Hallo,
nach meiner Urlaubstour
(siehe hier) habe ich u.a. den sehr netten Leuten vom Bayernnetz für Radler ein Feedback zu den Radwegen in Oberfranken geschrieben. Diese haben (höchstwahrscheinlich) meine Kritik zum Radweg "Grünes Dach" an die Regierung von Oberfranken weiter geleitet und um Stellungnahme gebeten. Diese Woche habe ich einen Brief von der Regierung von Obfr. erhalten, dessen Hauptpunkte und meine Reaktion darauf ich Euch nicht vorenthalten will.
Gruss
Uli
Sehr geehrter Herr Dr. Blankenburg!
Die im o.g. Schreiben gemachten Äusserungen kann ich leider nicht unbeantwortet lassen.
“... , dass nunmehr eine durchgehende Beschilderung vorhanden ist.“
Diese Auskunft hatte ich bereits vor meiner Tour erhalten. Jetzt müsste man zuerst einmal definieren, was unter „durchgehend“ zu verstehen ist. Ich verstehe darunter, dass man als Benutzer eines Radweges denselben problemlos finden kann und immer das Gefühl hat richtig geleitet zu werden. Dazu gehört insb., dass an jeder Stelle mit irgendeiner Radwegbeschilderung alle und damit auch der momentan befahrene Radweg beschildert sind. Dies war beim Radweg „Grünes Dach“ nicht immer Fall. Da der Radweg äusserst häufig die gleiche Route wie andere Radwege hat, war es zwar nicht schwer den korrekten Weg einzuschlagen, gleichzeitig aber macht es das Fehlen der Beschilderung an manchen Stellen um so unverständlicher.
“Im Bereich einer Brückbaustelle in Wieden existiert eine Umleitungsbeschilderung.“
Der Radweg „Grünes Dach“ beginnt an einer Kreuzung in Nentschau. Dort verlaufen eine Reihe von lokalen, regionalen und überregionalen Radwegen, wovon ein umfangreicher Schilderwald zeugt. Die meisten der Radwege kommen aus Richtung Hof / Regnitzlosau und nehmen weiter den gleichen Verlauf wie der Radweg „Grünes Dach“. Folgt man diesem Verlauf kommt man nach ca. 3 km an eine Kreuzung, an der die Radwegbeschilderung nach rechts weist. In diese Richtung steht quer zur Strasse ein Umleitungschild und ein Hinweis auf eine Brückenbaustelle. An dieser Stelle ist weder erkennbar, dass der Radweg über diese Brücke führt, noch dass die Baustelle auch für Fussgänger und Radfahrer nicht passierbar ist. Dieses kann man erst erkennen, wenn man ca. 1 km weiter vor der Baustelle steht. Das eben erwähnte Umleitungsschild leitet einen wieder die ganze Strecke zurück bis an die eingangs erwähnte Kreuzung in Nentschau – ein durchaus vermeidbarer Umweg, oder? Radfahrer folgen ab hier am besten der Radwegbeschilderung nach Prex. Bei einer Umleitungsbeschilderung für Radfahrer würde ich erwarten, dass an beiden erwähnten Kreuzungen die Schilder der betroffenen Radwege verhangen oder ähnlich markiert ist und auf eine alternative Strecke hingewiesen wird. Besser noch wäre ein Hinweis in Regnitzlosau.
“Im Landkreis Hof führt der Radweg zu 80% auf asphaltierten Strassen und Wegen. Der restliche Streckenabschnitt ist bis auf wenige Stellen problemlos befahrbar.“
“Im Wald und auf landwirtschaftlichen Wegen ist der Wegezustand zumeist vom jeweiligen Pflegeaufwand abhängig.“
Wenn auch nur wenige Stellen nur mit Problemen befahrbar sind, dass sind dies Stellen, über die ein Fernradweg wie der Radweg „Grünes Dach“ nicht führen darf. Abschnitte, die so gefährlich sind, dass man sein Rad schieben oder sogar tragen muss, sind auf Fernradwegen absolut inakzeptabel. (Oder würden sie es akzeptieren, wenn sie auf der Autobahn ihren PKW ein Stück schieben müssten, weil permanent vorhandene Umstände es verlangen?) Gleiches trifft auf Wege zu, die nicht so „gepflegt“ werden, dass sie auf Rädern mit Gepäck nicht ohne Defekt- und Unfallgefahr befahren werden können. Auf diesen (mehrere km messende!) Wegen in den Landkreisen Hof und Wunsiedel habe ich auf weniger als 100 km drei Reifendefekte durch Schlaglöcher (sog. „snakebites“) und spitzen Splitt gehabt. Besonders letztgenannter Grund lässt mir die Zornesröte ins Gesicht steigen, da dieser Splitt Hauptbestandteil der Oberfläche zweier gerade erst „gepflegter“ Waldwege war. Bei dieser Pflege hat man wohl an alles gedacht, nur nicht daran, dass hier ein Fernradweg verläuft.
“Wir hoffen hiermit gedient zu haben.“
Seit mehreren Jahren schon gebe ich Feedback nach meinen Urlaubsradtouren. Besonders viel Wert lege ich dabei auf Hinweise zu Strecken mit Mängeln im Verlauf, an der Beschilderung, usw., damit für Abhilfe gesorgt werden kann. Bislang waren die Reaktionen darauf positiv, warum auch nicht? Radfahrer-Feedback ist die beste (und einzige?) Qualitätssicherung von Radfernwegen, da sie von Experten kommt und kostenlos für den Empfänger ist. Ich erwarte weder Lob noch Dank für meine Hinweise, bin aber über Ton und Inhalt Ihres Schreibens etwas verärgert, da Sie offentlich keinen meiner Hinweise ernst nehmen.
Bei mir verbleibt schlussendlich der Eindruck, dass auf Rad-Tourismus in Oberfranken kein Wert gelegt wird.
Ulrich Klose