10 Tage im Mai
Bordeaux- Kirchzarten 2010
Freitag, 21.05. Bordeaux – Villeneuve-sur-Lot 165km 1125m+ 970m-
Dienstag 25.05. Villeneuve-sur-Lot – Cahors 115km 742m+ 720m-
Mittwoch 26.05. Cahors – Laroque-Bouillac 107km 958m- 876m-
Donnerstag 27.05. Laroque-Bouillac – Pierrefort 106km 1440m+ 702m-
Freitag 28.05. Pierrefort – Auzon 104km 1031-m+ 1530m-
Samstag 29.05. Auzon - St.Just-en-chevalier 102km 1357m+ 1122m-
Sonntag 30.05. St. Just-en-chevalier – Montceau-les-Mines 132km 606m+ 953m-
Montag 31.05. Montceau-les-Mines – Rochefort-en-Nenon 142km 221m+ 299m-
Dienstag 01.06. Rochefort-en-Nenon – Longevelle-sur-Doubs 131km 230m+ 109m-
Mittwoch 02.06. Longevelle-sur-Doubs – Kirchzarten 150km 395m+ 271m-
Mein Vorhaben war, von Bordeaux aus nach Hause zu fahren. Ich wollte einen alten Freund und seine Familie in Lot-et-Garonne besuchen und durch das Lot-Tal fahren. Damit würde die Tour zwangsläufig in das Massiv Central hinein führen, das für seine steilen und harten Anstiege und seien extreme Wetterbedingungen bekannt ist. Ich hatte allerdings nicht vor, eine Hochgebirgstour zu machen und wollte möglichst einen flachen und schnellen Streckenverlauf wählen. Im Rückblick denke ich, daß ich diesen Widerspruch ganz gut aufgelöst habe.
Ich hatte mir für diese Reise rechtzeitig die Zugfahrt (TGV-PREM, 32€) und für 2 Nächte ein Gästezimmer in Bordeaux gebucht und mich für die Pfingsttage bei den Freunden in Lot-et-Garonne angekündigt.
Nach über 20 Jahren fand ich
Bordeaux sehr verändert und verschönert vor. Dieser Eindruck wurde durch das herrliche Wetter noch verstärkt. Es war eine Schlechtwetterperiode vorangegangen und jetzt schien endlich wieder die Sonne und augenblicklich war es auch sehr heiß. Den Donnerstag verbrachte ich sehr
touristisch , mit
Stadtführung , einem gutem Essen, Mittagsschlaf, usw.
1. Tag Bordeaux – Villeneuve-sur-Lot 165km; 1125m+; 970m-
Am Freitag war ich früh auf dem Rad und es versprach ein schöner, heißer Tag zu werden. Den
Radweg „Roger Labepie“ hatte ich im Netz gefunden. Dieser erlaubt es, sich abseits des Verkehrs auf einer asphaltierten ehemaligen
Bahntrasse von der Großstadt fort zu bewegen. Der Belag ist überwiegend sehr gut, dann aber wieder sehr geflickt. Es geht zunächst durch sumpfiges Waldgebiet, später wechseln sich dann
Weinberge mit Feldern und Wiesen ab.
Der Radweg endet in Sauveterre-de-Guyenne. Dort gibt es keine Bar, also gehe ich in die Pizzeria (in Frankreich sind Pizzerien keine italienischen Restaurants und es gibt meist keine Nudeln!)), wo ich mit einem Radler ins Gespräch komme, der seit 10 Tagen von Trier aus unterwegs ist und zu den Pyrenäen und nach Biarritz will. Im Weiteren wird die Landschaft hügeliger und mir setzt die Hitze ziemlich zu. Ich richte mich jetzt nach dem Navi, dabei fällt mir auf, daß dieser „Hauptverkehrsstraßen vermeiden“ peinlich genau nimmt und mich mehrfach auf schönen Umwegen um Städte herumführt, damit aber zusätzliche Kilometer und Höhenmeter verursacht.
Zwischenzeitlich hatte ich per SMS mit meinem Gastgeber Kontakt aufgenommen und er kommt mir mit dem Rad 30km entgegen. Am Treffpunkt sah er aus, als hätte er die 30km unter einer Stunde bewältigt. Es ging dann wesentlich gemächlicher weiter. Pierre führte mich einige Umwege, um die steilsten Anstiege zu umgehen. Kurz vor dem Ziel kommt doch noch ein steiler Anstieg, den ich schieben muß, im Ziel zeigt der Tacho 9:06h reine Fahrzeit.
An den Pfingsttagen ist es unglaublich heiß. Wir lassen es locker angehen, gehen über den Markt, drehen eine Runde mit dem MTB, geraten in ein
Renault-Oldtimertreffen, verbringen einen Tag mit dem Boot auf der
Dordogne und besichtigen eine
Burg, und ich verbringe einen ganz faulen Pfingstmontag mit Nichtstun, den Liegestuhl dem Schatten hinterhertragen und mit dem
Kater schmusen.
2. Tag Villeneuve-sur-Lot – Cahors 115km; 742m+; 720m-
Die eigentliche Reise beginnt morgens vor 8 bei angenehm kühlen Temperaturen. „Bis Entraygues ist es flach“, gibt mir Pierre mit auf den Weg. Der Navi bringt mich um Villeneuve herum zum Lot. Ab Fumel ist bis Cahors ein Radweg ausgeschildert, der überwiegend über
Wirtschaftswege oder aber über wenig befahrenen Landstraßen führt. Meist geht es nah am Fluß lang, einzelne Umwege bringen ein paar Höhenmeter mit sich. Es läuft gut, um 11 Uhr habe ich in Puy l´
Eveque bereits 80km. Die Pause verbringe ich in einem von Engländern betriebenen Gartenlokal mit frischem Obstsalat (!), und das in Frankreich: „the times they are a-changin´“! Ein Stück ist der Radweg nicht asphaltiert, vorübergehend wird er gar zum
Pfad.
Nahe an Cahors wird die Beschilderung des Radwegs lückenhaft, der Navi versucht auf Teufel komm raus die Hauptverkehrstraßen zu meiden, woraufhin ich sowohl Radwegbeschilderung als auch Navi ignoriere. Da es eine Unwetterwarnung für den Abend gibt, gebe ich das Vorhaben zu zelten auf, suche das Touristenbüro auf und lasse mir ein Hotel in der Innenstadt nennen.
Das Abendessen nehme ich in einem ganz speziellen Lokal ein, „wie es in Frankreich nur noch wenige gibt“ (unter diesem Stichwort im Guide Michelin beschrieben). Leider weiß ich den Namen nicht mehr, in der Altstadt an einem Platz am Lot, eigentlich kaum zu verfehlen
. Die Herzlichkeit des Chefs hat etwas sehr Raues, die Karte scheint es nur pro forma zu geben, zwei Menus nach mündlicher und auch für mich kaum verständlicher Ansage. Der Liter Wasser und der halbe Liter Wein stehen selbstverständlich auf dem Tisch, das Essen ist deftig und schmeckt (mit Kaffee 17€). Wie oft habe ich als Alleinessender den Katzentisch, schätze mich aber glücklich, als letzter Gast eingelassen worden zu sein. Zwischen Käse und Dessert bricht dann das lange drohende Gewitter aus, alle flüchten nach drinnen.
3.Tag Cahors – Laroque-Bouillac 107km; 958m-; 876m-
„Bis Entraygues ist es
flach“. Heute soll es weiter am Lot lang gehen. Am Ortsausgang von
Cahors entscheide ich mich für die südlich des Lot verlaufende route départementale (D16). Die nördliche (D161) wäre die richtige gewesen, zumindest was flottes Vorankommen nahe am Fluß angeht. Dafür bekomme ich in Arcambal in einem besonders heruntergekommenen Lokal meinen Kaffee von der durchaus hübschen unfreundlichsten Kellnerin Frankreichs serviert. Zwischen Arcambal und Le Cirq-Lapobie geht es 20km lang mit etlichen zusätzlichen Höhenmetern, über verkehrsarme Straßen durch Mischwälder. Le Cirq-Lapobie ist überlaufen, es gibt hier viel
Mittelalter zu bestaunen. Ich fahre, nun auf der richtigen Seite des Lot, weiter und begegne dabei einem Schweizer Rentner aus Basel, der, den 10. Tag unterwegs, bis Lissabon will. Mittagspause (1 Riegel) in Lamagol: viel Mittelalter, eine bedeutende Vergangenheit und 157 (!) Einwohner. Abends Hotel/Restaurant in Laroque-Bouillac, nahe Decazeville, mit Blick auf den
Lot. Kaum bin ich im Zimmer, regnet es in Strömen.
4.Tag Laroque-Bouillac – Pierrefort 106km; 1440m+ ; 702m-
„Bis Entraygues ist es flach“, heute stimmt es, die 50km gehen schnell vorüber. Ich begegne einem jungen Freiburger, der, den 10. Tag unterwegs, bis Lissabon will!
Entraygues ist ein geschäftiges Städtchen, offenbar ein Verkehrknotenpunkt.
Beim zweiten Frühstück schaue ich mir die Karte noch einmal genau an und entscheide mich für den Weg auf die Hochebene (
Gorges de la Truyère) ins département Cantal. Der Anstieg (ca. 500-600 Hm mit 5-6%) ist angenehm gleichmäßig, ein warmer Regenschauer stört überhaupt nicht. Später dann auf der
Hochbene Hochebene ein kalter Regenschauer, bei 13° flüchte ich durchfroren in den Vorraum einer Kirche und ziehe warme Regensachen an. In einem Café auf 960m Höhe trinke ich eine heiße Schokolade. Die 18 km bis Pierrefort läuft es wieder richtig gut. Das Hotel ist einfach, aber gut (Logis de Fran-ce), das Essen gut und günstig. Ich trinke eine kleine Flasche Wein, das australische Paar am Nachbartisch zeigt sich radreiseinteressiert und fragt mich über meiner Reise aus.
5. Tag Pierrefort – Auzon 104km; 1031-m+; 1530m-
Heute geht es weiter auf der Hochebene. Der Anstieg aus Pierrefort am morgen führt zunächst unmittelbar in den Nebel, über 1000m dann bewölkter Himmel, die Gipfel im Westen sind schneebedeckt, es ist kühl (13°) und ich staune nicht schlecht als mich 20km vor St.Flour ein älterer Herr (>70) auf einem älteren Rennrad in kurzen Hosen und kurzem Trikot überholt. Nein, er friere nicht, er sei ja nur auf einer kurzen Runde von ca. 50km. In St.Flour ist wieder viel Mittelalter zu sehen, in der Altstadt trinke ich eine café au lait und esse ein pain au chokolat und freue mich über eine SMS aus Deutschland. Mittags kommt dann der mit 1114m höchste Punkt der Reise, ein völlig unspektakulärer Paß (Col de la
Fageole) direkt neben der A75 mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Massif Central im Westen. Nachdem ich 2 Tage auf dem Hochplateau gefahren bin, geht es wieder bergab, ich erreiche Brioude in der Hitze und reichlich erschöpft. Ich schaue mir die
Basilika St.Julien (größte romanische Kirche der Auvergne) von außen an und fahre bis nach Auzon an die äußerste Grenze des départements Puy de Dome. Die Aufnahme bei Mr. and Mrs. Baldwin im ´The River Tea Room, chambres d´hotes & restaurant` ist besonders herzlich, abends esse ich sehr gut im ´Vieil Auzon` das von einem niederländischen Paar betrieben wird.
Auzon ist einen Umweg wert, hier wäre ich gerne länger geblieben! Letztlich bewegt mich die schlechte Wetterprognose für den
übernächsten Tag zum Weiterfahren.
6.Tag Auzon - St.Just-en-Chevalier 102km; 1357m+; 1122m-
Aus der Auvergne nach Rhones-Alpes. Die Wetterprognosen sind eindeutig und ich beschließe Ballast abzuwerfen. In Jumeaux, dem ersten Städtchen im
département Puy de Dome (71) gebe ich auf dem Postamt die Tasche mit dem Zelt auf. Mittwoch würde die Tasche in Kirchzarten sein, lautet die Auskunft und da kann ich mir noch nicht vorstellen, daß ich selbst am selben Tag zuhause eintreffen würde. Um 6 kg erleichtert fahre ich weiter.
Ich habe inzwischen gelernt, wann ich den Navi ignorieren muß und nehme nach Thiers hinein und aus Thiers heraus für jeweils 20 km die Hauptverkehrsstraße. Thiers ist ein lebhaftes geschäftiges Städtchen hoch oben auf einem Berg. Die Pause im Café mit Perrier-Menthe (P-M ist den Franzosen, was uns die Apfelschorle ist) ist mir in angenehmer Erinnerung, auch hier wäre ich gerne länger geblieben.
Unterwegs fallen mir so lustige Ortsnamen wie „le pas du pire“ oder „le cabaret de l´âne“ auf.
Der Col St.
Thomas (930) trennt die Auvergne (département Puy-de-Dome) von Rhone-
Alpes (département Loire). Er ist nicht hoch und eher unspektakulär zu fahren. Es sind nur 300 Höhenmeter zu überwinden und doch ist er fordernd. Nachdem ich eine erste Rampe mit 13% noch „gut“ überstehe, zwingt mich der nach oben hin steiler werdende Anstieg (>16%) dann doch noch zum Schieben. Auf der anderen Seite geht es ebenso
steil und kurvig hinab, vor dem heutigen Ziel in St.Just-en-Chevalier wartet dann noch einmal ein Anstieg mit 13%.
Das Zimmer im Hotel de la Poste ist besonders gemütlich: 2 große Sessel und ein Kamin! Das Hotel hat ein ganz feines Restaurant, das Essen ist gut, der Service vielleicht ein wenig blasiert. Zum Essen nehme ich einen halben Liter Wein und zum Menu gibt es die
richtige Käseplatte. Da könnten sich andere eine Scheibe abschneiden. Beim Dessert passe ich. Nachts im Zimmer bekomme ich dann mit, daß Lena den Grand Prix gewonnen hat, „c´est l´Allemagne“, schreit der Reporter. Ich freue mich und bin angesichts der Deutschlandfahnen doch einmal mehr sprachlos. Die nächsten Tage wird mich das Lied aus dem mp3-Player ständig begleiten.
7. Tag St. Just-en-Chevalier – Montceau-les-Mines 132km; 606m+; 953m-
Aus dem Gebirge ins Loire-Tal. St. Just-en-Chevalier im département Loire (42) liegt zwar nicht mehr in der Auvergne, aber noch im Gebirge. Der Wetterbericht war so düster, daß ich mir überlege einen Ruhetag einzulegen. Nur die Aussicht, einen Sonntag in dem völlig verschlafenen Nest verbringen zu müssen, läßt mich aufbrechen. Das Wetter ist dann besser als die Prognosen, d.h. bewölkt, windig, kalt, aber zunächst trocken. Die Anstiege aus St.Just en Chevalier sind angenehm gleichmäßig und nicht zu steil, die Abfahrt ins Loire-Tal ist rasant, so ist Roanne schnell erreicht. Der Navi führt mich schnell durch die am Sonntag morgen noch verschlafene Stadt. Vergeblich halte ich nach einem geöffneten Café für ein zweites Frühstück Ausschau. Später fallen mir die Schlangen nicht nur vor den Bäckereien sondern auch vor den Blumenläden auf. In Frankreich ist heute Muttertag.
Eine Stunde lang droht das angekündigte Unwetter, es kommt Sturm auf und die Regenwolken werden schwärzer. Ich fahre eine ganze Weile und suche einen Unterstand. Es regnet ca. eine halbe Stunde dann ist der Spuk vorbei. Später werde ich erfahren, daß es vielerorts Starkregen gegeben hat.
An einer Straßensperre halte ich an und erfahre, es geht um ein Radrennen. Die Rennfahrer kommen mit Verspätung und ich unterhalte mich solange mit dem jungen Mann, selbst Ex-Rennfahrer. Er sagt er sei immer noch ein großer Fan von Jan Ullrich.
Unmittelbar darauf gelange ich in Paray-le-Monial an den
Canal Central. Schleusen, Schleusen, Schleusen. Ich halte nach der Beschilderung des Eurovelo6 Ausschau (von Nantes nach Budapest an Kanälen und Flüssen entlang ausgeschilderter Radweg). In Montceau-les-Mines (nomen ist omen) erwarte ich nicht viel. Das erste Hotel ist ausgebucht, im zweiten darf ich das Rad mit aufs Zimmer nehmen. Abendessen im Buffallo Grill. Am Sonntag sind alle anderen Lokale geschlossen. In Frankreich ist sogar das amerikanische Essen besser! Zur Abwechslung trinke ich Bier. Am nächsten Morgen gibt es dann ein selbst für französische Verhältnisse unterirdisches Frühstück.
8. Tag Montceau-les-Mines – Rochefort-en-Nenon 142km ; 221m+ ; 299m-
Immer am Kanal lang, Schleusen, Schleusen, Schleusen. Ich liebe die Trance, die dieses stundenlange
gleichmäßige Fahren in mir auslöst. Manche würden es als langweilig bezeichnen, ich nehme wie nebenbei die Landschaft auf und hänge meinen Gedanken nach. Vor Chalons-sur-Saone begegne ich einem Paar aus Bremen, die den Eurovelo seit der Atlantikküste mit sehr beladenen Rädern fahren.
Vor Chalons verlasse ich den Kanal, um die Stadt zu umfahren, verzichte dann darauf den Navi zu ignorieren und komme abseits des Kanals in flotter Fahrt nach Dole.
Ich wäre gerne über Nacht in Dole geblieben und wäre ein wenig in die Innenstadt eingetaucht, aber die Hotels sind ausgebucht. Das Touristenbüro nennt ein Hotel 10 km weiter östlich. Nach der ersten Enttäuschung fahre ich eben dort hin. Rochefort-sur-Nenon ist ein nettes kleines altes Dorf. Das Hotel hat seine besten Tage schon lange hinter sich, das gute Essen (wäre da nicht die kleinliche Käseplatte) kontrastiert mit der schlecht gelaunten Chefin.
9. Tag Rochefort-en-Nenon – Longevelle-sur-Doubs 131km; 230m+; 109m-
Immer am Kanal lang, Schleusen, Schleusen, Schleusen. Ich fahre noch nicht lange, als ich im Rückspiegel ´einen` Radfahrer sehe, der zunächst nicht näher kommt. Ich werde neugierig und nehme einen Tritt zurück, bis ich von einem älteren
Paar auf einem besonders schönen roten
Tandem eingeholt werde. Wir fahren sicher eine Stunde oder mehr miteinander und reden über alles mögliche. Erstaunt bin ich über das zügige Tempo, das die beiden vorlegen, dabei reden und scherzen sie, als säßen sie zuhause im Sessel.
Heute mache ich es besser und lasse es nicht drauf ankommen. Ich rufe eine der im Verzeichnis genannten Adressen an und reserviere ein Zimmer. Als ich dort ankomme, sehe ich gleich, daß ich ins Schwarze getroffen habe: die Aufnahme ist herzlich und das Gästehaus von Jean Pierre ist sehr schön. Es sei immer sein Traum gewesen in einem Haus an einem
Fluß zu leben, sagt er und hier am Doubs hat er sich diesen Traum erfüllt. Er hat mit seiner Familie ein altes Haus ausgebaut und bezogen und vermietet vier Zimmer mit Blick auf den Doubs („Auberge aux berges“). Hierher würde ich gerne noch einmal kommen, für ein verlängertes Wochenende oder eine Woche Fluß- und Bergurlaub.
10.Tag Longevelle-sur-Doubs – Kirchzarten 150km ; 395m+ ; 271m-
Immer am Kanal lang, Schleusen, Schleusen, Schleusen. Die Ortsurchfahrt Montbéliard bietet Baustellen und ist chaotisch beschildert. Ich habe eine Weile den Eindruck, im Kreis herum zu fahren. Nach Montbéliard begegne ich zwei älteren französischen Radlerinnen, die mit sehr beladenen Rädern den Euro6 bis nach Rumänien fahren wollen! Da kommt mir meine eben zu Ende gehende Tour ganz bescheiden vor. Ich halte mich nicht auf und schaue, daß ich weiter komme.
Und weiter immer am
Kanal lang bis Mulhouse. Nach der Innenstadt geht es weiter am Kanal lang, der Radweg ist aber nicht nur nicht mehr asphaltiert, sondern ein übler Schotterweg. Als der Asphalt wieder beginnt, verlasse ich den eurovelo6, der hier nach Süden abknickt um über Basel an den Bodensee nach Osten zu führen. Ich quere den Foret de la Hardt bis Ottmarsheim. Dann verpasse ich das kleine Sträßchen und finde mich auf der Hauptverkehrsstraße nach Chalampé wieder, mit viel Verkehr und Gegen- und Seitenwind. Nach der Grenze erwartet mich die übliche verwirrende
Radwegbeschilderung. In jede Richtung ein Radweg und an jedem eine Schild bis zum nächsten Kirchturm. Da hilft auch Navi nicht, da er die Wirtschaftswege nicht kennt. Es hilft nur nach Kompaß zu fahren. Jetzt habe ich auch noch Gegenwind und in Schallstadt vor der Bäckerei erwischt mich noch ein Regenschauer.
Von Freibug bis Kirchzarten dann das vertraute Bild: auf dem Dreisamtalradweg nachmittags Berufs-, Feierabend- und Freizeitverkehr durcheinander.
Noch einige Bemerkungen zur Navigation: ich bin mit einem Garmin ´Dakota 20` und der software Garmin `City Navigator 2010` gefahren. Der Dakota ist selbsterklärend und nach einiger Eingewöhnung auch gut zu handhaben. Probleme mit der Ablesbarkeit des Displays hatte ich nicht. Natürlich wäre ich auch ohne Navigationsgerät nach Hause gekommen und ich habe das Gerät auch nicht wirklich für die Straßennavigation mit dem Renn- oder Reiserad, sondern für MTB-Touren in unbekannten Gefilden gekauft. Auf dieser Reise habe ich das Gerät genutzt, um mich mit den Eigenheiten und der software vertraut zu machen und um aus Fehlern zu lernen und Fehler habe ich weiß Gott genug gemacht!
Schwieriger als die eigentlich Handhabung des Gerätes ist es, die Logik der Navigation zu durchschauen. Da habe ich auf der Tour jede Menge Umwege und einige hundert zusätzliche Höhenmeter gemacht.
In Frankreich läßt es sich mit dem City-Navigator ganz vortrefflich navigieren. Hier gibt es jede Menge verkehrsarme Nebenstraßen (auf der Michelin 1:200000 häufig weiß eingezeichnet). Wenn wir hier in Deutschland, wo jede Landstraße befahren ist, mit dem Rennrad gerne asphaltierte Wirtschaftswege benutzen, ist der ´City-Navigator` wenig hilfreich, da er diese Wirtschaftswege nicht kennt. So bin ich von Neuenburg-Grenze nach Freiburg, um den Verkehr zu meiden, rein nach Kompaß gefahren.
Ich werde noch eine Weile brauchen, um den track zu überarbeiten, ihn dann aber bei ´gpsies` einstellen.
Ein großes Manko der Garmin-software ist außerdem, daß diese die Höhenmeter nicht berechnet. Dies erschwert eine vernünftige Routenplanung ganz erheblich, da hilfsweise auf andere software ausgewichen werden muß.
Und natürlich habe ich jetzt jede Menge Ideen für weitere größere und kleinere Radreisen: dieses Jahr noch rund um den Hochschwarzwald (
http://www.naturpark-suedschwarzwald.de/erlebnis/sport_wellness/sport/suedschwarzwald_radweg.php) und vielleicht schon im nächsten Sommer den deutschen Teil des Eisernen Vorhang Radwegs (
http://www.ironcurtaintrail.eu/).
Und hier die Fotos:
http://picasaweb.google.com/108029931795...feat=directlink Und zum Schluß möchte ich noch auf das französische Reiseradforum aufmerksam machen. Ich werde dort noch ein Kurzfassung dieses Berichts einstellen:
http://www.cyclos-cyclotes.org