Hej,

nachdem mich meine bisherigen Radreisen immer nur ins nordeuropäische Gefilde geführt haben, wo man bis auf wenige Ausnahmen immer und ohne Probleme wild campen konnte, überlege ich jetzt ob man diesen Kostenschonenden Reisestil zumindest teilweise auch in den USA und Kanada praktizieren kann!
Ich habe eine längere Tour vor. Von San Fransisco die Westküste hoch bis Florence (ich weiß es ist die falsche Richtung) dann bis zum Yellowstone NP der ACA Transamerika-Route folgend dann der Great Parks Route bis nach Jasper, dann bis Prince Rupert der 16 entlang die Fähre nach Vancouver Island und dann weiter bis Vancouver.
Hat jemand bei ähnlichen Routen Erfahrungen mit wild zelten gesammelt, oder ist es ratsam jede Nacht einen Campingplatz oder ein Hostel zu suchen. Ich bin beim fahren kein sehr genauer Planer und komme gerne soweit wie ich gerade komme ohne mich an irgendwelche Reservierungen halten zu müssen. Unterwegs bin ich noch etwas vor der Hauptsaison, somit hoffe ich, dass auch kurzfristig noch Unterkünfte (zum Beispiel bei zu viel Regen oder akuter Lustlosigkeit zu campen) zu bekommen wären.
Das Bären Problem beim wild zelten ist mir durchaus bewusst und bei aktuellen Warnungen würde ich mir sicher eine entsprechende sichere Alternative suchen.

Also ich bin froh über jeden Tipp!

Danke,
Lasse

Wild zelten: kein Problem!

Aufgrund der dünnen Besiedelung ist es in den meisten Gegenden kein Problem, einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Das Thema "Bären" würde ich ernst nehmen aber keinesfalls überbewerten. Natürlich sollte man gewisse Dinge beachten (keine Nahrung oder "duftende" Dinge wie Duschgel oder so im Zelt lagern sondern außerhalb in sicherer Entfernung) aber grundsätzlich halte ich das Zelten so auch in Kanada für machbar. Übrigens wären Zeltplätze hier auch nicht sicherer. Im Gegenteil: die Bären werden dort eher noch angelockt durch Müllcontainer oder ähnliches.

Habe selbst auf kanadischen Zeltplätzen mehrfach genächtigt, sämtliche Hinweise befolgt. ABER: wenn nebenan die kanadischen Großfamilien neben ihrem Luxuscamper ein Barbacue für 12 Leute veranstalten und dann abends im sicheren Wohnmobil verschwinden während man selbst im Zelt liegt .....!!!! Haha! Wenn hierdurch keine Bären angelockt werden .... wodurch dann?

Aber nochmal: ruhig Blut!!

Anderes Thema in Kalifornien und so sind natürlich Klapperschlangen und so weiter. Aber auch hier: ich halte das Risiko für gering. Zelt immer gut verschlossen halten und Schlafsack erst kurz vorm Schlafen ausrollen und vorm Reinkriechen prüfen .......

Das Risiko auf Schlangen zu treffen ist ebenso gering.

Gute Reise und nicht aus der Ruhe bringen lassen!!

Gibt es in Kalifornien nicht so Regelungen wenn der Waldbrandgefahr da? Meinte da was mal gelesen zu haben.

... ist in der Regel kein Problem, hier einige Hinweise zu 'Dispersed Camping'.


andre

Moin,

erstmal Danke für die Tipps.
Das sind sehr gute Nachrichten, so habe ich es eigentlich auch erwartet! Nur in den Reiseberichten die ich bislang gelesen habe wurde sich höchstens über die teuren Campingplätze ausgelassen und nie übers wild zelten geredet.
Den Ausdruck "dispersed camping" kannte ich bislang auch noch nicht, ich hatte nur mal die Bezeichnung "stealth camping" gehört und die hat doch irgendwie einen negativen Touch.
Verrückt machen lassen wollte ich mich von dem Thema Bären nicht (ich hatte auch schon eine unspektakuläre Begegnung mit einem Schwarzbären), trotzdem ist es gut noch beruhigende Worte zu hören!

So jetzt wird erstmal ein wenig die Sonne hier in HH ausgenutzt.

Viele Grüße

Lasse

Hallo Lasse!

Dann lies dich mal an einem ruhigen Regentag durch diesen Bericht

Stuntzi alias Alpenzorro war letzten Sommer in Nordamerika unterwegs und hat oft wild übernachtet...


Gruß LUTZ

Ich habe 2 oder 3 mal etwas abseits Picknickplätzen wild gezeltet, es ist aber absolut zumindest in Kanada kein Problem wild zu zelten. Du wirst genügend schöne Plätze finden.


Die Ranger kennzeichen eigentlich sehr gut Gebiete wo Bären herumlungern könnten. Aber wenn Du Dich an die Regeln hälst (alles eßbare und duftende abseits vom Zeltlager aufbewahren), dürfte das auch absolut kein Problem sein.

Nicht die Bären werden auf so einer Tour Dein größter Feind sein, sondern der "homo sapiens" in seinem motorangetriebenen Wagen.

Gruss
Thomas

Hey Lasse,

in Kanada ist, wie schon geschrieben, das Wildzelten kein Problem, wenn man die Tips wegen der Bären beachtet. Es ist die einzige Möglichkeit kostengünstig zu zelten. Auf den offiziellen Plätzen zahlt man in der Saison ab 25 CAD, meist 35-40 CAD pro Nacht, denn man muss eine komplette Campsite mieten, Hiker/Biker Plätze habe ich dort keine gefunden

In den USA muss man ein wenig aufpassen wo man sein Zelt hinstellt, denn fast überall weisen Schilder darauf hin, dass das Gebiet links und rechts neben der Straße Privatgelände ist und betreten verboten. Ich hab ein paarmal die Erfahrung mit Wachhunden gemacht, die mich ganz schnell wieder vom Grundstück vertrieben haben, obwohl weit und breit kein Haus oder ähnliches zu sehen war.
Wenn du dich aber entlang der Westküste bewegst ist es kein Problem in den zahllosen Provincial Parks zu nächtigen. Für 5 $ kann man dort auf den Hiker/Biker Plätzen sein Zelt aufschlagen. Wie es weiter im Landesinneren aussieht weiss ich nicht, ich bin die Küste entlang gefahren, auch von Süd nach Nord... manchmal hab ich den Wind echt verflucht. Bei schlechtem Wetter hat man dafür Rückenwind und kommt wenigstens schnell vorwärts ;-)

Gruss Alex

Servus!

Tolle Route hast du geplant, 2008 war ich auf ähnlicher Strecke unterwegs - ein paar Bilder findest du durchs Klicken auf "Reisebilder".

Hab in den zwei Monaten die ich durch USA und Kanada geradelt bin nur dreimal auf einem Campingplatz gezeltet (die staatlichen ala Hiker & Biker für so rund 3-5 $), sonst auch immer wild.

Die Plätze auch immer erst abends gesucht, da ich auch nie genau plane, wieweit ich an einem Tag kommen werde, und eigentlich immer was schönes gefunden, mit der Zeit bekommt man auch einen immer besseren Blick, was und wo ein guter Platz zum nächtigen sein könnte.

Das einzige Problem dass ich mal mit einem Bären hatte war ein eher kleiner Namensvetter, der mir doch tatsächlich einen Muffin geklaut hat. Von den Viechern hab ich aber noch viele schlimmeren Geschichten gehört, einem anderen Radler sollen die sogar mit ihren Klauen die Packtaschen aufgeritzt haben.
Echte Bären hab ich hingegen keinen einzigen gesehen, obwohl ich mein Essen immer im Zelt gelassen habe.

Im Yellowstone-Park, in dem es doch recht viele Grizzlies (Schwarzbären sollen im Vergleich zu diesen eher harmlos sein) geben soll war ich auf einem Campingplatz - dort soll/muss man seine Lebensmittel in abschließbare Bärenboxen, die mit an jedem Stellplatz sind, einsperren.

hallo berti,

nix für ungut, aber das ist wirklich verwantwortungslos und gefährlich.

ich würde niemanden, der in kanada und nördlichen USA zeltet (egal ob wild oder kampingplatz), dasselbe zu tun!

lg uli

Ist zwar schon mehr als 20 Jahre her...
Auf meiner 3-monatigen Tour durch den Westen der USA (von Montana bis Südkalifornien, immer schon den Sehenswürdigkeiten nach...) hab' ich ziemlich genau die Hälfte der Übernachtungen gratis gezeltet / biwakiert in verschiedenen Variationen:

-Klassisch wild in der Natur: Geht am besten in den National Forests, wo's offiziell legal ist, aber auch in State Parks und National Parks abseits der Strasse. Sobald man weg ist von der Strasse und den rollstuhlgängigen Wegen zu den Aussichtspunkten, trifft man kaum mehr je eine Seele an. Gilt für die meisten NPs, ausser Brice Canyon (dort hat's viele Wanderer auch auf den kleinerern Wegen).

-An verlassenen Orten: In Geisterstädten (eine sogar noch mit funktionierender Thermalquelle), neben liegengelassenen Anhängern abseits der Strasse, in einem verlassenen Motel, in einem verlassenen Schuppen gleich neben einem Diner an einer Strassenkreuzung (welcher dann am nächsten Morgen schon sehr früh geöffnet hatte, so dass ich dort gleich frühstücken konnte).

-In State Park Campings: Es wird dort nicht pro Person abgerechnet, sondern man mietet eine "Site", welche einen Autoparkplatz, eine generöse Fläche für's Zelten sowie meist noch einen Feuerplatz beinhaltet. Obwohl das Ganze nicht sonderlich teuer ist und ich's manchmal auch bezahlt habe, bin ich einige Male ganz einfach um den Platz geradelt. Meist sind die Leute sehr interessiert und man kommt ins Gespräch. Da hab' ich, wenn mir das Gegenüber sympatisch war, auch mal gefragt, ob ich den Platz teilen könne; die meisten haben mich dann gleich eingeladen, inkl. Bier, Cola, manchmal sogar Abendessen. Das mag etwas egoistisch tönen und in meinem Alter würd' ich's nun auch nicht mehr unbedingt so machen, andererseits hab' ich den Leuten auch was von mir gegeben, Erlebnisse erzählt, meine Adresse in der Schweiz angegeben...

Wo ich' ein mulmiges Gefühl hatte (mal abgesehen von meinem Bärentreffen, an dem ich selber Schuld war, siehe oben), war in abgezäuntem Landwirtschaftsland (in Kaliforien, Südlich Santa Barbara entlang des Coastal Highway Nr.1): Hundegebell, Autos in der Nacht, im Schleichtempo nebendurch. Letzlich ist nichts passiert, aber ich war am Morgen heilfroh, weiterradeln zu können.

Gruss

So jetzt habe ich auch endlich das Bike-Buch USA/Kanada in der Hand, da steht ja auch einiges drin.
Danke aber auch für eure Tipps ich werde mich also auch in den USA einfach treiben lassen und abends spontan sehen wo ich mich niederlassen kann und in "Bär-Regionen" zumindest die wichtigsten Sicherheitsregeln befolgen.

Gruß Lasse

@Berti: Deine Bilder kannte ich schon und ich habe deshalb sogar versucht noch die Badlands in meine Route zu integrieren, das passt leider von der Zeit vorne und hinten nicht!

War für mich der mit Abstand schlechteste Reiseführer. Ich fand den gar nicht gut. Am besten fand ich den Reiseführer aus dem Stefan Losse Verlag.

Aber wie ich es rauslese hast Du ja sowieso nur vor, durch Kanada/USA "durchzureisen". Dafür reicht er, denn er beschreibt nichts anderes wie Radfahren. Für Sehenswürdigkeiten links und rechts neben der Strecken ist das Bike-Buch USA/Kanada völlig unbrauchbar.

Gruss
Thomas