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#713002 - 04/15/11 07:54 PM Pacific Coast USA
Tumaisch
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08.07. - 14.07.2010 / Fahrt durch den Bundesstaat Washington (455 km)
Am 08. Juli nahmen wir für 17.-- Dollars pro Person (inkl. Fahrrad) die Fähre von Victoria hinüber in die USA nach Port Angeles im Bundesstaat Washington. Bevor wir das Boot jedoch betreten durften, mussten wir (trotz unseres 10 Jahre gültigen Visums) unsere Fingerabdrücke geben, einmal in die Kamera lachen und der Grenzpolizei nochmals genau erklären, was wir denn genau vor haben in den USA. Als wir das Procedere hinter uns hatten und deswegen fast die Fähre verpassten, konnte es endlich losgehen mit unserem 2.Teil der Tour. Port Angeles und die USA empfingen uns mit sonnigem, heissem Wetter und so starteten wir mit viel Vorfreude auf der fast legendären Route auf dem Highway 101, welche fast allen Amerikanern und vielen Europäern ein Begriff ist. Wir entschieden uns, zunächst westwärts zu fahren und somit um die grossen und wunderbar verschneiten Berge der Olympic Mountains herum zu fahren. Die Route gefiel uns bei nur minimalen Steigungen inmitten dichter Wälder und wunderschön direkt am fjordähnlichen „Crescent Lake“ entlang von Beginn an recht gut. Dann kamen wir zu einer Infotafel, welche sich ausschliesslich an Fahrradfahrer richtete. Weil die Strasse entlang des Sees recht schmal und kurvig ist, wird man hier aufgefordert, einen „Push Button“ (Warnblinker) zu betätigen. Damit wird der nachfolgende Verkehr mittels Blinkanlage auf vorhandene Velofahrer aufmerksam gemacht. Diese „Push Buttons“ entdeckten wir auch vor gewissen Brücken und Tunnels. Gerade in Tunnels eine überaus sinnvolle Sache wie ich finde! So erlebten wir unseren ersten Tag in den USA mit viel Sonne, wenig Verkehr und ersten Eindrücken von Amerikanern, welche wir am See beim Campingplatz beobachten konnten. Neu war für uns jedoch, dass hier in den USA im Gegensatz zu Kanada die Distanzen in Meilen bzw. die Temperaturen in Fahrenheit angegeben werden (Umrechungs-Tipp Fahrenheit in Celcius: Anzahl Fahrenheit minus 30 durch 2 rechnen). Weil auch in diesem Gebiet viele Bären heimisch sind, mussten wir unsere duftenden Sachen über Nacht wieder mal in einem speziellen Schliessfach ausserhalb des Zelts deponieren.
Am 2.Tag wurde es dann gleich zu Beginn etwas hügeliger und entlang von Wäldern und Feldern erreichten wir die Ortschaft Forks. Ab hier wurde die Landschaft wieder eindrücklicher: Wälder mit riesigen Bäumen, Adler, tolles Wetter und direkt vor uns die verschneiten Berge des Mt. Olympus sorgten bei uns für eine tolle Stimmung. So steuerten wir freudig dem Pacific entgegen, als wie aus dem nichts das Wetter änderte. Wir waren vielleicht noch ca. 100m vom Pacific entfernt, als der blaue Himmel einer düsteren, grauen Nebeldecke Platz machen musste. In dieser ganzen Nebellandschaft konnten wir zunächst kaum farbliche Unterschiede zwischen Himmel, Strand und Pacific erkennen. Erst bei einem Erkundungsspaziergang entdeckten wir die wunderschöne rauhe Küstenlandschaft mit riesengrossem Strand, Treibholz und imposanten Wellen. Sogar ein Seehund streckte inmitten der grossen Wellen kurzerhand sein „Köpfchen“ aus dem Wasser. Nach 105 km Fahrt erreichten wir in Kalaloch unseren Campingplatz und trotz dem Schild "Campground full", wies man uns glücklicherweise nicht ab. Als Biker ist man hier wirklich im Vorteil... Am Abend erfreuten wir uns an einem herrlichen Sonnenuntergang, doch dann holte uns die Müdigkeit ein und nach ein einem kurzen Jass (Kartenspiel) ging unser 2.Tag in den USA zu Ende.
Am Samstag gings bei Morgennebel wieder weg vom Pacific ins Inland, also Richtung Südosten durch das“ Quinault Indianer Reservat“ bis zum Quinault See. Die Fahrt durch das Indianer Reservat barg jedoch keine wirklichen Sehenswürdigkeiten bzw. zeigte keine Einblicke in das Leben der hier rund 2500 lebenden Indianer. Relativ eintönig führte die Strasse durch eine Waldlandschaft, wo wir jedoch immerhin 2 Rehe und einen Wildhasen entdecken konnten. Zum Glück erreichten wir relativ früh den Campingplatz, denn so ergatterten wir uns gerade noch den letzten freien Platz (Weekend!!). (Info: Es hat mehrere Campingplätze entlang des Sees). Nachdem wir uns ein Bad im kühlen Wasser antaten, unternahmen wir am Abend noch einen kurzen Spaziergang in den nahen Regenwald und bestaunten einmal mehr diese dicken, langen Baumstämme, welche wir in Europa kaum zu sehen bekommen.
Der folgende Tag war dann mit 15 Grad Höchsttemperatur und ganz leichtem Nieselregen zu Beginn erstmals wieder kühler, und das am 11.Juli... Unser Ziel war es, möglichst rasch wieder zurück zur Küste zu gelangen und dann südwärts mit der Fähre von „Ocean Shores“ nach „Westport“ zu fahren. So fuhren wir also wieder 20 Meilen westwärts durch das bewaldete Indianer Reservat, vorbei an einigen gerodeten Flächen und erfreuten uns weiter am geringen Verkehr. Bei „Moclips“ erreichten wir die neblige, graue Küste und fuhren nun südwärts, jedoch leider nur selten mit direktem Blick zum Pacific. Als wir dann zu Mittag in einem Pub Essen wollten, staunte ich nicht schlecht, als die (grimmige) ältere Lady nach meiner ID (Personalausweis) verlangte. Ich verstand zunächst nicht und bestellte eine Cola... Sie wiederholte forsch und wollte tatsächlich unsere beiden Ausweise sehen. Wir erfuhren bzw. Rebekka erinnerte sich, dass der Zutritt in Pubs in den USA erst am dem 21.Altersjahr gestattet ist, egal ob man nun Essen will, eine Cola oder ein Bier bestellt. Etwas erstaunt (und genervt) zeigte ich der Dame dann meine ID und ich lernte, dass ich trotz meinen 33 Jahren wohl tatsächlich als 20 jähriger durchgehen könnte..... Das Essen und den WM-Final genossen wir dann jedoch in Ruhe. Verköstigt fuhren wir dann weiter bis ans Ende der Inselzunge in Ocean Shores und mussten dort leider erfahren, dass die Fähre seit über 2 Jahren ausser Betrieb ist (obwohl sie noch immer auf jeder Karte die verteilt wird vermerkt ist...). Das Hoffen auf einen liebenswürdigen Boots-Besitzer, welcher uns freundlicherweise auf die südliche Halbinsel chauffieren würde, ging nicht in Erfüllung, denn ausser einem Krabben Verkäufer war kein einziger Mensch am Hafen zu sehen. So fuhren wir wohl oder übel die 7 Meilen zurück, entdeckten dabei im Städtchen noch 1 Reh direkt zwischen einem Haus und der Strasse und beendeten unseren Fahrtag am Stadtrand von Ocean Shores.
Am Montag fuhren wir dann zunächst auf dem Highway 109 westwärts parallel zur Grays Harbor nach Aberdeen (mit vielen Scherben auf den Seitenstreifen), anschliessend aber wieder auf dem Highway 101 Richtung Raymond. Zu unserer Ueberraschung war die Route zwischen Aberdeen und Raymond recht hügelig und nie eben. So fuhren wir auf- und abwärts durch viele Waldgebiete, viele gerodete oder durch den Hurrikan im 2007 beschädigten Waldgebiete. Auf der Gegenspur kamen uns zudem auch erstmals regelmässig Logging-Trucks entgegen, doch da die meisten nordwärts fuhren, tangierte es uns nicht all zu sehr.
Die nächsten 80 km führten uns entlang Sumpfgebieten, Wäldern und Weidelandschaften zum Cape Disappointment bei Ilwaco, wo der riesige Columbia River in den Pacific mündet und wir zu unserer Freude wieder mal einen Weisskopf-Adler sichteten. Hier im Cape Disappointment State Park trafen wir auf einen fantastischen Campingplatz direkt am Pacific mit riesigem schönen Strand, Buchten welche teilweise voll von Treibholz waren sowie mit Blick auf das „North Head Lighthouse“ (Leuchtturm). Die grossen Wellen bei Flut faszinierten uns sofort und wir konnten sogar 2 mal beobachten, wie die kräftigen Wellen einen kleinen Seehund an Land spülten. Der eine schaffte es problemlos ins Meer zurück, einen anderen trafen wir während unseres Spazierganges auch auf dem nach Hause weg wieder an. Glücklicherweise wird die nächste Flut den Jungen wieder zu seiner Mutter zurück führen... Trotz des schönen Wetters benötigten wir aufgrund der kühlen Winde am Abend eine wärmende Jacke, ja andere trugen sogar zusätzlich Mützen. Irgendwie hatten wir uns die Sommermonate am Pacific anders (wärmer) vorgestellt...

Nach 6 Tagen und 450 km im Bundesstaat Washington gönnten wir uns einen ersten Ruhetag in den USA und besuchten nebst dem genannten Leuchtturm auch noch das nahe „Cape Disappointment Lighthouse“, welches 1850 gebaut wurde und somit der älteste noch in Betrieb stehende Leuchtturm am Pacific ist. Natürlich besuchten wir dabei auch noch das sehr informative „Interpretive Center Lewis & Clark“, welche um 1803 vom damaligen Präsidenten Jefferson den Auftrag erhielten, das noch unbekannte Inland der USA (von St.Louis aus) bis zum Pacific im Westen zu erkunden. 3 Jahre dauerte diese Expedition, welche hier beim Cape Disappointment endete.
Auch für uns heisst es langsam, von Washington Abschied zu nehmen und schauen deshalb nochmals kurz zurück: Nach 3 heissen Tagen zu Beginn mit fast 30 Grad erlebten wir seither kühle 15 Grad mit starken Westwinden. Trotz des Rufs Washingtons als Regenregion wurden wir komplett von Regen verschont. Mit den "gefürchteten" Logging-Trucks hatten wir ebenso keinerlei Probleme, da sich deren Zahl wirklich in Grenzen hielt. Von der Strasse aus hatten wir jedoch eher selten direkten Blick auf den Pacific, es führten aber jeweils separate Verzweigungen zu den schönen Stränden und Buchten. Uns gefiel die raue Küstenlandschaft sehr gut. Wir sahen hier viele (auch grössere) Vogelarten, Rehe, Seehunde und Wildhasen. Im Every Green State Washington erlebten wir nebst viel Wald aber auch viele gerodete Flächen, was eher ein etwas trostloses Bild abgab. Neu war für uns, dass wir fürs Duschen auf den Campingplätzen bezahlen mussten, sonst aber waren die Plätze recht schön. Eindrücklich fanden wir natürlich den Wechsel zwischen Ebbe und Flut, die stürmischen Wellen und die riesigen, fast menschenleeren Strände die uns immer wieder zu gemütlichen Spaziergängen einluden.

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15.07.2010 - 24.07.2010 / Fahrt durch den Bundesstaat Oregon (615 km)

Am Donnerstag, 15.Juli verbrachten wir noch die letzten Kilometer in Washington und fuhren dabei erstmals in den USA durch einen Tunnel, wo wir durch Betätigung eines "Buttons" am Tunnelanfang den nachfolgenden Auto- und Lastwagenverkehr auf uns Radfahrer im Tunnel aufmerksam machen konnten. Ja, dieses System scheint zu klappen, denn die Autos fuhren so wirklich langsamer an uns vorbei wie sonst. Um den riesigen Columbia River zu überqueren, passierten wir anschliessend eine über 7 km lange Brücke, die gegen Schluss wegen den passierenden Frachtschiffen nochmals stark anstieg. Mit dem Verlassen der Brücke befanden wir uns neu im Bundesstaat Oregon. Ob es hier wohl sehr anders ist als in Washington? Wir waren gespannt! Nach kurzem Einfahren auf flacher Strasse wurde es ab der Ortschaft Seaside nachhaltig hügelig. Mit knackigen Aufstiegen und kurzen Abfahrten durchquerten wir Dorf zu Dorf, jedoch immer wieder gespickt mit einzigartigen Ausblicken auf die herrlichen Küstenlandschaften. Auch die Fahrt abseits des Highways 101 ins touristische und sehr schmucke Städtchen Cannon Beach lohnte sich mit seinem herrlichen Sandstrand und einigen riesigen Felsbrocken im Meer, wie z.B. dem Vulkanfelsen "Haystack Rock". Nach ca. 100 km erreichten wir in „Nehalem Bay State Park“ unseren Campingplatz, wo wir erstmals vom Angebot der speziellen Hiker/Biker Sites Gebrauch machten. Nebst dem unschlagbar günstigen Uebernachtungspreis von 5 Dollars pro Person ist ein weiterer Vorteil, dass man darauf immer einen freien Platz findet und so nicht auf Reservationen angewiesen ist. Hier war sogar gleich beim Campingplatz ein wunderschöner, riesiger Dünen Sandstrand, an welchem wir uns am Abend einen tollen Sonnenuntergang erhofften. Doch eine weit entfernte Wolkenwand draussen auf dem Pacific liess die Sonne ohne Spektakel untergehen. Am Abend lernten wir noch ein Schwedisches Paar kennen, welche die Pacific Route tatsächlich mit dem (frisierten) Mofa unternahmen. Sie hatten jedoch bereits mehrere Platten zu beklagen, was uns auf der heutigen Route nicht besonders erstaunte, waren doch kurzerhand sehr viele Scherben auf dem Seitenstreifen. Spürbar am ersten Tag in Oregon war auch das grössere Verkehrsaufkommen als noch in Washington, jedoch lässt es sich trotzdem gut fahren.
Der folgende Tag führte uns zum Cape Lookout State Park, vorbei an Flussmündungen, einzelnen Buchten aber auch Landwirtschaftsbetrieben und ein paar kleineren Fischerdörfern. Häufig waren wir jedoch abseits des Pacifics und so nahmen wir uns die Zeit, in der Ortschaft Tillamook die sehr bekannte vollautomatisierte Käsefabrik anzusehen, welche sich hier einer grossen Beliebtheit erfreut. Nebst Gratis Eintritt erfreuten wir uns natürlich besonders an der Degustation von sicherlich 10 verschiedenen Käsesorten. Unser Fazit: Der Käse hier hat immerhin viel mehr Geschmack als jener in Canada, kommt aber bei weitem nicht an den feinen Schweizer Käse heran! Wiederum übernachteten wir auf einem super schönen Hiker/Biker Platz und ergatterten uns sogar ein Plätzchen im Waldstück mit Blick zum nahen Pacific. Grandios! Der Info-Tafel konnten wir die Ebbe und Flutzeiten entnehmen und so gönnten wir uns jeweils zu den Besten Zeiten ein faszinierendes Wellenschauspiel. Und als sich das Gewässer wieder etwas beruhigte, staunten wir wie die Kleinkinder so unverfroren im Pacific planschen können, während das Wasser für uns (und alle anderen Erwachsenen) einfach viel zu kalt war.
Nach einem Ruhetag an diesem tollen Ort erlebten wir am Sonntag einen vielseitigen, interessanten Fahrtag, obwohl wir erst gegen 19.00 Uhr auf dem Campingplatz ca. 10 km vor Newport ankamen. Kaum richtig wach, hatten wir bereits den ersten von insgesamt drei Hügeln zu bewältigen. Bei der Abfahrt Richtung Sand Lake fuhren wir durch ein Waldstück und völlig unerwartet präsentierte sich uns durchzogen von Bäumen eine riesige Dünenlandschaft. Ein seltsamer Anblick wie die Bäume aus diesen riesigen Sandmassen ragen... Wenig später überholten uns beim Aufstieg 2 Mofafahrer mit Gepäck... Welche Ueberraschung; es handelte es sich dabei um die zwei Schweden, welche wir auf dem Campingplatz beim Cape Lookout kennen lernten. Nach den getätigten Reparaturen an ihrem Mofa rasten sie nun bergaufwärts auf und davon... Im sehr schönen Fischer- und Surfer Ort Pacific City machten wir dann eine kleine Kaffee-Pause und unternahmen eine kleine Kletterpartie auf das eindrückliche Sandstein-Cliff des Cape Kiwanda. Gleichzeitig konnten wir uns dabei amüsieren, wie viele Touristen den sandigen, etwa 50m hohen Hügel zum Aussichtspunkt stampften oder von dort wieder steil möglichst ohne Kopfüber hinzufallen runter rannten. Für uns endete hier die "3 Capes Scenic Route", doch das letzte Highlight des Tages stand uns noch bevor. In Lincoln City gönnten wir uns nämlich in den unzähligen Outlet Läden etwas Shopping Spass. Doch viel Platz für Neues hatten wir natürlich nicht, womit unsere Einkäufe sehr beschieden blieben. Im Safeway Einkaufscenter besorgten wir uns dann ein paar Nahrungsmittel und staunten nicht schlecht über die neu angepriesenen Oeffnungszeiten von 24 (!!) Stunden pro Tag. Nach weiteren 30 km erreichten wir den Campingplatz und bereits nach 3 Fahrtagen in Oregon stellten wir fest: Dass es (bisher) meistens bis in den Nachmittag hinein wolkenverhangen blieb, bevor es dann gegen Abend glücklicherweise doch noch aufhellte. Trotz des wolkenlosen Himmels sahen wir in Oregon jedoch noch keinen einzigen tollen Sonnenuntergang, denn irgendwie blieb diese dicke Wolkenwand entfernt über dem Pacific immer bestehen! So erlebten wir immer wieder die (enttäuscht) abtrottenden Menschen mit den Fotokameras, zu welchen auch wir ehrlich gesagt manchmal gehörten.
Auch in den nächsten Tagen blieb es überaus spannend. So machten wir am nächsten Tag schon nach wenigen km einen Abstecher zum Yaquina Lighthouse. Auf dem vorgelagerten Felsen konnten wir sogar massenweise Seevoegel beobachten. Via der recht schönen Yaquina Bay Bridge erreichten wir im Verlaufe des Mittags die Ortschaft Waldport. Dort verköstigten wir uns mit einer riesigen Pizza und erstmals konnten wir uns an einem "all you can eat" Angebot (Salat-Buffet) so richtig bedienen. Weiter südwärts passierten wir das sehr schöne Städtchen Yachats mit überall auffällig gepflegten Gärten und tollen farbigen Blumen. Nur die erstmals sichtbaren Palmen strotzten nicht gerade vor Gesundheit. Ab Yachats wurde es dann auch entlang der Strasse wunderschön. Wir fuhren häufig entlang der Küste mit herrlichen Buchten, weiten (leeren) Stränden, Felsen wo sich die Wellen daran zerschlugen und immer wieder luden uns Aussichtspunkte zu einer kleinen Pause ein. Am Hill Viewpoint kamen wir z.B. durch eine kleine Kletterpartie über einen Felsen sehr nahe an eine weitere Seelöwenkolonie heran. Mit starkem Rückenwind erreichten wir schliesslich unseren Campingplatz. Dort lasen wir an der Info Tafel, dass hier vor kurzem ein Puma (im Mai) bzw. ein Bär (Anfangs Juli) gesichtet wurden. Tatsächlich liegt der Campingplatz direkt an einem sehr grossen Waldgebiet wie wir feststellten. Sorgen machten wir uns deswegen jedoch keine. Ueberrascht bzw. abrupt geweckt wurden wir dann jedoch frühmorgens, als plötzlich ein kleines Streifenhörnchen an meinem Kopf (im Innenzelt!!) vorbeizog. Mit dem Schrecken in den Augen öffneten wir unser Innenzelt und schwups, war es draussen. In unserer Nachbearbeitung erinnerten wir uns dann, dass Rebi und ich in der Nacht einmal kurz aufs WC mussten und da wohl für einen kleinen Augenblick das Zelt offen liessen... Tja, man lernt nie aus!
Es folgte ein Tag mit vielen Hügeln abseits des Pacifics, dafür jedoch vorbei an vielen kleinen Seen. Ab dem Städtchen Florence begann dann die "Oregon Dunes National Recreation Area", also eine riesige einzigartige Dünenlandschaft, welche sich von der Strasse aus nur erahnen lässt. Erst auf einem Spaziergang vom Campingplatz aus entdeckten wir schliesslich diese grosse Sandlandschaft, welche sich jedoch auch massen von Buggy Fahrer zu nutzen machen. So sind die Campingplätze in diesem Gebiet extra für diese Buggy Fahrer eingerichtet und auch wir erleben auf dem steinigen/sandigen KOA Campground, dass wohl alle ausser zwei exotische Velofahrer zum Buggy Fahren hier sind. Nebst den Sanddünen sahen wir aber auch heute wieder 2 Leuchttürme, nämlich das Heceta Head sowie das Umpqua Lighthouse. Zu feiern hatten wir dann auch noch was: Praktisch mit dem Eintreffen auf dem Campingplatz überschritten wir die 4000 km Marke unserer Tour! Spannend, zurückzudenken was wir schon alles erlebt hatten...
Nach weiteren 60 km über eine ruhige, aber recht hügelige Strecke abseits des Highways 101 und einer defekten Schaltung (1.Panne der Tour) erreichten wir schliesslich die Ortschaft Bandon, mit einer wirklich originellen sehenswerten Altstadt, einer wunderschönen Küste mit vielen Felsbrocken im Wasser und natürlich mit einem eigenen Leuchtturm, dem Coquille River Lighthouse. Hier gönnten wir uns dann 1 Ruhetag und da es die hier gedachte Jugendherberge nicht mehr gibt, übernachteten wir im neuen Gasthaus an gleicher Stelle. Der sehr zuvorkommende Besitzer des Sea Star Gasthouses, Larry, fuhr mich netterweise mit seinem Auto am Morgen zum nächsten Velo-Mech, welcher sich 50 km (!) nordwärts befand. Leider konnte auch dieser Spezialist meine Schaltung nicht mehr retten und für guten Ersatz hätten wir einige Tage warten müssen. So montierte man mir eine provisorische, sehr einfache Ersatzschaltung (wie vor ca. 20 Jahren in Betrieb), mit welcher ich mir erhoffte, möglichst reibungslos ins über 800km entfernte San Francisco zu kommen.
Von Bandon aus fuhren wir dann abseits des Pacifics durch ein landwirtschaftlich genütztes Gebiet, mussten dabei aber leider gelegentlich den Gestank von Tierkadavern erdulden (3 Rehe usw). In Port Orford suchten wir uns ein Restaurant zum Mittagessen und erst als wir das vollbesetzte Restaurant betraten, realisierten wir, dass dieses „Crazy Norwegians Fish & Chips Restaurant“ in der Region recht bekannt ist. Ein älteres Ehepaar setzte sich später zu uns an den Tisch und schliesslich pochten sie darauf, unsere Rechnung übernehmen zu dürfen. Toll, diese Herzlichkeit und Gastfreundschaft... Ab Port Orford führte die Route auf der 101 wieder wunderschön der Küste entlang zum Humbug Mountain State Park Camping, wo wir bei schönstem Wetter frühzeitig stoppten. Erstmals füllte sich der Hiker/Biker Platz bis in den späten Abend, so dass wir wohl auch in den folgenden Tagen noch den einen oder anderen Biker antreffen werden.
Unser letzter Tag in Oregon über 80 km nach Brookings war dann nochmals einer der eindrücklichsten Routen überhaupt in den USA. Bei schönstem Wetter mit gelegentlichen Nebelfeldern fuhren wir fast immer entlang der wunderschönen Küste mit vielen grossen Felsen im Pacific. Viele Aussichtspunkte (manchmal mit kurzen steilen Wanderungen verbunden) liessen uns die teilweise hügelige Route kaum merken. So fanden wir hier nochmals einen tollen Abschluss unserer Oregon Tour und sind schon sehr gespannt was uns Californien bieten wird.

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25.07. - 06.08.2010 / Der Norden Kaliforniens bis San Francisco (700 km)

Nachdem wir auf den letzten km in Oregon bereits unseren dritten toten Waschbären am Strassenrand entdeckten, erreichten wir Kalifornien, den dritten und letzten Bundesstaat unserer Pacific Route. Schon nach wenigen 100m passierten wir (erfolgreich) die "California Fruit Inspection" (eine Art Grenzposten wegen dem Einfuhrverbot gewisser Obst & Gemüsesorten) und dann waren wir also in Kalifornien. Yeah... aber irgendwie stimmten diese ersten Eindrücke gar nicht mit meinen gemachten Vorstellungen überein; hier herrschten nämlich Ende Juli (!!) weiterhin kühle 12 Grad und ein dichter Nebel durchzog die Gegend. Die ersten 30 km führten uns weg vom Pacific durch viel landwirtschaftlich genutztes Gebiet bis wir schliesslich die Ortschaft Crescent City erreichten, wo sich erstmals viele Surfer am Strand vergnügten. Es folgten dann zwei längere und zeitweise steile Aufstiege hinauf zum Reedwood Nationalpark, wo wir auf dem "Newton B. Drury Scenic Parkway" direkt an diesen riesengrossen, dicken und uralten Redwoods (Mammutbäume) vorbeifuhren. Die Redwoods sind die höchsten Bäume der Erde (bis 100m hoch) und wirken mit einem Durchmesser bis 7m sowie einer möglichen Lebensdauer von über 1500 Jahre wirklich mächtig. Da erstaunt es nicht, dass sich hier viele Touristen tummeln, um auf ausgeschilderten Pfaden diese Waldlandschaft zu erforschen bzw. zu bestaunen. Nach 90 km im Wechselbad mit Sonne und Nebel erreichten wir schliesslich den Elk Prairie Campground und wie es zum Namen passt, sahen wir auf dem offenen Feld inmitten des Waldes bereits einige Hirsche. Da es auch in dieser Gegend Schwarzbären gibt, lagerten wir wie schon so oft unsere duftenden Sachen ausserhalb des Zeltes in einem verschliessbaren Holzfach.
Am nächsten Morgen verliessen wir gerade das Campingareal, als wir zu unserer Freude nochmals eine kleine Herde Wapiti Hirsche (engl.: Roosevelt Elks) mit ihren mächtigen Geweihen beobachten konnten, welche sich seelenruhig auf dem offenen Feld am Waldrand aufhielten. Ein toller Anblick... Bis zur Ortschaft Trinidad blieb es weiter hügelig und teilweise waren die Strassen recht schmal (ohne Seitenstreifen). Nach kurzer Verstärkungspause und Besichtigung des kleinen Memorial Lighthouses fuhren wir auf der stark befahrenen und auf diesem Abschnitt weniger schönen Strasse 101 (nun als Freeway) bis zum KOA Camping vor dem Städtchen Eureka, wo der neblige und erneut kühle Tag endete.
Auch am nächsten Tag blieb es bis zur Ortschaft Fortuna zunächst weiter verkehrsreich und aufgrund der vielen Holzspäne auf unserem Seitenstreifen (die Holzindustrie lässt grüssen...) konnten wir uns etwas im Slalomfahren üben. Dann gings ostwärts, d.h. weg vom Pacific und entsprechend auch weg von Nebel und Kälte der wärmeren Regionen im Landesinneren entgegen und die Route wurde inmitten der Landwirtschaftsgebiete (Vieh, Pferde) auch wieder ruhiger und schöner. Mit viel Vorfreude verliessen wir dann den Highway 101 für die Weiterfahrt auf der parallelen wunderschönen Nebenstrasse, "der Avenue of the Giants", welche uns durch den Humboldt Redwood State Park ein zweites mal durch die imposanten Redwood Wälder führte. Auf dem Burlington Campground bei Weott (Info: Einkaufsmöglichkeiten 7 km südlich in Myers Flat) inmitten dieser tollen Mammutbäume genossen wir dann einen Ruhetag, welchen wir bei warmen 26 Grad (!!) mit Baden im „Eel River“ und den Abend mit den bereits mehrmals angetroffenen Bikern Dave und Same Ransien (Vater und Sohn aus Vancouver) am gemütlichen Feuer verbrachten. Mit ca. 18 Bikern waren die 3 Hiker/Biker Plätze zudem erstmals randvoll!
Am nächsten Tag folgten wir noch ca. 25 km der traumhaften Route der „Avenue of the Giants“, dann gings zurück auf den Highway 101, wo wir durch Wälder und schöne hügelige Landschaften weiter entlang des Eel Rivers fuhren. Erneut war es den ganzen Tag sonnig und bei (endlich) brühenden 30 Grad Hitze genossen wir auf dem Campingplatz „Standish Hickey State Park“ am warmen Flussbecken des Eel Rivers nochmals eine willkommene Abkühlung.
Auf dem Weg zurück zum Pacific wechselten wir neu auf die bekannte Strasse „California 1“, welche uns auf den nächsten zig 100 km weiter Richtung Süden führen wird. Auf schmaler, kurvenreicher (und auch kurzweiliger) Strasse gings bergaufwärts zum berüchtigten Legget Hill, welcher mit fast 700 m.ü.M. den höchsten Punkt der Pacific Tour darstellt. Doch alles war halb so wild, bis wir schliesslich zur Abfahrt starteten. Dann aber wechselte der blaue Himmel in dichten Nebel und es wurde sack kalt, so dass wir uns während der sehr tollen, langen Abfahrt wie in einem Kühlschrank fühlten und uns gar nicht so richtig daran erfreuen konnten. Es folgte ein weiterer, kürzerer dafür steilerer Hügel (Rockport Hill) und nach der erneuten Abfahrt fanden wir uns urplötzlich wieder am Pacific. Endlich, am 5. Fahrtag in Kalifornien fuhren wir eigentlich erstmals so richtig schön der Küste entlang, durch ein paar winzige Dörfer, durch Graslandschaften und erfreuten uns trotz ein paar Logging Trucks auf dieser schmalen Strasse an dem sehr angenehm wenigen Verkehr auf der California 1. Bereits um 14.00 Uhr erreichten wir den Campingplatz, wo wir aufgrund eines Defekts an den Wasserleitungen erstmals seit langem wieder das Wasser mit unseren Spezial-Tabs entkeimen mussten. Doch dies stellte uns (und unsere Mägen) nicht vor Probleme.
Der letzte Juli-Tag überraschte uns und auch die Einheimischen mit frühmorgendlichem Sonnenschein (anstatt Nebel), was es angeblich seit Anfang Monat nie mehr gab. Zunächst kurvenreich und leicht hügelig entlang vieler schönen Badebuchten kamen wir dann schon bald in eine einsame (hügelige) Gras- und Weidelandschaft, welche höchstens mal durch ein paar Häuser oder Vieh-Farmen unterbrochen wurde. Und inmitten dieser Ruhe hatten wir praktisch immer Sicht auf den Pacific! Also so naturbelassen hatten wir uns die Küste Kaliforniens bestimmt nicht vorgestellt, doch uns gefiels. Trauern mussten wir jedoch um "Bambi" das definitiv tot ist. Heute trafen wir das junge Rehkitz äusserlich praktisch unversehrt am Strassenrand. Ja, solche Bilder von toten Tieren, insbesondere auch von Rehen sahen wir gerade in dieser Region einige. Trotzdem fanden wir diesen Abschnitt mit wenig Verkehr und Sonnenschein erneut sehr toll. Den Abend genossen wir zusammen mit anderen Bikern am Feuer und erlebten fern von Dörfern und störenden Lichtquellen einen wirklich unglaublichen (!!) Sternenhimmel! Ich kann mich nicht erinnern, je so einen knallvollen, leuchtenden Sternenhimmel erlebt zu haben!!
Am nächsten Morgen war unser Zelt jedoch bereits wieder nebelfeucht und wie so oft hier am Pacific starteten wir in grauer Umgebung zu unserer Sonntagsfahrt am 1.August. Erneut entlang Vieh- und Schafweiden und später durch Waldlandschaften führte uns die hüglige Strasse (vorwiegend) abseits der Zivilisation entlang des Pacifics und nicht das erste mal in Kalifornien entdeckten wir auch wieder einige (lebende) Rehe. Auf dem Campingplatz (Stillwater Cove) wurden wir dann aber mit einer Warnung vor Waschbären konfrontiert, welche hier angeblich oft ihr Unwesen treiben und Campers Essen aufsuchen. So verstauten wir also auch hier unser Essen in einem Locker, ohne jedoch einen einzigen Waschbären entdeckt zu haben.
Es blieb auch am folgenden Tag alles andere als flach und so wurden unsere Bremsen bei den kurvigen, steilen Abfahren erneut stark beansprucht. Zudem mussten wir bei sehr starkem Nebel und verminderter Sichtweite (ca. 100m) Vorsicht walten lassen, denn die Route hoch über dem Pacific war teilweise ungesichert und führte uns recht nahe an die steilen Abhänge heran. Nachdem wir nochmals riesige Viehweiden passierten erreichten wir schliesslich die Ortschaft Bodega Bay, mit fast 1000 Einwohnern eine verhältnismässig grössere (!) Ortschaft am Pacific nördlich von San Francisco. Noch einmal führte uns eine landschaftlich schöne Route für ca. 30 km ins Landesinnere wo wir, welch Ueberraschung, prompt wieder blauen Himmel erleben durften. Die verbleibenden km führten uns dann entlang einem Meeresarm zu unserem letzten Uebernachtungsplatz vor San Francisco, dem riesigen Olema Campground. Da diese keine speziellen Hiker/Biker Plätze anboten, teilten wir uns den Platz und die Kosten kurzerhand zusammen mit drei Biker-Ladys, welche wir ebenfalls schon mehrfach auf unserer Tour angetroffen hatten.
Die letzten 70 km nach Downtown San Francisco bescherten uns nochmals eine Art Alpenübergang. Eigentlich waren es 2 längere, kurvenreiche und recht steile Aufstiege, die uns aufgrund der Anstrengung aber fast etwas an die Pässe in der Schweiz erinnerten. Doch die Landschaft war wirklich wunderbar, und in Anbetracht des nahenden San Francisco lohnte sich das Durchhalten und Gas geben. Bis ca. 20 km vor der riesigen Stadt fuhren wir praktisch ohne grossen Verkehr und durften zu Tagesbeginn am (noch flachen) Meeresarm nebst vielen Vögeln auch einige Seehunde beobachten. Die Fahrt über die Golden Gate Bridge war dann nicht nur für uns ein Highlight. Hunderte (oder gefühlte Tausende) von Touristen mieteten sich ein Fahrrad, bloss um über die Golden Gate Bridge fahren zu können. Viele andere taten dasselbe jedoch zu Fuss. So teilten sich also Biker und Fussgänger im dichten Durcheinander den vom motorisierten Verkehr abgegrenzten, etwa 2 m breiten Seitenstreifen über die wunderbare, leicht nebeldurchzogenen Brücke, was doch leichte Nerven und immer wieder ein müdes Lächeln kostete. Ueber die unglaublich steilen Strassen in Downtown erreichten wir nach fast 1800 km an der Westküste der USA bzw. 4900 km insgesamt die Jugendherberge in San Francisco, wo wir uns drei Tage Zeit nahmen, diese äusserst interessant wirkende Stadt zu besichtigen. Nebst der imposanten Golden Gate Bridge, der Nähe zum Pacific, Alcatraz, dem Fischerhafen und vielen tollen Sportgeschäften gefielen uns auch die Vielfalt an schönen Gebäuden. Ein Highlight waren auch die Fahrten mit der immer noch betriebenen einzigartigen „Cable Cars“ (Kabelstrassenbahn), wo man sich auch bei Fahrt so richtig weit heraushängen darf. Mit dem Fahrrad in San Francisco unterwegs zu sein war jedoch wegen dem Gefälle ziemlich schweisstreibend (bergauf stossend) bzw. abwärts fahrend doch etwas risikoreich. Doch gerade diese steilen Strassen, welche man aus Filmen der 1980er und 1990er Jahre mit wilden Verfolgungsfahrten kennt, verleihen dieser Stadt das Gewisse etwas. Auch dank einer für Grossstädte unüblichen Ruhe und Gelassenheit gehört San Francisco ab sofort zu meinen Lieblingsstädten! In diesen Tagen entschieden wir uns zudem, aufgrund unserer Zeitreserve anstatt nur nach Los Angeles weiter bis an die mexikanische Grenze nach San Diego zu fahren. So freuen wir uns nun auf den südlicheren Teil von Kalifornien, wo es angeblich endlich wärmer werden sollte. Wir sind gespannt...

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07.08. - 14.08.2010 / San Francisco bis Los Angeles (885 km)

Nachdem wir an diesem Samstag Mittag noch eine kurze Skype Live Schaltung zur Hochzeit von Fabio und Claudia herstellen konnten, verliessen wir die Jugendherberge von San Francisco erst gegen 15.00 Uhr. Die eher mühsame Route mit hügeligem Strassenverlauf durch den südlichen Teil von San Francisco bescherte uns nicht so grosse Freude, denn nebst "Stadtverkehr" war es recht neblig und düster, was uns ein recht kühler Abschied aus dieser tollen Stadt bescherte. Und dann, während der kurzen Fahrt auf dem für Fahrräder eigentlich verbotenen Freeway bei der Ortschaft Pacifica passierte es... „Pfffffff“ und bei Rebis Fahrrad steckte eine ca. 5 cm lange Schraube (!!) senkrecht im Reifen. So erwischte es uns doch noch mit der 1.Platte der Tour, notabene nach fast 5000 km auf Tour! Doch musste dies ausgerechnet an diesem Tag sein, wo wir eh schon sehr spät starteten? Wie es der Zufall so will, stoppte schon nach wenigen Minuten etwa 50 m nach unserem zerlegten Fahrrad ein Polizeiwagen. Mit Blaulicht wollte er uns wohl auf sich aufmerksam machen, doch wir probierten so unauffällig wie es ging, ihn nicht zu beachten. So dauerte es 1 bis 2 Minuten, bis der Polizist sich entschied, sein Auto zu verlassen und zu uns zurück zu laufen. Bestimmt aber höflich machte er uns auf das Fahrradverbot aufmerksam und erkundigte sich gleichzeitig, ob wir einen Ersatz-Schlauch hätten um das ganze zu reparieren... Mit dem Verweis auf die nächste Ausfahrt verliess uns der Polizist wieder und so konnten wir unsere Fahrt schon bald wieder fortsetzen. Endlich wurde die Landschaft wieder etwas schöner, der Verkehr beruhigte sich allmählich, doch gefährlich stark wechselnde Winde bei gleichzeitig schmalen Strassen führten dazu, dass wir weiterhin nur langsam voran kamen. Erst gegen 20.30 Uhr erreichten wir bei eintretender Dunkelheit den Campingplatz Half Moon Bay und genehmigten uns im nahen Restaurant noch ein kleines mexikanisches Abendessen.
Der nächste Morgen überraschte uns mit dem ersten (!) Regen auf unserer USA Tour. Doch dank cleverem Ausschlafen und Zeit schinden mit Frühstücken und Einkaufen im nahen Safeway wars beim eigentlichen Start morgens um 11.00 Uhr bereits wieder trocken und noch besser, die Winde waren deutlich weniger kalt als noch in San Francisco. Trotz des relativ hohen Südverkehrs wars eine schöne Route entlang des Pacifics, vorbei an wilden Pflanzenlandschaften, schönen Stränden, Buchten und riesigen Obst- & Gemüseplantagen bei Davenport. Erst nach ca. 60 km kam zudem das erste Dorf (Davenport), wo wir und viele andere fahrradbegeisterte Menschen im einzigen Restaurant zu Mittag assen. Nicht das erste mal fanden wir allerdings, dass die Preise je südlicher immer höher, die Portionen jedoch immer kleiner werden.... In der sehr langgezogenen und aufgrund der fehlenden Fahrradschildern etwas mühsam zu fahrenden 55'000 Einwohner-Stadt Santa Cruz waren wir dann erstmals seit langem die einzigen Biker auf dem Hiker/Biker Platz. Unser 5000 km Jubiläum "feierten" wir dann mit einer feinen Lasagne, bevor es dann wie meistens relativ früh zu Bett (ins Zelt) ging.
Auch am Montag morgen hatten wir kurzzeitig Nieselregen (der Nebel lässt grüssen). Die Fahrt nach Monterey erlebten wir meist abseits der „California 1“, da sie in dieser Gegend meistens als Freeway (Autobahn) gilt und für Biker somit verboten ist. So folgten wir den teilweise schlecht beschilderten Nebenstrassen abseits des Pacifics durch das Hinterland, wo Leute mexikanischer Abstammung die riesigen wohlduftenden Erdbeerfelder bearbeiteten. Ein harter Job!!! Ueberhaupt stellten wir fest, dass in den Läden und Restaurants mittlerweile recht häufig Spanisch gesprochen wurde, was mit den sehr vielen Einwanderern aus dem südlichen Amerika zu tun hat. Ab Marina und Seaside wechselten wir auf einen Fahrradweg parallel zum Freeway, welcher uns direkt in die schöne Stadt Monterey führte. Erstmals an diesem Tag schnupperten wir auf der Fahrt auf dem privatisierten „17 Mile Drive“ entlang der wunderschönen Monterey Halbinsel wieder etwas Pacific Luft und konnten dabei viele Seehunde beobachten. Auf der Suche nach dem einzigen Campingplatz (Veteran Memorial Campground) blühte uns dann aber noch eine Fahrt hinauf zu den höchsten Hügel Monterey‘s. Eine wahrlich steile Angelegenheit... Hier genossen wir dann einen Ruhetag, in welchem wir die Stadt, den Markt und die Küste noch etwas genauer zu Gemüte führten und nebst den erstmals gesichteten Pelikanen staunten wir über hunderte von Seehunden, welche nicht nur die Küste, sondern auch einige Boote belagerten. Ich glaube, der Grad zwischen Touristenattraktion und Plage ist hier merklich klein... Auf der Rückfahrt zum Campingplatz fuhren wir vorbei an einigen Villen und inmitten dieser grünen, baumreichen Gegend konnten wir in Vorgärten und auf der Strasse tatsächlich einige Rehkitze beobachten.
Ab Monterey begann dann ein in Kalifornien einzigartig schöner Streckenabschnitt bis San Simeon, für welchen wir uns bewusst einige Tage Zeit lassen wollten. Zunächst folgten wir nochmals dem atemberaubenden „17 Mile Scenic Drive“, wo wir nochmals entlang des Pacifics und vorbei an pompösen Villen, privaten Golfplätzen (auch darauf sahen wir Rehe...!!) fuhren und sogar manchmal ein Lächeln der Bewunderung aus den teueren Schlitten (Autos) entnehmen konnten. Weil die Strasse jedoch grundsätzlich kostenpflichtig ist (Ausnahme Fahrräder), hatte es zu unserer Freude nur ganz wenig Verkehr. Diese landschaftlich wirklich lohnenswerte Route führte uns schliesslich nach Carmel, wo wir die "Carmel Mission" (Kirche) mit ihrem schönen Innenhof und Museum anschauten. Ab Carmel folgten wir dann endlich mal wieder der Strasse „California 1“ und hier begannen die mit Spannung erwarteten Hügel des Big Sur. Ein Highlight, wie wir bestätigen können... Die Küste ist hier sehr steil und die Strasse deshalb teilweise recht hoch über dem Pacific so richtig in den Berg gefräst. An den einsamen, tollen Stränden konnten wir auch einige Surfer beobachten, die es wirklich gut drauf haben. Für eine kurze Zeit (bei der Ortschaft Big Sur) führte uns die Strasse dann in ein kleines Tal, wo es dann prompt bereits am Morgen sonnig und heiss war und uns während dem längeren Aufstieg einige Schweisstropfen bescherte. Doch oh weh... Beim Erreichen des höchsten Punktes kurz bevor wir wieder den Pacific erreichten, zog sofort wieder eine graue Nebeldecke auf, es kühlte ab und so blieb es dann auch an diesem Tag. Im einfachen, aber sehr schön gelegenen Kirk Creek Campground im "Los Padres National Forest" mit Blick aufs Meer übernachteten wir dann, mussten aber seit längerem mal wieder ohne frisches Trinkwasser auskommen. Glücklicherweise hatten wir noch unsere "Wasser Entkeimungs-Tabletten" dabei. Nebst einer Waschbären Warnung sahen wir hier aber vor allem massenweise Streifenhörnchen, welche sich teilweise über das herumliegende Essen der Camper hermachten. Diesbezüglich hatten wir auf unserer Tour bereits dazugelernt... Der letzte Tag an der Big Sur Küste erforderte von uns nochmals etwas grösseren Einsatz. Denn besonders ab der Ortschaft Gorda führte uns nochmals ein längerer Aufstieg hoch in die Felsen erhoben über dem Meer, bevor es dann immer weiter hinunter wieder auf Meereshöhe ging, wo die Route allmählich verflachte und die Big Sur Route endete. Die Route zwischen Hügellandschaften und dem Pacific blieb jedoch auch auf den nächsten 15 km sehr schön und nachdem wir an einem weiteren Leuchtturm vorbei fuhren, entdeckten wir schon wieder ein neues Tier auf unserer Tour: See Elefanten, notabene die grössten Robben der Welt lagen im Sand!! Diese sind nochmals einiges grösser als die Seelöwen und viel, viel grösser als Seehunde, als Markenzeichen haben insbesondere die Männchen einen m.E. etwas hässlichen Rüssel als Nase... Später erreichten wir dann die Ortschaft San Simeon, wo wir erstmals realisierten, dass trotz des nahen Pacifics die Sonne scheint!!! Sollte es südwärts also wirklich besser werden mit dem Wetter wie wir immer wieder zu hören bekamen...?? Kaum auf dem Campingplatz angekommen, zog es uns sofort an den nahen Strand, wo wir den Nachmittag hinter wind- und somit kältegeschützten Felsen in der Sonne verbrachten. Beim Liegen und geniessen blickten wir zurück auf die letzten Wochen und fragen uns, ob wir bisher in den USA je so (halb) warmes Wetter am Strand erlebt haben...? Am folgenden Ruhetag besuchten wir dann das bekannte „Hearst Castle“ von William Randolph Hearst (lebte 1863 bis 1951). Er schuf eines der grössten Publikations- und Medienimperien und war steinreich!!! Er liess sich 500 m hoch über dem Pacific ein riesiges Schloss mit u.a. gigantischem Aussen- und Innen Pool bauen, welches verschiedene Baustile vereint und schmückte dieses mit Kunstgegenständen aus aller Welt. Ihm gehörte zudem eine riesige Landfläche dieser Region, worauf er sogar einen riesigen Zoo mit Tieren aus verschiedenen Kontinenten beherbergte. Auch heute soll es hier noch wilde Zebras (!) geben, welche wir allerdings nicht entdeckten.
Nach den hügeligen und eher einsamen Etappen im Big Sur Gebiet wurde es nun wieder flacher und es tauchten nun sogar viele schöne kleine Dörfer wie z.B. Cabria (hier genehmigten wir uns ein Frühstück) und Cayucos auf. Das sicherlich allerkleinste Dorf unserer gesamten Nordamerika Tour hiess jedoch "Harmony". In diesem Dorf leben gemäss Ortsschild bloss 18 (!) Einwohner. Tatsächlich entdeckten wir nur 2 Häuser und dazu eine grössere Anzahl Vieh. Danach fuhren wir durch das trockene „Los Osos Valley“ mit einigen grossen, sehr bunten, fast unnatürlich wirkenden Blumenfeldern. Etwas abseits der Hauptroute fuhren wir dann ins Zentrum vom San Louis Obispo, wo wir eine weitere Missionskirche besuchten. Zurück an der Küste in Pismo Beach erlebten wir dann aber erstmals eine Art grösserer Urlaubsort mit Strandszene, was wohl den langen Sandstränden, Dünen, der schönen Kakteen- und Palmenlandschaft aber natürlich auch dem etwas wärmeren Klima zu verdanken ist. So freuten wir uns auf einen tollen Campingplatz am Meer und wurden dann enttäuscht, als uns bei den zwei sehr schön gelegenen Pismo State Bach Campingplätzen mitgeteilt wurde, dass sie wegen früheren Problemen mit Obdachlosen und anderen „pseudo“ Bikern/Hikern seit ca. 2 Jahren keine separaten und vergünstigten Hiker/Biker Plätze mehr anbieten. Wir wurden aber an einen anderen Campingplatz nahe der Strasse und abseits des Pacifics verwiesen, welcher für einen Preis von 23 Dollars (!) pro Zelt Hiker/Biker Plätze anbieten würde. Unserer leisen Enttäuschung über diesen weniger schönen Platz begegneten wir mit einem abendlichen Fussmarsch zum Strand. Doch anstatt gemütliche Ruhe fanden wir hier Autos und Wohnmobile, welche mitten auf dem etwas härteren Sandstrand hin und her fuhren. Wir entdeckten dann, dass hier ganz in der Nähe ein „Strand-Camping“ für Wohnmobile besteht, also ein Uebernachtungsplatz auf Sand direkt am Pacific. Einmal mehr staunten wir über diese vielen unterschiedlichen Campingangebote, welche wir auf unserer Tour schon entdecken durften...
Am nächsten Tag führte uns die Route wieder abseits des Pacifics durch viel trockenes Gras- und Weideland aber auch an fast endlosen Früchte- und Gemüsefeldern vorbei. Wieder waren viele Mexikaner dabei, diese riesigen Erdbeerfelder zu ernten. Ein unglaublich harter Job...! Dann gings entlang des riesigen Gebiets der Vandenberg "Air Force Base" über einige Hügel bis wir schliesslich die Stadt Lompoc erreichten. Im „Panda Express“, einer exzellenten chinesischen Fast Food Kette, gönnten wir uns noch eine Zwischenverpflegung, bevor wir schliesslich den Campingplatz ansteuerten. Dieser Tag beschwerte uns auffällig viele tote Tiere am Strassenrand; Vögel, Mäuse, Streifenhörnchen, Rehe, Fuchs und auch einen Waschbären erwischte es. Den Verkehr empfanden wir jedoch als relativ gering und zur Freude wich der Hochnebel gegen Mittag immer mehr der Sonne. So genossen wir den angebrochenen Nachmittag bei Sonnenschein am kleinen See beim Campingplatz und duellierten uns mal wieder bei einem Jass (Kartenspiel).
Die nur kurze Route bis zum „Refugio State Beach Campground“ am nächsten Tag führte uns zunächst 25 km leicht und angenehm bergauf, bevor wir dann wieder den Pacific und auf dem Freeway den wirklich sehr schönen mit Palmen bestückten Campingplatz erreichten. Auf diesem Campingplatz lässt es sich als Hiker/Biker wirklich gut leben. Denn die ausgewiesenen Plätze befinden sich an vorderster Front unter Palmen nur wenige Meter vom Strand entfernt. So konnten wir dank unserer frühen Ankunft den ganzen Nachmittag am Strand verbringen. „Ein Hauch von Strandferien lag in der Luft...“
Am 18.08.2010 erlebten wir dann unseren 100. Tag auf unserer Velotour! Wow, wie die Zeit vergeht... Und ja, jetzt wo sich der Pacific erstmals nicht mehr westlich, sondern südlich befindet, hat sich das Klima wirklich (endlich!!) geändert. Dies merkt man vor allem an den markant angenehmeren Winden und zudem hatten wir heute kein Morgennebel!! Die Strände hier sind auch deutlich belebter und einige wenige Leute wagen sich sogar ohne Neoprenanzug ins Wasser. Auch auf unserer heutigen Route fuhren wir teilweise unter Palmen hindurch, vorbei an vielen Kakteen und schnupperten in Santa Barbara etwas von der Stadt der "Reichen und Schönen". Hier verfuhren wir uns dann allerdings etwas, nützten diese Gelegenheit jedoch um nach der bisher eher flachen Etappe noch einige Höhenmeter zu bewältigen. Anstatt entlang der Küste fuhren wir nämlich entlang der Küstengebirge, wo wir auf einsamer Strasse zudem viele schöne (teurere) Häuser, tolle Gärten, private Tennisplätze sahen, bis wir schliesslich in Carpinteria eintrafen. Auf dem Campingplatz wurden wir dann leider mit den nun immer härteren Hiker/Biker Regeln hier im wärmeren Süden konfrontiert, welche eben auf die bereits erwähnten Missbräuche zurück zu führen sind: So war z.B. Check-in erst ab 16.00 Uhr möglich, Check-out bereits um 09.00 Uhr und erlaubt ist nur 1 Uebernachtung! Enttäuscht, weil wir hier eigentlich einen Ruhetag eingeplant hatten, suchten wir nach Lösungen und irgendwie (wohl auch dank viel Goodwill der Mitarbeiter) ergatterten wir uns schlussendlich zuerst die eine und dann auch noch die andere Nacht auf einem normalen Platz (nicht Hiker/Biker). So fuhren wir dann an unserem freien Tag mit dem Bike zurück in die sehr schöne Stadt nach Santa Barbara, welche 1925 fast vollständig durch ein Erdbeben zerstört wurde und dann im einheitlichen Stil mit weissen Häusern wieder aufgebaut wurde. Die Stadt mit seinen Palmen, Kakteen, den leuchtenden Hügeln im Hintergrund, den grossen Stränden, vielen Strassenkaffees und eben ihren weissen Häusern gefiel uns sehr gut. Es fiel aber auch rasch auf, dass die Leute hier viel Sport treiben und allgemein mehr auf ihr Aeusseres bedacht sind als in anderen Orten die wir bisher besuchten. Zurück auf dem Campingplatz in Carpinteria erlebten wir (bereits um 19.40 Uhr!!) unseren ersten richtigen Sonnenuntergang seit dem Bundesstaat Washington!! Nie und nimmer hätten wir damals gedacht, dass wir so lange auf den nächsten warten müssten... So aber verloren selbst die etwa 7 leuchtenden riesigen Oel-Borer draussen im Pacific unsere Beachtung.
Auf Freeways, Nebenstrassen oder Fahrradwegen fuhren wir weiter und an den merklich zunehmenden Auto- und Menschenmassen merkten wir, dass die riesige Stadt Los Angeles immer näher rückte. In der Ortschaft Ventura fuhren wir erneut durch ein Meer von Palmen (ca. alle 10 m eine Palme) und erreichten dann beim Mc Grath State Beach einen weiteren schönen Campingplatz (auch hier Check-in erst ab 16.00 Uhr möglich). Am Strand konnten wir massenweise Pelikane bewundern und staunten, wie diese im Stechflug immer wieder ins Meer stürzten. Ein fantastisches Schauspiel...
Am folgenden Tag begleitete uns wie bereits am Vortag Morgennebel (bis 12.00 Uhr!) entlang der Küste. Zunächst fuhren wir bei Port Hueneme lange entlang einer eingezäunten Basis der US Air Force. Dann folgte aber ein sehr schönes Stück zwischen dem Pacific und den schroffen Felsen der bröckelnden Santa Monica Mountains, vorbei an der Malibu Riviera zum Leo Carillo State Beach Campground. Im Gegensatz zum eher naturbelassenen Strand am Vortag mit vielen Pelikanen wimmelte es hier von sackstarken Wellenreitern und Windsurfern (alle mit Neoprenanzug versteht sich...), die uns mit ihren Kunststücken zum Staunen brachten.
Am Sonntag, 22.08.2010 erreichten wir dann Santa Monica am Anfang des Ballungsgebietes der 4 Millionen Stadt von Los Angeles. Die kurze Fahrt zur Jugendherberge führte uns durch die sehr lang gezogene Stadt Malibu und natürlich entlang der riesigen Strände dort (David Hasselhoff und seine Bikini-Girls aus Baywatch lassen grüssen). Während uns die riesigen Wellen weiter faszinierten, erforderten die vielen Fahrzeuge und ihre Manöver an den Strassenrändern bzw. auf "unseren" Velostreifen erhöhte Wachsamkeit und Nerven! Wir mussten immer gefasst sein auf unvorsichtig öffnende Autotüren, schlecht parkierte Fahrzeuge, schlechte Einparkierer und natürlich die vielen Menschen und Kinder die gedanklich auch nicht so immer bei uns Bikern waren. Doch alles in allem klappte die Fahrt nach Santa Monica recht gut und während 3 Tagen blieben wir hier am Stadtrand von Los Angeles, um Hollywood, die Universal Studios, die tollen Strände, die vielen etwas schräg wirkenden Leute und natürlich die Gegend hier um Santa Monica etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. So leisteten wir uns z.B. eine Sightseeing-Tour durch die berühmten Stadtteile „Bel Air“ und „Beverly Hills“ wo wir durch die Wohngebiete z.B. der Herren Stallone, Schwarzenegger und sogar am (bzw. an einem der vielen..) zu Hause von Leonardo Di Caprio vorbeifuhren. Auch der Hollywood Boulevard mit dem "Walk of Fame" hatte in dieser Rundtour noch Platz. Doch der Hauptbestandteil unseres Arrangements bzw. unser Hauptinteresse galt den Universal Studios von Hollywood, wo auch heute noch gedreht wird. Hier konnten wir denn auch tatsächlich etwas "hinter die Kulissen" schauen und konnten miterleben, wie Special-Effekts entstehen, richtige Fluten ausgelöst werden und brennende Autos gefilmt werden. Obwohl das ganze recht interessant war, wurden wir doch etwas von dieser riesigen, touristischen Attraktion überrascht, das eher einer Art Europapark bzw. Disneyland (war noch nie da....) gleicht mit vielen Inbissbuden, Souvenirläden und Unterhaltungsangeboten. Nach diesen 3 heissen Tagen mit über 30 Grad, Strandleben und Stadtrummel freuten wir uns dann aber wieder sehr auf unsere Weiterreise mit dem Fahrrad. Wir realisieren immer mehr, dass unsere Tage auf dem Fahrrad gezählt sind, denn bis San Diego ist es nicht mehr weit. Zusammen mit einem anderen Schweizer aus der Jugendherberge gönnten wir uns am letzten Abend ein typisch schweizerisches Menue; ein Käsefondue. Auch wenn es ungewohnt anders schmeckte, lustig war es allemal.


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26.08. - 02.09.2010 / Los Angeles nach San Diego (250 km)
So starteten wir also am Donnerstag mit einem amerikanischen Fondue im Magen zu unseren letzten Tourtagen. Vor uns lagen etwa eineinhalb Tagesetappen mitten durch das Gebiet von Los Angeles, wobei alleine der Stadtteil „Long Beach“ fast 500'000 Einwohner aufweist. So fuhren wir ab Santa Monica zunächst auf dem Fahrradweg mitten durch die grossen Strände hindurch, eigentlich mit dem einzigen Ziel, heil aus der Stadt heraus zu kommen. Dort wo im Verlaufe des Morgens normalerweise viele "Fitness-Verrückte" anzutreffen sind (Hanteln stemmen, Joggen, Walking, Treppensteigen, Biken, Beach Volley Ball spielen etc.) trafen wir morgens um 09.00 Uhr aber v.a. noch viele "Homeless" People, also Obdachlose jeglichen Alters und beider Geschlechter an. Die einen schliefen noch mit Kleider vollkommen zugedeckt am Strand, andere wachten langsam auf und wieder andere stiessen bereits wieder ihren "Einkaufswagen" überfüllt mit Wegwerfartikeln der übrigen Gesellschaft der Strasse entlang. Diese Bilder von Obdachlosen sahen wir leider zuhauf entlang der Pacific Coast und berührten uns immer wieder... Anschliessend gings weiter auf dem meist 3 spurigen Pacific Coast Highway 1, vorbei an Industriegebieten, Motels, Inbissbuden und Einkaufsläden und waren dann positiv überrascht, trotz des grossen Verkehrsaufkommens soweit ruhig und nervenfrei durch die Stadt fahren zu können, denn dank den 3 Spuren verteilte sich der Verkehr jeweils recht gut. In Huntington Beach (weiterhin L.A.) hatten wir uns dann mangels Campingplatz eine günstige Indoor Bleibe reserviert. Unsere Bikes durften wir hier sogar mit aufs Zimmer mitnehmen. Im abendlichen Bad im kleinen Pool mit Blick auf einen Parkplatz (...) konnten wir dann aber doch noch etwas vom Stadtalltag abschalten.
Am nächsten Morgen gings dann bei Nebel, Wolken und bloss 23 Grad bis am Nachmittag weiter südwaerts bis nach San Clemente. Die Route war weiter reizlos, wie bereits am Vortag führte uns eine 3 spurige Strasse (endlich) hinaus aus L.A., vom Strand war eher selten was zu sehen. Erstmals seit Santa Barbara erlebten wir jedoch wieder einige sanfte Steigungen. Erneut auffällig positiv erlebten wir die vielen Solidaritätsbekundungen uns gegenüber. Egal ob vor dem Einkaufscenter, während dem Mittagessen, an der Ampel wartend oder sogar während dem Fahren, die Leute wollten wissen woher wir kommen, wohin wir gehen etc. und vielfach erleben wir eine riesige, für uns fast etwas "übertrieben" wirkende Begeisterung. Dieses Interesse und diese Begeisterung sind wir irgendwie nicht gewohnt, ist natürlich aber trotzdem schön. Als wir in San Clemente auf dem Campground ankamen, erfuhren wir zu unserem Erstaunen, dass es auch hier seit einigen Jahren keine Hiker/Biker Plätze mehr gibt. Doch obwohl direkt vor uns einem anderen Automobilisten ein Zeltplatz verwehrt blieb (kein freier Platz mehr...), erhielten wir zu unserer Ueberraschung doch noch einen Platz für 1 Nacht zum normalen Preis von 35 Dollars. Irgendwie lässt sich für Biker immer einen Platz finden, merken wir einmal mehr... Da wir gerne einen weiteren Tag geblieben wären, mussten wir uns aber wie auch alle anderen Interessenten am nächsten Morgen einer "Lotterie" stellen, und wie es so läuft: Beim letzten Los fiel doch noch unser Name... „Yeah, geschafft“! So genossen wir einen weiteren freien Tag am Strand mit Baden im kühlen Pacific und staunten erneut über diese riesigen Wellen („Crazy, its like in a washmaschine“: sagte einer...).
Nachdem unsere Ansprüche in den letzten Tagen (Biken rund um L.A.) wohl etwas gesunken sind, erlebten wir am Sonntag nochmals eine Art schönere Route bis zum San Elijo State Beach Campground (neu mit Hiker/Biker!), welcher sich noch ca. 15 km vor San Diego befindet. Zunächst fuhren wir auf der alten Hauptstrasse 101, welche häufig für Autos gesperrt war und so teilten wir die breite Strasse meistens nur mit den vielen anderen Rennradfahrern, die an diesem Sonntag wieder in Massen unterwegs waren. Später führte der Pacific Coast Fahrradweg wahrend ca. 15 km mitten durch militärisches Gebiet der „US Marine Corps“. Am Wärterhäuschen mussten wir (und auch alle Einheimischen Velofahrer) dann sogar die ID's zeigen, bevor wir das riesige Camp bestehend aus Schulen, Einkaufscentern, Wohnhäusern und anderen militärischen Einrichtungen betreten durften. Natürlich aber galt es, die speziell für Biker ausgeschilderten "Spielregeln" genaustens einzuhalten: so war es z.B. strengstens untersagt, die ausgeschilderte Bike-Route zu verlassen... In Oceanside fuhren wir Richtung Jachthafen und folgten dann der teilweise schönen Route entlang des Strandes. Bereits gegen 13.30 Uhr befanden wir uns wohl zum letzten mal auf dieser Bike Tour am Strand und genossen im nun immerhin 17 Grad warmen Pacific ein kühlendes Bad. Und fast wie bestellt erlebten wir an unserem letzten Abend im Zelt nochmals einen wunderschönen Sonnenuntergang, womit wir nun immerhin etwa eine Handvoll (ca. 5) tolle Sonnenuntergänge an der Pacific Coast erleben durften.
Heute, am Montag, 30.08.2010 absolvierten wir noch den letzten Streckenabschnitt nach San Diego Downtown an der Grenze Mexikos und knackten dabei noch die 6000 km Marke, wovon wir rund 3100 km in Kanada und 2900 km in den USA absolvierten. Nun werden wir noch 2 Tage die Stadt San Diego besichtigen und dann gehts mit dem Zug zurück nach Los Angeles, wo wir anschliessend für weitere 5 Wochen die Nationalparks der USA by Motorhome besuchen werden. Mit etwas Wehmut endet also hier unsere Bike-Route und wir werden wohl noch etwas Zeit brauchen, alle die Eindrücke der 117 Tage zu verarbeiten. „It was just beautiful.....!!!“

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Weitere Bilder zur Tour gibt es hier

Gruss
Thomas
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#713231 - 04/16/11 04:07 PM Re: Pacific Coast USA [Re: Tumaisch]
SuseAnne
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Toller Bericht. Leider habe ich irgendwo unterwegs abgebrochen, weil ich es buchstäblich in dem grauen Salat nicht mehr lesen konnte. Bitte Abschnitte gliedern, das macht so lange Berichte wesentlich lesbarer.

Suse
Bitte die bestellten Buffs rasch bezahlen. Treffpunkte für die über mich laufenden Raum Stuttgart-Sammelbesteller werden demnächst bekanntgegeben!
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#713267 - 04/16/11 05:35 PM Re: Pacific Coast USA [Re: SuseAnne]
JuergenS
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Schließe mich der Bitte an wirr
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#713297 - 04/16/11 07:12 PM Re: Pacific Coast USA [Re: SuseAnne]
estate
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Endlich wieder ein Livebericht, gut geschrieben, interessante Tour.

In Antwort auf: SuseAnne
. Bitte Abschnitte gliedern, das macht so lange Berichte wesentlich lesbarer.
Suse

Ebenfalls meine Meinung.
Perfekt wäre es, wenn die Bilder im Text enthalten sind, da hat man gleich immer etwas zu sehen. Sonst muss man dannach die Bilder den Textpassagen zuordnen.

Bin neugierig, ob du die Hunde wirklich mit Pfefferspray bekämpfen kannst.
Ansonsten würde ich empfehlen abzusteigen, da die Bewegung der Beine beim treten erst diesen Jagttrieb erzeugt.
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www.bikefreaks.de