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#56985 - 09/22/03 07:47 AM In Zukunft nur noch mit dem Fahrrad!!!
da Law
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Weil ich nun doch erstmal in Thailand haengengeblieben bin aber nicht wie zu erwarten auf der Kao San Road sondern im internationalem Foresttempel Wat Pah Nanachat in Ubon Ratchatani, musste ich Anfang diesen Monats kurzfristig das Land verlassen um mein Visa zu erneuern.

Und lesen Sie was da geschah ...

Der Visarun.

Ich bin gestern Abend in Cambodia angekommen aber fragt nicht wie. Um 18 Uhr am Tage meiner letzten E-Mail schlage ich ausgeruestet mit 4 Liter Fruchtsaft und einem Beutel voller Suessigkeiten am Busbahnhof auf. Das Ticket hatte ich schon 6 Tage vorher geloest, nur um ganz sicher zu gehen. Und genau das war dann auch der Fehler, denn das Geld war ja schon kassiert also hatte man mich beim vollbuchen des Busses einfach vergessen. Gluecklicherweise bin ich als Europaer in weissen Klamotten nicht zu uebersehen und so konnte ich mit Hilfe meines Tickets und nach zaehen Verhandlungen doch noch den Bus besteigen. Auf der neunstuendigen Fahrt schlief ich in Sorge um mein Gepaeck nur wenig, stellte aber, auch unter Einwirkung meines besorglichen Kontostandes, den ich mir immer noch nicht erklaeren kann, ein paar echt gute Plaene fuer meine naehere Zukunft an. Der Bus spuckte mich um 4.40 Uhr gestern morgen in Kabinburi aus und ich verbrachte die naechsten eineinhalb Stunden auf dem Busbahnhof in Erwartung meiner Verbindung nach Aranya Prathet, der Grenze zu Cambodia, die ich um 7 Uhr erreichte. Um kurz nach halb acht oeffnete der Grenzverkehr und wo kurz vorher noch gaehnende Leere herrschte war ploetlich Sturmverkehr. Die unmoeglichsten Gefaehrte wurden, bepackt das sich die Raeder nach aussen bogen in affenartigem Tempo von LKW, Autos, Fraesen, Fahrraedern, Ochsen jedoch in der Mehrzahl Menschen aller Altersstufen an mir vorbeigekarrt. Ich durchlief den noetigen Papierkram, drueckte mit schmerzendem Herzen die 50 DM fuer das Visa ab und enterte das Land. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch bemerken, dass ich aufgrund meiner weissen Tempelpracht bis zu diesem Zeitpunkt schon ein paar lustige Blicke und Kommentare erntete. Aus dem Lonely Planet Reisefuehrer erfuhr ich, dass der guenstigste Weg in's 200 km entfernte Siam Reap, dem Ausgangsort zum Besuch der Tempelruinen, der Ritt auf der Ladeflaeche eines Pick-up Trucks ist, der allerdings aufgrund der schlechten Strassenverhaeltnisse nur den haertesten 'Aerschen' empfohlen ist. Also steuerte liess ich mich von einem der Scouts zu einem dieser Gefaehrte fuehren und enterte nach Preisverhandlungen (Startgebot 400 Baht (20 DM)) fuer 200 Baht die Kutsche. Lonely Planet 2001 schrieb, dass man eigentlich fuer etwa 120 Baht dabei sein sollte allerdings hatte ich das Gefuehl, dass da nicht mehr rauszuholen war. Und da sass ich nun und wartete und wartete ... und wartete. Der Fahrer, der auch wartete ... auf mehr Kundschaft, fuhr das Auto alle 10 Minuten um 50 cm abwechselnd nach vor oder zurueck um mir die Wartezeit so spannend wie moeglich zu gestalten. Allerdings war das Spektakel in meiner naeheren Umgebung ziemlich interessant und so beobachtete ich den Grenzverkehr und grenznahen Handel. Der Kontrast war erstaunlich inmitten einer riesigen Schlammpfuetze, Strassen waren nicht vorhanden unter dem drohenden Anblick der Superbunker der internationalen Hotellerie wurde gehandelt, geschrien, gelacht, gestohlen und zuweilen auch geschlagen um und fuer alles was man sich ueberhaupt nur vorstellen konnte. Die Cambodianer scheinen insgesamt ein sehr sonniges, unbesorgtes Gemuet zu besitzen, dass aber auch mal schnell in den roten Bereich ausschlagen kann ein wenig Misstrauen war also angesagt. In der Zwischenzeit fuellte sich dann auch das Auto und wo ich vorher noch richtig schoen Platz gehabt hatte und mir schon ausmalte wie ich vom Fahrtwinde umweht am angenehmsten die 6 stuendige Reise hinter mich bringe, sass ich nun zusammengepfercht, von Fischkisten und Gemuesesaecken umlagert und bis zu den Knien in zusammengebundenen halbtoten Huehnern, (schoen auch, dass ich mir noch am Abend zuvor an der Toilettentuer des Busses meinen kleinen Zeh aufgerissen hatte), mit 9 anderen Insassen und weiteren 7 auf den 3 Sitzen im inneren des Fahrerhaeuschens, auf der Ladeflaeche und die Fahrt ging nach etwa eineinhalb Stunden des wartens endlich los. Die Strasse war schlecht und die Loecher gewaltig aber immerhin eine Strasse und so fuhren wir in affenartigem Tempo mit unendlichen Ausweichmanoevern und kurzen Stops um weitere Passagiere einzuladen, die teilweise inzwischen Quer ueber uns drueber lagen oder einfach nur seitlich anbammelten, dahin. Auch Polizeisperren mussten immer wieder ueberwunden werden. Die Landschaft war flach und die Strasse, gesaeumt von Sumpfland mit Minenwarnschildern, wurde immer wieder durch kleine verdreckte Bambushuettenortschften mit riesigen nagelneuen Parteiwerbungsschildern unterbrochen. Ich stellte mir vor, dass ich eigentlich im Juni diesen Jahres mit dem Fahrrad und der Campingausruestung hier durchgekommen waere und war ploezlich echt froh, dass das verhindert wurde. Unterwegs legte eines der verknaeuelten halbtoten Huehner unter meinen staundenden Blicken ein Ei und ein anderes schiss mir auf den Fuss und es war fuer mich nicht vorstellbar, dass hier noch eine Steigerung der Situation moeglich waere, weit gefehlt ... . Ich wollte gerade meine Sonnenbrille aus dem Rucksack fischen um meine Augen vor dem hochgewirbelten Strassenstaub entgegenkommender Fahrzeuge zu schuetzen, also der Truck ploetzlich zwischen Feld und Flur hinter einem Gefaehrt der gleichen Bauart das noch wesentlich ueberbeladener war, sofern das moeglich war, anhielt. Man machte mir klar, dass ich umzusteigen hatte, als einzigster uebrigens, weil mein Truck nicht in die von mir gewuenschte Richtung fuhr. Vor zwei Jahren haette es an dieser Stelle Tote gegeben. Ich uebte mich in Gleichmut und versuchte zu erklaeren, dass ich meinen Truckdriver ja bereits bezahlt hatte, zumindestens die Haelfte, Gott sei Dank nur die Haelfte, das uebrige Geld sollte nach Fahrtende ueberreicht werden. Wie dankbar war ich nun ueber meinen vorsichtigen Zug. Der Fahrer des zweiten Truck erklaerte sich damit einverstanden, den Rest des Weges fuer den verbleibenden Betrag zu uebernehmen und so versuchte ich den uebervollen Truck zu besteigen. Davon waren die anderen Fahrgeaste die sich in unglaublichen Knoten auf der Ladeflaeche festklammerten gar nicht begeistert und stiessen mich immer wieder hinunter. Irgendwann, total verzweifelt rief ich: Ich habe meine Fahrt schon bezahlt, kein Geld um nochmals dafuer hinzulangen, weil ich in Thailand in einem Tempel lebe und Moench werde und kein zensiert Tourist bin. Dann brummelte ich ein paar Zeilen eines gaengigen Chants in Pali und ploetzlich wurden mir zwei Fingerbreit Platz gemacht um wenigstens meine Fuesse innerhalb der Ladeflaeche zu bekommen,... Danke Buddha. Die Fahrt ging los und die Strasse veraenderte sich in eine staubige roten Sandpiste. Meine Fuesse eingequetscht zwischen Saecken und Leibern, der Rest des Koerpers ragte in Freeair seitlich aus dem Auto. Ich hatte Angst, Angst einfach an den Knien abzubrechen, von Bauemen am Strassenrand erschlagen oder einfach mit dem gesammten Auto in einem der halbmetertiefen Schlagloecher umzukippen. Meine Finger, die ich tief in den Berg der Gemuesesaecke grub, wurden steif und meine Fuesse spuerte ich nicht mehr, Panik, denn mein Kindheitstrauma, die Geschichte mit dem kleinen Jungen der sich vor'm Mittagsschlaf ein Gummiband um den Finger wickelte und dann daran starb im Kopf verankert malte mir nun in den phantasiereichsten Farben meinen eigenen Untergang aus. Ich versuchte meine Position zu veraendern und ploetzlich, in einer noch unbequemeren Lage die ich nur fuer kurze Augenblicke halten konnte, stroemte das Blut wieder ein, vor Dankbarkeit kamen mir fast die Traenen. Unterdessen hatten die anderen Fahrgeaste angefangen mich mit agressiven Fragen in Ihrer Sprache zu bombardieren und nachdem ich erst freundlich gelaechelt hatte und dann keine Reaktion mehr zeigte fing die gesamte Tourgruppe an agressive Spottlieder auf mich zu singen, ich fuehlte mich wie der letzte Dreck mit meiner weissen Hautfarbe. Die war allerdings inzwischen nicht mehr ganz so weiss denn als Ausleger auf einer Sandpiste friesst man den Dreck quasi mit dem grossen Kochloeffel und ich schaufelte ordentlich rein. Die Klamotten vormals weissen Klamotten waren inzwischen rotbraun und mit Fussabdruecken und allerlei Schmierflecken uebersaeht und zwischen den Zaehnen knirschte es. Wie ich im Gesicht aussah konnte ich aufgrund der Reaktionen von Passanten auf unseren Kurzstops nur vermuten. An einer Stelle, wo etliche Leute ausstiegen und ich mich in eine vermeindlich angenehmere Lage setzte, wurde ich eines besseren belehrt, denn nun mit dem gesamten Koerper im inneren der Fahrzeugbregrenzung sassen die Menschen oben auf mir drauf. Na wenigstens konnte ich jetzt nicht mehr rausfallen. Kurz vor Siam Reap ging dann die Piste wieder in eine Strasse ueber, welche Erleichterung, dafuer fing es an in Stroemen zu regnen, nichts ist umsonst. In Siam Reap machte ich recht schnell ausfindig wo mein Reisegefaehrte am Tag zuvor eingecheckt hatte und auf dem Ruecksitz eines Mopedtaxis unterwegs zum Guesthouse wurde ich immer wieder von westlichen Touristen mit zynisch grinsenden Blick gefragt, ob ich eine schoene Fahrt im Pick-up hatte. Im Guesthouse vorm Spiegel wusste ich dann auch warum, ich sah ganz einfach zensiert aus. Klever wie ich war, schoss ich davon noch zwei Foto's bevor ich mich genuesslich unter die Dusche stellte. Der Dreck floss in Baechen von mir. Allerdings wurde das Gesicht nicht wesentlich weisser, denn ich hatte mir einen deftigen Sonnenbrand geholt und dabei hatte die Sonne doch gar nicht geschienen aber meine Haut war durch den staendigen Aufenthalt im Halbschatten des Tempelwaldes so lichtempfindlich geworden, dass das scheinbar ausreichte. Der Abend im Biergarten des Guesthouses war echt gemuetlich und die Runde bestand aus Oesterreichern, Kanadieren, Englaendern und Amerikanern. Ich schluerfte 5 Ananaseisshakes. In der Nacht ruhte ich gut, schliesslich hatte ich in den vergangenen 42 Stunden kaum ein Auge zugemacht und obwohl ich mir vorgenommen hatte, so richtig schon auszuschlafen, war ich halb 7 Uhr morgens bereits hellwach, bin halt einfach nix mehr gewoehnt... *grins. Das Gesicht war inzwischen ganzheitlich leicht angeschwollen und leuchtet in einem kraeftigem karmesinrot. Auf dem Kopf befindet sich eine etwa 2 Quadratzentimeter messende offene Stelle von der es mir unaufhoerlich eine gelbe Fluessigkeit ueber die Stirn in die Augen rinnt.


Heute Abend werde ich dann zum Sonnenuntergang zu den Ruinen fahren um meine Bonje vor der Strahlung zu schuetzen und morgen mache ich dann ausgeruestet mit Sonnencreme und Muetze eine selbstgefuehrte Ganztagestour ueber die Anlage. Dann werde ich noch einen Tag ausspannen und in zwei Tagen geht's zurueck, allerdings nicht in einem Pick-up, soviel ist sicher. Im Guesthouse erfuhr ich, dass man fuer 150 Baht auch mit dem Bus fahren kann, mit eigenem Sitzplatz. Was soll mir das sagen? Na erstens wohl , dass der Preis von 120 Baht im Lonely Planet doch verhandelbar gewesen waere und ich mit 200 Baht viel zu viel bezahlt habe. Zweitens, dass fuer umgerechnet 1,50 DM (30 Baht) mehr ein Bus die angenehmere Alternative gewesen waere und drittens, dass irgendeine Macht der Meinung war, dass ich diese Erfahrung scheinbar noetig gehabt habe.
Ooochh, nich schon widda de Bersch ruff...
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