Hi, Leute,
habe mal eine Frage: Da ich blutiger Anfänger bin, was Fernradreisen anbelangt, interessiert mich mal, mit welcher Art von Rad man am besten die Alpen durchquert? Rennrad, M'bike oder Trek.rad?
Welche Erfahrungen liegen eurerseits vor? Sind Rennräder überhaupt belastbar, was Gepäck angeht usw.?
Wäre für viele Hinweise dankbar.

Rolli

Hi Rolli,

kommt wie immer darauf an. Erstens natürlich darauf, wen du fragst, zweitens darauf was grad Mode ist und drittens auf deine Vorlieben. Sehr präzise, hu?

Nein; im Ernst ich glaube, dass es mit jedem der genannten Räder funktionieren kann, jedes hat halt seine spezifischen Vor- und Nachteile.

Rennrad: die übliche Rennradschaltung eignet sich nur für die Alpen, wenn du sehr fit bist, du bist auf gute Strassenbeläge angewiesen, für Fahrten mit Gepäck solltest du nicht unbedingt die superleichtesten Komponenten verwenden, klassische Rennräder haben manchmal zu kurze Kettenstreben für Packtaschen. Andererseits sind Rennräder auf hohe Reisegeschwindigkeiten optimiert und meistens von recht guter Qualität. Auch das klassische Reiserad ist ja aus dem Rennrad entstanden.

Mountainbike: Schaltung ist bergtauglich, manche Teile sind konstruktionsbedingt stabiler, für 26-Zoll-Räder gibts alle Sorten Reifen. Andererseits haben für Sport ausgelegte MTBs für meine Begriffe eine zu gestreckte Sitzposition für lange Reisen.

Trekking-Bike: wie ist das überhaupt definiert? Ein MTB mit Strassenausstattung und 28-Zoll-Reifen? Sowas habe ich auch im Keller, inzwischen bin ich aber zu 26 Zoll bekehrt. Die 28 Zoll bieten keine echten Vorteile.

Also ich würde nicht so sehr darauf achten, wie das Rad heisst, sondern ob es mir passt und bequem ist. Es hält einen niemand davon ab, ein 26-Zoll-Rad mit Rennlenker zu fahren oder ein Rennrad mit einem Dreifachkettenblatt auszustatten. Für wichtig halte ich persönlich auch, Schutzbleche und Gepäckträger ohne Basteleien befestigen zu können.

Bin mal gespannt, was die anderen dazu sagen.

Martina

Hallo Martina,

Du hast das Tandem vergessen ...

Wolfgang R.

Hallo Martina,



Außer einem Verweis auf die Beiträge unter dem Betreff "Wie fit für die Alpen?" nicht mehr viel. Du hast ja fast alles geschrieben.

Viele Grüße

Wolfgang

Selbstverständlich sind auch Liegeräder alpentauglich, solange frau/man auf einigermaßen befestigtem Untergrund fährt. Soweit ich mich erinnere, hat einer der "Forumslieger" Alpenerfahrung.

@Fetzer: Warst Du das?

Ich selbst habe mit meinem Lieger im letzten Jahr mit 25 kg Zuladung ohne bergoptimierte Ritzelabstufung die Nordvogesen (an der schmalsten Stelle) durchquert.

Das mußte mal gesagt werden

Gruß aus HH
HeinzH.

Hei Martina

Bin jahrelang mit dem Rennrad und Packtaschen auf Tour gegangen und kann davon nur abraten!
Vor allem moderne Rennräder sind dafür absolut ungeeignet, da der Rahmen nicht für solche Belastungen ausgelegt ist. Wiegetritt in steilen Anstiegen geht fast nicht, weil Du immer Angst bekommst, das Hinterteil (des Rades) bricht jetzt dann nächstens ab. Auch schnelle Abfahrten sind in dieser Kombination keine Freude. Ein weiteres Problem sind die Felgen und Speichen, diese sind an Rennrädern leichter ausgelegt als an Tourenrädern. Auf dem Rennrad hebst Du den Hintern wenn Du über Absätze und durch Löcher im Strassenbelag fährst, die Packtasche bleiben aber wie ein Sandsack am Rad und schon Knallen die Speichen.
Rennrad-Touren mit geeignetem Rucksack ist kein Problem und bei den Schaltungen kannst Du bei einem Neukauf 3-fach vorne wählen und hast damit genügend Berggänge.

Genau und das ist der Grund, warum es den Randonneur gibt
Der Porsche mit Kofferraum Die Reinkarnation des fliegenden Teppichs
Capt. Flint

solltest Du dir das mal ansehen



Schick gell!!

Stammt von Harald Lemke, alles weitere dazu steht im Rennradforum
unter dem Suchbegriff norwid

Tschüss

Hallo Rolli,

Ich muss anfangen wie Martina . Das kommt darauf an.
Zum Beispiel auch darauf, was du unter Alpendurchquerung verstehst. Soll das Fahren in den Alpen im Vordergrund stehen, oder musst du einfach nur drüber, weil sie auf dem Weg nach Italien einfach eben da (= im Weg) sind?

Bin selber im Sommer 2000 über die Alpen, wobei für mich eher die zweite Variante zutraf. Wie ich schon mal irgendwo geschrieben habe, bin ich nicht direkt ein Bergfahrer, darum hab ich auch die wohl einfachste Strecke gewählt. Von Rosenheim bis Innsbruck am Inn entlang, dann die Brenner-Bundesstraße. Das schafft man mit jedem Rad!
Den Brenner hinauf bin ich fast komplett mit einem mittleren Gang gefahren (trotz über 20 kg Gepäck). Nur die letzten paar Kilometer (ab Gries oder so, ich kann mir Ortsnamen außerhalb von Schweden so schlecht merken) sind etwas happiger. Von Rosenheim bis oben am Brenner sind es nur etwa 150 km, das schafft man zur Not an einem Tag, dann hat man das ganze hinter sich. Wie gesagt, sofern man nur irgendwie rüber will.
Im Vergleich zu dieser Alpenüberquerung war die Überquerung der Appenninen von Rimini nach Livorno um ein Vielfaches härter, aber da war's auch mindestens 15 Grad wärmer.

Ich kenne einen Rentner, der ist um Ostern 2000 auch von Amberg nach Rom geradelt. Zusammen mit zwei "Kollegen", alles Rentner, einer hatte kurz vorher sogar noch eine Operation am Knie. Keine geübten Radler oder so. Die sind mit 5-Gang Nabenschaltung auch über den Brenner gekommen (haben aber das steilste Stück geschoben).
Also, wie gesagt, auf der Strecke kommt man mit jedem Rad rüber.

Hallo,



Danach war ja auch nicht gefragt

Oder ist das eine Fangfrage und du bist mein angetrauter Ehegatte (der Name würde schonmal stimmen )

Martina

Hi Monte,



Das ist ja gerade das Problem bei solchen Fragen. Zwischen Rennrad und Rennrad gibt es Riesenunterschiede, ebenso zwischen Mountainbike und Mountainbike und zwischen Alpentour und Alpentour.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es auch Rennradkomponenten gibt, die Packtaschen aushalten (dem Rahmen traue ich das eigentlich allemal zu, wie die Fahreigenschaften sind, ist natürlich eine andere Frage). Allerdings würde ich dafür keines dieser 16-Speichen-Räder verwenden.


Martina

Moin,
kleiner Erfahrungsbericht:
erste Schwedentour mit vollem Gepäck und klassischem Rennrad - Reynolds-Rohre (etwas ergänzt: Blackburn - Gepäckträger, Schutzbleche,...) leider kein Genuß gewesen - bergab bekam das Rad das Flattern - Verwindungssteifigkeit ließ sehr zu wünschen übrig.
Die nächste große Tour mit Reiserad gefahren (Koga - Randonneur) - das fährt a) fast wie von allein;-)) b) mit Gepäck fast besser als ohne. Der Unterschied im Fahrverhalten ist enorm.
Andy

Hi Andy,



sowas wollte ich auch schon immer



Martina

Auf die Gefahr hin, dass ich nerve:
Ein Rennrad hat keine Schutzbleche, Packträger und Beleuchtung und heute auch keine Befestigungsösen dazu und ist ein reines Sportgerät. Wiegt heute in der Regel weniger als 10 kg und eignet sich wirklich nicht für diesen Zweck!
Dann gibt es Billig-Rennräder, die sehen auch so aus und haben vielleicht sogar noch Befestigungsösen, aber diese Räder taugen höchstens für die kleine Tour um den Häuserblock und darüber diskutieren wir in diesem Forum vermutlich nicht.
Meinst Du jene Art von "Reise-Rennräder" die auch Randonneure genannt werden, ähnlich wie ein Rennrad aus, sind aber stabiler gebaut (hat irgendwo im Forum ein Bild davon, "Norwid" glaube ich und Koga macht auch solche Superräder) und sind mit allerei Befestigungsösen und -bohrungen ausgerüstet?

Genau:
www.norwid.de
Schau' mal bei:
http://mitglied.lycos.de/GiMichael/guylaine.html
nach, da wird auch erklärt wie und warum.
Capt. Flint.

Hallo Monte,

TiVo hat weiter oben ein Bild eines Reiserades geschickt. Du hast recht, ich hatte eher sowas vor meinem inneren Auge, aber gibt es da nicht fliessende Übergänge?
Ich muss allerdings gestehen, ich habe mich nicht mehr mit dieser Art Räder befasst, seit mir klar geworden ist, dass ich wohl keine Reise mit dem Solo machen kann. Ich habe auch den Eindruck, sie werden seltener.

Aber sei es wie es sei, ich komme immer stärker zu der Überzeugung, dass uns Reisende eine solche Kategorisierung nicht entscheidend weiterbringt. Beobachtung am Rande: ich habe einigen Rad fahrenden Kollegen von unserem neuen Tandem erzählt. Erste begeisterte Frage: 'toll, ist es ein Rennrad oder ein MTB?' Als meine Antwort 'weder noch, in erster Linie ein Tourenrad' war, hat es auf einmal keinen mehr interessiert. Das klang wohl zu unsportlich.

Martina

Das da oben ist ein
Norwid Quattro Stagioni, Edelstahl Reiserad (oder auch Randonneur)
Von der Dimensionierung der Rohre und den Anlötteilen auf den Transport von schwerem Gepäck ausgelegt, somit längerer Radstand als das Rennrad... und so weiter und so fort, aber das wisst ihr ja alles selber.
Es gibt viele gute Räder, für das reine Strassenflitzen ist das o. g. mein Favorit, aber zum Glück gehen die Meinungen da ja immer weit auseinander.
So wie es da steht wiegt es (laut Aussage des Besitzers) 13,5 kg, ist also unter den Reiserädern eher ein Leichtgewicht.
Tschüss

Sali Martina
Es ging mir nicht um uns, sondern um die Frage von Rolli (blutiger Anfänger).
Und so fliessend sind die Unterschiede nicht (mehr), dies deshalb weil bei den Rennrädern relativ konsequent auf Leichtbau gearbeitet wird und solch für Rennräder überflüssigen Schnickschnack wie Oesen praktisch immer verzichtet wird. Wer aber grössere Touren mit Packtaschen vorhat, ist gerade da auf profesionelle Arbeit angewiesen. Leichtbau bei den Rennrädern bedeute leider aber auch, dass diese Rahmen halt etwas weniger stabil gebaut sind im hinteren Bereich.
Und von Billigsträdern, die meist noch beide Attribute aufweisen, kann ich nur abraten.

Sorry, aber in diesen Dingen bin ich ein Spinner (habe auch keine Schraubenhammersäge in der Werkstatt)

Hi,



siehst du und ich hoffe immer noch auf die Erfindung der eierlegenden Wollmilchsau

Martina

Tja, genau so isses mit den Rennrädern - mußte alles Zusätzliche mit Extraschellen und ähnlichen Konstruktionen anbauen. Mein Fazit ist wirklich, ein Rennrad ist eindeutig kein Lastenträger (bin selbst Leicht-bis Mittelgewicht, da hat es also auch nicht zuviel "tragen" müssen..)
Leider ist mein Reiserad nun kein Leichtgewicht, aber die Lager sind so hervorragend, dass man meint,man fliegt... ok ok hör ja schon auf zu übertreiben
Andy

..... übertreib doch nicht so schamlos, nur Red Bull verleit Flügel!

(Hast mit dem Rennrad anscheinend ähnlich Erfahrungen gemacht)

Danke, für die Antworten, es haben sich ja zahlreiche Tips angesammelt. Vielleicht bin ich ja mit meinem "Trek 7700" ganz gut bedient. Aber das, was Andy geschrieben hat, spielt sicher auch noch eine Rolle: Wieviel man selbst wiegt. Bei meinen 55 kg kann ich ja mehr zuladen, als jemand, der 80 kg wiegt. Milchmädchenrechnung, ich weiß, aber die Kilos Unterschied machen doch schon was aus, oder?

Hi Rolli,

klaro macht das was aus.
Dein Bike muss mit dem "Gesamtgewicht" klarkommen, da machen 25 kg schon was aus und Du hast in Sachen Zuladung etwas mehr Spielraum.
Aber: Das Gepäck mußt DU über die Alpen wuchten. Da machen sich an der ersten Steigung ein paar Kilo mehr oder weniger ebenfalls bemerkbar, also solltest Du schon mit einigermaßen leichter Beladung losfahren.

Gruß
Zwigges

hallo TiVo,

die Bilder machen süchtig!

Wolfgang R.

Martina schrieb:

>und du bist mein angetrauter Ehegatte (der Name würde schonmal stimmen)

Hallo Martina,

kein Grund, schockiert zu sein. mein Eheweib heißt Anna und ich bin kein Bigamist

Um Verwechslungen zu vermeiden muß ich mich wohl umbenennen. Danke für den Anstoß!

Es grüßt Wolfgang R. - Wolfrad

Hi@Tivo!

Was ist das denn? Kein Rennrad!!!!!!
Guck dir doch mal ein Rennrad im Laden an.
Ich kann im Prinzip bestätigen das ein RR nicht für lange Reisen geeignet ist. Allerding bin ich aus Geldmangel meine erste Tour mit meinem Müsing von Berlin nach Istanbul gefahren. Vorne und hinten mit herkömmlichen Gepäckträgern, verschraubt mit Schellen. Das Hinterrad habe ich neu anfertigen lassen, dicke Speichen und hochfeste Felge. Ausserdem hatte ich mir eine Sattelfederstütze geleistet. Ich selbst 95kg+15kg Gepäck incl. Zelt, Kocher usw. Armes Rad
Was bleibt ist die ständige Angst das was passiert. Ausser 2 Platten war gar nix. Ist eher eine Vertrauenssache. Jetzt fahre ich vollgefedert und frage mich nach längeren Anstiegen, was wäre wenn

Schreib Du mal deinen Senf dazu, bist ja hier der Quattro Stagioni Experte.
Im Moment nur so viel,
Es ist stark wie ein Ochse und dazu schnell wie ein Rennpferd.
Eben ein Porsche mit Dachgepäckträger.
Tschüss von der SONNIGEN Ostsee

Boy oh Boy
Natürlich ist es kein Rennrad!
Es ist ein Randonneur!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Es ist so zu sagen der Gorilla in der Evulotion der Reiseräder. Damit fing alles an und wird alles enden
Ne, im Ernst: Nur weil es einen Rennlenker, gewinnt man damit nicht die Tour de France. Oder vielleicht doch, mal sehen
Der Radstand ist länger, damit die Fersen nicht an die Packtaschen kommen.
Beste Tubus Gepäckträger vorn und achtern.
Es wird ein P&P Oversized Edelstahl Rohrstatz genommen. Aus dem selbem Material könnten auch MTBs gebaut werden. Mit allerbesten Muffen und Silberlot zusammen gedengelt.
Die ganze Geometrie ist auf schnelles Kilometer fressem mit Gepäck auf vorwiegend befestigten Strassen ausgelegt. Ansonsten eben die üblichen aufpreispflichtigen Extras:
SON, Campagnolo Centaur dreifach, Metalic-Lackierung, Sportfahrwerk mit LM-Felgen und natürlich Leder-Sitz(e)
Die Geschichte dazu findet Ihr unter der DIskussionsreihe "Cannondale oder Fahrradmanufaktur" hier im Forum unter Ausrüstung.
Capt. Flint

P.S. Bin leider noch kein Experte. Das Rad kommt hoffentlich nächste Woche. Aber dann gibt es den Fahrbericht.

Hallo TiVo,
kann es sein, dass du Froghald aus dem Rennradforum bist? :-)
j.