Hallo Gemeinde.
In den letzten vier Tagen bin ich von Berlin nach Bremerhaven gefahren.
Sinn dieser Fahrt war das neue Rad und die Ausrüstung kennen zu lernen. Weiterhin wollte ich sehen, was ich so am Tag fahren kann, was sinnvoll ist und wie weit noch Spass ist und wo der Sport anfängt.
Von Ende August bis Anfang Oktober habe ich eine Großbritannienreise geplant. Um zu sehen, wie lang ich die Etappen planen kann, welche Übernachtungsvarianten mir persönlich am meisten zusagen und wie ich psychisch mit Schlechtwetterperioden und Gegenwind klar komme, habe ich nun die Norddeutschlandtour im Aprill geplant.
Zu allererst mal. ICH HÄTTE NIE GEDACHT, DASS DIE LÜNEBURGER HEIDE DERART HÜGELIG IST. Ich muss zugeben, das hat mich doch ziemlich fertig gemacht, so als Berliner Flachlandgroßstadtvonampelzuampelradler.
Aber von Anfang an:
Gestartet bin ich logischer Weise in Berlin. Da das Ziel der Reise diesmal noch weniger der Weg und mehr das Ziel war (so sollte man lieber nicht denken), bin ich auf der B5 Richtung Hamburg gestartet. Sie ist großteilig von einem Radweg begleitet und so erhoffte ich mir schnelles Vorankommen. Nun ja, wären da nicht etliche Baustellen gewesen, die die Radwege unpassierbar gemacht haben. So bin ich dann doch hin ud wieder auf Nebenstrecken ausgewichen, was aber recht angenhem war. Ruhige Strecken mit angenehmer Umgebung. Brandenburg ist doch recht schön.
Irgendwann bin ich dann aber doch wieder rauf auf die B5 und bis kurz vor Perleberg, wo ich dann übernachtet habe.
Übernachtungsvariante 1: Wildes Campen. Im Sommer bestimmt angenehm. Bei den Temperaturen der letzten Tage nicht so der Knaller. Theoretisch blieb nur. Zelt aufbauen, Schlafsack ausrollen und pennen. Positiv jedoch. Unglaublich was da an Wildtieren rumgelaufen ist. War schön anzusehen. Genauso wie die Sonne, die sich morgens aus den Frühnebelschwaden erhoben hat...naja kennt ihr ja.
Am zweiten Tag hatte ich aber von der unromantischen B5 die Schnautze voll und bin runter und quer durch bis zum Elberadweg. Dem bin ich bis Dömnitz gefolgt, wo ich dann nach Nidersachsen rüber bin. Der Elbradweg ist wirklich sehr schön, das frühjahrsbedingte Elbhochwasser macht aus den Elbufern eine wunderschöne Wildlandschaft, die man mal gesehen haben sollte. Zumal das Wetter auch sehr schön sonnig war.
Dann weiter Richtung Dannenberg. Hier beganng die unerwartete Hügellandschaft und die 120km des Vortages steckten mir doch merklich in den Knochen. So habe ich diese Etappe auch nach 100km abgebrochen. Nach irgendeiner Biege kam das 3. 6%Steigung-Schild auf der rechten Seite und auf gleicher Höhe ein Hinweis auf ein freies Zimmer für 28€, auf der linken Seite. Das Zimmer hat dann diese Auffahrt auch ausgestochen und ich habe die Nacht im Gasthaus verbracht.
Übernachtungsvariante 2: Gasthaus etc. Sicherlich die komfortabelste Variante. Mit 28€aber auch dreimal so teuer wie ein Campingplatz und irgendwie soll es ja ums "Draußen sein" gehen, mir zumindest.
Der dritte Tag. Der schwerste Tag. Die Vortage hatten mich doch ganz schön geschafft, die Landschaft war unerwartet hügelig ich habe mich zweimal ordentlich verfahren. Ich hatte mich mehr auf die Schilder der Antiatomkraftbewegung konzentriert, als auf die Wegweiser. So führte mich mein Weg nach 80km auf einen Campingplatz.
Übernachtungsvariante 3: Ich denke für mich die angenehmste Variante. Zumindest wenn es draußen noch nicht so warm und trocken ist, dass man sich mit seinem Buch auch einfach mal an einen Baum setzt. Angekommen, Zelt aufgebaut und in das Campingplatzvereinsheim (wenn es sich so ennt) gesetzt. Zwei drei Bierchen getrunken, ein wenig mit den anderen Leuten gequatscht und dann geheiert.
Tag Vier. Ich wollte ankommen. 130km lagen vor mir und ich war wirklich fertig. Jeder kleine Anstieg in der Landschaft hat mir die Zornesröte ins Gesicht getrieben und ich musste irgendwann mal in mich gehen und mich entspannen. Hat auch geklappt, hab mich wieder eingekriegt und bin so relativ entspannt bis an Ziel gekommen. Irgendwann ging es tendenziell auch bergab. Ok. Der Gegenwind kam dann irgendwann ganz ordentlich und meine Oberschenkel wollten dann langsam nicht mehr. Ich hatte zwar keinerlei Schmerzen oder sowas, aber es kam einfach keine Kraft mehr, de Akku war leer, wie man so schön sagt.
Übernachtungsvariante 4: Hotel Mama. Angekommen, Entenbraten mit Rotkohl und Bratkartoffeln, ein Bierchen dazu und ab in die Badewanne...unschlagbar.
Die Fahrdaten:
1. Tag: 126,57 km (20 km/h im Schnitt)
2. Tag: 100,09 km (19 km/h im Schnitt)
3. Tag: Datenverlusst durch versehntliches Reset, aber ca 80 km bei 18km/h im Schnitt
4. Tag: 137,00 km (17 km/h im Schnitt)
Gesamt: 445km in 23,35 Std.
Wie gesagt, Testtour. Was hab ich also für mich gelernt.
1. Reise besser plannen. Klare Etappenziele mit Übernachtungsmöglichkeit stecken.
2. Bloß nicht hetzen, verdirbt einem den Spass. 80km/Tag reicht mir vollkommen.
3. Feiertage und die damit verschlechterte Versorgungslage einplanen, hatte ich nämlich vollkommen vergessen.
4. Auch mal ein blick auf die Topographie der Strecke werfen...Erspart blödes aus der Wäsche gucken, wenn da plötzlich Hügel und Berge kommen.
5. Die Regionalkarten des ADFC taugen für eine längere Reise nicht wirklich, da sie nicht ineinandergreifend angeboten werden und man somit ab ud an mal ohne Karte im der Pampa steht, wenn man sich in der Lücke ziwchen zwei Kartenabschnitten befindet.
Das Rad hat tadellos funktioniert. Lediglich der Tubusfrontständer am Lowrider hatte sich etwas gelockert. Die Barends des ERGON-GC2 sind mir entschieden zu kurz. Aber ich bin echt froh, dass ich kurz vor der Reise den Lenker von Flatbar auf 20mm Riser umgestellt habe. Handgelenke haben sich nicht einmal gemeldet.
Zelt (WECHSEL White Nites) ist vollkommen O.K., Schlafsack (Ajungilak Tundra 3-Seasons) war auch O.K. Die Isomatte war mit 183cm etwas 5 cm zu kurz.
Denke der Rückweg wird entspannter und auch wenn es komisch klingt, ich hätte gern mal etwas Regen. Denn der fehlte auf der Hintour am Tage, bis auf wenige Tropfen, völlig.
Ansonsten habe ich mit dem Radreisen wirklich etwas gefunden von dem ich denke, dass es mir über viele Jahre Spass bereiten wird und ich freu mich auf die Reisen, die da kommen mögen.