Hallo,
dies ist mein erster kurzer Reisebericht. Für euch vermutlich nur eine lockere Tagestour, für mich die erste große geplante Tour - auch wenn sie am Ende dann viel kürzer war.
Nachdem ihr mich bestens beraten habt, bepackte ich am Donnerstag mein Fahrrad mit allem was man für 1-2 Zeltnächte benötigt.
Freitag Morgen brachte ich meine Tochter zur Schule, daher konnte ich nicht früher los. Ich bin dann von der Schule hoch zum Wasserturm kurz vor der Stadt, und startete die Tour dort offiziell um 7:40
Mit dem App von Naviki.org und der von Naviki erzeugten Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=hbiroyvinepvhqgz wollte ich meinen Ausflug lenken. Dort findet ihr auch Bilder, die wollte ich hier der Übersicht halber nicht noch reinschmieren.
10:45 war ich schon in Wiehe. Das liegt am Gürtel der das Thürigner Becken vom Rest der Welt abgrenzt. Auf den Anstiegen davor habe ich aber enorm das Gewicht der Packtaschen gespürt, mehr als erwartet. Da aber bis auf die paar Berge um Wiehe keine Anstiege weiter kommen, sorgte mich das nicht weiter. Doch das sollte sich noch ändern.
Die bisher hauptsächlich asphaltierten oder irgendwie halbwegs festen Wege waren nun weg, der Waldweg wurde immer schlammiger und am Ende eigentlich mit dem Rad, den Reifen und dem Zusatzgewicht nicht mehr befahrbar. Hochwärts würde ich das Rad nicht mal hochgeschoben bekommen, daran besteht kein Zweifel. Das nächste mal mach ich davon noch ein Foto.
So langsam kündigte sich massiver Hunger an, eine ausgedehnte Pause war eh fällig, der Akku des Smartphones brauchte auch etwas Zuwendung. Umgehend fand ich eine schöne Stelle zum Rasten um genau 12:00. Erstaunlich fand ich, dass ich schon kurz vor Querfurt stand, was etwa die halbe Strecke sein musste. Im Zweifel die Strecke an einem Tag zu schaffen, hatte ich vor hier eine 1-2 stündige Pause einzulegen. Doch nach 25 Minuten langweilte ich mich einfach, ich war zu heiß auf die Strecke die da noch kommt und schwang mich wieder auf den Sattel.
Ich fuhr weiterhin verhältnismäßig langsam, zügelte mich immer wieder falls ich in meinen üblichen Trott verfiel.
Die Idee weiterzufahren war gut, für viele Kilometer war kein Asphalt mehr da, nur teilweise arge Schotterwege, Feldwege, Wiesenpfade die man mit dem Auge kaum erkennen konnte, und so weiter. Das Durchschnittstempo auf dem Stück war lächerlich, ich schätze so auf 7-9km/h, schneller ging es einfach nicht.
Als ich dann endlich wieder "gute" Wege vorfand, leichten Rückenwind hatte zischten die Kilometer nur so unter mir durch.
Dann sah ich in einiger Entfernung eine große Neubausiedlung. "Hey ich bin ja gleich in Halle!" ich freute mich erneut über die gefahrene Strecke. Doch aus "hurra ich bin in Halle" wurde schnell "Was für ein Mist, wieso schickt mich naviki so sehr durch Halle durch?"
Irgendwann hatte ich Halle endlich hinter mir, war ich erstaunt was es doch dort für Anstiege gibt. Auch die waren irgendwann überwunden, spürte ich dann aber schon so langsam, was ich bisher geleistet habe. Jeder Hügel forderte mir mehr ab als der vorherige, eine Brise Gegenwind nahm ich störend wahr, während sie mir 2 Stunden früher kaum aufgefallen wäre.
Da ich die Strecke Dessau - Halle aber vor Jahren schon gefahren bin, wusste ich - das ist jetzt kein Hexenwerk mehr - das MUSS ich schaffen. Rüber nach Zörbig, das ging noch ganz gut. Dort noch mal 10 Minuten Pause gemacht. Ich glaube fast, das war der Fehler. Ich hatte keine Lust mehr aufzusteigen. Die Luft war raus, ich war eigentlich nur zu faul jetzt noch n Zelt aufzubauen. Widerwillig fuhr ich weiter, und rang mir einen Kilometer nach dem Anderen ab. Nachdem ich dann von 2 Autofahrern in einem Kreisverkehr bösartig zu einer Notbremsung gezwungen wurde und fluchend weiterfuhr, raste ein LKW so dicht an mir vorbei, dass ich im Graben landete. DA war es aus. Die Laune am Tiefstpunkt trank ich das letzte Wasser, rauchte eine Zigarette und fuhr weiter. Es waren hier noch etwas um die 18-22km bis zum ersehnten Ziel.
Irgendwie kam dann wieder etwas Kampfeswille auf, um nicht resignierend frustriert zu strampeln und ich rappelte mich wieder auf. Zumal ich ja schon in vertrautem Gebiet war. Die letzten Kilometer vergingen dann wieder zügig, da ich mit jeder Kurbelumdrehung freudiger wurde "Hurra, ich schaff es!"
Endlich nach 10,5h am Ziel angekommen war ich überglücklich über das Erreichte.
Ursprünglich wollte ich einen Tag ausspannen und am Folgetag gegen 6-7 Uhr die Rückfahrt antreten. Doch der Wetterbericht sah alles andere als gut aus, so buchte ich mein Bahnticket online. Wie sich am nächsten Tag herausstellte, eine wahrlich gute Idee.
Zusammenfassend:
Sehr sehr geile Tour, ich fahre die 100% in kurzer Zeit wieder, vermutlich im August. Dann aber ohne die ganze Zeltausrüstung, nur mit dem aller aller Nötigsten. Ich fand unterwegs viele Möglichkeiten ohne Zelt trocken schlafen zu können. Bei der nächsten Tour werde ich aber entweder Teilstücke umfahren, oder vorher andere Reifen aufziehen - das wird sich bis dahin entscheiden.
Route an sich:
Ich hab mich bewusst 1:1 an die von Naviki errechnete Strecke gehalten. Prinzipiell ist die Tour ok. Aber wenn da Abschnitte dabei sind, die nur mit einem MTB HALBWEGS passabel sind, ist das für mich schon kritisch. Lieber 2-3 Kilometer Landstraße mehr, als dass ich am Ende einen Schaden an der Technik habe weil das Rad überfordert wird. Ganz großes Manko der Naviki-Strecke: 270 Waypoints auf 150km? Rechnet mal auf wie viel Punkte pro Kilometer man durchschnittlich (!!!) kommt. Auf langen Geraden meinetwegen ausreichend, aber in Städten ist das sehr übel. Mitunter ist vor dem Dorf der letzte Waypoint, und der nächste einige Hundert Meter hinter dem Dorf. Da darf man dann selbst gucken wie man dort hinkommt. Finde ich sehr schlecht, ich sehe auch den Sinn in der Sparsamkeit an Punkten nicht.
Ich danke euch für eure Ratschläge im Vorfeld der Tour, das hat mir geholfen.
Vielen Dank, dass du bis hier her gelesen hast :-D
Thomas