittelalterliche Brücken, durch Tore. Gegen 22 Uhr sind die Straßen fast leer, die Türme und Giebel der höchsten Gebäude werden von der untergehenden Sonne angeleuchtet. Die Busse sind wieder abgefahren, die Kutschen weg, das Museum Brügge ist geschlossen. Die Stadt ruht sich aus. Ich habe den Eindruck, als gäbe es kein Leben hier, niemand der hier wohnt.

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Brügge ist die mit Abstand schönste Stadt, die ich bisher gesehen habe und das sind einige. In Brügge fehlt mir aber der Charme, eine quirlige Stadt zu sein. Kein Puls, der schlägt.

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Meine amerikanischen Mitbewohner haben sich in der Zwischenzeit an dem einen oder anderen Belgischen Bier versucht. Viel probieren, es gibt so viele Biersorten hier. Die Nacht ist anstrengend…Ich freue mich auf morgen, radeln mit dem Wind im Rücken.
Übernachtung in Brügge:
Snuffel Hostel Ezelstraat im Altstadtkern. 16,- im Schlafsaal mit 12 Betten. inkl. Frühstück. Gute Adresse, nette Kneipe im Hostel

Tag 5, Montag 20.06.2011
Brügge-Damme-Maldegem-Gent-Dendermonde-Walem / Duffel

LF1 Noordzeeroute
Entlang dem Leopoldkanaal und Kanaal van Schipdonk
LF5 Vlaanderen Fietsroute

Ich schaue aus dem Fenster, es regnet mittelstark, aber beständig. Nach dem Frühstück im Hostel fahre ich direkt am Kanal hinaus bis Damme. Ich verpasse es, mir Damme anzusehen, es soll wunderschön sein mit einer viel zu großen Kirche für diesen kleinen Ort. Der Kanal ist aber auch schön, auf beiden Seiten gesäumt von riesigen Bäumen.

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Ich fahre durch den Regen, meistens Nieselregen. Es ist fast windstill, von Rückenwind keine Spur. So geht es weiter bis Gent, ich bin zum Mittagessen zurück. Es hört auf zu regnen. Ich nutze die Zeit, noch einmal durch die Stadt zu laufen, diesmal um die Burg Gravensteen herum- Gent ist mein Favorit. Diese Stadt lebt, natürlich sind auch Touristen hier, aber es ist anders als in Brügge, allerdings auch bedeutend größer, was bei dem Vergleich zu berücksichtigen gilt. Durch die Strassen mit Kopfsteinpflaster und über Holzbrücken fahren alte Straßenbahnen. Es gibt keinen wirklichen Vergleich, aber Gent erinnert mich ein wenig an Lissabon. Gent gefällt mir, hier komme ich mal wieder hin.

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Als ich Gent verlasse, beginnt es wieder zu regnen. Der Regen hat den Vorteil, dass der Rollwiderstand der Reifen vermindert wird. Na dann…Ich reiße Kilometer an der Schelde ab, die MTB-Piste halte ich bei diesem Wetter für unpraktisch, jage ab Wetteren (schöner Ortsname zur Wetterlage) über die N416 bis Schoonarde, ab dort geht der LF5 entlang der Schelde fast jeden Mäander parallel zum Ufer. Der Weg wechselt die Seite, eine kleine Fähre bringt mich hinüber zum anderen Ufer. Diese Fähren sind kostenfrei, tolle Sache ist das. Man drückt einen Knopf am Unterstellhäuschen, eine Lampe leuchtet auf, dann sichtbar positionieren und spätestens 20 min. später setzt die Fähre über. Auf der anderen Seite angekommen, stelle ich fest, das ich in Baasrode angekommen bin. Einen Mäander zurück auf der anderen Uferseite angekommen. Es gab eine erste Fähre, die im Bikeline-Führer nicht eingezeichnet war und die habe ich genutzt.

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Einen Radweg entlang der Schelde suche ich hier vergeblich, stattdessen muß ich nun zum Teil die stark befahrene N17 mit LKW und Fahrzeugen jeder Art teilen. Zum Regen kommt nun noch das ganze aufspritzende Wasser vom Verkehr hinzu. Na super. Ab St. Amands finde ich den LF5 am Scheldeufer wieder. An der Einmündung der Rupel in die Schelde ist ein großes Stauwerk. Große Binnenschiffe warten in der Schleuse auf ihre Weiterfahrt. Ich schiebe das Rad einen Meter vor deren Bug über die Schleusenbrücke. Es ist sehr imposant.

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Einige Kilometer weiter hinter Walem steht ein Haus aus Backstein mit Turm hinter dem Deich. Ein kurzes Stück weiter ist ein Schild mit der Aufschrift Camping, Natuurkamperterrein usw. Ich beschließe, nach 155km und zuviel Regen ohne Rückenwind den Tag hier zu beenden. Ich frage nach einem trockenen Raum und bekomme den Technikraum des Campingplatzes mit Erste-Hilfe-Liege zum Zelttarif. Glück muß der Mensch haben und einen Platz, seine nassen Sachen zu trocknen.

Übernachtung am Guitshuis Rosendael bei Walem. Campingplatz, Schild etwa 2 km vor der Eisenbahnbrücke zw. Walem und Duffel, 12,50,- Einzelperson mit Zelt

Tag 6, Dienstag 21.06.2011
Walem-Lier-Turnhout-Lommel-Bocholt-Thorn (NL)-Roermond-Venlo

LF5 Vlaanderen Fietsroute

Am nächsten Morgen ist die Landschaft vom nächtlichen Regen nass, aber die Sonne scheint! Um 8 Uhr steige ich auf mein Rad. In Duffel ist heute Morgen Markt. Ich kaufe mir ein leckeres Frühstück zusammen. Weiter geht es den Nete-Kanal entlang bis Lier, wieder so eine schöne flämische Stadt, aber seit Brügge und Gent ist der Kultur-Akku voll geladen. Die Wettervorhersage für heute sagt, am Vormittag Sonne, nachmittags grau und Regen. Ich beschließe bei gutem Wetter so weit wie möglich zu fahren, da für morgen bereits schlimmster Regen vorhergesagt wird. Bei Viersel überquere ich den Albertkanal, der auch durch Antwerpen fließt, verlasse nun Flüsse und Kanäle für einige Zeit und fahre durch viel Waldlandschaft durch Pulderbos und Wechelderzande. Es ist ein Genussradeln durch schöne Naturlandschaften. Am Ortsausgang von Wechelderzande, kurz hinter dem Gemeindehaus, ehemals Pastorenhaus, vormals Wohnhaus des Großgrundbesitzers von Wechelderzande aus dem 17. Jh., steht mir ein Getränkemarkt im Weg und zwingt mich dazu, ein Paar kleine Flaschen Bier einzukaufen. Bei De Hout treffe ich auf den Kanal Antwerpen-Turnhout, überhole den einen oder anderen Binnenfrachter, die sich durch den alleenartigen Kanal schieben, fahre dieses Mal mit Rückenwind bis hinter De Moeren.

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Dort geht es durch den Wald bis Abdij Postel, einer ziemlich großen und wunderschönen Abteil aus dem 12. Jh. Mit eigener Brauerei, Käserei und Bäckerei. Mein dort gekauftes Bier genieße ich später am Kanal Bocholt-Herentals.

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Ich treffe einige Rentner, wir unterhalten uns während ich mein Postel Blond austrinke. Ich spreche deutsch, sie flämisch. Wir verständigen uns, es funktioniert. In Bocholt verlasse ich den letzten Kanal, hier gesäumt von riesigen roten Buchen und fahre quer durch Wald und durch Heidelandschaft nach Thorn, bereits in den Niederlanden. Das weiße Dorf Thorn ist wunderschön, uralt, unbedingt sehenswert. Im Cafe unterhalb der mächtigen Kirche trinke ich einen Kaffee in der Sonne und esse dabei einen Limburger Vlaai mit Reis. Es ist eine Limburger Spezialität, ein Kuchen mit Baiserhaube.

[img]https://picasaweb.google.com/10605965814...375159375219154[/img]

Ich schaue auf die Uhr, es ist 17:15 Uhr und ich habe 155 km in den Beinen. Es ist noch früh, morgen soll es heftig regnen. Bis Venlo sind es noch 50km. Ich steige auf und fahre die Maas entlang durch Roermond bis Venlo, hinter mir ist immer ein Gewittergrollen zu hören, dazu kommt ein bedrohlich wirkender schwarzer Himmel. Als ich um 19:30 Uhr in Venlo trocken ankomme, hat es dort bereits geschauert. Um 20:05 Uhr fährt mein Zug ab.

Fazit:
Eine rundum gelungene Tour, die mir im Rahmen meiner kurzen zur Verfügung stehenden Zeit möglich war. Flandern ist grundsätzlich eine dicht besiedelte Region Belgiens. Durch die sehr gute Routenführung der LF`s sind jedoch die überwiegenden Abschnitte sehr verkehrsarm, sogar auch einsam und verlaufen in herrlichen Naturlandschaften. Die Städte bieten viel Kultur und eine Menge Spaß zum Flanieren.
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#735718 - 06/30/11 07:39 AM Re: Belgien - Vlaanderen Fietsroutes [Re: velOlaf]
mgabri
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Hallo Olaf,
Danke für den Bericht. Wenn du Bilder direkt verlinken willst dann muß der Link direkt aufs Bild gehen, so wie hier:
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#735725 - 06/30/11 07:57 AM Re: Belgien - Vlaanderen Fietsroutes [Re: velOlaf]
SuseAnne
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Danke, ein sehr schöner Bericht, hat Lesespaß und Information geboten.

Suse
Bitte die bestellten Buffs rasch bezahlen. Treffpunkte für die über mich laufenden Raum Stuttgart-Sammelbesteller werden demnächst bekanntgegeben!
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#735731 - 06/30/11 08:11 AM Re: Belgien - Vlaanderen Fietsroutes [Re: velOlaf]
heckte
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Schöne Tour bist Du gefahren!
Was Du über Belgien berichtest, deckt sich eigentlich genau mit meinen Erfahrungen, die ich dort auf Radreise gemacht habe.
Wir (meine Frau und ich) sind letztes Jahr und vor drei Jahren auch diese Strecke (zumindest fast identisch) gefahren. Vor drei Jahren in Brüssel gestartet (Schwiegereltern wohnen dort), querbeet durchs Land nach Dendermonde und dann über Gent und Brügge nach Oostende.
Und letztes Jahr von Maaseick (ein paar Kilometer südlich von Thorn) genau dieselbe Streck wie Du nach Brüssel, von dort wieder querbeet nach Lier und dann den nördlichen Teil der Flanderen Fietsroute nach Thorn.
Eventuell im September diesen Jahres oder im Frühjahr nächsten Jahres wollen wir dann den südlichen Teil von Brüssel über Kortrijk und Ieper zur Nordsee radeln. Ich freu mich schon darauf.....

Nochmals, schöne Tour und netter Bericht,
gruß
Martin
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#735824 - 06/30/11 02:23 PM Re: Belgien - Vlaanderen Fietsroutes [Re: mgabri]
velOlaf
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In Antwort auf: mgabri
Hallo Olaf,
Danke für den Bericht. Wenn du Bilder direkt verlinken willst dann muß der Link direkt aufs Bild gehen, so wie hier:

Hallo mgabri,
das wollte ich auch, habe es aber nicht hinbekommen (Adresse des Einzelbildes im Firefox kopieren und im Eingabefenster einfügen). Ich hatte das bereits vorhandene http: im "Foto einfügen" Eingabefenster mit der kompletten Adresse überschrieben und dann wurde nicht mehr direkt verlinkt... traurig
Mit etwas Hilfe vom Wattkopfradler weiß ich nun aber wie das geht und werde eine Antwort auf meinen Bericht mit den eingefügten Bildern schreiben. Ist dann etwas schöööner.
--- off ---
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#735850 - 06/30/11 04:11 PM Re: Belgien - Vlaanderen Fietsroutes [Re: velOlaf]
velOlaf
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Hier dann noch zum besseren Lesen und Anschauen die eingefügten Bilder.

Viel Spaß.


Dauer: 6 Tage
Zeitraum: 16.6.2011 bis 21.6.2011
Entfernung: 797 Kilometer
Bereiste Länder: Belgien / Niederlande

Warum Belgien?
Unsere westlichen Nachbarstaaten sind von meiner Heimatstadt Bielefeld mit dem Zug gut zu erreichen. Die Anfahrt sollte für meine Tour maximal 4 Stunden dauern. Da meine Frau und ich bereits an Ostern in Holland so tolle Rad-Erfahrungen gemacht haben, beschlossen wir, meine ursprünglich geplante Route Duisburg-Rhein-Maas-Zeeland bei nächster Gelegenheit mit dem Tandem zu bereisen. Dazu habe ich nun eine Alternative gesucht.

Belgien- damit konnte ich bisher wenig anfangen. Ich fand es nicht sehr interessant. Die Durchreise Belgiens nach England und Frankreich war mir über die Autobahn immer ein Grauen. Der belgische Film “Ex-Drummer” ist auch nicht gerade einladend und den Hollywood-Streifen “Brügge sehen und sterben…” kannte ich noch nicht. Also warum nicht einmal versuchen, neue Eindrücke zu gewinnen? Die Städte sollen ja ganz schön sein (kaum zu glauben, wenn man die Autobahn um Antwerpen benutzt). Nach kurzer Recherche im Internet stellte ich fest, dass es dort auch Fernradwege gibt. Also, los geht´s. Auf nach Belgien!


Karten:
Michelin 533 Regional Belgien Nord und Mitte (nur zur Planung und Orientierung, danach können die LF nicht gefahren werden)
Bikeline Flandern Route 2007

Beschilderung der Radwege:
Gut bis sehr gut. Fehlt in Fahrtrichtung einmal ein Wegweiser, ist in Gegenrichtung garantiert einer zu finden. Das Knotenpunktsystem ist perfekt angelegt, an fast jedem Knotenpunkt sind Übersichtskarten aufgestellt, in denen Übernachtungsmöglichkeiten, sowie Cafés, Restaurants o.ä. Verpflegungsmöglichkeiten, auch Sehenswürdigkeiten und Picknickplätze eingezeichnet sind.



Beschaffenheit der Radwege:
Gut bis sehr gut. Die LF-Radrouten werden weitestgehend über eigene Wege oder Wirtschaftswege geführt. Der Anteil der Straßen mit Autoverkehr ist sehr gering, diese Straßen dann sehr wenig von Autos befahren. An größeren Verbindungsstraßen oder N-Hauptstraßen sind separate oder auf der Fahrbahn abgetrennte Radwege. Bei der Überquerung von Straßen können die Wasserrinnen aus Beton am Straßenrand eine Gefahr bringen. Hier sollte unbedingt die Geschwindigkeit reduziert werden! Rad- und Fußwege sind oft kombiniert, laut Beschilderung ist das Radfahren fast überall erlaubt, auch in Fußgängerzonen. Belgien ist hier sehr tolerant. Südlich um Brüssel ist oft Kopfsteinpflaster vorzufinden, häufig an kurzen, steilen Rampen bis ca. 20% Steigung sowie in Kreuzungsbereichen. Auf der Achse nördlich von Brüssel ist das Streckenprofil sehr flach.

Land und Leute:
Flandern ist sehr gepflegt, das gilt für die Städte, die ländlichen Gegenden und die privaten Grundstücke und Häuser. Die alten Monumente sind im ausgezeichneten Zustand, ebenso die prachtvollen Städte. Das Flanieren durch die Straßen ist sehr angenehm, ohne die Befürchtung zu haben, in den nächsten Hundehaufen zu treten.
Die Menschen wirken beim ersten Betrachten oft mürrisch. Wer etwas von Ihnen wissen möchte, muß Sie schon ansprechen. Sie sind sehr freundlich, extrem hilfsbereit und sehr gastfreundlich. Die Dichte an Camping und Pensionen ist dünn. Bei einer Nachfrage, ob man sein Zelt auf dem Grund eines Bauernhofs o.ä. aufstellen darf, ist eine Ablehnung bestimmt nicht zu erwarten. Preise für Essen und Unterkunft sind ähnlich wie in Deutschland. Brot gibt es in allen erdenklichen Varianten, ebenso süßes Gebäck (Mattentaart!), Schokolade und Bier sowieso. Wenn es dem deutschen Gaumen auch schrecklich vorkommen mag, sollte man ein Kersenbier (Kirschbier) probieren. Es schmeckt herrlich nach Sauerkirsche mit einer herben Biernote. Ansonsten gibt es Bier in allen erdenklichen Varianten. In größeren Orten finden oft Märke statt. Bäckereien und Fleischereien haben auch oft am Sonntag Vormittag geöffnet, auch in kleineren Dörfern. Leitungswasser kann bedenkenlos getrunken werden, gibt es in genannten Geschäften selten etwas zu kaufen. Viele Flamen sprechen deutsch, sonst ist Englisch kein Problem, französisch sollte erst gesprochen werden, wenn die anderen Sprachen nicht funktionieren. Die Kombination deutsch-flämisch klappt aber auch ganz ordentlich.

Strecke
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Tag 1, Donnerstag 16.06.2011
Aachen-Maastricht-Tongeren-Brustem (St. Truiden)
LF6 Vlaanderen Fietsroute

Um 11:30 Uhr komme ich mit etwas Verspätung am Bahnhof in Aachen an. Der LF6 soll von Aachen aus starten, Wegweiser suche ich vergeblich. Ich frage mich nach Lemiers durch, ab dort finde ich die ersten Wegweiser. Direkt hinter der Grenze in den Niederlanden stehen Rebstöcke, Limburger Wein??? Die Strecke ist recht wellig und sehr schön. Es gibt südlich von Maastricht nicht viele Möglichkeiten die Maas zu überqueren, daher entscheide ich mich die ausgeschilderte Route über Maastricht zu nehmen. Durch Maastricht verläuft sehr breit die Maas, große Binnenschiffe fahren direkt an der Stadt vorbei. Sehr schnell ist die belgische Grenze erreicht. Die Landschaft wird von Obstfeldern, Kartoffeln und etwas Getreide dominiert. Das Gelände ist sehr sanft, das Getreide wiegt sich im leichten Wind. Die Formen sind geradlinig, die Rinnen der Kartoffelfelder, Obstplantagen, Obsterntebehälter, moderne Wohnhäuser.





Der Radweg verläuft fast ausschließlich über Wirtschaftswege auf Betonplatten, die sich aber sehr gut fahren lassen. Tongeren ist ganz schön, jedenfalls als Einstiegsstadt sehenswert. Am Grote Markt wird derzeit leider ordentlich gebuddelt, die riesige Basilika demonstriert die frühere Macht der Kirche.



Der Begijnhof ist schön restauriert, leider ist von der alten Funktion nicht mehr viel zu erkennen. Wieder geht es durch Obstplantagen, die Sauerkirschen am wunderschönen Chateau de la Motte schmecken phantastisch, die übergrossen Bronzeplastiken in Form von Mops und Stier wirken etwas deplaziert.



Wenig später gegen 19 Uhr erreiche ich nach 100km Brustem. Es ist nett hier, suche mir eine Pension zu 40 Euro ohne Frühstück, da legales Camping hier nicht möglich ist. Ich spare dafür beim Essen, Frieten met Saus und Burger, lekker smak!

Übernachtung: Pension HERA in Brustem, EZ 40/47 Euro ohne/mit Frühstück

Tag 2, Freitag 17.06.2011

Brustem-Hoegaarden-Leuven-Overijse
LF6 Vlaanderen Fietsroute

An nächsten Morgen geht es weiter, wie der letzte Abend aufgehört hat. Obst und Getreide bestimmen das Bild. Ich fahre nach Hoegaarden, einer der vielen Bierstädte Flanderns. Mir fällt sofort das alte interessant geformte Brauereigebäude mit den limonenfarbenen Plastikstühlen auf. Ich bin neugierig und fahre auf das Gelände. Im alten absolut sehenswerten Gebäude der Brauerei (roter Backstein, Bauhaus??) ist ein Center für aktuelles Design für Möbel und Leuchten untergebracht. Das Gebäude selbst besticht durch seine klaren Formen mit grossen Fenstern im Innern. Die Ausstellung gefällt mir. Ein Mitarbeiter spricht mich an. Unschwer ist zu erkennen, dass ich mit dem Rad unterwegs bin. Christian erzählt mir von seinem Biketrip nach Santiago de Compostela. Wir tauschen uns aus, dann fahre ich weiter.





Einige Kilometer später fahre ich in einen Wald hinein. Die Bäume sind sehr hoch, Buchen und Ahorn wechseln sich ab, mittendrin schnurstracks geradeaus führt ein breiter Waldweg. Die Einfahrt in diesen Wald erscheint mir wie der Eintritt durch die Tür in eine riesige Kathedrale mit Säulen, die sich in gotischen Bögen schließen. Die Fahrt durch den Mollendaalbos ist traumhaft.



Wenig später erreiche ich Leuven, radel durch ein Stück Fußgängerzone, wo sich gerade ein Blumenmarkt befindet. Über den Dächern ragen spitze Türmchen in den Himmel, ich biege rechts um die Ecke und stehe inmitten einer Einfahrt zum Grote Markt mit Blick auf das Rathaus, bei dessen Anblick es mir kalt den Rücken herunter läuft. Dieses prächtige Gebäude hat seinen Ursprung im Jahr 1251. Mit seinen vielen Fenstern und unzähligen Figuren und Verzierungen raubt es mir den Atem. Ich setze mich auf die Terrasse eines Cafes vor das Rathaus und genieße bei einem Cappuccino den Anblick des Rathauses. Vor lauter Begeisterung nehme ich die umliegenden Kaufmannshäuser und die St. Michiels-Kerk kaum wahr. Als ich den Weg aus der Stadt heraus suche, spricht mich ein Radfahrer an, ob er mir helfen kann. Er zeigt mir anschließend den Weg aus der Stadt, mit Sightseeingtour durch den großen Begijnhof, an Schloß Arenberg und den unzählig vielen alten Universitätsgebäuden vorbei. Der Tag endet bei Ihm Zuhause in Overijse nach einem sehr schönen Abend mit viel Gesprächsstoff über Gott und die Welt.





Übernachtung: privat. Es gibt auch Camping in Overijse

Tag 3, Samstag 18.06.2011
Overijse-Halle-Sint Pieters Leeuw-Geraardsbergen-Pollare
LF6 Vlaanderen Fietsroute
LF38 Dender-Waaslandroute

Ich mache mich am nächsten Morgen sehr früh aus dem Staub, finde es schade, dass ich mich nicht noch einmal verabschieden kann. Ich bin sehr leise, um die Familie nicht aufzuwecken. Ich umfahre Brüssel auf südlicher Route. Mit Hunger im Bauch erreiche ich Halle und kaufe auf dem Markt für mein Frühstück ein. Süd-westlich von Brüssel lerne ich Flandern so richtig kennen. Steile kurze Rampen von 15-20% Steigung mit Kopfsteinplaster. Das Rad ist sehr instabil, da auf dem Vorderrad Gewicht fehlt. Ich habe auf dieser Tour auf Frontroller verzichtet und das gesamte Gewicht auf den hinteren Gepäckträger gepackt. Um Druck auf das Vorderrad zu bekommen, gehe ich aus dem Sattel und erklimme im besten Spinning die Rampen, auf dem groben Kopfsteinpflaster mit der glatten Oberfläche dreht manches Mal das Hinterrad durch. Irgendwann erreiche ich das Kasteel van Gaasbeek, die größte Burg Flanderns. Die Anlage steht trutzig mit seinem mächtigen Portal vor mir, hinter der Burg fällt das Gelände steil ab. Wie alle monumentalen Gebäude ist das Kastell in perfekt restauriertem Zustand.



Die Rampenschinderei geht weiter und endet zunächst in Geraardsbergen, der wohl bekanntesten Stadt der Ronde van Vlaanderen, dem bekanntesten Eintagesradrennen Belgiens. Durch den Ort führt eine sehr steile Hauptstrasse aus groben Kopfsteinpflaster hoch zu einem Wasserspiel vor dem Restaurant “De Grill”, dort in rechtwinkliger Kurve links ab verläuft die Strasse nun etwas flacher für weitere 200-300m.



Hinter der Häuser- und Kneipenzeile wieder im rechten Winkel biege ich nun rechts ab. Ein Schild mit der Aufschrift “Muur” warnt mich vor 20% Steigung und Kopfsteinpflaster, ich gehe in den Wiegetritt, beisse mich durch die engen Kurven und erreiche im Omagang mit der Unterstützung anfeuernder Touris den Koppenberg mit der kleinen Kapelle. Geschafft, einsam mit langsamer Geschwindigkeit, breiten Reifen aber viel Gepäck bezwinge ich die Muur, wie vor mir Tom Boonen, Fabian Cancellara und wie sie alle heissen… grins



Zur Belohnung geniesse ich vor der Kapelle einen Mattentaart, ein Gebäck aussen mit Blätterteig und innen mit einer säuerlichen Quarkmasse ähnlich einem Käsekuchen. Der Mattentaart ist eine im Ursprung geschützte Spezialität aus Geraardsbergen. Ich rolle zurück durch den Ortskern, an der Brücke fahre ich rechts ab und folge einige Kilometer dem wunderschönen Fluß Dender, an Auen entlang bis Pollare. Dort übernachte ich in einer Privatunterkunft für Jakobspilger.

Übernachtung: Pollare Dorp 62, 20 Euro inkl. Frühstück

Tag 4, Sonntag 19.06.2011
Pollare-Aalst-Schoonarde-Gent-Brügge
LF38 Dender-Waaslandroute
LF5 Vlaanderen Fietsroute

Meine Vermieterin Magda bereitet mir ein tolles Frühstück und ich sitze wieder auf und fahre zum Dender hinunter durch Pollare. Der LF38 entlang dem Dender ist sehr schön und es lohnt sich trotz Umweg diesen wunderschönen Fluss entlang zu fahren.



Kurz vor Aalst stehen rechts in einer Weide diese rosa mit schwarz gefleckten Mini-Schweinchen. Sie sind nicht größer als ein Dackel, aber poppen wie die Hasen. Sie lassen sich nicht stören, erst als ich die Kamera zücke, unterbrechen sie ihren Akt, beschnüffeln mich, akzeptieren mich als Zuschauer und weiter geht’s. Eins der beiden will nun nicht mehr so wirklich- wie im richtigen Leben, anschließend wird noch etwas gerauft. Ich komm aus dem Lachen nicht mehr raus. Der Gedanke daran treibt mir die nächsten Tage immer wieder das Lachen auf das Gesicht.



Ein kurzer Abstecher nach Aalst beweist mir, dass auch hier wieder in prächtiges Rathaus und eine große Kirche stehen. Bei Gijzegem kürze ich den Verlauf vom Dender ab und treffe in Schoonarde auf den LF5 die Schelde entlang bis Gent. Um Schellebelle ist der Weg eine einzige Baustelle und wird saniert. Durch den Regen aufgeweicht ist es eine beliebte MTB-Strecke am Sonntag Morgen. Etwas später kann ich der Ferne bereits die Kirchtürme von Gent erkennen. Der Radweg führt mitten durch das Zentrum der Altstadt und ist perfekt ausgeschildert. Ich fahre an den Fluß Leie, an deren Ufermauern schönste Hauser aus dem 15. / 16. Jahrhundert stehen. Ich beschließe, mir diesen Teil bis kurz vor der Burg Gravensteen anzusehen. Da ich morgen bereits wieder in Gent sein werden, beschließe ich, mir den Teil um die Burg für morgen aufzuheben. Gent ist toll. Die Innenstadt lebt, pulsiert, traumhaft schön.





Da ich jedoch heute noch frühzeitig in Brügge ankommen möchte, fahre ich weiter. ACHTUNG: Der Verlauf des LF5 in Mariakerke, am Ausgang von Gent, ist derzeit gesperrt, da die Straße neu gebaut wird. Ich konnte jedoch das Rad durch die Baustelle schieben. Vielleicht ist es jedoch sinnvoller, die andere Seite des kleinen Kanals mit der verkehrsreicheren Straße zu benutzen. Der weitere Verlauf des LF5 führt dieses Mal am Kanal Brügge-Gent entlang. Seit Schoonarde fahre ich nun schon 90km gegen den Wind der Stärke 4-5, mit kurzer Unterbrechung in Gent. Ich bin mürbe und kaputt und erreiche nun Brügge. Ich schiebe mich durch die -völlig von Touristen- überfüllten Strassen. Hier eine Reisegruppe, dort eine Pferdekutsche, dann wieder ein Luxusauto. Es ist unglaublich voll hier. Ein großer Platz bietet nun etwas Freiheit, ich stehe mit meinem Rad mitten auf dem Marktplatz. Ein Spielmannszug zieht vorbei. Um mich herum Gebäude, eins schöner als das andere: Kirche, Rathaus, Kaufmannshäuser. Wieder läuft es mir eiskalt den Rücken herunter vor lauter Schönheit. Reizüberflutung. Ich kann es kaum geniessen, da ich doch von der Strampelei gegen den Wind und den Menschenmengen genervt bin. In der Ezelstraat, 5 Minuten zu Fuß vom Markt entfernt, finde ich ein Backpacker-Hostel. Meine Mitbewohner im 12-Bett-Schlafraum sind überwiegend junge US-Amerikaner. Ich nehme eine Dusche und verschwinde in der Stadt. Ich schlendere durch die Straßen, über mittelalterliche Brücken, durch Tore. Gegen 22 Uhr sind die Straßen fast leer, die Türme und Giebel der höchsten Gebäude werden von der untergehenden Sonne angeleuchtet. Die Busse sind wieder abgefahren, die Kutschen weg, das Museum Brügge ist geschlossen. Die Stadt ruht sich aus. Ich habe den Eindruck, als gäbe es kein Leben hier, niemand der hier wohnt.



Brügge ist die mit Abstand schönste Stadt, die ich bisher gesehen habe und das sind einige. In Brügge fehlt mir aber der Charme, eine quirlige Stadt zu sein. Kein Puls, der schlägt.



Meine amerikanischen Mitbewohner haben sich in der Zwischenzeit an dem einen oder anderen Belgischen Bier versucht. Viel probieren, es gibt so viele Biersorten hier. Die Nacht ist anstrengend…Ich freue mich auf morgen, radeln mit dem Wind im Rücken.
Übernachtung in Brügge:
Snuffel Hostel Ezelstraat im Altstadtkern. 16,- im Schlafsaal mit 12 Betten. inkl. Frühstück. Gute Adresse, nette Kneipe im Hostel

Tag 5, Montag 20.06.2011

Brügge-Damme-Maldegem-Gent-Dendermonde-Walem / Duffel

LF1 Noordzeeroute
Entlang dem Leopoldkanaal und Kanaal van Schipdonk
LF5 Vlaanderen Fietsroute

Ich schaue aus dem Fenster, es regnet mittelstark, aber beständig. Nach dem Frühstück im Hostel fahre ich direkt am Kanal hinaus bis Damme. Ich verpasse es, mir Damme anzusehen, es soll wunderschön sein mit einer viel zu großen Kirche für diesen kleinen Ort. Der Kanal ist aber auch schön, auf beiden Seiten gesäumt von riesigen Bäumen.



Ich fahre durch den Regen, meistens Nieselregen. Es ist fast windstill, von Rückenwind keine Spur. So geht es weiter bis Gent, ich bin zum Mittagessen zurück. Es hört auf zu regnen. Ich nutze die Zeit, noch einmal durch die Stadt zu laufen, diesmal um die Burg Gravensteen herum- Gent ist mein Favorit. Diese Stadt lebt, natürlich sind auch Touristen hier, aber es ist anders als in Brügge, allerdings auch bedeutend größer, was bei dem Vergleich zu berücksichtigen gilt. Durch die Strassen mit Kopfsteinpflaster und über Holzbrücken fahren alte Straßenbahnen. Es gibt keinen wirklichen Vergleich, aber Gent erinnert mich ein wenig an Lissabon. Gent gefällt mir, hier komme ich mal wieder hin.



Als ich Gent verlasse, beginnt es wieder zu regnen. Der Regen hat den Vorteil, dass der Rollwiderstand der Reifen vermindert wird. Na dann…Ich reiße Kilometer an der Schelde ab, die MTB-Piste halte ich bei diesem Wetter für unpraktisch, jage ab Wetteren (schöner Ortsname zur Wetterlage) über die N416 bis Schoonarde, ab dort geht der LF5 entlang der Schelde fast jeden Mäander parallel zum Ufer. Der Weg wechselt die Seite, eine kleine Fähre bringt mich hinüber zum anderen Ufer. Diese Fähren sind kostenfrei, tolle Sache ist das. Man drückt einen Knopf am Unterstellhäuschen, eine Lampe leuchtet auf, dann sichtbar positionieren und spätestens 20 min. später setzt die Fähre über. Auf der anderen Seite angekommen, stelle ich fest, das ich in Baasrode angekommen bin. Einen Mäander zurück auf der anderen Uferseite angekommen. Es gab eine erste Fähre, die im Bikeline-Führer nicht eingezeichnet war und die habe ich genutzt.



Einen Radweg entlang der Schelde suche ich hier vergeblich, stattdessen muß ich nun zum Teil die stark befahrene N17 mit LKW und Fahrzeugen jeder Art teilen. Zum Regen kommt nun noch das ganze aufspritzende Wasser vom Verkehr hinzu. Na super. Ab St. Amands finde ich den LF5 am Scheldeufer wieder. An der Einmündung der Rupel in die Schelde ist ein großes Stauwerk. Große Binnenschiffe warten in der Schleuse auf ihre Weiterfahrt. Ich schiebe das Rad einen Meter vor deren Bug über die Schleusenbrücke. Es ist sehr imposant.



Einige Kilometer weiter hinter Walem steht ein Haus aus Backstein mit Turm hinter dem Deich. Ein kurzes Stück weiter ist ein Schild mit der Aufschrift Camping, Natuurkamperterrein usw. Ich beschließe, nach 155km und zuviel Regen ohne Rückenwind den Tag hier zu beenden. Ich frage nach einem trockenen Raum und bekomme den Technikraum des Campingplatzes mit Erste-Hilfe-Liege zum Zelttarif. Glück muß der Mensch haben und einen Platz, seine nassen Sachen zu trocknen.

Übernachtung am Guitshuis Rosendael bei Walem. Campingplatz, Schild etwa 2 km vor der Eisenbahnbrücke zw. Walem und Duffel, 12,50,- Einzelperson mit Zelt

Tag 6, Dienstag 21.06.2011
Walem-Lier-Turnhout-Lommel-Bocholt-Thorn (NL)-Roermond-Venlo

LF5 Vlaanderen Fietsroute

Am nächsten Morgen ist die Landschaft vom nächtlichen Regen nass, aber die Sonne scheint! Um 8 Uhr steige ich auf mein Rad. In Duffel ist heute Morgen Markt. Ich kaufe mir ein leckeres Frühstück zusammen. Weiter geht es den Nete-Kanal entlang bis Lier, wieder so eine schöne flämische Stadt, aber seit Brügge und Gent ist der Kultur-Akku voll geladen. Die Wettervorhersage für heute sagt, am Vormittag Sonne, nachmittags grau und Regen. Ich beschließe bei gutem Wetter so weit wie möglich zu fahren, da für morgen bereits schlimmster Regen vorhergesagt wird. Bei Viersel überquere ich den Albertkanal, der auch durch Antwerpen fließt, verlasse nun Flüsse und Kanäle für einige Zeit und fahre durch viel Waldlandschaft durch Pulderbos und Wechelderzande. Es ist ein Genussradeln durch schöne Naturlandschaften. Am Ortsausgang von Wechelderzande, kurz hinter dem Gemeindehaus, ehemals Pastorenhaus, vormals Wohnhaus des Großgrundbesitzers von Wechelderzande aus dem 17. Jh., steht mir ein Getränkemarkt im Weg und zwingt mich dazu, ein Paar kleine Flaschen Bier einzukaufen. Bei De Hout treffe ich auf den Kanal Antwerpen-Turnhout, überhole den einen oder anderen Binnenfrachter, die sich durch den alleenartigen Kanal schieben, fahre dieses Mal mit Rückenwind bis hinter De Moeren.





Dort geht es durch den Wald bis Abdij Postel, einer ziemlich großen und wunderschönen Abteil aus dem 12. Jh. Mit eigener Brauerei, Käserei und Bäckerei. Mein dort gekauftes Bier genieße ich später am Kanal Bocholt-Herentals.



Ich treffe einige Rentner, wir unterhalten uns während ich mein Postel Blond austrinke. Ich spreche deutsch, sie flämisch. Wir verständigen uns, es funktioniert. In Bocholt verlasse ich den letzten Kanal, hier gesäumt von riesigen roten Buchen und fahre quer durch Wald und durch Heidelandschaft nach Thorn, bereits in den Niederlanden. Das weiße Dorf Thorn ist wunderschön, uralt, unbedingt sehenswert. Im Cafe unterhalb der mächtigen Kirche trinke ich einen Kaffee in der Sonne und esse dabei einen Limburger Vlaai mit Reis. Es ist eine Limburger Spezialität, ein Kuchen mit Baiserhaube.



Ich schaue auf die Uhr, es ist 17:15 Uhr und ich habe 155 km in den Beinen. Es ist noch früh, morgen soll es heftig regnen. Bis Venlo sind es noch 50km. Ich steige auf und fahre die Maas entlang durch Roermond bis Venlo, hinter mir ist immer ein Gewittergrollen zu hören, dazu kommt ein bedrohlich wirkender schwarzer Himmel. Als ich um 19:30 Uhr in Venlo trocken ankomme, hat es dort bereits geschauert. Um 20:05 Uhr fährt mein Zug ab.

Fazit:
Eine rundum gelungene Tour, die mir im Rahmen meiner kurzen zur Verfügung stehenden Zeit möglich war. Flandern ist grundsätzlich eine dicht besiedelte Region Belgiens. Durch die sehr gute Routenführung der LF`s sind jedoch die überwiegenden Abschnitte sehr verkehrsarm, sogar auch einsam und verlaufen in herrlichen Naturlandschaften. Die Städte bieten viel Kultur und eine Menge Spaß zum Flanieren.
--- off ---

Edited by Holger (07/01/11 05:00 AM)
Edit Reason: Fremden Text in Link umgewandelt
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#738214 - 07/10/11 04:37 AM Re: Belgien - Vlaanderen Fietsroutes [Re: velOlaf]
edwin
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Hallo Olaf,

Danke, dass Du den Bericht noch einmal mit Fotos reingestellt hast. So habe ich ihn zweimal gelesen schmunzel
Erinnert mich daran, dass ich vor 25 Jahren mal eine Flanderntour geplant hatte. Und nicht durchgeführt. Offensichtlich ein Fehler.
Ich würde mich aber wohl etwas mehr Richtung Küste orientieren...

vg

Edwin
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#754712 - 09/06/11 09:39 AM Re: Belgien - Vlaanderen Fietsroutes [Re: velOlaf]
Jojo64
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Hallo Olaf,

danke für Deinen schönen und sehr interessanten Bericht. Belgien liegt eigentlich so nah für mich, aber auch ich habe es bis jetzt sträflich ignoriert. Eine Radtour dorthin sollte ich bald nachholen.
Gruß
Jürgen

Edited by Jojo64 (09/06/11 09:40 AM)
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#754823 - 09/06/11 06:05 PM Re: Belgien - Vlaanderen Fietsroutes [Re: velOlaf]
Oldmarty
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schön geschreiben zwinker war dem Sommer auch in Flandern unterwegs. War aber bis Ypern und an der Küste. Viele Teile ab Gent bin ich auch wie du gefahren, nur in andere Etappen.

Brügge ist ein grosses Freilichtmuseum. Da wird aber auch drin gewohnt. Nur gehen die Abends nicht so raus, nach dem ganzen Trubel da am Tage.

Für Gent braucht man paar Tage, um da alles zusehen und die Stadt einzuatmen .

In Belgien gibt es recht wenige Zeltplätze. Liegt nicht daran das man da nicht gerne Camping macht, sondern es gab vor paar Jahren neue Auflagen an die Betreiber, wegen Sanitär usw. Das war vielen zu Teuer und machten da dann lieber dicht traurig
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#757038 - 09/15/11 07:15 AM Re: Belgien - Vlaanderen Fietsroutes [Re: Oldmarty]
velOlaf
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Hallo Oldmarty,
wie der Zufall es so will, war ich in dieser Woche nochmal für zwei Tage in Gent, auf der Rückreise vom Frankreich-Auto-Urlaub. Die Stadt einzuatmen, wie Du so schön beschrieben hast. Mein Eindruck vom Juni hat sich wieder bestätigt, Gent ist toll. Übernachtet habe ich auf einem ausgebauten Binnenfrachter im Handelsdock, 10 min. vom historischen Zentrum entfernt.
Meiner Liebsten hat es auch sehr gut gefallen, schliesslich bietet die größte Fussgängerzone Belgiens jede Menge Geschäfte zum Shoppen. grins träller
--- off ---
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