Hallo zusammen,

wie angedroht, der zweite Teil meines Liegeradtestberichts.
Den Liegeradlern wirds nicht viel neues bieten, aber vielleicht kann der eine oder die andere, die mit einem Lieger liebäugeln was damit anfangen. Also die erfahrenen bitte meine Anmerkungen als Bericht eines absoluten Anfängers werten, jemand ders kann sieht sicher manches anders.
Probegefahren bin ich :

Flux s-comp
Optima stinger
Dalli shark vollgefedert
Dalli Shark ungefedert

Zum Flux. Dieses wird von der Firma als Rennradalternative beworben. 20 " Räder vorne und hinten, Obenlenker, Federung hinten. Recht geringes Gewicht ca. 12,5 kg . Das Rad fährt sich sehr agil, aber trotzdem laufruhig. Ich hatte nur geringe Probleme beim Anfahren und etwas anfängertypisches Gewackel. Aber obwohl ich wenig Zeit hatte und weniger als eine halbe Stunde fahren konnte, stellte sich schnell ein recht gutes Fahrgefühl ein. Ein (kleine) Steigung war ebenfalls kein Problem. Beim Wenden auf einer etwas schmalen Straße kam ich dann mit der Ferse ans Vorderrad, läßt sich bauartbedingt nicht ändern, sagte mir der Händler später, man würde sich aber daran gewöhnen. Nun gut ich kriegte erst mal einen Schreck ,wackelte ziemlich und konnte gerade noch einen Sturz vermeiden. Beim Zurück gings dann die erwähnte Steigung abwärts und auf dem großen Kettenblatt und 15 bzw 13er Ritzel mit ca. 40 km/h.
Dies zeigt ein Problem des Flux, die Entfaltung ist wegen des kleinen Hinterrades zu kurz. Wenn selbst ein Anfänger wie ich schon auf das zweitkleinste Ritzel schalten muß bei geringem Gefälle, muß die Entfaltung länger werden. Da werkelt aber vorne schon ein 61er Wagenrad als großes Kettenblatt. Das Flux bedarf meiner Ansicht nach zwingend der Rohloff Nabe, um eine ausreichende Entfaltung zu gewährleisten.
( derzeit max 8,31 m = 45 Km/h bei 90 U/min, z.Vergl. mein Renner 9,50m = 52km/h bei 90 U/min)
Mit der Rohloff wirds halt ziemlich teuer.
Was auch nervt ist die laute Kette, es rasselt nämlich ziemlich.

Optima stinger:
Wie fahre ich wohl besoffen?, so kann man meine Versuche mit dem Stinger zurechtzukommen, einordnen.Gründe gibts mehrere:
Das Rad war kein richtiges Vorführrad, sondern das Privatfahrzeug des Händlers, der allerdings 15 cm größer ist als ich. Er wollte oder konnte(?) nicht alles auf meine Maße einstellen. Dazu hatte das Stinger einen sehr schmalen Lenker an einer langen Deichsel. Dieser hing mir für meinen Geschmack auch noch viel zu dicht vor der Brust, sodaß ich mit extrem angewinkelten Armen versuchen mußte zu lenken.Jeder Lenkeinschlag an der Deichsel führte aber zu abruptem und viel zu starkem Einschwenken des Vorderrades. In Verbindung mit kleinem Vorderrad und kurzem Radstand führte das zu meinem ersten Sturz mit dem Rad durch Fahrfehler meinerseits seit langem. Danach brauchte ich eine gute halbe Stunde überhaupt einigermaßen geradeaus zu fahren.
Ich glaube, daß die genannte Lenkerkombi nichts für Anfänger ist. Das Problem der Entfaltung hätte der Stinger auch, aber das auszuprobieren habe ich gar nicht erst versucht.

Dalli Shark

Fahrgefühl ähnlich wie beim Flux. Aufsitzen ( oder muß man aufliegen sagen?) und, mit ein bißchen Gewackel zwar, losfahren. Zunächst den Shark suspension danach den ungefederten. Durch den sehr langen Radstand hatte ich eigenlich schon nach einer Viertelstunde ein sicheres Gefühl und ließ in einem leichten Gefälle den ungefederten Shark ein bißchen laufen.
Ab ca. 35 km/h hatte ich das Gefühl stabilisiert sich das kleine Vorderrad immer mehr und auch als ich die, für eine Probefahrt meine ich, ziemlich hohe Geschwindigkeit von 47 km/h erreichte, fühlte ich mich überhaupt nicht unsicher, im Gegenteil es wackelte weniger als bei 15 bis 20. Beim Wenden kam ich beim gefederten Shark mit der Ferse der Parallellogramgabel ins Gehege, was wiederum für einen gewissen Schreck sorgte. Beim ungefederten gings besser, da ist mehr Platz, aber ganz auszuschließen ist die Berührung mit dem Vorderrad auch nicht.
Im Gegensatz zu Thory hatte ich auch keine gravierenden Probleme mit langsamfahren. Bei der Rückfahrt traute ich mich in Schleichfahrt(6-7 km/h) an eine vorfahrtsberechtigte Straße und ohne aus den Pedalen auszuklicken, nach rechts und links schauend wieder anzutreten und die Straße zu queren.
(Natürlich wars eine wenig befahrene und einigermaßen übersichtliche Kreuzung.)
Mit dem Shark gibts wegen des Zwischengetriebes und des größeren Hinterrades keinerlei Probleme mit der Entfaltung.
Diese reicht von 2m bis 10,80, d.h. bis 60 km/h kann man locker mittreten.
Den Shark würde ich übrigens ungefedert wählen, der Stahlrahmen ist sehr komfortabel für ein ungefedertes Fahrzeug, wie Thory schon berichtete, der lange Radstand macht den Shark sowieso zum reinen Straßenfahrzeug(winklige Waldwege kann ich mir mit dem Shark nicht vorstellen) und für gelegentliche Forststraßen würde ich eher einen dickeren Pneu wählen.

Die tiefe Sitzposition der Lieger bereitete mir im Gegensatz zu ersten Test keine Probleme, (damals allerdings ohne Spiegel).Mit dem Rückspiegel kann man den von hinten nahenden Verkehr recht gut beobachten und einschätzen. Trotzdem würde ich nicht unbedingt im dichtesten Stadtverkehr fahren wollen, aber dafür brauche ich sowieso kein Liegerad.

Mein Fazit :
Den Stinger kann ich aus o.g. Gründen einfach nicht einschätzen.
Flux scomp und Dalli Shark waren für mich als Anfänger gleichermaßen gut zu fahren, wobei mir der Geradeauslauf des Shark noch etwas stabiler schien. Die technische Lösung mit dem Zwischengetriebe gefällt mir besser als die lange Kette. Ich würde am ehesten zum ungefederten Shark greifen.

schaun mer mal

Gruß

Theodor