Hi@ all !
Das Wetter am Sonntag war einfach der Hammer. Also Rad aus dem Keller, Taschen gepackt, Sommerschlafsack raus und Winterschlafsack als störendes Riesending auf den sonst gewohnten Gepäckberg am hinteren Gepäckträger befestigt.Tags zuvor hatte ich mir schon die entsprechende Radkarte besorgt, denn auf meinen Aldi-Radkarten ist von einem Radweg nach Kopenhagen nichts zu sehen. Es geht wie immer direkt von zu Haus los, einen Kilometer vom Brandenburger Tor. Am Anfang schlängelt man sich noch durch die Stadt um dann immer mehr im Grünen zu sein. Abgesehen von Teilstrecken ist der Radweg im BL Brandenburg durchgehend asphaltiert, entweder als Nur-Radweg oder als Fahrradstrasse. Obwohl ich seit letztem August (Berlin-Bourgas) nicht mehr im Sattel war sind 110 km bis zum Nachmittag erreicht. Leider mache ich den Fehler hinter Oranienburg der Beschilderung und nicht dem Kartenverlauf zu folgen. Eine vorgesehen Flussquerung per Fähre war dann auch nicht möglich (noch zu früh in diesem Jahr).
Zurückfahren hab ich schon immer gehasst, also weiter auf der linken Seite auf kleinen Nebenstrassen bis Liebenwalde. Was auf meiner Karte Nebenstrasse sind, sind in Wirklichkeit sandige Naturpisten. Ich liebe das, eben hatte ich noch 20íger Schnitt, jetzt wird geschoben. Teilweise habe ich den asphaltierten Radweg, der wieder auf meiner Flussseite ist, in Sichtweite. Leider trennt uns die schnelle Havel, ein kleines Flüsschen. Um so weiter ich weg bin von der Hauptstadt, um so leerer wird die Gegend. Bei km 110 lädt mich ein kleiner Rastplatz zum übernachten ein. Ich baue schnell das Zelt auf, hänge meine Fahradkluft zum Trocknen auf und koche mir Fertignudeln.
Bis zum Dunkeln sitze ich so und betrachte den Vollmondhimmel. Langsam wird es kalt, essen mit dicken Handschuhen ist gar nicht so einfach. Irgendwann sammle ich die schon getrocknete Kleidung ein, mach mir daraus ein Kopfkissen. Ab ins Zelt, in den kuschligen Schlafsack.
Nächsten Tag tue ich mich wie immer schwer mit dem Aufstehen, es ist doch so schön warm im Zelt. Aber dann geht alles sehr schnell, der Schlafsack muss raus zum trocknen, der Kocher summt, schon gleich gibt es mein Frühstück. Die Sonne die mich eben noch knapp über dem Horizont geweckt hat verschwindet im Hochnebel. Wird wohl nicht so sonnig wie gestern. Auch wenn jetzt der Reif auf dem Zelt nicht abtaut, ich muss los. In Fürstenberg versuche ich noch ein Paar Wollstrümpfe zu bekommen. Fehlanzeige ! Also ziehe ich 4 Paar aus Baumwolle übereinander. Hatte ich doch etwas vergessen.
Nach Füstenberg an der Landesgrenze zu MeckVorp ändert der Radweg sich schlagartig. Aus hartem Asphalt wird weicher Splitt, in dem meine Reifen versinken. Nicht mal Bergab rollt es. Völlig klar, hier muss nach dem Winter durch die ersten Biker verdichtet werden.
An einem Waldsee müsste es eigentlich lt. Karte rechts ab gehen ich finde aber keine Schilder. So fahre ich trotz richtigen Gefühls in die falsche Richtung nach Canow, eigentlich sollte ich nach Neu Canow. Macht nix, hab ich doch eine fantastisch Seenlanschaft um mich herum. ich komme an ausgestobenen Campingplätzen vorbei, die Gastätten in den kleinen Dörfern sind noch geschlossen. Im Sommer ist hier bestimmt ganz schön was los. 3x passiere ich ein Schild " Radfaher bitte absteigen", alles Gefällestrecken die als Garnierung am Talpunkt einen Zaun oder eine rechtwinkelige Kurve haben.
Ein Teil der Piste ist von Wildschweinen aufgebrochen, so das schieben angeraten ist. In Gross-Quassow kann man sich entscheiden ob man auf dem Hauptweg weiter will oder nach Neustrelitz möchte.
Ich entscheide mich hier für das Abbrechen. Meine Federgabel hat Ihre Dauerkrankheit und zwingt mich alle paar Kilometer zum absteigen und pumpen. Der SON Nabendynamo liefert kein Licht. Der linke Bremshebel hat zuviel Leerlauf Aus der Rohloff kommen merwüdige Geräusche, entweder ist es das falsche Sommeröl oder zuwenig davon. Mein rechter Schuh ist wohl nicht mehr zu retten, die Platte rutscht schon herraus. Das Rad muss schnellsten zurück zum Händler um für die nächste richtige Tour Einsatzbereit zu sein.
jörg
jörg