Hallo,
nachdem ich bis jetzt immer nur gelesen habe wie der Fahrradtransport im Flieger abläuft, habe ich dieses Jahr einen Selbstversuch gestartet.
Der Flug für zwei Personen Köln/Bonn - Nizza mit German Wings wurde im Januar problemlos per Internet gebucht. Den Fahrradtransport muß man jedoch extra telefonisch buchen und auch zusätzlich bezahlen. Von German Wings gab es jedoch keine Bestätigung, daß zusätzlich ein Fahrradtransport gebucht war. Nach etlichen e-mails und Telefonaten - wer will schon am Flughafen stehen und dann erfahren, daß niemand was von einer Fahrradbuchung weiß - hat sich eine Mitarbeiterin aus Ir(r)land erbarmt und mir eine Bestätigung per e-mail geschickt.
Die Fahrräder wurden für den Hinflug unterschiedlich verpackt:
Fahrrad 1:
* Lenker demontiert und mit Kabelbinder am Rahmen befestigt
* Luft (fast) aus den Reifen abgelassen
* Sattel abgesenkt
* Schaltwerk demontiert und am Rahmen befestigt
* Fahrrad in einem stabilen Karton - kostenlos vom Fahrradhändler meines geringsten Mißtrauens - wackelfrei verpackt
Fahrrad 2:
* Dank S&S Kupplungen zerlegbar
* Verpackt in einer Tasche aus kräftigem Cordura (ungefähr so groß wie ein Laufrad, Dicke ca. 30cm); Ober- und Unterseite zusätzlich durch kräftige Pappe verstärkt.
Einchecken Köln/Bonn:
Problemlos. Die freundlichen Beamten vom Bundesgrenzschutz lassen uns bei der Sperrgepäckaufgabe auch mal die durchleuchteten Räder auf dem Bildschirm ansehen. Hinweis: Versucht nie etwas zu schmuggeln - man sieht auch was sich in den Rahmenrohren befindet
Ankunft in Nizza:
Als der Bus uns zum Flughafengebäude fährt werden wir Zeuge wie international erfahrene Entladungsfacharbeiter ein Flugzeug entladen: Ein Koffer wird hochkant auf das Transportband gestellt und fällt natürlich prompt aus ca. 3m Höhe zu Boden. Der Mitarbeiter lernt sofort aus diesem Vorgang und stellt den nächsten Koffer wieder hochkant auf's Transportband - kann ja sein, daß der sich nicht todesmutig in die Tiefe stürzt. Tut er aber doch. Als der dritte Koffer vom Transportband fällt, fragen wir uns, warum man in Nizza überhaupt Transportbänder benutzt, und wie unsere Räder wohl ankommen mögen.
Sie kommen an. Fahrrad 1 (das im Karton) wird heimlich still und leise durch eine Seitentür in den Empfangsbereich geschoben. Fahrrad 2 (S&S in Tasche) rumpelt über das Gepäckband zusammen mit den anderen Gepäckstücken heran.
Der Karton von Fahrrad 1 ist leicht beschädigt. Das Fahrrad hat jedoch nichts abbekommen.
Fahrrad 2 wurde - da nicht viel größer als ein Koffer, offensichtlich auch als solcher behandelt. Das heißt geworfen und gestapelt. Dabei hat die Hügi-Nabe des Vorderrades einen kräftigen Schlag bekommen, so daß die Achse ein Lager aus seinem Sitz geschoben hat. Mit etwas Improvisation war das wieder hinzukriegen.
Rückflug Nizza - Köln/Bonn:
Fahrrad 1 wird diesmal mangels Karton in einer großen Plastiktüte von KLM verpackt. Zusätzlich Lenker quegestellt, Pedale demomontiert etc.
Fahrrad 2 wird zerlegt und wieder in der Tasche verstaut. Auf einem Fabrikhof in Nizza hatte ich Abdeckkappen aus Plastik entdeckt, die werden als Schutz über die Achsen gesteckt.
Ankunft in Köln/Bonn:
Das Schicksal ist gnädig. Wir müssen das Entladen des Fliegers nicht mitansehen.
Fahrrad 1 wird wie gehabt durch einen Seiteneingang in den Empfangsbereich geschoben. Außer einem etwas verbogenen Schaltwerkschutzbügel ist nichts defekt.
Fahrrad 2 rumpelt erneut über das Gepäckband heran. Die Reisegemeinschaft mit den Koffern hat ihm wieder zugesetzt: Das Vorderrad muß zentriert werden; vorderes und hinteres Schutzblech irreparabel verbogen; hinterer Gepäckträger irreparabel verbogen. Die Reisegepäckversicherung hat sich also bezahlt gemacht (sie zahlt den Schaden sogar anstandslos inerhalb von zwei Wochen).
Die sicherste Transportvariante für den Flieger ist wohl - zumindest für die Anreise - die Verpackung im Karton.
Noch besser:
nicht mit dem Flieger in den Fahrradurlaub Viele Grüße
Wolfgang