Hallo,
Grundsätzlich ist es kein Problem, Speichen wieder zu verwenden, wenn man den Arbeitsaufwand nicht scheut - ich mache das selber häufiger, allerdings nur bei Oldtimer-Fahrrädern und Alltagsrädern, bei denen ein "Ausfall" kein Problem darstellen würde. Wenn das Laufrad gut zentriert ist, so dass alle Speichen die gleiche "Last" tragen, gibt es meiner Beobachtung nach keine erhöhte Bruchgefahr.
Allerdings !! solltest Du darauf achten, dass die Speichen wieder in ihrer ursprünglichen "Kopflage" eingebaut werden, d.h., eine Speiche, die ihren Kopf zuvor auf der Außenseite des Nabenflansches hatte, sollte unbedingt auch wieder so eingebaut werden. Grund: bei diesen Speichen wird das "Köpfchen geneigt", d.h., die Krümmung vor dem Kopf wird beim Spannen und im Gebrauch enger, je nach Felgen- und Nabenflanschdurchmesser bis hin zum rechten Winkel. Und wenn Du eine solche Speiche dann nach innen nimmst, wird die zusätzliche Biegung wieder zurückgebogen - und da diese Krümmung sowieso generell die schwächste bzw. höchst belastetste Stelle der Speiche ist, hast Du damit den Bruch (natürlich bei Kettenschaltungen immer auf der Ritzelseite ...
) vorprogrammiert.
Daher also die ausgebauten Speichen immer nach "Innen" ("normale" Krümmung) und "Außen" (engere Krümmung) vorsortieren - zuerst hat man meistens so 2-3 "Problemfälle", aber mit etwas Übung klappt das problemlos.
Speichen aus Rädern "unbekannter Herkunft" bzw. aus Unfallrädern sind übrigens oft erheblich verbogen, was man am kompletten Rad erstaunlicherweise gar nicht sieht; bei lange gefahrenen Rädern finden sich im Bereich der äußeren Kreuzungen oft ziemlich tiefe Scheuerstellen - eigentlich kein Problem, da Speichen dort fast nie brechen und der "Anschliff" gut ausgerundet ist
, aber spätestens, wenn ich das sehe, ist der Speichensatz für mich "gestorben" ...
Und natürlich kann man krumme bzw. leicht geknickte Speichen richten - macht sich nett, z.B., wenn man nebenbei am Bildschirm "Unsere Räder" (Teile 1-3) liest ...
Aber es lohnt sich im Grunde genommen vom Zeitaufwand her überhaupt nicht, das muss man mal klar sagen - auch im Fachhandel kostet ein Speichensatz nur um die 20 Euro, und wenn Du in die "Aufarbeitung" der Speichen schon anderthalb Stunden investierst ...
Wie Du siehst: Der Aufwand lohnt sich eigentlich kaum - und das sage ich als jemand, der gerne alte Fahrräder und ihre Teile "rettet" und aufarbeitet. Bei einem Reiserad, das mit hoher Last und/oder auf schlechten Wegen gefahren wird, würde ich es sowieso nicht empfehlen, genauso wenig bei einem Rennrad, mit dem man auch mal mit 80 km/h die Berge 'runtersaust ...
Schöne Grüße
Matthias