SCHLAND-Die Reise
oder: die Wettfahrt gegen den elektrisch angetriebenen Patent-Motorwagen.
AutoBild hat kürzlich den smart ed (electric drive) getestet und befand das Konzept als "sehr smart", weil der Antrieb des Smart "die Zunkunft abbilde". Ein Auto mit Visionen also, in einem Land das von einer nüchternen Regierungschefin geleitet wird. Visionen- das elektrisiert. Lohnt sich für peterxtr etwa die Anschaffung eines smart ed? Nur wenn dieses Auto, gebaut vom Erfinder des Automobils, schneller als das Germans-26er Acid Rad von peterxtr ist. Um den Bestand von Visionen in diesem unserem Lande zu prüfen, entstand der Gedanke eines Wettrennens. Vom badischen Karlsruhe sollte die Fahrt ins entfernte Hamburg gehen. Wer als erster ankommt, hat gewonnen und qualifiziert sich für visionäre Fortbewegung.
Hier die Daten vom elektrischen Patentwagen:
Spitze: 100 km/h, also viel schneller als peterxtr
Reichweite 115 km, danach 8 Stunden Ladezeit erforderlich.
Preis: 800 Euro Leasingrate im Monat, Kauf nicht möglich
Nach Hamburg inklusive Stadtrundfahrt sind es 706 km von Karlsruhe aus.
Mit dem smart sind pro Tag 230 km zu schaffen, wenn man nachts geladen hat, morgens den Wagen leerfährt, tagsüber vor der Steckdose sitzt und abends dann nochmal fährt, und dann wieder schlafen und laden.
Somit also 3 Tage Reisedauer im Smart, vorausgesetzt es passieren keine Planungspannen (liegenbleiben ohne Steckdose in der Nähe).
Am Freitag den 14. Januar 2011 war es dann so weit.
Start im Morgengrauen. Der Smart allerdings nur in abstrakter Form dabei. Das Fahrrad muß die Strecke in höchstens 3 Tage bewältigen, um als visionäres Fortbewegungsmittel zu bestehen.
Der Weg führt durch dieses unsere Land, nämlich Schland:
Witterung 7-12 Grad, trocken.
Der Neckar in Heidelberg gibt einen Vorgeschmack auf die Durchfeuchtung von Schland:
In Weinheim tankt peterxtr auf: Döner und Cola sorgen für Vortrieb, gemäß der Summenformel Futter+Luft ergibt Abwärme, klimaschädliches CO2 und Energie. Ein biologischer Vorgang.
Und nicht nur beim Essen klappt die Integration in Schland:
Im Smart hingegen erschöpfen sich langsam die Akkus, das Wägelchen bleibt stehen für mehrere Bertha-Benz-Gedenkstunden.
Das Fahrrad erreicht derweil den Henninger-Turm
und als vermutlich der Smart wieder fit ist, passiert es Friedberg, die Garnisonsstadt von King Elvis in den Fünfzigern
Etwa um 9 Uhr abends muß dann ein ermatteter peterxtr bei Ilsdorf, einem kleinen Nest, im Wald zelten, Stromanschluß nicht nötig. Auch der Smart wird irgendwo pausieren
müssen, denn die erste Etappe war 225km lang und somit muß der smart-Fahrer wiederum 8 Stunden laden.
Am Ende des ersten Tages somit also ein Patt, bleibt es so, dann sieht Bertha Benz alt aus, weil sie nicht schneller als das Velociped des Herrn Drais ist.
Am zweiten Tag geht es dann durch mitteldeutsche Wald-Landschaften, oft auf den typisch deutschen Radwegen
was eher das Tempo bremst, denn wie auf dem Bild zu sehen ist dieser verkehrstechnische Parallel-Mikrokosmos oft verschmutzt, glitschig oder ruppelig. Doch in Schland muß alles sauber getrennt sein: der Radfahrer darf nicht zu den Autos rüber, darüber wacht die Leitplanke. Zwischen beiden Gruppen ein Grünstreifen, das beruhigt die Gemüter und produziert Sauerstoff für die angestrengten Hirne der Verkehrsteilnehmer. Und Vierbeiner können dort Gassi gehen.
Außerdem ist die angeblich behütete Welt der Radwege gefährlich: allerlei alberne Stöcke, Schranken, Bordsteinkanten und sonstige Hindernisse sind dort aufgebaut. Der Vorteil all dieser Einrichtungen: passiert etwas, ist eindeutig der Radler schuld und nicht die Behörde.
Trotzdem stehen abends 190 km auf der Uhr, angereichert durch 1800hm. Der Track kann übrigens hier heruntergeladen werden
Schland-Track Und es gab typisch Schlandiges:
sowie extrem Feuchtes an der Schwalm
und Weser
zu sehen.
Doch das Highlight des Tages war KASSEL, der Sitz der Rohloff-Werke. Rohloff meets XTR:
Rohloff "in statu nascendi":
Das Symbol der Firma ist ein Rabe im Flug, zuweilen haben die Vögel sehr harte Schnäbel und können Fahrradteile beschädigen:
darin gleichen sie den Kea-Vögeln in Neuseeland, die gerne Ledersättel anknabbern. Dem Raben muß man da schon einige Bißfestigkeit attestieren.
Eine Reifenpanne gab es auch in Kassel, am Ortseingang, ein fieser Metalldorn, der auch einen Marathon Plus in die Knie gezwungen hätte.
Mein Rad hatte hingegen schmale Reifen, an der Weser taucht mein Konkurrent auf:
Geschlafen wird bei Stadtoldendorf (wer wissen will wo, siehe Track, ich habe
aber kein geocache angelegt, hinfahren lohnt nicht), und viel weiter wird der smart auch nicht gekommen sein, mangels Elektronen.
(190 km, 1800 hm)
Am dritten Tag gleich morgens erlebe ich, wie konsequent unsere Regierungschefin die Vision vom Tierschutz umsetzt, nämlich durch den Schutz von Kröten bei Überquerung von Radwegen
Sechs Schilder weisen die Radfahrer auf Gitteroste hin. Geradezu fahrlässig seitens der Behörde ist, daß nicht "Radfahrer absteigen" befohlen wird!
Da sieht man es: Visionen werden in Schland groß geschrieben, der Tierschutz ist im Grundgesetz verankert und daher ein Staatsziel. Und Staatsziele lohnen jeden Aufwand. Keine Kröte wird durch peterxtr sterben! Doch welche wird er schlucken müssen, falls der Euro kollabiert?
Nach Hannover ging es dann weiter auf der Bundesstraße, denn der Leine-Radweg ist eher für Tretboote geeignet:
Vorbei an unanständigen Schildern
und mit Übung in der Nutzung von gefährlichen Radwegen
gelange ich nach Celle. Hinter Soltau, einer Stadt, die dem Umweltschutz fröhnt,
wird geschlafen (190 km Etappe),
50 km vor Hamburg, zwecks Vermeidung einer Hotelübernachtung in der Hansestadt. Der smart-Fahrer wird mit etwas Glück und Organisationstalent es noch bis Hamburg geschafft haben, aber geschlagen hat er das Rad nicht. Beide haben in 3 Tagen die Hansestadt erreicht.
Der smart also kein visionäres Verkehrsmittel! Da müssen wir uns mit der Vision vom Krötenschutz begnügen. Oder mit der Vision der Windenergie:
welche allerdings auch eine hinkende Vision ist, solange die Speicherung ungeklärt ist. Und für die Erforschung der Speicherung bräuchte es eine Regierung, welche sich weniger um Kröten-Visionen und mehr um Energie-Visionen kümmert.
Krönender Abschluß war dann die Stadtrundfahrt in Hamburg, wo ich beim Kauf einer Jacke bei Globetrotter wieder die Vision vom Erfinder des Automobils treffe:
Da kann man nur sagen: Schland muß sterben, und wenn wir leben müssen!