Provencalischer Spätsommer – aus den Alpen nach AvignonSo, die zweite Tour des Jahres 2009, diesmal kommt der Reisebericht hier früher als der auf der Website (da ist er nämlich noch nicht fertig). Also sozusagen als Appetizer
Start war am 4.9. um 22:50 am Frankfurter Hauptbahnhof. 15 Stunden später war ich in Tende, dort sollte die Tour beginnen. Die ligurische Grenzkammstraße wollte ich schon seit langem mal fahren, nun also war es soweit. Aber erst mal akklimatisieren in den Alpen, heute machte ich außer einem Spaziergang durch Tende nichts mehr. Ich war ohne Zelt unterwegs, wollte nur in Hotels etc. übernachten, wie ich mir das im Frühjahr in der Schweiz vorgenommen habe
Der Col du Tende war schon hart, und dann begann sie, die ligurische Grenzkammstraße. Wobei der Begriff „Straße“ ziemlich euphemistisch ist, was so einige Teilstücke angeht. So oft geschoben habe ich noch nie auf einer Radreise, manchmal, weil es nicht anders ging, manchmal, weil es mir sicherer erschien. Landschaftlich war es allerdings absolut großartig. Wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal, dass ich in dieser Region unterwegs war.
Doch dann ging es runter an die Côte d'Azur. Drei Tage Küstenstraße: Die französische Rentnerstadt Menton, das extrem verbaute Monaco, das schöne Villefranche, die Promenade des Anglais in Nizza, die langweilige Strecke zwischen Nizza und Antibes, das wunderschöne Esterel, St. Tropez, die „piste cyclable du littoral“ (Bahntrassenradeln auf französisch) und schließlich Hyères. Dort verließ ich das Meer.
Weg von der Küste, und schlagartig wurde es leerer: die Straßen, die Landschaft; wenige Kilometer und es ändert sich so viel. Das Massif des Maures habe ich als sehr schöne Region zum Radfahren kennengelernt. Viele kleine Dörfer und Städtchen des Haut Var haben noch keinen allzu touristischen Charakter (ein paar natürlich schon, wie Tourtour), und es gab kunsthistorische Leckerbissen zu besichtigen, wie die romanische Abbaye du Thoronet.
Manosque, die Heimat Jean Gionos, des großen provencalischen Dichters, war für zwei Tage auch meine Heimat. Eigentlich wollte ich einen Ruhetag einlegen, doch wegen der guten Wettervorhersage für den nächsten Tag und der eher mittelmäßigen für die folgenden entschied ich mich für einen 60-km-Ausflug, ohne Gepäck. Wieder Romanik (Ganagobie), wieder schönes provencalisches Dörfchen (Lurs). Dann folgte ich dem Luberonradweg. Ein gut ausgeschilderter Weg rund um den Luberon, auf Nebensträßchen, sehr empfehlenswert. Apt hieß mein nächstes Etappenziel. Am folgenden Tag fuhr ich von Apt nach Arles, und da erwischte mich der Regen. Die vielen schönen Dörfchen am Nordhang des Luberon lernte ich daher nicht kennen, Bonnieux, Lacoste, Ménerbes, Oppède und Robion muss ich mir also später nochmal anschauen.
Arles, Partnerstadt von Fulda. Das schönste Hotel meiner Reise, sogar das Frühstück hatte seinen Namen verdient. Und nun machte ich den ersten Ruhetag, denn es regnete, zunächst einen halben Tag fast ununterbrochen, dann schaurig. Ein sehr schönes Museum über die römische Geschichte war ein gutes Regenvermeidungsprogramm, anschließend besuchte ich noch einige römische Relikte, es gibt ja einige in Arles. Am nächsten Tag dann die Gewalttour: Da für Freitag unwetterartige Regengüsse mit Sturmböen vorhergesagt wurde, wollte ich am Donnerstag a) meine Camargue-Runde drehen und b) schon nach Avignon, um nicht vom Rad geblasen zu werden. Die Camargue-Runde war sehr schön, man kann auf einem Rad- und Fußweg von der Rhone-Mündung nach Stes-Maries-de-la-Mer fahren. So richtig entschieden hat sich die Gegend dort nicht, ist es Meer oder ist es Land. Irgendwas dazwischen wohl, verstärkt wurde der Eindruck noch durch die Nebelfetzen. Und dann hieß es: Auf nach Avignon, wieder durch Arles, über die Alpilles und dann, fast ohne Tricks: Genau unter der berühmten Brücke von Avignon vollendete ich den 1000sten Kilometer der Tour. Der vorletzte war es auch, Freitag und Samstag waren zum Abschluss zwei schöne Stadtbesichtigungstage, da die vorhergesagten Unwetter ausblieben. Die Rückfahrt zurück nach Frankfurt kostete dann noch ein paar Nerven, Busfahren ist nunmal nichts für 1,92 m.
Schön war es. Es muss also wirklich nicht immer die Schweiz sein
So, und wenn das Appetit gemacht hat auf den ganzen Bericht, der folgt bald auf meiner Website. Bin aber noch am schreiben.
Gruß
Holger