Hallo,
2007 starte ich das "Projekt Hessen", um Hessen einfach besser kennenzulernen. Das war meine erste Mehrtagestour.
Die Bilder der Tour gibt es auf
ThomasonTour ThomasonTour (Reisen -> 2007 Deutschland -> Tourübersicht) zu sehen.
Um nicht zuviel zu schreiben hier der Bericht...
Gruß
Thomas
-------------------
Tag 1: Von Kassel Wilhelmshöhe nach Bad Karlshafen – 101 kmNordhessen stand auf dem Programm. Ich stand früh auf und fuhr zum Bahnhof. Mit dem Regional-Express tuckelte ich gemütlich nach Kassel. Am Bahnhof gönnte ich mir ein zweites Frühstück. Anschließend ging es los. Der erste Stopp war nur eine gefühlte Pedalumdrehung entfernt, das Schloss Willhelmshöhe. Ich kaufte mir ein Ticket und besichtigte das Museum. Antike Statuen und wunderbare Gemälde gibt es dort zu sehen. Dabei schoss mir durch den Kopf: "Als Maler hat man den künstlerischen Freiraum, um die Lichtstimmung selbst zu gestalten und deplatzierten Strommasten einfach wegzulassen". Das Wetter war heute sehr schön, so dass ich den Museumsbesuch auf ein Minimum beschränkte.
Gemütlich fuhr ich durch den Bergpark Willhelmshöhe. Alle paar hundert Meter stellte ich das Rad ab, um das eine oder andere brauchbare Foto zu machen.
Schweißtreibend ging es bergauf zur Hauptsehenswürdigkeit des Bergparks: der Löwenburg, einem interessanten Nachbau einer alten Ritterburg. Für eine Führung hätte ich ca. eine Stunde lang warten müssen. Ich erkundete daher die Burg alleine und fasste den Entschluss, dass ich hier nicht zum letzten Mal war.
Mit einer rasanten Abfahrt ging es zur Fulda. Ich radelte gemütlich durch den Staatspark Karlsaue mit der sehenswerten Orangerie. Jetzt war ich den kompletten Vormittag auf den Beinen, aber noch überhaupt nicht vorangekommen. Auf dem Fuldaradweg konnte ich endlich ein paar Kilometer am Stück radeln.
So erreichte ich Hann. Münden. Ich fuhr etwas planlos durch die historische Altstadt, bis ich das Rathaus fand. Dort stellte ich das Rad ab und erkundete den Ort zu Fuß. Neben interessanten Fachwerkhäusern gibt es hier zahlreiche Türme zu entdeckten. Der Zusammenfluss von Werra und Fulda (ab hier entsteht die Weser) ist ein ruhiges Plätzchen, mit einem schönen Ausblick auf die alte Werrabrücke.
Ich folgte ein paar Kilometer lang der Weser und bog in den ausgedehnten Reinhardswald ab. Durch wechselnde Waldlandschaften steuerte ich zum Dornröschenschloss Sababurg. So stellt man sich ein Märchenschloss vor: bewachsene Wände, nette Türmchen und eine gepflegte Parkanlage, in der ich eine Pause machte.
Einen Katzensprung von der Sababurg entfernt findet man einen Urwald. Ich liebe derart unberührte Natur und wanderte ein wenig durch den forstwirtschaftlich nicht genutzten Eichen- und Buchenwald.
Auf direktem Wege fuhr ich nach Bad Karlshafen, dem nördlichsten Ort Hessens. Am Campingplatz baute ich das Zelt auf, duschte und suchte ein Restaurant. Aufgrund der Sommerzeit gestaltete sich dies schwierig. Es gibt zwar genug, aber um 22.30 Uhr hatte fast überall die Küche schon geschlossen. In einem italienischen Restaurant bekam ich doch noch etwas Warmes. Die hessischen Spezialitäten mussten warten.
(Klick für gross)
Tag 2: Von Bad Karlshafen zum Edersee – 122 kmAm Campingplatz kurz etwas gefrühstückt und anschließend Bad Karlshafen mit der imposanten Krukenburg besichtigt.
Auf dem Diemelradweg ging es weiter. Dieser Teil des Radweges hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es gibt schöne Ausblicke auf die Diemel, und alle paar Kilometer findet man Möglichkeiten, eine Pause einzulegen. Ich besichtigte das Wasserschloss in Wülmersen und den Wolkenbruch bei Trendelburg. Dann erreichte ich Trendelburg. Hier musste ich selbstverständlich der gleichnamigen Burg einen Besuch abstatten, die mir recht gut gefiel.
Als nächstes Ziel stand Hofgeismar auf dem Programm. Ich radelte kurz durch die Altstadt und besichtigte das Apothekenmuseum. Mittlerweile war es schon Mittag, und großartig vorangekommen war ich bisher nicht. Aber egal, schön war es gewesen, und das ist die Hauptsache.
Ein paar Kilometer wollte ich vor der Mittagspause noch fahren. Auf dem Warme-Radweg ging es nach Süden, und an einer alten Mühle machte ich eine ausgiebige Mittagspause. Jetzt gab es ein Stück, denn das nächste Ziel war Waldeck. Entlang blühenden Rapsfeldern - gehört Deutschland bald zu den ölexportierenden Ländern? - kam ich diesem Ziel immer näher.
In Waldeck fuhr ich direkt zur Burg. Es war schon nach 17 Uhr, und ich wollte unbedingt das Museum besuchen. Hier wird das Mittelalter lebendig. Ich erfuhr einiges über gängige Foltermethoden, zum Beispiel das Rädern. Von dort oben hat man auch einen herrlichen Ausblick auf den Edersee.
Zum Tagesabschluss besichtigte ich noch die Staumauer des Edersees. Gemütlich radelte ich entlang des Nordufers und suchte mir einen Campingplatz mit Restaurantanschluss.
(Klick für gross)
Tag 3: Vom Edersee nach Marburg – 146 kmEs war kalt geworden. Raus aus dem herrlich warmen Schlafsack und in aller Ruhe zusammengepackt. 5 Grad zeigte der Radcomputer an. Anstatt früh loszufahren, wartete ich auf die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Es war ein herrlicher Morgen, aber verdammt frisch. Ich umkurvte das westliche Ende des Edersees, meist auf schattigen Waldwegen. Ganz langsam, um zusätzlich kühlenden Fahrtwind zu vermeiden.
Am südlichen Ufer verließ ich den Edersee, und beim Anstieg durch den Wald wurde es mir endlich ein wenig warm. Hier sagen sich wirklich Fuchs und Hase gute Nacht beziehungsweise guten Morgen. Zumindest sah ich den Hasen und den Fuchs. Leider waren sie etwas kamerascheu. Auf der Höhe tauchte plötzlich eine Waldkapelle auf. Eine Abfahrt führte mich zur Eder, und ich folgte dem Ederauen-Radweg bis Frankenberg, wo ich kurz rastete, um mir das Rathaus anzusehen.
Dann fuhr ich ein Stück an der Eder entlang. Auf einer kleinen Nebenstraße überquerte ich die Wasserscheide zur Lahn und gelangte so nach Biedenkopf. Kürzlich war ich auf der Lahn gepaddelt und deshalb gespannt, wie mir die Lahn von Fahrrad gefallen würde. Der Lahnradweg ist einer der bekanntesten Flussradwege in Deutschland. Ohne Anstrengung rollte ich in Richtung Marburg. Aber dieses Teilstück gefiel mir nicht. Viel zu wenige Ausblicke auf den Fluss, Ortschaften werden umfahren, und zu viel Rad- und Fußgängerverkehr gab es an diesem herrlichen Samstag ebenfalls. Daher gab ich ein wenig Gas, um Marburg zu erreichen.
Ich entschied mich dafür, auf dem Campingplatz zu übernachten und lieber etwas mehr für ein gutes Abendessen auszugeben. Durch den gemächlichen Zeltaufbau und den etwas längeren Fußmarsch ins Zentrum verpasste ich ein wenig das gute Licht zum Fotografieren. Marburg hat mir architektonisch sehr gut gefallen. Außergewöhnliche Fachwerkhäuser und eine tolle Lage sprachen mich an. Nachdem ich die Hauptsehenswürdigkeiten abgeklappert hatte, suchte ich mir ein nettes Restaurant.
(Klick für gross)
Tag 4: Von Marbung nach Eppertshausen – 141 kmWieder ein herrlicher Morgen. Als erstes fuhr ich auf dem Lahnradweg nach Giessen. Im Vergleich mit Marburg fand ich Gießen nicht so spannend. Ich machte dennoch ein paar Bilder und eine zweite Frühstückspause.
Von Gießen ging es auf direktem Weg nach Hause. Aber auch das waren noch ein paar Kilometer. Es ging wieder an wunderbar gelb blühende Rapsfelder vorbei. Eigentlich wollte ich einen alten Römerturm am Limes aufsuchen, aber ich fand nur die Grüninger Warte. Egal, Hauptsache oben und die Aussicht genießen.
Gespannt war ich auf das letzte Highlight der Tour: die mächtige Münzenburg. Schon von weitem ist das mittelalterliche Bollwerk im flachen Land zu erkennen. Dort angekommen, reihte ich mich in Scharen von Touristen ein, um die Burg zu besichtigen. Ich stieg auf jeden Turm, genoss die Aussicht, erkundete die mächtigen Mauern und machte eine ausgiebige Rast.
Auf dem Heimweg lagen noch Bad Nauheim und Friedberg. Zuerst steuerte ich den Kurpark mit dem Jugendstil-Sprudelhof in Bad Nauheim an. Auch hier kann man ein Gradierwerk besichtigen. Im Vergleich mit dem in Bad Karlshafen sind die Dimensionen doch etwas größer.
Einen Katzensprung von Bad Nauheim entfernt ist Friedberg. Auf der Friedberger Burg war gerade ein Straßenfest, wo ich mich für die letzten 60 Kilometer stärkte. Der Adolfsturm mit seinen kleinen Türmchen ist recht nett anzusehen und die Aussicht von dort oben toll: herrliche Ausblicke auf die Wetterau, den großen Feldberg und die Skyline von Frankfurt.
Den Wettauer Dom durfte ich auf dem Nachhauseweg nicht verpassen - die letzte Sehenswürdigkeit. Entlang der Nidda ging es weiter nach Süden. Der Niddaradweg ist gutes Beispiel, wie man so etwas besser nicht anlegt. Auf dem Betonplattenradweg war ich froh, dass ich eine Federgabel besitze, aber das Plock-plock-Geräusch ging mir bald auf die Nerven, und die eingefasste Nidda ist auch kein Augenschmaus. Aber so gelangte schnellstmöglich zum Main, den ich per Fähre überquerte. Der hessische Radfernweg R4 führte mich bebauungsarm Richtung Eppertshausen. Vom Ballungsraum Rhein-Main-Gebiet bekommt man recht wenig mit. Zufrieden über die gelungene Tour kam ich nach Hause.
Fazit der ersten mehrtägigen "Projekt Hessen“-Tour: Wetter, Route, Strecken und Sehenswürdigkeiten waren klasse. Dies war meine erste Tour, die fast ausschließlich auf Radwegen erfolgte. Sehr oft auf den hessischen Radfernwegen. Die sind, was mir gefällt, nicht flach. Der Untergrund ist gelegentlich nicht rennradkompatibel, dafür sind sie sehr gut beschildert. Ein Manko gibt es aber doch: Oft führen die Routen elegant an Sehenswürdigkeiten und Einkaufsmöglichkeiten vorbei. Und die hessische Gastronomie schließt ihre Küche viel zu früh. Daher muss ich die hessischen Spezialitäten ein andermal probieren.
(Klick für gross)