Hallo!
Eine kleine Geschichte fuer alle die, die wie ich lieber ohne Fahrradbrille radeln.
Vor 6 Tagen, ich war gerade irgendwo im Sueden Thailands unterwegs, flog mir etwas in's Auge, machte sich aber nach dem kurzen Schmerz des Einschlages
, nicht weiter bemerkbar. Bis zum Abend erreichte ich einen buddhistischen Tempel in dem ich um Erlaubnis fragte, mein Zelt aufstellen zu duerfen. Das wurde mir auch gewaehrt und ausserdem erhielt ich von einer buddhistischen Nonne, die sehr gut Englisch sprach (bisher hatte ich bei Tempelbesuchen aufgrund der Sprachbarierre keine andere Moeglichkeit als mich in Zeichensprache den Moenchen verstaendlich zu machen) die Einladung zum Morgengebet um 4 Uhr morgens. Bisschen frueh vielleicht, aber dann wuerde ich wenigstens bis zur Mittagshitze schon ein schoenes Stueck geschafft haben. In der Nacht fing ich erst unbewusst und dann immer energischer an, mit nicht ganz 100% hygienisch einwandfreien Fingern in meinem Auge herumzureiben. Als der Schmerz unertraeglich wurde schlich ich mich auf die Toilette und fuehrte dort in einem Filmcontainer ein Augenbad durch, was die Schmerzengrenze jedoch nur noch in die Hoehe trieb. Bis zum Morgengebet hatte ich also im wahrsten Sinne des Wortes noch kein Auge zugetan und erschien mit einem Stueck Toilettenpapier in der Gebetshalle, mit dem ich das Lid niederdrueckte um Bewegungen des Augapfels zu minimieren. Der Arzt zu dem ich anschliessend gebracht wurde diognostizierte einen Kratzer auf der Korona sowie eine Bindehautentzuendung. Ich erhielt Paracetamol, ein Antibiotika (Dicloxacillin), eine antibiotische Augensalbe sowie antibiotische Augentropfen (Neomycin). Mit einem dicken Verband vor dem Auge brachte man mich zum Kloster zurueck. Die Schmerzen waren nur durch den Genuss des Schmerzmittels das ich mir im Vierstundentakt einwarf ertraeglich und so verbrachte ich die naechsten drei Tage mehr oder minder im Daemmerzustand und von den Nonnen auf's liebevollste umsorgt auf meiner Schlafmatte im Kloster. Weil die Moenche hier in Thailand auch Fleisch verzehren, ist in 95% der Faelle Fleisch im morgendlichen Bettelkrug. Aus Ruecksicht auf meine vegetarischen Essgewohnheiten kochten die Nonnen deshalb zweimal taeglich vegetarisch fuer mich.
Das Auge sprach nur sehr langsam auf die eingenommenen Antibiotika an und so erhielt ich am vom Arzt, den ich jeden Tag bis zu zweimal konsultierte, eine Injektion eines weiteren Antibiotika.
3 Wochen zuvor entwickelte ich einen geschwollenenen Lymphknoten in der Leistengegend, fuer den ich von einem malaysischen Arzt eine fuenftaegige Antibiotikakur (Bacampicillin) erhielt. Als sich bis zur Beendigung der Kur keine Besserung einstellte und ich noch einmal bei einem thailaendischen Arzt vorstellig wurde erhielt ich eine weitere Kur, diesmal 7 Tage (Cloxacillin). Auch diese Kur hatte keine positive Auswirkung auf die Schwellung. Zaehlt man jetzt also noch dazu, welche Antibiotika ich fuer die Verletzung am Auge erhielt, kann man sich vorstellen, dass das fuer mein Immunsystem keine Streicheleinheiten waren. Vor zwei Tagen wurde der Verband entfernt und das Auge, dass mir aus dem Spiegel entgegenblickte, sah aus wie mit dem Laster ueberfahren, starke Schwellungen des oberen und unteren Augenlides sowie rotgeaederte Verfaerbungen des Augenweiss. Die Schwellungen sind inzwischen fast zurueckgegangen, auch das Augenweiss ist nur noch leicht geroetet. Ich verspuere bis heute noch einen leichten Druck, das Auge ist lichtempfindlich und meine Sicht ist verschwommen. Ich bete quasi taeglich dafuer, dass es sich bei der verminderten Sicht nicht um einen chronischen Zustand handelt wird.
Das ich ausserordentliches Glueck hatte, fuer meinen Krankheitszeitraum wie zufaellig in diesem Kloster zu landen, dem ersten das ich in Thailand besuchte in dem auch Nonnen leben, die Arztpraxis, mit einem englischsprechenden Arzt sich nur 500 Meter entfernt befand und die Arztkosten gering waren, ist mir bewusst. Man stelle sich vor wie sich die Situation entwickelt haette, wenn ich irgendwo im nirgendwo gestanden haette, keine Hilfe weit und breit und wenn, dann nur von Menschen mit denen ich aufgrund der Sprachbarriere nur eingeschraenkt kommunizieren koennte. Eventuell haette ich um irgendwo hin mitgenommen zu werden, Rad und Ausruestung zuruecklassen muessen oder vielleicht sogar mit hochgradig entzuendetem Auge und rasenden Schmerzen selbst bis zur naechsten menschlichen Ansiedlung radeln muessen...
...und das alles haette sich verhindern lassen, wenn ich eine Radbrille aufgehabt haette.
Denkt mal drueber nach.
Gruss,
Carsten