Hallo zusammen,

Bin gerade auf einer einjaehrigen Reise Richtung Tibet unterwegs und zur Zeit gerade in istanbul. Die naechsten Tage gehts weiter Richtung Georgien (über izmit,Safranboulu,Sinop, Samsun, Hopa um nur einige Punkte zu nennen). Weiss jemand von Euch zufaellig wie es in diesen Gegenden mit Bekleidung aussieht - kann man hier problemlos kurze Radlershorts tragen ohne Anfeindungen bzw. ohne gleich als der gleichgueltige Tourist dazustehen. ich passe mich normalerweise voll an die oertlichen Gegebenheiten an, aber bei 38 Grad mit der langen Hose - naja !
Vielleicht weiss ja einer von euch mehr !

Danke & lg aus istanbul (wo wegen dieses F1 Rennens alles doppelt so teuer lst.... )

Christian

Hi,

war vor zwei Jahren in GE und hatte keine Probleme mit kurzer Hose. Georgien ist aber auch vom Kulturkreis eher europäisch als einige angrenzende Länder.

Gruß Frank

Ich denke, mit der Bekleidungsfrage meinte er eher die Türkei. Ich hatte keinerlei Probleme mit kurzen Hosen dort. In Ostanatolien ist man etwas konservativer, solang du aber mit deinem Sportgerät zusammen erscheinst, dürfte es keine Probleme geben. So was wird eher im Iran o.ä. bemängelt. Kurze Hosen in islamischen Ländern sind auch eher weniger Objekt des Anstoßes als dass du dich damit lächerlich machst, da Shorts als Unterhosen gelten. Aber mittlerweile dürfte man das viel gelassener sehen als noch vor einigen Jahrzehnten.

Mich interessiert noch, wie du deine Route weitergeht. Türkei,Georgien, Aserbaidschan (?) und dann Fähre von Baku?

Hallo,

Pedalen paule hat Recht - eigentlich meinte ich eher die Türkei aber Frank - wie war Georgien ? Hast du es gefaehrlich empfunden bzw. hast du schlechte Erfahrungen mit den Raubrittern (=Polizei) gemacht oder war alles problemlos ?
Vielleicht hast du ja noch einige wichtige Tips ?
Georgien ist so ziemlich das einzige Land wo ich mich ehrlich gesagt wegen der Sicherheitslage etwas sorge.
Paule Danke, ich habs mir eh so gedacht aber ist immer gut wenn mans von anderen auch noch hoert !
Meine geplante Route waere jetzt weiter nach Georgien-Armenien - (falls sichs noch vor dem Winter ausgeht wieder zurück nach Georgien - Aserbeidschan, man darf ja leider nicht von Armenien nach Aserbeidschan einreisen) sonst gleich weiter in den iran (wo ich dann in Teheran das Radl stehenlassen werde und mir mit dem Bus dieses riesige Land anschauen möchte - ist ja Winter) - Turkmenistan (leider nur Transit, ein laengeres Visa scheint ja fast unmoeglich zu sein) - Usbekistan - Tadschikistan - kirgisien - China - Tibet.
Natuerlich alles vorbehaltlich Visaprobleme, Wetter...etc

Grüsse aus der Türkei

Christian

Ich bin so neugierig, weil ich schon seit Jahren an einer Alternativroute zur klassischen Asienroute (Türkei-Iran-Pakistan) tüftele und sie "irgendwann" mal fahren möchte. So habe ich mir mit der Zeit einiges angelesen:

Ich war zwar noch nicht in Georgien, aber ein näherer Verwandter hat eine Georgierin (?) (Georgin klingt auch komisch) geheiratet. Somit bekomme ich immer mal wieder Informationshäppchen über das durchaus interessante Land. Ich denke, solang man die üblichen Vorsichtsmaßnahmen einhält, kann einem nicht viel passieren. Natürlich sollte man Abrachsien und Südossetien meiden (generell die Nähe zur russischen Grenze). Aber besonders, weil man als Deutscher seit einiger Zeit kein Visum für Georgien mehr braucht, ist es recht attraktiv dieses Land noch "mitzunehmen". Die Straßen sollen ziemlich katastophal sein.

Für Turkmenistan ist es praktisch unmöglich ein langes Visum zu bekommen. Das ist aber auch nicht nötig, da Turkmenistan nicht alzuviel (im Vergleich zu seinen Nachbarländern) zu bieten hat. Also, gerade aus durch die Wüste nach Usbekistan.

Tadschikistan ist eine große Unbekannte und wurde jahrelang aus Sicherheitsgründen nicht empfohlen. Es würde auch ein Visum mehr bedeuten, denn von Usbekistan kommt man doch prima nach Kirgistan (oder auch Kirgisien genannt).

hallo paule,

ja ich weiss das mit abchasien und ossetien nur hab ich schon oefters von abzocke der hiesigen polizei gelesen (vor allem zw. Kashuri und tiflis) und gehört und auf das kann ich echt verzichten. ich bin in el salvador schon 2x mal in einer woche von der polizei ausgenommen worden und das kann dir das reisegefuehl so richtig vermiesen, so schoen el salvador auch war - es bleibt leider ein sehr, sehr bitterer nachgeschmack !
stimmt sicher dass turkmenistan im vergleich zu den nachbarn nicht soviel hat - aber wenigstens 3 wochen waere ja noch fair.....der stress in 2 wochen durch ein land zu hetzen behagt mir nicht wirklich !aber was solls, aendern werd ichs ja auch nicht koennen !
Tadschikistan soll eigentlich wieder relativ sicher sein und hab auch von Oesterreich aus noch alle Botschaften kontaktiert und ich muss echt sagen dass die Tadschikische in Wien am hilfsbereiten war, die haetten mir ein visum innerhalb zwei stunden ausgestellt (hat mir da noch nichts geholfen) und sie haben mir auch gesagt wenn ich mein visum dann in ankara oder taschkent hole soll ich ihnen auf alle faelle ein mail schreiben dass sie den weg beschleunigen koennen. ich war auch komplett baff am anfang - die meisten anderen botschaften haben gar nicht auf meine anfrage reagiert ! ich glaub dass die echt wieder den tourismus ins land bringen wollen . ein freund meines vaters war letztes jahr bergsteigen in tadschikistan und afghanistan (nur wakhantal, alles andere ist zu gefaehrlich) und der hat nur geschwaermt von diesen land - sicher er war mit einer gruppe von anderen bergsteigern unterwegs und alles vororganisiert aber trotzdem. ich glaub dass es fast gefaehrlicher ist wenn du mit einer grossen gruppe in dicken gelaendewagen unterwegs bist als mitn bike !
eventuell kommt auch meine schwester nach fuer ein monat bergsteigen - die 7000 rufen !!! steht zwar noch in den sternen aber ein hit waere es sicher. wenn man schon dort ist soll man moeglichst viel nützen !

moin silkroad
hatte immer ne quasi 3/4hose an...ist uebrigens sehr angenehm: leichter stoff, haelt die sonne bissele ab und lasst doch den wind durch...kam damit imme gut an...habe keine andern Radler mit kurzen Hosen gesehen...vondaher ich wuerde immer zu ner laeneren Hose tendieren...die gefahr jemanden damit "zu veletzen" ist schwindend im Gegensatz zu ner kurzen...gerade auf Doerfern sind sie doch teilw noch recht konservativ...
gruessle
danielito

Ich glaube, das hat sich eher anders herum gewandelt. Vor Jahrzehnten herrschte der Schah im Iran und die Menschen waren in punkto Kleidung und Alltagsbräuche wesentlich freier als unter den heutigen orthodoxen, rückwärtsgewandten Religionsfanatikern. Auch die Türkei hat sich in den letzten Jahren zurückentwickelt. Vor ein paar Jahren war Werbung mit Bikinis in Istanbul keine Problem - heute ist es zwar offiziell nicht verboten, solche Werbung ist aber in der Praxis kaum noch durchsetzbar. Ebenfalls haben etliche ehemalige GUS-Staaten die freiere Alltagswelt in der sozialistischen Diktatur mit religiösen Netzen aus Verboten und Gehirnwäschen zur persönlichen Unfreiheit überzogen.

Ich bin u.a. auch aus diesen Gründen nicht bereit, solche Länder zu bereisen. Der Versuch von Menschen, über die banale Kleidung Menschen zu kontrollieren und reglementieren, halte ich für strukturelle Gewalt. Gleiches gilt für das Verfügen von Staat und Gesetz über die intimsten Bereiche des Menschen wie die nackte Haut oder die Sexualität. Tut mir Leid, aber das Strangulieren auf dieser Ebene halte ich für eine Perversion menschlichen Macht über andere Menschen.

P.S.: Krawattenzwang in westlichen "Business"-Kreisen fallen auch in diese Kategorie. Medizinisch ist sogar erwiesen, dass das Tragen der Krawatte auch physische Gewalt bedeutet, weil der Augendruck ungünstig erhöht wird.

Ich denke da eher wie danielito. Ich war 2004 in der Türkei und hatte viele interessante Gespräche mit Einheimischen. Gerade in Istanbul und im Westen macht es äusserlich den Anschein, dass man sehr offen und tolerant ist. Doch in den etwas tiefer gehenden Gesprächen merkte ich dann, dass man gegenüber shortstragenden Touristen zwar sehr höflich ist, aber eine tiefe Verachtung empfindet für ein solch "lächerliches" Verhalten. Nach ihrem Empfinden stellt sich ein Mann völlig bloss, wenn er in kurzen Hosen herumläuft (ebenso übrigens, wenn er das Busticket seine weibliche Reisebegleiterin kaufen lässt). Ein Radler in kurzen Hosen wirkt in der Türkei offenbar tatsächlich so, als ob bei uns ein Türke in den Unterhosen durchs Land fahren würde. Das würde bei uns doch auch zumindest Befremden auslösen, denke ich. Ich habe die Türken als sehr stolze, zurückhaltende Menschen kennengelernt, die sehr viel Wert auf ein würdevolles Erscheinen legen. So tragen z.B. auch auf dem Dorf die Männer oft Anzüge, auch in Situationen, in denen bei uns jedermann informell angzogen herumläuft. Auf dem Land wird es dann schnell sehr traditionell bzw. konservativ. Ich würde z.B. auch im Westen der Türkei und als Mann in den ländlichen Gegenden nicht unbedingt mit kurzen Hosen fahren.

Die Kleidung ist bei den Türken ein Zeichen des Respekts und der Ehrerbietung gegenüber dem Gegenüber (sei es Geschäftspartner, Gast o.a.). So habe ich es zumindest beobachtet. Für mich als alleinreisende Frau hat es sich sehr bewährt, die Kleiderauswahl bewusst zu treffen (keine "Verhüllung", aber einfach zurückhaltend in Farbe, Form und Länge; allerdings war ich nicht mit dem Rad unterwegs) und im Verhalten eine gewisse Zurückhaltung an den Tag zu legen. Ich wurde mit sehr viel Respekt und Höflichkeit behandelt, erlebte enorm viel Hilfsbereitschaft und "Fürsorge", und es wäre keinem Mann in den Sinn gekommen, mich in irgendeiner Form zu beschwatzen oder belästigen.

Ich weiss, lange Hosen können sehr unangenehm an den Beinen kleben. Aber ich denke, schon die 3/4-Länge ist da für beide Seiten ein valabler Kompromis. Leichte Stoffe gibt es ja mittlerweile genügend.

Geniesse Istanbul! Ich fand es eine ganz ganz tolle Stadt und habe viele gute Erinnerungen daran. Irgendwann werde ich die Türkei auch noch per Rad erkunden.

Bettina

Wenn dich die Leute in der Türkei respektieren sollen mußt du auch sie und ihre Umgangsformen respektieren,das bedeutete für mich u.a. lange Hose und langärmlige Oberbekleidung anzuziehen,auch beim Radfahren.Wenn dir das nicht gefällt wirst du auch nirgends Probleme haben da die Türken sehr tolerant und gastfreundlich gegenüber Ausländer sind.Georgien ist abgesehen von den bekannten Krisengebieten ein sicheres und tolles Radreiseland.(Okt.2006)
Vorsichtig würde ich beim Zelten sein,besser ist es die überschwengliche Gastfreundschaft der Georgier zu geniessen.Bei meiner dreiwöchigen durchquerung von Kasbegi nach Batumi wurde ich 11 mal zu Bett,Speiß und Trank eingeladen.Angst um meine Sicherheit hatte ich nie,die Polizei war hilfsbereit und korrekt nur der übermässige Alkoholkonsum bei jeder Einladung bereitete mir Kopfweh(kennand de Georgier saufen ,oba i hob mitgholten).Armenien ist auch voll Klasse,fahre wenn es irgendwie möglich ist dorthin.Infos für Armenien findest du im Überfluss unter www.armeniapedia.org

hallo,

danke erstmals fuer eure antworten, hab mir gestern eine leichte hose gekauft und die auf 3/4 laenge abgeschnitten, denke dass ist sicher der beste kompromiss zur not hab ich ja auch noch ne lange mit.

flotter- danke fuer den link und gruesse in die heimat

zu velotraeumer
Vor ein paar Jahren war Werbung mit Bikinis in Istanbul keine Problem - heute ist es zwar offiziell nicht verboten, solche Werbung ist aber in der Praxis kaum noch durchsetzbar.

also hier sieht man im fernsehen (das landesweit ausgestrahlt wird) die ganz normale werbung wie bei uns - viel nackte haut - kein unterschied ausser dass die darsteller tuerken sind. selbst auf den plakatwaenden neben den strassen sieht man maedels in bikinis.
es ist eher das gegenteil, hab bis dato noch keine einzige werbung gesehen wo eine frau mit koptuch vorgekommen waere ! (es ist ja in der tuerkei auch verboten als frau mit kopftuch eine universitaet zu besuchen, das militaer schaut auf seinen sekulaeren staat.)



Ich bin u.a. auch aus diesen Gründen nicht bereit, solche Länder zu bereisen.

tja - da wirst du dann wahrscheinlich ausser europa und ein paar einzelnen laendern weltweit nicht viel sehen.
leider ist die mehrheit der laender weltweit noch immer eher diktatorisch bzw. militaerisch gefuert verbunden natuerlich mit vielen einschnitten in die persoenliche freiheit.
ich denke man muss objektiv und offen reisen natuerlich aber auch mit dem wissen was in diesem laendern ablaeuft !

Kommt jetzt ein bisschen zu spät, da du schon eine Hose hast, aber ich kann Hosen aus dünnem Leinen sehr empfehlen. Ich fand es in der Türkei in solchen langen Hosen sogar angenehmer, weil die Haut vor der direkten Sonneneinstrahlung geschützt wird.

hallo christian!

tuerkei: von pakistan und iran kommend bin ich damals fast vom rad gefallen, als ich in der ersten tuerkischen stadt eine frau im minirock sah bekleidungsmaessig ist die tuerkei sicher problemlos - wird wahrscheinlich schon eher schwierig bei den vielen chai-einladungen noch einen guten tageskilometerschnitt zu bringen ...

georgien: kann mich flotter nur anschliessen. waren 2006 dort. die polizei ist wirklich korrekt und die georgier sehr gastfreundlich! hotels gibts nicht allzu viele. beim wildcampen haben wir uns immer sehr gut versteckt. von anderen touristen hoerten wir von recht haeufigen diebstaehlen, wir hatten aber keine probleme. alles in allem ein sehr schoenes reiseland!!

schoene gruesse, clemens

Hallo + Merhaba ! Die Türkei ist ein kulturell sehr sehr heterogenes Land. So gibt es sehr viele Menschen dort, für die eine kurze Radlerhose überhaupt kein Befremden auslöst. Auf dem Land wird man aber häufig traditionell eingestellten Türken begegnen, die selbst niemals eine kurze Hose tragen würden und vielleicht sogar darüber lachen. Es gibt aber auch viele Leute, die offen sind für neue Entwicklungen und die damit kein Problem haben. Und: es gibt auch in den kleinsten Provinzstädtchen Leute, die vielleicht nach ihrem Studium wieder in die Heimat zurückgekehrt sind und sich freuen, westlichen Touristen zu begegnen, die die Freiheit, die sie in den großen Städten kennen gelernt haben, mal in der Provinz vorführen. Ich selbst habe in der Türkei immer kurze Radhosen getragen , weil ich denke, dass man in Kontakten mit Menschen, die traditioneller eingestellt sind, seinen eigenen kulturellen Standpunkt nicht ganz verleugnen muss um respektiert zu werden. So einfach laufen solche Begegnungen nicht ab, dass derjenige, der eine kurze Radhose trägt, einfach und allein aus diesem Grund für lächerlich gehalten wird. Wenn man sich mit einer gewissen höflichen Zurückhaltung verhält, offen und kontaktfreudig ist und es vielleicht auch schafft, auf türkisch zu grüßen oder sich zu bedanken, dann wird man in der Regel nicht lächerlich rüberkommen. Einem Fremdem gesteht man in der Türkei zu, innerhalb gewisser Grenzen (bei Frauen sehen die in der Tat anders aus, ich spreche, was die Radhosen betrifft von Männern) anders zu sein. Vielleicht wird darüber ja gelacht, weil's so ungewohnt ist. Na und? Lacht doch einfach mit und erlebt das nicht als Bedrohung, Streß oder Verunsicherung! Und gebt den Leuten in den ländlichen Gebieten die Gelegenheit dazuzulernen, dass auch ein 'Kurze Hosen-Träger' - wenn überhaupt, dann nur teilweise- lächerlich, aber sonst eigentlich ganz in Ordnung ist:-)
Viel Spaß dabei ! Kelawuz