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#462638 - 08/23/08 10:36 PM Von Karlsruhe durch die Schweiz ins Rhonetal
Jan Ubben
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Posts: 2
:4
:21.7.2008 24.7.2008
:510
:deGermany
chSwitzerland

Hallo Radreisebegeisterte und vor allem Radreiseneulinge,

ich präsentiere die erste Radreise meines Lebens:

Erster Tag:

Meine Planung: Start in Wörth am Rhein am Bahnhof gegen 6:15 Uhr, Fahren entlang des Rhein-Radwegs nach Süden, nächtigen in einer noch zu findenden Pension bei Lörrach, kurz vor der Schweizer Grenze. Ambitionierte 200 km sind angepeilt.

Nach dem Frühstück im Zug steige ich in Wörth am Rhein am Bahnhof aus. Der Himmel ist bedeckt, kühle 11°C zeigt mir ein Thermometer am Wegesrand. Schnell an den Rhein und auf den dort verlaufenden Radweg. Nach einiger Zeit verliere ich zum ersten Mal den Rhein-Radweg. Macht ja nichts, denke ich mir, so einen Fluss findet man schnell wieder. Und ich stoße auch wieder auf den Radweg.

Nun gesellt sich Gegenwind zum zunehmend dunkler werdenden Wolkenhimmel. Gelegentlicher sehr leichter Nieselregen, nicht genug für Regenzeug, kann meine Urlaubsstimmung nicht trüben. Mit fortschreitender Zeit, nicht nachlassendem Wind und immer häufigerem Verlust des geführten Radwegs spiele ich mit der Idee auf Bundesstraßen weiter zu fahren.

Gesagt getan, bis mir ein blaues Schild mit KFZ-Symbol die Weiterfahrt verbietet. Zunehmend nervt mich die Wegsuche. Wenigstens weist mir die Sonne durch den bedeckten Himmel gelegentlich den Weg nach Süden. War es vielleicht doch naiv ohne Deutschlandkarte aufzubrechen?

Gegen Abend, weiterhin mit Gegenwind wird mir klar, dass ich das Tagesziel nicht erreiche. Ich beginne Jugendherbergen an zu rufen. Überall Schulklassen, kein Platz für mich. Ein netter Herbergsvater empfiehlt mir eine Pension in Breisach. Ich bekomme dort ein Bett.

Nach 175 km begebe ich mich erschöpft in die Horizontale. Die letzten Gedanken drehen sich um die Sucherei nach dem richtigen Weg. Das hat bestimmt etliche unnötige Kilometer gekostet. Der Wind hat mich auch mehr geschafft als ich gedacht hätte. Mehr auf die Beine hören, weniger auf den Tacho gucken.

Transport des bepackten Rads nach Weil am Rhein.
Gotteshaus in Breisach von der Fußgängerzone aus.

Zweiter Tag:

Meine Planung: keine Planung mehr zu haben. Die Karte der Schweiz ragt noch etwas nach Deutschland hinein, an allen Straßen, die von Norden her in die Karte führen, steht "nach Freiburg" dran. Ich werde also mal nach Freiburg fahren.

Ich brauche heute morgen etwas länger um wach zu werden. Los geht's am späteren Vormittag. Der Kampf gegen den Wind vom Vortag sitzt noch in den Muskeln. Nach einer halben Stunde bin ich warm gefahren, es läuft wieder glatt. Dann, gegen Mittag, am Horizont sind deutliche Erhebungen zu erkennen.

Euphorisch wähne ich mich den Alpen nähernd, das Rad fliegt, das Wetter ist besser. Doch, je näher ich Freiburg komme, desto merkwürdiger kommen mir die ausgeschilderten Städte vor. Irgendwas stimmt nicht. Da steht im Stadtzentrum ein anderer Radreisender mit Karte. Ich frage um rat und muss feststellen, dass Freiburg, nun, nicht gerade der direkteste Weg ist, um von Breisach nach Süden zu fahren. Egal, nach Freiburg ging es leicht bergauf, jetzt rolle ich wieder nach Süden.

Am Nachmittag, zwischen Schliengen und Welmlingen meine erste ernsthafte Steigung mit Gepäck. 10% auf 1,5 km sagt das Schild. Ehrgeizig gehe ich das an - und bin hinterher ziemlich geschafft. kurz vor Weil am Rhein sehe ich erneut in der Ferne Erhebungen im Gelände. Dieses Mal kündigen sie die Alpen an. Der Himmel ist nur noch leicht bedeckt, die Temperaturen sind angenehm höher als im zugigen Rheintal.

Um 21 Uhr endet mein Tag in einem Gasthof am Wegesrand. 135 km sind es geworden. Ich habe mich gleich auf den ersten Kilometern in der Schweiz in deren Ausschilderung des Radwegenetzes verliebt.

Vermeintlich die Alpen, tatsächlich aber der Schwarzwald bei Freiburg.
Der Tag geht in der Nähe von Sissach.

Dritter Tag:

Ich trete aus der Herberge und werde bereits morgens mit strahlend blauem Himmel begrüßt. Mit freude erfahre ich das abwechslungsreiche Gelände. Eine Erhebung von 690 müM stärkt meine Zuversicht auch über hohe Pässe zu kommen. Mein Weg führt mich am Vierwaldstätter See entlang auf den Brünigpass zu.

Ich habe den Ehrgeiz diesen als Abschluss des Tages noch zu schaffen. Er startet gleich mit einer langen 12%-Passage, dafür aber getrennt vom Autoverkehr. Letztere fahren auf der anderen Talseite den Berg hoch.

Gegen 20 Uhr komme ich auf 1000 müM oben an und freue ich mich schon auf den nächsten Tag und den Grimselpass. Noch eine schnelle Abfahrt nach Meiringen, ein Quartier für die Nacht suchen. Unscheinbar präsentierte sich Meiringen als kleiner Kreis auf der Karte. Dort angekommen muss ich feststellen, dass ich mitten in eine Touristenhochburg geraten bin. Alle Hotels im Ort sind ausgebucht. Ich klappere einige private Zimmer ab, treffe dort leider immer nur Mieter an. Diese können mir zwar berichten, dass noch Zimmer frei wären, dass die Vermieter aber gerade nicht da sind.

Beim durchqueren des Ortes wird mir klar warum. Das Stadtzentrum ist gesperrt, Alphornbläser musizieren, ein Volksfest ist mitten im Gange. Mittlerweile ist es 22 Uhr, ich fahre weiter und hoffe auf dem Weg nach Innertkirchen weiter draußen noch etwas zu finden.

Bei Kilometer 127 lacht mich dabei ein Holzverschlag an. Dach über dem Kopf, Wände an drei Seiten, das Rad passt auch noch in den Unterstand. Ich bekomme zwar kein Frühstück gereicht, dafür bin ich näher dran an der Natur. Zufrieden rolle ich mich in den Schlafsack. Ein Greifvogel zieht noch mit hellem Ruf seine Kreise und bevor ich entschlummere höre ich in der Ferne noch leise eine Kuhglocke.

Erster Teil des Brünigpass geschafft, Blick zurück auf den Lungerersee.
Schlafplatz nah an der Natur.


Vierter Tag:

Mein Proviantbeutel beglückt mich zum Frühstück mit kaltem Wasser und Müsliriegeln. Ich habe die letzten Tage schon immer Müsliriegel gegessen. Jetzt habe ich nicht mehr so recht Lust darauf und freue mich aufs Einkehren zu Mittag.

Ich beginne den Anstieg zum Grimselpass gemütlich. Zunächst erschreckt mich der gelegentliche Blick auf den Tacho, ich gewöhne mich aber daran, dass auch längere Zeit mal eine 4 oder 5 vor dem Komma steht. Viele kurze Pausen, gelegentliches Kopfschütteln über Wettrennen von Motorradfahrern und Geländewagen. Es sind recht viele Strampler auf Rennrädern unterwegs, die dank fehlenden Gepäcks deutlich schneller unterwegs sind. Sie grüßen freundlich beim Überholen.

Etwa auf halber Höhe geselle ich mich zu einem Iren, der an einer gemütlichen Stelle neben seinem bepackten Reiserad pausiert. Wir erzählen ein bisschen, welche Wege uns dort hin geführt haben und treffen uns in der Folge immer wieder. Das letzte Drittel bis zur Passhöhe meistern wir gemeinsam. Mal zieht er mich, mal ziehe ich ihn.

Die letzten drei Kehren fühlten sich zunehmend einfacher an, ich konnte die Passhöhe schon fast riechen. Oben angekommen bin ich einfach nur glücklich. Ich habe meinen ersten 2000er mit dem Rad gemeistert. Zum Verweilen lädt die Passhöhe leider nicht ein. Es weht ein kräftiger kalter Wind. Kurz genieße ich die Aussicht, dann mache ich mich an die Abfahrt ins Rhonetal.

Großes Vergnügen kommt dabei auf den ersten Kilometern nicht auf. Der eisige Wind fällt von der Passhöhe ins Rhonetal hinunter und drückt mich Richtung Abgrund. Ich muss daher auch auf den geraden Strecken regelmäßig die Geschwindigkeit verringern. Mit der Baumgrenze kommt auch der Genuss an der Abfahrt wieder. Ich segle das Rhonetal hinunter.

Je näher ich der Talsohle komme, dest vertrauter wird der Geruch. Mein seit Kindesalter lieb gewonnenes Urlaubsdomizil rückt näher. Bei Niederwald wechsle ich die Talseite und beginne den finalen Aufstieg ins Binntal.

77 km sind es noch geworden, bis ich unter den beeindruckten Blicken meiner Familie die letzten Meter zur Ferienwohnung herauf wetze. Mutter meinte, es hätte noch so frisch ausgesehen.

Die alte Passstraße unterhalb von Guttannen.
Der erste Stausee am Grimselpass. Weiter oben die Staumauer des zweiten, oben auf das Restaurant auf der Passhöhe.
Blick zurück nach Norden von der Passhöhe aus.

Der Routenplaner gab für die Tour eine Strecke von gut 430 km aus. Verirrungen entlang des Rheintalradwegs und der Schnitzer mit Freiburg haben das ganze auf etwa 510 km gestreckt.

Schlussendlich bleibt mir nur noch festzustellen, dass Reisen per Rad von nun an fest in mein Leben gehören. Kaum wieder zu Hause, kreisen die Gedanken um die nächste Tour. Ich bin definitiv mit Zweiradfernweh infiziert.

Es grüßt
Jan
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#462666 - 08/24/08 09:51 AM Re: Von Karlsruhe durch die Schweiz ins Rhonetal [Re: Jan Ubben]
Kekser
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Schöner Bericht, besonders lustig ist natürlich die Passage als du von Breisach nach Freiburg schlenkerst. Da bist du in ost-nordöstliche Richtung gefahren. Wenn man flott fährt und um das Merdinger Bergle herum, dann benötigt man knapp ´ne Stunde dafür. Mit Gepäck sicherlich ´ne Kleinigkeit länger.
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