: | 1 year(s) |
: | 15.3.2009 19.3.2010 |
: | 21000 |
: | Azerbaijan Bulgaria Cambodia China Czech Republic Georgia Germany Hong Kong Hungary Iran Kyrgyzstan Laos Malaysia Romania Singapore Slovak Republic Thailand Turkey Turkmenistan Uzbekistan Vietnam
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: | http://www.reise-zum-horizont.com |
Reise zum Horizont - Mit dem Fahrrad von Oldenburg nach Singapur
Am 15.03.2009 sind wir in Oldenburg aufgebrochen. Ein Jahr und 4 Tage spaeter treffen wir am 19.03.2010 in Singapur ein. Hinter uns liegen 21.700 geradelte Kilometer und 21 bereiste Laender. Neben der Fahrt quer durch Deutschland wurde die Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn, Rumaenien, Bulgarien, die Turkei, Georgien, der Aserbaidschan, Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan, China, Hong Kong, Vietnam, Laos, Kambodscha, Thailand und Malaysia durchquert. Aktuell befinden wir uns in Singapur.
Ein kurzer Erlebnissbericht:
Deutschland verabschiedet uns mit Nieselregen, Schnee und Kaelte. Schneevereiste Waldwege im Fichtelgebirge sind nur schiebend zu bewaeltigen.
Die Tschechische Republik und die Slowakei empfaengt uns dagegen mit dem ersehnten Fruehling, mit Sonne und Waerme. Wir folgen kurz der Donau und fahren ein letztes Mal einen Radweg. Zukuenftig muessen wir uns nun oft zwischen stark befahrenen Hauptstrassen oder sehr schlechten Nebenstrecken entscheiden. Ruhige Landstrassen sind ein europaeisches Phaenomen.
Von Ungarn geht es durch weite Landschaft sicher nicht vorurteilsfrei nach Rumaenien. Wir erfahren hier jedoch unmittelbar die Gastfreundschaft in Form von Einladungen zum Abendessen, geschenkten Suessigkeiten oder dem Zeltplatz im Garten.
Abenteurlich bleibt die Fahrt ueber die Karpaten. Ein kleiner Fahrweg endet in der Gipfelregion in dichtem Nebel. Nur mit Glueck finden wir den Weg zurueck auf die befestigte und beschilderte Strasse.
Bulgarien fordert uns heraus mit 1. kyrillischer Schrift und 2. der fuer uns ungewoehnlichen Geste mit den Kopf zu schuetteln, wenn man “Ja” meint und bei “Nein” zu nicken.
Die Tuerkei wird mit ihrer fuehlbaren, kulturellen Andersartigkeit und der grossen Gastfreundschaft zu einem “Katalysator” fuer die Weiterreise.
In Georgien erleben wir eine beeindruckende Berglandschaft und ueberstehen damit die Eintoenigkeit und Hitze in dem Aserbaidschan. Nur mit Hilfe von georgischen Grenzbeamten gelingt uns ueberhaupt die Einreise in den Aserbaidschan.
Es folgt der Iran: Wir sind froh dieses Land trotz der politischen Unruhen im Rahmen der Praesidentschaftwahlen bereist zu haben. Wir empfinden den Iran als das bisher gastfreundlichste Land! Wir wurden oft eingeladen, bekommen im schwuelheissen Norden einen Ventilator vor den Zelteingang gestellt, uebernachten in dem Saal einer Moschee und werden in Mashhad durch den Komplex des Imam Reza gefuehrt.
In Turkmenistan fahren wir ein erfolgreiches Zeitrennen. Es galt die ca. 500 Wuestenkilometer, die Hitze und den starken Gegenwind mit dem ueblichen 5-Tage Transitvisum zu bewaeltigen.
In Usbekistan erleben wir die Atmosphaere der alten Seidenstrasse. In Tashkent erleben wir korrupte Beamte und bangen um die Ausstellung eines chinesischen Visums. Ueber Umwege bekommen wir einen Monat. Dies fuehrt zu ebenso nervenaufreibenden Visumverlaengerungen in China selbst.
Der Weg durch Kirgistan ist gepraegt durch Jurten und Pferde am Wegesrand, durch karge Berglandschaft und durch eine in Bau befindliche Strasse. Der Taldyk-Pass mit 3615m wird unser neuer Hoehenrekord.
Der Grenzuebertritt nach China verlaeuft problemlos. Ein Traum wird Wirklichkeit! Das “wahre China” laesst jedoch noch auf sich warten. Zunaechst gilt es die Taklamakan Wueste zu bewaeltigen. Nach einem Monat China erreichen wir dann die westlichen Teile der “Chinesischen Mauer”. Es folgte eine Etappe ueber die Auslaeufer des Himalaya mit 3840m und wir bekommen einen Einblick in die tibetische Kultur. Erst im Suedosten Chinas treffen wir dann auf die typische Reisterrassenlandschaft. Die Fahrt durch China kommt uns vor, wie eine Reise durch verschiedene Laender.
Anfang Dezember sind wir in Vietnam eingereist. Mit der Halong Bucht erreichten wir eine “neue Welt”. Sandstrand, Kokusnusspalmen und der Pazifik. Wir realisierten auf einmal, dass wir mit dem Fahrrad die gesamte Landmasse Eurasiens durchquert hatten.
Von Vetnam ging es weiter ueber Hanoi nach Laos, wo uns eine beeindruckende Berglandschaft empfieng. Zugleich erfuhren wieder aber auch eine neue Dimension von Steigung, denn steigungsmindernde Serpentinen sind unbekannt.
Kambodscha wird zu einem wahren Abendteuer. Um eine Abkuerzung Richtung Siem Riep und den Tempeln von Angkor zu nehmen, enden wir letztlich unvorhergesehen auf einem Pfad mitten durch den tiefen Dschungel. In kleinen abgelegenen Doerfern, die wohl noch nie Fremde gesehen haben, bakamen wir Wasser und Reis.
Thailand wird dann zu einer Erholung durch besser Infrastruktur und abwechslungs-reicheres Essen. Auf der Insel Ko Tao nehmrn wir uns eine Woche Strand- und Schnorchelurlaub und erleben somit die Unterwasserwelt.
Malaysia ist gepraegt der monokultur der Palmoelplantagen, aber gleichzeitug auch von der Multikultur, der Chinesen, Inder und muslimischen Malayen.
In Singapur haben wir nun das Ende der Landmasse der eurasischen Platte erreicht.
In Singapur blicken wir nun zurueck auf eine lange Reise. Es ging durch kleinraeumige Kulturlandschaften, ueber Bergketten, entlang von Fluessen, Meeren, durch Wuesten und Hochgebirge. Wir fuhren ebenso durch Metropolen wie durch entlegene Doerfer, sahen historische und moderne Orte.
Es war auch eine Reise durch die verschiedenen Weltreligionen mit ihren aeusserlichen Erscheinungen in Form von Kirchen, Minaretten, Gebetsfahnen, Tempeln, Holzkreuzen am Wegesrand, Kopftuechern, Perlenketten und Raeucherstaebchen.
Im Gegensatz zu anderen Radreisenden blieben wir verschont von Unfaellen, riskanten Situationen oder gar Ueberfaellen. Nichts desto trotz gab es Momente der Angst. Waren es Doerfer mit dubiosen Gestalten am Wegesrand, der zum Teil lebensgefaehrliche Strassenverkehr oder heulende Woelfe in Zeltnaechten. In einer Situation im Iran hatten wir uns Gedanklich auch einmal von unserem Hab und Gut verabschiedet. Um Mitternacht steuerten Maenner auf unser Zelt zu. Wir wurden geblendet von Autofernlicht. Letztlich kamen die Maenner von der nahen Hochzeit und brachten uns Leckereien von der Feier.
Unsere Raeder machten insgesamt wenig Probleme. Trotzdem muss man improvisieren koennen und das Einspeichen von Raedern wurde fuer uns zu einer nuetzlichen Fertigkeit. Wir zaehlen derzeit 16 platte Reifen.
Auch das Zelt hielt manchen stuermischen Naechten und Wolkenbruechen stand. Es ist fuer uns zu einem wichtigen Rueckzugsort geworden. Es schuetzt uns vor Regen, Wind, Mosquitos und neugierigen Blicken. Oft haben wir es gegenueber einem Zimmerangebot bevorzugt.
Sitzbeschwerden sind uns nach wie vor treu. Die haefigsten Erkrankungen waren Durchfall und Erkaeltungen. Gegen Malaria schuetzen wir uns seit Sued-China durch entsprechende Medikamente.
Pro Tag sind wir durchschnittlich 90 Kilometer gefahren.
Insgesamt muss es fuer die Menschen in den bereisten Laendern seltsam anmuten, dass man sich als “reicher Europaeer” mit dem Fahrrad abquaelt und zu allem Ueberfluss dann noch in einem Zelt schlaeft. Hier scheinen Welten aufeinanderzuprallen. Gerade die Menschen in den aermeren Laendern, in den „einfacheren Verhaeltnissen“, sehen in dem Streben nach materiellem Wohlstand und Luxus einen besonderen Wert. Ironischer Weise sind es aber genau diese Menschen, die oftmals von der Wohlstandsgesellschaft um ihre gewisse „Einfachheit“, „Zufriedenheit“ und „Froehlichkeit“ im Alltag beneidet werden.
Nachdenklich machten uns die vielen Situationen, in denen Menschen, die selbst so gut wie nichts besitzen, ohne zu zoegern ihr Heim und ihr Essen teilten.
Unangenehm ist auch die sichtbare Ungerechtigkeit in der Welt. Die meisten Leute, die wir auf unserem Weg getroffen haben, arbeiten viel und schwer, ohne dabei nur ansatzweise den materiellen Erfolg zu haben wie ein entsprechender Arbeiter in der westlichen Welt.
Fuer uns ist die Reise zu einer Schau der Welt geworden. Mit dem Fahrrad und dem Zelt sind wir unmittelbar in Natur und Kultur unterwegs, koennen tief in diese eintauchen. Wir erfahren die Welt mit allen unseren Sinnen, erleben intensive Emotionen von Freude aber auch Frustration, Zorn und Trauer.
Heute bleibt die Angst, nicht die Sicherheit eines Arbeitsverhaeltnisses zu haben bzw. sich nicht um dieses zu Bemuehen. Auf der anderen Seite scheinen wir Teil einer Generation zu sein, die sich nicht mehr allein mit dieser “Sicherheit” und dem materiellen Wohlstand zufrieden gibt und eine gewisse “Leere” verspuert. Wir sind somit zwei von vielen, die sich auf den Weg machen, zu suchen ohne genau zu wissen, was es zu finden gibt.
Weitere Reiseberichte und Fotos sind auf unserer Homepage zu sehen:
www.reise-zum-horizont.com