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#459758 - 08/10/08 09:33 PM Von Nizza nach Weinheim. Juni 2008
hemavomo
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:16
:13.6.2008 28.6.2008
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:frFrance

Freitag 13. Juni 2008

Heute geht es los, mein Wecker klingelt um 5.10: Müsli, Tee und Kaffee. Die Taschen habe ich letzte Nacht gepackt, das hintere Laufrad noch mal nachgespannt. Jetzt schleppe ich mein gepacktes Reiserad die 4 Treppen hinunter und ab geht’s: zur Arbeit.

Trotzdem kein Tag wie jeder andere. Schon in den letzten Tagen habe ich bei meinem Alltagsrad öfters statt am Lenker zu schalten zum Unterrohr gegriffen. Ich bin bereits unterwegs. Die paar Stunden Arbeit sind locker geschafft, das Wetter ist genau richtig zum Radfahren. Aber ich muss zum Bahnhof, die Stillsitzerei und Warterei auf Anschlüsse nervt, aber ich bin rechzeitig für meinen Nachtzug in Straßbourg.

Hier habe ich genug Zeit, den neu gestalteten Bahnhof zu bewundern. Vor der alten Fassade ist die große, helle Glaskuppel als Warteraum fertig gebaut.



im Zug Offenburg Straßbourg


Im Zug hat mein Fahrrad den Radstellplatz allein für sich, ich das 6er Liegeabteil direkt daneben. Herrlich. Trotzdem bin ich wehmütig, keiner meiner Freunde hat Zeit mitzufahren.

Strecke:
Arbeitsweg und zum Bahnhof 19km

Pässe:
Eisenbahnbrücke auf dem Arbeitsweg 8 hm


Samstag 14. Juni 2008

Die Nacht ist grässlich, der Zug zu laut. Gegen 6Uhr bin ich das tausendste Mal wach, ich habe heftig Kopfschmerzen; noch mal dösen: tut gut; waschen: tut gut: Kotzgefühl, tut nicht gut: noch mal dösen: tut gut; umziehen, freie Fuße, freie Beine: tut gut. Es wird besser. Mein mitgenommenes Frühstück ist ein Reinfall, langweilig, außer der Banane, und der Cafe fehlt so richtig.

Ankunft Nizza 9:20, Cafe trinken: tut richtig gut, Meer ansehen: tut richtig gut, atmen: tut richtig gut.



die frische Meerluft vertreibt Kopfschmerzen




so schlimm ist Nizza auch nicht


Schon in Nizza beginnt der Anstieg, die Bebauung zieht sich lange hin. Von den ersten Passstrassen gibt es schöne Blicke zurück aufs Meer oder am Hang klebende Orte, aber auch langweilige Stücke ohne Aussicht.

Mittag mache ich in l’Escarene, am Beginn des Anstiegs zum Col de Turini. Ein schöner Pass, ich fühle mich richtig in den Bergen. Anfangs bis weit hinauf viel Aussicht auf die zerklüftete Landschaft, zum Ende bewaldet. Leider findet an diesem Samstag eine Motorsportveranstaltung statt, zwar nur kurz auf meiner Route, aber die lauten Motoren dringen aus den Nebentälern herüber. Kurz vor der Passhöhe fängt so richtig der Regen an, ich werde heftig durchnässt. Die Passhöhe ist noch für die Rallyefahrer gesperrt, Aussicht bei diesem Wetter gleich null. So macht die Abfahrt nach Freigabe keinen Spaß, ich suche ab la Bollene-Vesubie, dem nächsten Ort, eine Unterkunft und werde die Abfahrt weiter hinunter geschickt. Schade, der Ort gefällt mir gut, auch im Regen. Weit ist es nicht mehr zum Hotel, ich kann mich und meine Sachen trockenlegen. Nur der km-Zähler ist ertrunken und lässt sich weder heute Abend noch an folgenden Tagen wieder beleben.

Mein Tagesziel habe ich nicht erreicht, bin aber zufrieden. Trotz schlechtem Tagesbeginn und heftigem Regen hatte ich einen schönen Tag, und vor allem bin ich jetzt wirklich im Urlaub.

Strecke:
Nizza – la Bollene-Vesubie 89,1 km

Pässe:
Col d'Aspremont 530 hm
Col de Chateauneuf De Contes 249 hm
Col de Nice 0 hm
Col de Turini 1247 hm



Sonntag 15. Juni 2008

Die Wirtin sieht morgens im Internet, dass Lombarde und Agnel noch immer gesperrt sind. Ich ändere also schon heute meine Strecke und nehme mir den Bonette vor. Aber erstmal geht’s über den Col St Martin, dessen unschön verbaute Passhöhe der Auffahrt unangemessen ist. Die Abfahrt führt ins Tal der Tinee mit den rötlichen Felsformationen.



es könnte sooooo schön sein (Col St Martin)


na, geht doch (Col St Martin)


In St.Sauveur sur Tinee gibt es eine Pause, bevor ich mich an den Aufstieg zum Col de la Bonette mache. Langsam zieht sich der Himmel zu, je höher ich komme umso geringer ist die Aussicht. Im unteren Bereich fand ich die Fahrt angenehm; nun wird es kalt, manchmal fast langweilig ohne weite Blicke, und dieser fiese, alles durchdringende Nieselregen beginnt. Kurz vor der Passhöhe bin ich ordentlich geschafft, und die Auffahrt zur Cime sieht furchtbar grässlich schrecklich steil aus. Während ich mich weiter hochkämpfe, schwanke ich zwischen meinem Ergeiz, die Cime nochmals zu erklimmen und meiner Erschöpfung. Aber beide Seiten der Zusatzschleife sind von den Schneeräumern mit hohen Schneebarrieren gesperrt, ich müsste das Rad irgendwie darüber tragen, um weiterzufahren, oder es hier stehen lassen und zu Fuß dahin. Welch ein Glück! Ich darf mich also umziehen und auf der fahrerisch angenehmen Abfahrt hinab nach Jausiers ins erste nette Cafe zum aufwärmen.

Nach Cafe und Kuchen suche ich die Gite, in der ich schon zweimal übernachtet habe. Kein Hinweis mehr, als ich sie finde, ist sie verlassen und steht leer. Ein kurzes Stück zurück finde ich eine andere nette, neue Gite, verstehe aber zu wenig von der Erklärung, weshalb die alte Gite aufgegeben wurde.

Strecke:
la Bollene-Vesubie - Jausiers 123 km
Pässe:
Col St Martin 997 hm
Col de la Bonette 2218 hm ab St.Sauveur



Montag 16. Juni 2008

Entgegen der Wettervorhersage und meiner Erwartung ist akzeptables Wetter. Gestern dachte ich noch, ich bleibe in Jausiers, jetzt will ich weiter. Da ich meine Strecke geändert habe, würde ich viel schneller Richtung Norden kommen als geplant, wenn ich heute über den Vars fahre. Denn kenne ich zur Genüge und mag ihn nicht so richtig. Ich verschiebe seine Überquerung also auf später und fahre Richtung Süden über Barcelonnette zum Col de la Cayolle, einfach einer der schönsten. Anfangs der überwältigende Gorges du Bachelard, dann herrliches Tal mit Ausblicken der Extraklasse sowohl vorwärts als auch zurück, ab Bayasse schon öfter im lichten Wald, immerwieder den Bach mit vielen Wasserfällen querend, oben freier werdend mit den typischen 2000 Meter Bach- und Wiesenflächen. Auf der Passhöhe fehlt mir die Sonne zum länger Verweilen und fürs Oberglück.



hier vielleicht normal, aber im Anstieg nur schön


Die Abfahrt passt anfangs in ihrer Schönheit zum Aufstieg, wird je flacher sie ist aber unspectakulärer und zieht sich dann bis Guillaumes. Dafür entschädigt der Gorges de Daluis mit der tief abfallenden Schlucht und den vielen Tunneln trotz Fahrt auf der talabgewanden Seite, das zweite Highlight heute.

Die N202 ist öde wie erwartet, schön wird es wieder ab Annot beim Anstieg zum Col de la Colle St Martin. Es bieten sich tiefe Einblicke ins Tal mit Bach und Eisenbahnstrecke. Auf der Passhöhe werde ich wieder naß, diesmal aber erträglich. Ich breche bald wieder auf, komme ins Verduntal und fahre auf mäßig attraktiver Strecke bis Colmars.



Colmars mit seiner Stadtmauer



außen



innen



und darüber


Es ist noch früh, aber ich will hier übernachten. Passenderweise beginnt es wieder heftig zu regnen, ich trinke in aller Ruhe Cafe, warte den Regen ab und bekomme in der Gite einen riesigen Schlafraum ganz für mich allein. Ich bin glücklich.

Strecke:
Jausiers - Colmars 137,4 km
Pässe:
Col de la Cayolle 1220 hm ab Jausiers
Col de la Colle St Michel 622 hm

Später mehr

Volker

Edited by Juergen (04/15/20 10:29 AM)
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#459780 - 08/11/08 07:33 AM Re: Von Nizza nach Weinheim. Juni 2008 [Re: hemavomo]
natash
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Hallo Volker- "Etappenberichte" sind offentsichtlich en voque und gewiss spannender wie so eine dämliche Vorabendserie + ich bin gespannt auf die Fortsetzung.
LG nat
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#460148 - 08/12/08 04:31 PM Re: Von Nizza nach Weinheim. Juni 2008 [Re: natash]
hemavomo
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Hallo Natalie

meine Vorabendsoap läuf wahrscheinlich erst nächste Woche weiter, ich komme diese Woche nicht mehr dazu den Rest fertigzumachen. Sonntag abend wollte ich unbedingt das fertige schon hier einstellen, um zu sehen, wie es sich macht.

bis bald

Volker
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#464116 - 08/31/08 09:07 PM Re: Von Nizza nach Weinheim. Juni 2008 [Re: hemavomo]
hemavomo
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Dienstag 17. Juni 2008

Ohne Morgencafe breche ich bei stark bedecktem Himmel auf zum Col d’Allos. Die Anfaht wird erst ab la Foux schön mit spärlichem Wald, dann freier werdend mit Serpentinenblicken. Auf der Passhöhe gibt es keinen Fernblick, aber tiefliegenden Wolken. Aus denen beginnt es bei meiner Abfahrt heftig zu regnen. Find ich richtig doof, denn mit vielen herlichen Ausblicken ist sie bei passendem Wetter lohnend.


Anfahrt Col d’Allos: Wolken ohne Regen



Abfahrt Col d’Allos: Wolken mit Regen


In Barcelonette bin ich zu unruhig, um mir ein passendes Cafe zu suchen. Ich fahre weiter, wieder nach Jausiers in mein „Stammlokal“. Cafe, Kuchen Zeitung: morgen soll es Sonne geben. Als der Regen nach-lässt, mache ich mich auf zum Col de Vars. Ab dem Tunnel vor St.Paul wird es steil und richtig schön, auf den letzten Kilometern auch richtig steil. Ich finde es schön genug, das ich den Vars doch noch mögen könnte. Aber er mag mich nicht, und lässt es wieder regnen. Diesmal passt es wenigstens zur Abfahrt mit den hässlichen Retortenskiorten.



Passhöhe Col de Vars: Wolken ohne Regen



Abfahrt Col de Vars: Wolken mit Regen


Kurz vor Guillestre hört der Regen auf, den Ort lasse ich also links liegen. Ich will ja heute noch über den I’zoard. Trotz der breiten Straße mit viel Verkehr ist das enge Tal des Guil mit seinen steilen Hängen loh-nend.

Rechtzeitig vor dem Abzweig zum I’zoard setzt Bindfadenregen ein, ich habe die Nase voll und will mir in Chateau-Queyras die Gite suchen. Die ist allerdings ein Dorf weiter, dafür gibt’s leckeres Essen und nette Gesellschaft von ebenfalls naßen Wanderern.



abendlicher Blick auf Chateau-Queyras


Strecke:
Colmars – Chateau-Ville-Vieille 115,6 km
Pässe:
Col d’Allos 1005 hm
Col de Vars 890 hm ab Jausiers


Mittwoch 18. Juni 2008

Sonne: ich beeile mich, trozdem ist ein Wandererpaar vor mir unterwegs.



morgentlicher Blick auf Chateau-Queyras



und nochmal Chateau-Queyras, morgens


Den I’zoard schaffe ich locker, der ist nicht so lang und hoch. Denke ich. Aber auch er ist ein Alpenpass, und ganz so locker wird es nicht. Aber Spaß macht es. Dabei wird die Gegensteigung, die von Norden aus so fies in den Beinen zieht, zu einer netten Abfahrt auf dem Weg nach oben.



Impression vom I’zoard


Hier ist richtig was los, tausende Radler fahren Paris-Nice für Bezahler. Sieht gut aus, wie sie mir auf der Abfahrt oft in größeren Gruppen entgegenkommen.

Briancon ist mir zu wuselig, ich kaufe nur ein bischen ein, und fahre gleich weiter zum Col de Lautaret. Die große Straße ist nicht so befahren wie befürchtet, dafür wird sie langsam steiler. Auch den Lautaret bekomme ich nicht geschenkt. Je höher ich komme, desdo schöner wird die Landschaft, die Straße macht sogar eine langezogene Kurve vor der Passhöhe mit dem Abzweig zum Galibier. Der ist von hier nur ein Klacks, jedenfalls im Vergleich zum Anstieg von Norden. Es ist das erstemal, das ich hier Topwetter habe. Ich hole mir bei angenehmen und anregenden Gesprächen mit einem französischen Radlerpaar einen Sonnenbrand.

In der Touristinfo Valloire erfahre ich, dass der Col de l’Iseran nicht mehr gesperrt ist. Alles ist gut und ich bekomme heute doch noch einen Pass gesschenkt.

Nach der Abfahrt vom Col du Telegraphe gibt es erstmal mittelmäßigen Cafe, dann geht es zügig mit dem Wind das Arc-Tal hinauf. Hallo Sickgirl ! In Lanslevillard quartiere ich mich erstmal für eine Nacht in der Gite ein. Als ich bemerke, das ich im letzten Cafe nicht alles eingepackt habe, werden zwei Nächt daraus.


Strecke:
Chateau-Ville-Vieille –Lanlevillard 156,8 km
Pässe:
Col d’Izoard 1095 hm
Col du Galibier mit Col du Lautaret 1438 hm
Col du Telegraphe geschenkt



Donnerstag 19. Juni 2008

Heute erkläre ich zum Ruhetag. Ich hole nur am Fuß des Col du Telegraphe meine vergessenen Sachen ab, mache hinter Modane nur einen Abstecher über die Höhen auf der Nebenstraße nach Ausssois,



über dem Arctal

und fahre nur für Cafe und Kuchen über den Col du Mont Cenis zum gleichnahmigen See, der mir das letztemal an einem Ruhetag auch schon gefallen hat.



am Lac du Mont Cenis



immernoch Lac du Mont Cenis (ist ja Ruhetag)

Zurück in der Lanslevillard reicht die Zeit vor dem Abendessen noch für eine Runde Schlaf. Und vielleicht mache ich ja bald nochmal einen Ruhetag.



in Lanslevillard abends


Strecke:
Lanlevillard – Lanlevillard 112,5
Pässe:
Col du Mont Cenis 684 hm

Bis später dann

Volker

Edited by Juergen (04/15/20 10:31 AM)
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#561421 - 10/18/09 07:20 PM Re: Von Nizza nach Weinheim. Juni 2008 [Re: hemavomo]
hemavomo
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Es ist wirklich später geworden grins, aber hier jetzt bis zum Ende:


Freitag 20. Juni 2008

Heute geht’s auf den Iseran, ich freue mich schon richtig darauf. Von Lanslevillard steigt die Straße erstmal sehr heftig an, und ich bin noch nicht warmgefahren. Deshalb erstmal langsam, Zeit mich genauer umzuschauen. Berghänge ringsum bewundern, Wiesen, Gras, Blumen im Morgenlicht. Zunächst steigt die Straße bis zum Col de la Madeleine, dann zieht sich das Tal fast flach bis Bonneval sur Arc. Ein Stück zum Genießen. Ab Bonneval wird es wieder steil, aber nicht weniger schön. Erst noch viel Grün, später kahler, felsiger. Die Passhöhe selbst ist mir zu kahl, bietet aber ein paar nette Aussichten. Obwohl ich es heute sehr anstrengend fand, werde ich den Iseran gerne wieder fahren.



vorne kahl, hinten nett am Iseran


Die Abfahrt bis Val d’Isere ist Klasse, dann nicht mehr besonders und mit viel Verkehr. Sie könnte dafür richtig schnell sein, aber heute habe ich heftigen Gegenwind. Blöde, anstrengend und kein Spaß. Aber Bourg-St.Maurice ist ein netter Ott mit klasse Patisseur. Und gutem Cafe.

Den Anstieg zum Cormet de Roselend finde ich heute auch anstrengend. Erstens Gegenwind (ist klar), zweitens Absätze dazwischen (bringen mich heute aus dem Rhythmus), drittens unterschätzt (keine Erläuterung). Aber er ist ein schöner Pass, gerade im bewaldeten unteren Teil, und oben mit schönen Aussichten.


Blick Cormet de Roselend Richtung Beaufort


allerschönstes Wetter

Auf der Abfahrt zweige ich über die Staumauer am See ab und fahre über den Col du Pre. Eine wirklich nette kleine Abwechslung auf dem Weg nach Beaufort. Leider ist die Abfahrt bis Areches gesplittet, da hat sich also in den letzten 20 Jahren nichts geändert, in meiner Michelinkarte von 1987 ist diese Strecke als „difficile ou dangereux“ markiert.

In Areches ist in der Gite kein Platz mehr, so rolle ich noch hinunter bis Beaufort in dasselbe Hotel, in dem ich letztes Jahr mit Theo übernachtet habe.


Strecke:
Lanslevillard – Beaufort 122,5 km
Pässe:
Col de l’Iseran 1358 hm ab Lanslevillard
Cormet de Roselend 1154 hm
Col du Pre 144 hm



Samstag, 21. Juni 2008

Bei meiner Routenplanung wusste ich ab Bourg-St.Maurice nie, wie ich weiter will. Ich bin also schon im Niemandsland. Und ich weiß immer noch nicht mehr. Die mitgenommenen Karten reichen auch nicht mehr weit. Also wird das heute der nächste Ruhetag grins mit Ausflug nach Albertville zum Karte kaufen, faulenzen, Tagebuch schreiben, Karte schauen und Strecke planen. Bei der Planung beschließe ich, nicht über die Schweiz zu fahren, die heute gekaufte Karte wird damit zum Trainingsballast.



Beaufort bevor meine Kamera schlapp macht



Bei meinem Abendessen trifft eine große Gruppe französischer Touristikradler in meinem Hotel ein. Theo und ich hatten also schon letztes Jahr den richtigen Riecher.


Strecke:
Beaufort – Beaufort 38,5 km
Pässe:
Bettkante 0,5 hm



Sonnstag, 22. Juni 2008

Ab hier wird mein Bericht erstmal etwas trocken, meine Kamera wollte nicht so wie ich.

Heute fahre ich dieselbe Strecke wie schon letztes Jahr, nur umgekehrt und ohne Begleitung. Dafür ist das Wetter besser, keine tiefliegenden Wolken sondern viel Sonne und warm. Aber auch bei gutem Wetter und von Süden finde ich den Col des Saisies nicht besonders. Wenig Aussicht auf der Auffahrt und oben hässlich, ein Ort für Autotouristen und Skifahrer. Also schnell weiter.

Weil der Ort so schön ist, drehe ich in Flumet eine Erinnerungsrunde, dann geht es durch den Gorges de l’Arondine zum Col des Aravis. Ein unspectakulärer, netter und gut zu fahrender Pass. Pause mit Kuchen und Cafe gibt es dann in Grand Bornand, „netter“ normaler Ferienort mit –natürlich- wiedermal guter Patiserie (das ist ja das gute am Radurlaub, ohne Reue Kuchen spachteln, das reicht nie bis zum Umfallen).

Der Colombiere hat mir auch letztes Jahr trotz Regen gut gefallen, bei Sonne und von Süden ist er erst recht lohnend. Obwohl oben Sonntagsrummel herrscht, genieße ich die Aussicht. Die Abfahrt ist steil und ich finde sie heute anstrengend, bis le Reposoir bieten sich jedoch gute Ausblicke, dann führt die Strecke durch viel Wald bis ins Tal der Arve.

Von Cluses fahre ich über einen grässlichen autobefahrenen, nervigen, breiten Pass ohne Höhenangabe ! und ohne den Namen zu wissen ! nach Samoens. Der Ort gefällt mir nicht gut genug, ich bin noch nicht wirklich geschafft heute und es ist auch noch nicht spät, deshalb will ich weiter zum Col de Joux Plane.

Die Karte sagt, 10 km und 1000 hm. Ich freue mich darauf und sehe es als Herausforderung. Ich bin ja schon lange unterwegs und mittlerweile gut trainiert cool. Und es wird richtig anstrengend: heftig steil die ganze Zeit, ohne Stellen zum Ausruhen. Anfangs noch kaum Aussicht, dafür heftig steil die ganze Zeit, ohne Stellen zum Ausruhen. Weiter oben dann mit Blick zum Mont Blanc und den Alpenhauptkamm, dafür heftig steil die ganze Zeit, ohne Stellen zum Ausruhen. Auf der Passhöhe ist ein netter kleiner See und ein besserer Kiosk mit den „normalen“ Touristenpreisen, dafür heftig steil die ganze Zeit, ohne … wirr ähh, pardon. Leider war ich doch ein wenig kaputt dort oben, deshalb recht dankbar für diesen Kiosk mit Eis und kühlen Getränken. Und das Panorama, von Kiosksitzplatz nicht so gut wie vorher am Ende der Auffahrt, entschädigte für (fast) alles.

Die Weiterfahrt blieb erstmal anstrengend, ohne richtige Abfahrt ging es noch mal hoch auf eine Schippe Sand, den Col du Ranfolly. Er ist an diesem Tag mit Abstand der längste, steilste, anstrengenste und heftigste Pass, heftig steil die ganze Zeit, ohne Stellen zum Ausruhen grins .

Morzine ist um diese Jahreszeit ein ausgestorbener öder Ort mit wirklich netter und hilfsbereiter Hotelbelegschaft. Für die Weiterfahrt am nächsten Tag bekam ich Tipps und Wegbeschreibung aus eigener Erfahrung.


Strecke:
Beaufort – Morzine 133,2 km
Pässe:
Col des Saisies 957 hm
Col des Aravis 576 hm
Col de la Colombiere 690 hm
blöde Schippe Sand im Weg (Col de Chatillon)255 hm
Col de Joux Plane 989 hm
zweite Schippe Sand im Weg: Col du Ranfolly 35 hm



Montag, 23. Juni 2008

Es geht nur bergab hat die nette Wirtin gesagt, aber es gibt Umleitungen. Mit kleinen Umwegen komme ich auf schöner Strecke bis an den Genfer See. Wegen des Verkehrs würde ich diese Strecke aber nicht aufwärts fahren. Bis kurz vor Genf zockle ich auf kleineren Straßen. Typischer reiche Leute See; wenig direkte Aussicht wegen Privatgrund, aber wenn, vor allem auf Seehöhe, richtig schön: z.B. in Yvoire.

Auf großer Straße und ab Genf mit Rückenwind komme ich immer rechtsherum schnell ohne Probleme bis Nyon. Ab jetzt wird’s wieder bergig. Beim Anstieg zum Col du Marchairuz ergeben sich öfters Panaramablicke über den See zurück auf die Alpen. Wunderschön. Ohne es richtig zu merken, bin ich schon über 100 km gefahren, ich brauche noch vor der Passhöhe eine Pause. Oben gibt es dann zwar ein Restaurant, aber kaum Aussicht. Also weiter zum Lac de Joux. Wegen einer weiteren Umleitung muß ich mir mit viel Verkehr die nördliche Straße um den See teilen. Ich bin genervt und will einfach nur weiter, es ergeben sich von der Straße auch keine guten Blicke auf den See. Doch der nächste Pass ist unattraktiv und ebenfalls verkehrsreich.

Mouthe finde ich unattraktiv, ich fahre also weiter bis zum Lac de St.Point. In Malbuisson wird das preiswerte Hotel vom teureren verwaltet, und im günstigen ist (angeblich) kein Zimmer mehr zu haben. Dafür kostet das Unterstellen meines Rades im Fahradkeller extra.


Strecke:
Morzine – Malbuisson 184,8 km
Pässe:
Col du Marchairuz 1060 hm
Col de Landoz-Neuve 250 hm



Dienstag, 24. Juni 2008

Ein gutes Frühstücksbuffet gibt es hier. Ich geniße und fahre heute erst spät los. Und gut geschlafen habe ich auch. Ich geniße auch den Rest des Sees. In Pontarlier ist es zu früh für Cafe, ich fahre wie geplant auf der D47 stadtauswärts. Eine gute Wahl, es geht einen langgezogenen Anstieg mit Wald, Wiesen, Bach und Höhenzügen hinauf bis zu einer steilen Abfahrt nach Les Gras. Von hier fahre ich nahe der Schweizer Grenze auf kleinen Straßen fast ohne Verkehr wunderschön durchs französische Jura. Noch ein Genuß heute.

Bei Le Locle ereiche ich wieder die Schweiz, fahre unschön auf vollen Straßen bis ins überfüllte La-Chaux-de-Fonts und fliehe gleich Richtung Norden in den Gorges du Doubs. Sofort am Ortsausgang wird es ruhig, die Landschaft klasse, zum Cayon hin immer besser. Auch der Aufstieg lohnt, erst bewaldet, dann mit Ausblick auf den Gorges.

Über ein paar Höhen und den netten Ort Maische ereiche ich der Abfahrt ins Dessoubretal, auf der ich das Rad gut laufenlassen kann. Hier war ich schon ein paar Mal, es gefällt mir und ich freue mich auf die nächste Übernachtung in St-Hippolyte.

Aber mein Lieblingshotel hat keinen Platz verärgert. Weiterfahren will ich nicht, das andere Hotel ist mir zu teu-er, aber auf dem Campingplatz gibt es Wohnwagen zu mieten. Trotz früherer schlechter Erfahrungen mit solchen Übernachtungen nehme ich einen. Im Vergleich zu einem Hotel kostet es weniger, ist aber nicht preiswerter, sondern einfach nur richtig billig verärgert. Es wird dennoch ein schöner Abend im Vorzelt mit Erinnerungen an meine Campingzeit und die Übernachtung hier vor x Jahren, zusammen mit Ulli auf dem Rückweg aus den Pyrenäen.


Strecke:
Malbuisson - St-Hippolyte 122,8 km
Pässe:
gab es welche? ja, natürlich: Col France und Col des Roches
Anstiege: Kleinvieh macht auch Mist, heute auch schönen



Mittwoch, 25. Juni 2008

Das Bett war gräßlich, aber das Frühstück gut. Mit selbstgekochtem Tee und eigenem Müsli. So hat es sich wenigstens gelohnt, das Zeug von Nizza bis hierher zu schleppen. Cafe dann im Ort, lecker.


Frühstückscafe mit Frühstückscafevorjahresbild


Und ab Doubsaufwärts. Letztes Jahr war ich noch hier, habe aber vergessen, das es zwischendurch doch auch hoch geht. Ich wollte bis Glere im Flachen rumrollen, und mich dann erst wieder anstrengen. Anfangs ist die Strecke noch langweilig, aber bald wird sie wieder schön. Ich strenge mich also nicht an, komme trotzdem bis Glere und darf endlich den ersten Pass heute fahren. Der Col de Montvoie ist ein netter kleiner Anstieg hinüber in die Schweiz.


Steht ja drauf listig


Die Abfahrt führt mich nach Porrentruy, das ich trotz einer netten Altstadt nicht mag. Ich finde sauber ohne mich zu verfahren hindurch und gleich wieder hinaus. Auf kleinen und mittleren Straßen komme ich zurück nach Frankreich. In Dannemarie finde ich nur einen guten Patisseur, aber mir fehlt das passende Cafe für eine richtig gute Rast.

Als ich weiterfahre, fühle ich mich immer schlapper. Zum Glück finde ich in einem Dorf eine Kneipe mit gutem Cafe und Orangina. Ich sitzte im Schatten und fühle mich immer noch schlapp. Heute läuft nicht mehr viel. Irgendwann raffe ich mich wieder auf, ich schaffe es noch bis Masevaux. Das ist ein nettes Touristenkaff, nette Cafes, nettes Hotel, nettes Bett und netten Schlaf für mich.


Strecke:
St-Hippolyte - Masevaux98 km
Pässe:
Col de Montvoie 450 hm



Donnerstag, 26. Juni 2008

Nach dem schlappenTag gestern heute wieder richtig aktiv: aus dem Bett zum Frühstück, kurz zum Supermarkt, ins nächste Cafe und zurück zum Bett. Nachmittags etwa dasselbe, jedoch ohne Frühstück, dafür mit ein bischen Tagebuch schreiben. Ich bin unglücklich.


Strecke:
mehr als 100 Schritte 1500 m
Pässe:
mindestens zweimal die Treppe im Hotel hinauf 0,02 hkm



Freitag, 27. Juni 2008

In den Vogesen war ich schon oft, aber noch nicht auf dem Ballon d’Alsace. Heute geht es dort hinauf, anfangs nur langsam ansteigend, ab Sewen steil und sehr schön mit vielen Blicken zurück ins Tal der Doller. Später wird der Anstieg flacher und ohne Aussicht, die gibt es wieder auf dem Col du Ballon. Heute aber ohne richtige Fernsicht, zuviele Wolken.

Schön und schön kurvig geht’s abwärts bis St Maurice, dann auf vielbefahrener Straße bis ins enttäuschende Le Thillot. Über ein paar kleinere Pässe, von denen mir die Auffahrt zum Col de Bramont am Stausee vorbei und durch die Serpentinen am besten gefällt, komme ich nach Xonrupt und dem etwas heruntergekommen wirkenden Fraize. Und ich finde weder einen guten Patisseur noch ein wirklich gutes Cafe.

Über den Col de Mandray fahre ich zum Col de Ste Marie. Hier ist viel Verkehr, er ist dennoch schön, ich habe ihn aber auch unterschätzt. Es geht ganz gut nach oben.

In der Bergwerkstadt Ste Marie aux Mines war ich schon dieses Frühjahr, und auch wenn ich gerne hier bin, rolle ich heute nur durch. Im Frühjahr habe ich talaufwärts den recht neuen autofreien Radweg benutzt, der allerdings bei fast jeder querenden kleinen Straße Stoppschilder hat. Jetzt fahre ich auf der Straße talabwärts mit gutem Wind zügig bis Liepreve. Von hier darf ich endlich mal den Col de Fouchy von Süden fahren. Auch diese Seite gefällt mir ausgesprochen gut. Mit seiner Höhe von 605 Metern ist er kaum erwähnenswert, ich habe schon mal höher gewohnt, aber mit jeder Überquerung wurde er mehr zu einem meiner Lieblingspässe.


Weil er so schön ist


Auch aus dem letzten Jahr


Klein und fein

Wunderbar passend finde ich dann das erste Hotel im Ort Fouchy. Ich bleibe hier, bekomme sogar ein Zimmer mit Einzelbett und Flammkuchen zu Abend.


Strecke:
Masevaux – Fouchy 157,7 km
Pässe:
Col du Ballon 678 hm
Col du Menil 120 hm
Col d’Oderen 314 hm
Col de Bramont 465 hm
Col des Feignes 260 hm
Col du Surceneux 100 hm
Col de Mandray 187 hm
Col de Ste Marie 365 hm
Col de Fouchy 330 hm



Samstag, 28. Juni 2008

Rauf und runter ist vorbei, heute soll es vor allem möglichst weit gehen.Mal sehen, wie weit ich komme.

Durch die Ausläufer der Vogesen (hier geht’s noch rauf und runter, zum Teil heftig) mit vielen Weindörfern komme ich in die Rheinebene, umfahre in weitem Bogen Strasbourg, erreiche hinter Seltz den Rhein und passiere in Lauterbourg die Grenze. Ich folge dem ausgeschilderten Rheinradweg, was besser läuft als erwartet. Ich komme gut voran. Bei Speyer überquere ich den Rhein und verfahre mich ein bischen mangels Karte. Ich hatte nicht daran gedacht, überhaupt bis hierher zu fahren, meine Planung reichte ja nur bis Bourg-St.Maurice. Und neue Karte ist nicht, zu Hause hab ich genügend über diese langweilige Gegend. Dennoch finde ich bei Ladenburg die Fähre über den Nekar, spätestens jetzt kenne ich mich wieder aus.


Strecke:
Fouchy – Weinheim 250,8 km
Pässe:
leider keiner mehr



Noch einmal: Col de Fouchy als Abschluß


Volker

Edited by Juergen (04/15/20 10:34 AM)
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#561456 - 10/18/09 09:01 PM Re: Von Nizza nach Weinheim. Juni 2008 [Re: hemavomo]
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Hallo Volker,
an einigen Stellen war ich ja vor dir oder auch nach dir. Das Wetter hatten wir aber ziemlich gemeinsam. Da musste man sich schon häufig durchbeißen.

Mal wieder eine andere Sicht der Dinge, die man schon gut kennt. So einige deiner schlechten Bewertungen teile ich allerdings nicht. Den Col de Vars habe ich jetzt bei der Wiederholung schöner empfunden als beim ersten Mal. Kein Traumpass, aber doch auch mit einigen Reizen. Insbesondere Samoens habe ich als besonders einladend und hübsch empfunden. Den Col de Joux Plane habe ich als Traumpass erlebt, das klingt bei dir so etwas beiläufig - da hatte ich allerdings Traumwetter und die gesamte Bergkulisse mit dem Mont-Blanc-Massiv vor Augen. Bei der Wahrnehmung spielt ja auch immer das Wetter ein wichtige Rolle - und die Zeit, die man sich nimmt.

P.S. Beim Izoard sind die Bilder nicht zu sehen. - Macht nix, habe selbst genug.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#561474 - 10/18/09 09:58 PM Re: Von Nizza nach Weinheim. Juni 2008 [Re: veloträumer]
veloträumer
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In Antwort auf: veloträumer
P.S. Beim Izoard sind die Bilder nicht zu sehen.

Sorry, mein PC hat da geruckelt und das Bild beschnitten. Sah so aus, als wäre da eine große Lücke. Mittlerweile sehe ich das Bild in Gänze. Die Tücken der Technik halt.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#561689 - 10/19/09 04:38 PM Re: Von Nizza nach Weinheim. Juni 2008 [Re: veloträumer]
hemavomo
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In Antwort auf: veloträumer

So einige deiner schlechten Bewertungen teile ich allerdings nicht.


So hat jeder seine Vorlieben. Aber zu den schlechten Bewertungen, es sollte kein falscher Eindruck entstehen: für mich war das ein Traumurlaub! Ich könnte sofort wieder ins schwärmen kommen, auch vom Regen auf dem Col de Vars.

Volker
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