Hallo,
wir möchten mit fünf Mann im Mai nach Kreta fliegen um dort zwei Wochen die Insel per Rad zu erkunden.
Wer kann uns Tipps geben. Auch sind wir uns noch nicht einig, ob wir die Tour per Reiserad oder Mountainbike unternehmen sollen.
Gruß
Erwin

Kann dir so manches sagen, aber frühestens heut abend.
Andreas

Hi Erwin,

ich war die letzten drei Jahre jeweils zwei Wochen auf Kreta. Wir fuhren mit MTBs, hatten Gepäckträger, jedoch keine Schutzbleche.

Kreta braucht den Vergleich zu den anderen großen Mittelmeerinseln und den Kanaren nicht zu scheuen! Es ist ein Toprevier für mehrwöchige Touren.

Beste Gegend ist West- und vor allem Südwest-Kreta. Insofern ist Chania der beste Ausgangspunkt. Die Straßen sind im allgemeinen gut, manchmal mit EU-Geldern grotesk ausgebaut für den Umstand, dass abseits größerer Orte mit sehr wenig Verkehr zu rechnen ist. Die Auswahl an Quartieren und Tavernen ist beinahe unüberschaubar, dabei relativ preiswert (im Vergleich zum Beispiel mit Zypern, Korsika, Sardinien) und auch mit der Qualität dieser waren wir meist zufrieden.

Treuer Begleiter war der hervorragend recherchierte Reiseführer "Kreta per Rad" von Herbert Lindenberg aus dem Kettler Verlag. Den solltet Ihr unbedingt besorgen.

Gruß Bernd

"Kreta per Rad" : kann mich dieser Empfehlung nur anschließen. Und natürlich die Kreta-Bibel: "Kreta" aus dem M.Müller Verlag.
Karte: freytag&berndt 1:150 000, neu und gut.
Nichtasphaltierte Straßen sind selten geworden, wenn ihr nicht ganz abseits oder prinzipiell offroad unterwegs sein wollt, ist ein MTB nicht erforderlich.
Mein Tip Westkreta:
Kissamos-Kaloudiana-Topoli-Mili-Strovles-nach 1 km rechts-Archontiko-Voutas-Kondokiniji-Paläochora. Wunderbare Gebirgslandschaft. Von Paläochora mit der Fähre nach Xora Sfakion/Sfakia. Fuhr bisher 9.30 und ist ca 12.00 da. Fährt glaube ich nur ab dem Zeitpunkt, da die Samariaschluchtwanderungen durchgeführt werden, also unbedingt nachfragen. Ist aber eine grandiose Fahrt an der unwegsamen Südküste. Von Sfakia über den Imbrospaß wieder zurück nach Norden (nachmittags je nach Kondition durchaus noch machbar) oder weiter Richtung Osten. Die Strecke nach Sellia, Plakias und zum Preveli-Kloster ist sehr schön.
Mittelkreta 1:
(Rethymno ostwärts)-Stavromenos-Magnisia-Perama-Mourtsana-Drosia-Damasta-(nach ca. 3 km Kerata: rechts Stich hoch zum Denkmal für die Naziopfer)-Marathos-plötzlicher, gigantischer Ausblick auf Heraklio,-Gazi-Heraklio.
Mittelkreta 2:
Rethymno-Armeni-Spili-Aghia Galini-Timbaki. Variante lang, einsam, massig Höhenmeter: ab Armeni (oder schon ab der Küste weiter ostwärts) Mirthios-Apostoli-Monastiraki-Fourfouras-Vathiako-Kamares-Ano Zaros-Aghia Varvara. Nicht in einem Tag schaffbar. Strecke Timbaki-Aghii Deka unattraktiv.
Mittelkreta 3:
Malia-Neapoli-Kourounes-Amigdalea-Skinias-Loumas-Küstenstraße-Aghios Nikolaos.
Ostkreta 1:
Aghios Nikolaos-Küstenstraße-Sitia-Vai.
Südostkreta:
(Ierapetra)-Mirtos-Küstenstraße: hier stimmen viele Karten nicht, sehr einsam, aber viel Gewächshauskulturen-Kato Viglies-Straße hoch in die Berge bis zur Kirche, dort links die Piste wieder runter nach Sidonia-weiter an der Küste nach Arvi-immer noch Küste, biegt aber mal hoch ins Bergland-Keratokambos-fantastische Küstenstraße bis Tsoutsouros-heftiger Paßanstieg nach Norden-Kato Kastelliana-entweder weiter nach Norden bis Heraklio oder westwärts bis Pirgos, dort gibt es ein Hotel, was in dieser Gegend durchaus selten ist (!). Variante: parallel dazu die "Haupt"straße über Ano Viannos auch sehr attraktiv.
Allgemein: Die Hauptverbindung West-Ost im Norden ist die 2-spurige, in der Gegend von Heraklio 4-spurige Autobahn, durchgängig für Fahrräder erlaubt. Sie ist landschaftlich durchaus attraktiv zwischen Kissamos und Kolimbari (hier gibt es alerdings eine tolle kleine Parallelstraße über Kalidonia-Nochia-Plakonia), zwischen Chania und Rethymno, zwischen Rethymno bzw. ab dem Ende der dortigen Badebucht bis Heraklio und ab Malia ostwärts. Der Verkehr ist aber entsprechend.
Alle kleinen Straßen sind eigentlich gut ausgebaut.
Die berühmte Lassithi-Hochebene fand ich total langweilig. Der Aufstieg über Mochos und der Abstieg ostwärts nach Neapoli sind aber klasse. Für ganz Verwegene gibt es noch eine im M.Müller-Reiseführer beschriebene Route aus der L.-Ebene direkt südwärts. Ob das im Mai schon geht, weiß ich nicht.
Kreta ist riesig, alles abzufahren bräuchte es ein Jahr. Es ist auch die Insel der Schluchten. Immer wieder scheint das Land wie von einem Axthieb gespalten. Nicht nur die berühmten Samaria und Imbros sind attraktiv, es gibt unzählige andere. Das nur nebenbei für vielleicht zum Wandertageinlegen.
Die Saison beginnt so etwa ab April, d.h., im Mai steht das ganze Angebot an Unterkunft und Restauration zu 90% zur Verfügung. In den Bergen oben wird es u.Umständen empfindlich kalt sein, wettermäßig ist der Mai zwar auf der sicheren Seite, aber neben 35 Grad sind auch kühle Regenperioden noch möglich.
Soweit mal, was mir einfällt.
Gruß Andreas
Flughäfen: Heraklio mit dem Rad in die Stadt kurz und verkehrsreich. Chania: weiter außerhalb (12 km).

Iassu!
Hast eigentlich alles erzählt, aber die Schlucht von Moni Preveli bedarf noch der Erwähnung. Und das kleine Kaff Lendas in der Nähe. Ich denke auch, daß ein Reiserad ausreicht, wenn er nicht gerade zur Kamareshöhle will
Der Aufstieg lohnt sich aber sehr
Mäxx

Hi Andreas und Bernd,

da habt Ihr mich wirklich erfreut mit Euren sehr umfangreichen Infos! Herzlichen Dank auch für die Bilder auf Deiner Seite, Andreas. Eine schöne Einstimmung auf unsere Tour!
Den Müller-Reiseführer habe ich mir bereits besorgt. Eigentlich bin ich mehr ein Fan der "Reise know-how"-Serie. Aber deren Werk ist bereits aus 2005.
Viele Grüße aus Köln
ERwin

Wie definierst Du »Reiserad«? Auf der Nordküstenrennbahn ist die Bauart egal, aber da kommt auch keine Freude am Fahren auf. Ansonsten ist ein gebirgstauglicher Antrieb notwendig. Im Neben- und Pistennetz halte ich Rennradderivate für fehleingesetzt (wenn das auch für Proteste bei der Krummrohrlenkerfraktion führen wird).

Falk, SchwLAbt

Hallo Erwin,
war insgesamt 4 x per Rad auf Kreta, einmal mit 28", sonst mit 26" Reiserädern, bin ca. 3500 km dort gefahren.
Ich würde ein 26" Rad bevorzugen, da einige wunderschöne Pisten auf Euch warten. Es geht ja nicht um Strecke machen, sondern ums Geniessen auf dieser Insel. Meine letzte Reise ist zwar schon ein wenig her (1998), aber damals fand ich den Führer von Herbert Lindenberg sehr hilfreich, Cyclos, Kreta per Rad, er hat von allen Strecken auch Höhenprofile.
Ich bin fast jede vorhandene Straße/Piste gefahren und im Vergleich mit Mallorca, Sardinien und Korsika ist es meine Lieblingsinsel.
Bei zwei Wochen bieten sich ja eine Ost- oder Westhalbumrundung an , jeweils von Heraklion aus gestartet.
Wenn Du weiter in der Detailplanung bist, kannst Du Deine Strecke ja mal vorstellen.

Viele Grüße,
Jan

Hallo Falk,

Reiserad oder MTB? Ich denke, die Definition beider Begriffe ist ziemlich klar. Reiserad auf Straßen und MTB vorranging für unbefestigten Untergrund, entsprechend ist die Ausstattung, die Rahmengeometrie usw. Beides dürfte es auf Kreta geben. Ich würde das Reiserad bevorzugen (keine Federung 26 oder 28´´, schmalere Reifen 32-40). Bislang sind wir auf Touren in Spanien, Baltikum, Tschechien, Polen fast nur auf Straßen gefahren. Und ein paar Kilometer Schotter kann ein Reiserad auch ab, selbst wenn der Komfort geringer ist.

Aber bitte: ich will kein neues Thema aufmachen!
Gruß
Erwin

So klar ist die Abgrenzung nicht, sie ist ja auch nur von Leuten erfunden worden, die Fahrräder verkaufen wollen und dazu die potentiellen Kunden auch manipulieren. Meine Böcke passen jedenfalls in keine dieser Kategorien.
Von Straßenrenntechnik muss ich im Fall von Kreta ganz klar abraten.

Falk, SchwLAbt

Vielen Dank an alle Tippgeber!
Inzwischen habe ich mir den Reiseführer "Kreta per Rad" besorgt und stecke in der Planung.
Da wir alle bislang mit Reise/Treckingrädern ausgestattet sind, werden wir auch damit auf Tour gehen. Allerdings alle 28´´er. Aber bislang hatten wir damit keine Probleme und die wichtigsten Reparatur/Ersatzteile fahren ja eh immer mit.

Nach Euren Schilderungen und den Bildern von Andreas freue ich schon auf die Tour. Den Vorschlag den Entwurf Euch vorzustellen, nehme ich gerne an. Dauert aber noch etwas.
Grüße aus dem milden Köln
Erwin

Liebe Kreta-Spezialisten,

ein ganz herzliches Dankeschön für Eure Tipps. Vor allem an Bernd, der mir weitere Informationen telefonisch mitteilte.
Hier nun unsere vorläufige Tourstrecke:
Heraklion-Tilissos-Gonies-Anogia-Zonina-Magarites-Rethimnon-entlang der Küste nach Chania-Kolimbari-Kissamos-Topalla Schlucht-Strovles-Paleochora-Schiff nach Chora Sfakion-entlang der Südküste-Ag. Ioannis-Spili-Timbaki-Agii-Deka-Vagionia-Sternes-Pirgos-Martha-Mirtos-Ierapetra-Koustouras-Skopi-Sfaka-Agos Nikolaos-Lassithi Hochebene-Gonies-Kastelli-Mirtia-Heraklion.

Das ist unsere gegenwärtige Planung. Für Anmerkungen danke ich.
Erwin

Klasse Route!
Andreas