Hallo,
heute habe ich zum ersten mal selber eine Verschleissteilerneuerung meines Deore-Antriebs durchgeführt und möchte meine Erfahrungen
(als "Werkstattjungfrau") gerne schildern.
Vorher habe ich sowas noch nie gemacht ausser Kettenwechsel.
Ist:
Kurbel (4-Kant): Shimano Deore FC-M440 von 2006 an einem Cube Ltd. Comp mit 44/32/22 Zähnen / 13000 km gelaufen, vorwiegend auf dem mittleren Kettenblatt.
Kette: Shimano HG 53
Ritzel: LX, 6000 km gelaufen, vorwiegend auf dem 2. kleinsten Ritzel.
Soll:
Kurbel mittleres Blatt tauschen / neue Kette / 2.kleinstes Ritzel tauschen. (Nicht das ganze Paket, sondern nur das eine Blatt)
So; leichter geschrieben als getan. Hier meine Erfahrungen:
Kette gelöst mit Kettennieter (irgendeinen Splint geöffnet)
Kette fällt ab.
4 Schrauben auf Kurbel gelöst, samt Konterhülsen entfernt und großes Kettenblatt über Kurbelarm entfernt (ohne Kurbel zu lösen). Kein Problem.
Leider: Das mittlere Ketteblatt, das jetzt auch lose ist, geht nicht einfach über die Kurbelarme runterzuziehen. Innendurchmesser zu klein! Kurbel muß ab!
Also: Sichtbare Abdeckkappen mit Inbus gelöst und abgenommen. Kein Problem.
Kurbel vorsichtig mit Holzstück und Hammer abklopfen - schlechte Idee, ging nicht, aufgehört.
Nächster Tag: Kurbelabzieher "BBB PowerPull 2 in 1" im Radladen gekauft. Größeres Gewinde am PowerPull in sichtbares Gewinde der Kurbel gedreht. Vorher kleine Kappe auf dem "PowerPull" entfernt, welche wohl für ein anderes Kurbelsystem ist. Handfest angezogen. Dann mit 16er Maulschlüssel den innerern Gewindestift reingedreht. Dieser Stift schlagt beim drehen innen an und dadurch dreht man die Kurbel langsam gleichmäßig vom 4Kant ab. Kein Problem.
Mittleres Ketteblatt NEU aufgeschraubt - mit dem großen alten zusammen, Kleines war noch drauf. 4Kant gereinigt, Kurbel wieder aufgesetzt, leicht aufgeklopft und mit Inbus Abdeckkappe wieder festgezogen. Kein Problem.
Hinteres Ritzel gelöst. Mit Kettenpeitsche und passendem Ritzelabzieher die gezahnte Abdeckkappe gekontert. Kettenpeitsche im, Ritzelabzieher gegen den Uhrzeigersinn. Ging schwer, aber ging. Kleiner Ring geht ab. Kleinstes Zahnrad entfernt; einfach abheben. 2.kleinstes (neu) aufgesetzt. Kleinstes aufgesetzt, Sicherungsring wieder aufgesetzt und analog festgedreht. Kein Problem.
Rad eingesetzt. Kurbel ist ja auch schon wieder fest dran.
Jetzt: Kette:
Neue Kette gelängt wie alte; mußte ein paar Glieder mit Kettennieter entfernen.
Achtung beim Gliedervergleich: Alte Kette ist länger, daher immer mal neu "parallel nebeneinander legen", um Gliederversatz zu vermeiden.
Fertig gelängte Kette auf vorderes kleinstes und hinten kleinstes Rad legen, um die Spannung so gering wie möglich zu halten. Entsprechend schalten. Vorsicht beim Kettenverlauf: Hinten an den Laufröllchen sind 2 kleine Stege, die darf man nicht übersehen, schön die Kette darunter legen. Passiert schnell, das man da was übersieht!
Kette zusammen nieten. Ich glaube, hier muß man noch was mit Lasche und Niet und Richtung beachten, das wußte ich nicht so genau. Alles ein bißchen fummelig und ölig, da die Kette doch ganz schön Spannung hat.
Das wars. Es funktioniert alles wie neu.
Kosten:
Kette HG 53 ca 15.-
Kleines Blatt hinten 5,50
Mittleres Blatt vorn 13.-
Werkzeug:
Powerpull: ca 11.-
Kettenpeitsche ca 15.-
Kettennieter: weiß nicht
Ritzelabzieher: weiß nicht.
Aufwand: Bei mir jetzt gut 2 Stunden beim ersten mal. Und ölige Finger.
Für manche ist das jetzt kalter Kaffee.
Aber es ist für alle, die wissen wollen, "wie es beim ersten mal war".
Für Profitips und Ergänzungen bin ich natürlich dankbar.
Gruß