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#645794 - 08/14/10 04:35 PM Bremse am Tretlager
Wendekreis
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Hallo!

Bis vor zwei Jahren hatte ich auch den kleinsten Handgriff an meinem Rad einer Werkstatt überlassen, obwohl ich selbst eine gut ausgestattete Werkstatt habe, und ein umfassend vorgebildeter Handwerker bin. Seit zwei Jahren mache ich auch am Rad alles selbst, sogar wenn ich mir Spezialwerkzeug kaufen muss. Das Erlebnis, das ich in den letzten Tagen hatte, möchte ich hier schildern. Vielleicht kann es der ein oder andere mit ähnlich Amüsantem, selbst Erlebtem ergänzen.

Dass ich zuletzt auf Rad immer langsamer wurde, gab mir allmählich zu denken. Vom zunehmenden Alter allein konnte das nicht kommen. Ich ließ vor einer Woche vor dem Einschlafen auf einem Zeltplatz zum Test die Pedale ohne Kette und Schaltung rotieren. Wie gebremst stoppten diese schon nach einigen Umdrehungen. Das Tretlager war erst zwei Jahre alt und etwa 25'000 Kilometer geschont gelaufen, keine Werte, die ein Tretlager bremsen sollten. Ich fuhr nachhause. Ich ließ mir das nötige Spezialwerkzeug, und ein neues, passendes Tretlager schicken. Die Demontage des alten war schwierig, ich brauchte drei Tage, viel rostlösendes Mittel, auch drei Flaschen Wein, um die Wartezeiten zu überbrücken. Dann kam ich meiner anhaltenden Formschwäche auf die Spur. Ein Monteur hatte zur Befestigung von Schaltzügen ein kaum sichtbares Loch unten in das Rohr gebohrt, in dem das Tretlager ruht. In das Loch mit Gewindegang war eine Schraube eingedreht, die in die Lagerschale stach. Die Schale wirkte dadurch wie eine Trommelbremse auf die Achse. Die Lagerschale war zudem gebrochen. Es war schwierig die Lagerschalen-Teile aus dem Gewinde des Rohrs zu lösen. Wie sich dann zeigte, war nicht nur die Lagerschale durchbohrt worden, sondern auch das Tretlager war vom Bohrer getroffen worden.

Jetzt sind Rad und ich wieder leichtgängig - gelegentlich auch leitsinnig. Testfahrten haben es bewiesen: Ich habe viel Kraft vergeudet beim Fahren mit wirkender Bremse an Tretlager.
Gruß Sepp
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#645802 - 08/14/10 05:38 PM Re: Bremse am Tretlager [Re: Wendekreis]
irg
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Hallo Sepp!

Jaja, der Fachmann kann alles viel besser wie die Amateure! war meine erste Assotiation.
Meine zweite ist: Und mein Radhändler (oder ein anderer Fachmann) hat mir schon viel mit dem einen oder anderen Tipp geholfen!

Aber selbst denken schadet sichtlich nie!

lg!
georg (der übermorgen für einen Monat nach Griechenland verschwindet.)
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#648774 - 08/25/10 06:11 AM Re: Bremse am Tretlager [Re: Wendekreis]
Wendekreis
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In letzter Zeit war ich in bergigem Gelände mit längeren Schiebestrecken unterwegs. Entgegenkommenderweise wurde ich dabei von einem Geisterfahrer begleitet. Von unsichtbaren Kräften getreten bewegten sich die Pedale meines Rads, schlugen mir sogar an die Waden. Diese fast übernatürlich anmutende Erscheinung kannte ich noch von den Anfangsjahren meiner Rohloff-Zeit. Das Ritzel an der Rohloff-Nabe trieb über die Kette das Kettenblatt an.

Der unselige Geisterfahrer verließ mich vor zwei Jahren, als mir eine Fahrradwerkstatt wie oben geschildert ein neues Tretlager und neue Schaltzüge für die Rohloff-Schaltung montierte. Dabei wurde das Lager von unten durch das Rahmenrohr angebohrt, und so mit einer Schraube schwergängig gemacht. Ich freute mich damals darüber, dass ich nach dem Werkstattaufenthalt meines Rads ungehindert von Pedalschlägen Schiebestrecken hinter mich bringen konnte. Jetzt habe ich die natürliche Erklärung und den Glauben an das Walten übernatürlicher Kräfte verloren: Die geringfügige Blockade des Tretlagers mit einer Schraube durch den Mechaniker hatte dieses so schwergängig gemacht, dass die Rohloff-Nabe es nicht mehr schaffte, das Tretlager anzutreiben. In meiner Naivität hatte ich die für mich vernachlässigbare Schwergängigkeit auf sinkenden Wirkungsgrad der Rohloff-Nabe zurückgeführt. Da mein eigener Wirkungsgrad stetig bergab geht, habe ich zur Selbsthilfe gegriffen, und erledige inzwischen alle anfallenden Arbeiten an meinem Rad selbst, und fahre nun schon fast zwei Jahre gut damit.

Für Ungläubige habe ich das ausgebaute, schadhafte Lager mit Bohrloch auf Lager gelegt, das Loch im Rohr für die Tretlager-Aufnahme geschlossen.
Gruß Sepp
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#648778 - 08/25/10 06:36 AM Re: Bremse am Tretlager [Re: Wendekreis]
thomas-b
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In Antwort auf: Wendekreis
... das Loch im Rohr für die Tretlager-Aufnahme geschlossen.
Das Du die Bremse ausgebaut hast ist verständlich, aber wieso hast Du das Loch verschlossen? Oder ist da ein zweites?

Gruß
Thomas
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#648780 - 08/25/10 06:43 AM Re: Bremse am Tretlager [Re: thomas-b]
Wendekreis
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Hallo!

Das vom Hersteller mittig angebrachte, übliche Entwässerungsloch, durch das kein Schmutz eindringt, habe ich nicht angetastet und ist noch unverschlossen vorhanden.
Gruß Sepp
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#648800 - 08/25/10 08:32 AM Re: Bremse am Tretlager [Re: Wendekreis]
brotdose
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Underway in Germany

Hallo,
ich habe ja für viele Fehler, die eine Werkstatt produziert noch ein gewisses Verständnis, aber einen Rahmen anbohren geht ja gar nicht. Für mich ist das schlicht Sachbeschädigung. Ich würde mir überlegen, ob es noch Möglichkeiten gibt gegen den Mechaniker vorzugehen (Schadenersatz).
Grüße

PS: Gibt es davon ein Foto?

Edited by brotdose (08/25/10 08:33 AM)
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#648802 - 08/25/10 08:49 AM Re: Bremse am Tretlager [Re: Wendekreis]
Joese
Unregistered
Hallo Sepp,

trotzdem ist die Geschichte nicht ganz schlüssig, oder ich stehe irgendwie auf dem Schlauch....
Wenn die Schraube im Tretlagerrohr die Ursache war, wieso wurde das Rad dann erst in letzter Zeit langsamer und nicht schon seitdem die Schraube drin war?
Ist da vielleicht noch eine zweite Ursache dazugekommen?
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#648807 - 08/25/10 09:18 AM Re: Bremse am Tretlager [Re: brotdose]
Wendekreis
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Hallo!

Ich habe diese ungewöhnliche Geschichte hier nur erzählt, weil ich es amüsant finde, wie sich jemand mehr als zwei Jahre über etwa 28'000 km mit einer Brems-Schraube im Tretlager abstrampelt, ohne das als erschwerend zu bemerken. Ich wollte mehr meine eigene Unbedachtheit, und nicht so sehr das Ungeschick eines Mechanikers zum Besten geben.

Ich habe das angebohrte, ausgebaute Lager, und die Rechnung, in der es mit zutreffender Typenbezeichnung als eingebaut aufgeführt ist. Auf der gleichen Rechnung ist die "schwierige und deswegen lang dauernde Verlegung von Rohloff-Schaltzügen" aufgeführt. Das Bohren eines Lochs in den Rahmen ist allerdings nicht erwähnt. Ein Bohrloch, das zu der Bohrstelle im Lager passt, wäre jedoch noch feststellbar, wenn gleich nicht mehr im Ausgangszustand.

Trotzdem würde ein eindeutiges Verschulden der Werkstatt nicht schlüssig nachzuweisen sein: Das Loch kann auch ich selbst gebohrt haben - aus Trainigsgründen. Polizei und Gericht habe ich noch nie in Anspruch genommen. Rechtsanwälte meide ich. Dein Vorschlag zum Schadensersatz ist nicht von der Art, wie ich mit mir vertrauten Personen umgehe. Der Sohn des mir gut bekannten Werkstattinhabers scheint selbständig gearbeitet zu haben. Ich habe viel Schweiß für ihn vergossen.

Ich bin dabei, mir ein neues Rad mit Kettenschaltung zu kaufen - voraussichtlich in der Werkstatt, in der das unverständliche Ungeschick geschah. Über das angebohrte Lager werde ich kein Wort verlieren. Das wäre mir genauso peinlich wie dem Werkstatt-Meister.

Die Angelegenheit ist Geschichte. Jetzt mache ich mich auf den Weg mit dem Rad. Einige Stellen, an denen ich vor einigen Wochen noch schieben musste, nehme ich wieder mit Elan.
Gruß Sepp
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#648809 - 08/25/10 09:24 AM Re: Bremse am Tretlager [Re: Wendekreis]
hopi
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In Antwort auf: Wendekreis
Jetzt sind Rad und ich wieder leichtgängig - gelegentlich auch leitsinnig.

Hallo Sepp,

das liegt bestimmt an den drei Flaschen Wein. Vielleicht hätten ja zwei gereicht?? schmunzel

mfg

- horst -
"If you want something done, do it yourself."
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Off-topic #648851 - 08/25/10 01:08 PM Re: Bremse am Tretlager [Re: hopi]
Wendekreis
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Hallo!

Ich schrieb: "leitsinnig". Da habe ich Dir keinen reinen Wein eingeschenkt. Ich meinte "leichtsinnig". Bis heute ist es noch niemandem so richtig gelungen, mich zu "leiten" und zu führen; verführen ließ ich mich bei passender Gelegenheit schon leichter Bei den drei Flaschen ist es bis heute nicht geblieben. Ich war zuletzt in Mähren, einem aufstrebenden Weinbaugebiet. Auf der Heimfahrt kam ich an der Wachau auch nicht vorbau. Au! Schon wieder ein Rechtschreibfehler! Im September sind in Mikulov, Znojmo, ... Weinfeste mit viel Folklore. Ich werde dabei sein, voraussichtlich ohne Rad, damit ich nicht unter die Räder komme.

Da ich vom Führen (Routing) spreche:
Ich hatte in den letzten Tagen bei meiner Fahrt durch Mähren sowohl eTrex Vista als auch Oregon 400t als Führer am Lenker. Du hast diese beiden auch. Gerade in Tschechien finde ich deren Routing-Vorschläge aus dem City Navigator sehr hilfreich und brauchbar, und auch noch im Nachhinein meist stimmig. Zuletzt verließ ich mich fast ausschließlich wieder auf das Vista. Beim Oregon fiel die Micro SD aus. Ich hatte eine Reserve SD mit der Kartendatei im Gepäck. Wegpunkte von Campingplätzen aus meinem Einzugsbereich und POI's lege ich aus begründeter Erfahrung nur auf dem internen Gerätespeicher ab. Auch der ist mir einmal vor Jahren beim Gebrauch einer "Freien Karte" vollständig unzugänglich gemacht worden.
Gruß Sepp

Edited by Wendekreis (08/25/10 01:09 PM)
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