Angeregt durch eine sehr kontroverse Diskussion auf einem ausländischen Forum zu dem Thema „Rumänien / Gefährdung von Radreisenden durch aufdringliche und gewaltbereite Roma“ interessiert mich die Meinung aller Rumänienfahrer:

Wie habt ihr die Begegnung mit Sinti und Roma empfunden ?
Habt ihr euch unsicher und (oder) bedroht gefühlt ?
Habt ihr gefährliche Situationen erlebt ? Wann ? Wo ?
Wurdet ihr von Sinti und Roma angegriffen oder beklaut ? Wann ? Wo ?
Konntet ihr, vor allem in ländlichen Gegenden, Sinti und Roma vom Rest der Bevölkerung unterscheiden ?
Habt ihr den Zustand der Strassen und den irren Verkehr als grössere Gefährdung empfunden ?
Wenn gewarnt werden sollte, vor was ?

Hi Fritz,

ich bin ja gerade zurück von einer Tour durch Rumänien (20 Tage). Alle Deine Fragen kann ich mit einem klaren -Nein- beantworten.
Gewarnt werden sollte vor den vielen bellenden und hinterherlaufenden Hunden.

Die Tour ist auf meiner HP nachzulesen.

Gruss aus Kölle
Udo

hallo fritz,
ich war vor 3 jahren für ca. 1woche in rumänien auf dem weg in die türkei. bettelnde, grabschende kinder, besonders vor supermärkten können manchmal nerven. aber kein vergleich zu marokko. ansonsten sieht man auf dem land machmal planwagen und lager mit offener feuerstelle. sieht alles eher romantisch nach "wilder westen" aus. ob es sich dabei um sinti+roma handelt, weiss ich allerdings nicht.
zustand der (haupt)strassen gut, nebenstrassen oft schotter. macht aber spass. ich fand rumänien interessanter als ungarn oder bulgarien.
gruss
thomas

Moin,

das Betteln der Kinder habe ich als sehr nervig, teilweise aggressiv erlebt. Man wird regelmäßig auf Geld angesprochen.

Zu einem Diebstahl kam es nicht. Einmal sind zwei Kinder hinter mir hergelaufen, als sie merkten, dass auf dem Hänger was angebracht sein könnte, das möglicherweise "herunterfällt". Ein paar Tritte schneller am Berg haben aber das Problem beseitigt.

Daniel

moin,
Sinti und Roma sind verschiedene Volksgruppen.
Nach Schwierigkeiten mit Sinti in Rumänien zu fragen, ist etwa so, wie zu fragen, ob Bayuwaren in Nord-,West-, oder Ost-friesland viele Raubüberfälle begehen
es grüßt Dich der
wanz
der, gerade in ländlichen Sachsengebieten, gewaltbereite Friesen nur an ihrem fränkischen Dialekt erkennen kann

Ironie beiseite - An solchen Diskussionen in irgendwelchen Foren sollte man/frau sich nicht unbedingt beteiligen oder sie streuen
Ich will da an die Rassenverfolgungen und Morde in unseren "Volksgebiet" erinnern, wo die genannten Gruppierungen nach den rassisch-religiös (mosaisch) Verfolgten die meisten Opfer des Rassismus waren.

Hallo Fritz,

ich war 3-mal in Rumänien unterwegs. 1995, 2003 und jetzt gerade im Juni 2007. 1995 war der Nachtzug zwischen Budapest und Bukarest ein zweifelhaftes Erlebnis, da irgendwelche Leute versucht haben, unser Abteil aufzubrechen. In Bukarest sah alles heruntergekommen aus. Diese eher negativen Eindrücke auf irgendwelche Volksgruppen zu schieben wäre nicht mein Ding. Daher kehrte ich auch 2003 wieder nach Rumänien zurück und war von dem Land sehr angetan.

2007 radelte ich durch den Nordosten von der Ukraine nach Moldawien. Alles war easy...kein Stress mit irgendjemanden, keine bettelnden Menschen und kläffenden Hunde. Ich kann dieses Land jedem empfehlen - egal ob per Pedes oder mit dem Velo.

Ich hab keine negativen Erfahrungen mit Sinti und Roma gemacht. Allerdings hatten wir uns letztes Jahr mal einen Zeltplatz gesucht, dann kamen einheimische Bauern vorbei, die uns gewarnt haben, dass wir auf einem ihrer Wege campen würden und sie uns unser Geld wegnehmen und die Kehlen durchschneiden würden. Ich weiß nicht, wie ernst diese Warnungen zu nehmen sind. Ich schätze mal, nicht ganz so drastisch, wie sie es geschildert haben. Wir haben uns aber trotzdem lieber einen anderen Zeltplatz gesucht.

Es ist schwer einzuschätzen, ob die einheimische Bevölkerung eher weiß wovon sie spricht oder eher hypervorsichtig ist. Beides könnte ich mir gut vorstellen. Aber wie gesagt, wir hatten dieses eine Erlebnis und waren lieber vorsichtig.

Hallo Friedrich,

ich bin in den vergangenen zwei Jahren jeweils durch Rumänien geradelt. Dabei habe ich folgende Beobachtung gemacht: 2005 waren Sinti und Roma im Straßenbild noch sehr viel alltäglicher als im Jahr darauf. Einen meiner Pensionsbesitzer, den ich im vergangenen Jahr darauf in Brasov ansprach, erklärte mir den Wandel augenzwinkernd damit, dass man sich doch den EU-Verhältnisse annähern müsse (ich möchte nicht wissen, wie der Staat dabei vorgegangen ist, trotz der eigenen parlamentarischen Interessenvertretung).

"Aggressive" Bettelei habe ich in Rumänien übrigens auch von Rumänen erlebt. Allerdings auch, dass diese oft von ihren Landsleuten sehr schnell darauf hingewiesen wurden, dass ich Ausländer sei und man mich also in Ruhe lassen solle.

Seit ich 2005 die Beobachtung gemacht habe, dass die Sinti- und Roma-Kinder häufig von nur wenigen älteren "Kapos" um ihre Einnahmen gebracht wurden oder diese so schnell wie möglich in Alkohol umsetzten, habe ich den Kindern immer nur zu Essen gegeben, das umgehend in den kleinen Mäulern verschwand. (habe selbst Kinder und kann nicht einfach zusehen, wenn es einem Kind schlecht geht).

Insgesamt also keine schlechten Erfahrungen gemacht. Auch gilt immer noch, dass Armut keine Schande ist.

Grüße, Manfred.

Das ist wirklich eine gute Idee!

Übrigens gehören - im übertragenden Sinne - auch die Reiseradler zum "fahrenden Volk". Nur mal so als Gedanke.

Hi,

wir sind gerade von unserer Tour Budapest Istanbul zurück. Waren dabei auch einige Tage in Rumänien. Von Szeged (Ungarn) via Timisoara nach Süden an die Donau. Dort entlang bis Vidin (Bulgarien)

Warnen würde ich vor den Straßenhunden. Die liegen faul im Schatten, manchmal springen sie erschreckt auf und rennen kurz vor dem Rad über die Straße.

Verkehr ist angenehm wenig, sobald man die Städte hinter sich hat. Man kann auch auf größeren Straßen recht angenehm fahren.
Straßenbelag ist auf den großen Straßen meist akzeptabel aber wellig. Baustellen sind deutlich weniger abgesichert als bei uns.

Sinti Roma Rumänen? Wir wurden von allen freundlich behandelt. Ausnahme eine Gruppe Jugendlicher, die uns stoppen wollte (die Handbewegung habe ich als „Haste mal ne Kippe“ interpretiert) und nachdem es nicht geklappt hat einige Steine hinter uns her geschmissen hat. Haben wir unter Einzelidiot abgelegt.

Wir hatten vorher auch einige Bedenken, die auf den alten Vorurteilen beruhten. Haben dann aber beschlossen, daß eine evtl. vorhandene Gefahr für unser Eigentum keine Einschränkung sein darf. Wenn ich vor Angst, daß mein Rad beschädigt oder geklaut wird, nicht mehr damit fahre, dann hat es seinen Sinn verloren.

Im Nachhinein hat sich die Einstellung als richtig erwiesen.

Baldi

Hallo Fritz,

letztes Jahr habe ich da zwiespältige Erfahrungen gemacht. Eine Frau in Curtea de Arges (direkt an der kleinen alten Kirche auf dem Prinzenhof) hat mich ziemlich übel belästigt - erst hat sie mir sexuelle Dienste angeboten, dann wollte sie Geld für Essen für ihre Kinder. Als ich statt Geld etwas zu essen aus meinen Taschen kramte, fing sie an, selbst in meinen Taschen herumzuwühlen. Da sie noch einen Kumpel (Zuhälter?) dabei hatte und sonst niemand in der Nähe war, wurde mir schon etwas mulmig.

Bei Ostrov hielt an einer Steigung plötzlich ein Rotzbengel mein Fahrrad fest und wollte partout nicht wieder loslassen. Das war eher lästig und ich bin auch nicht sicher, ob es ein Roma-Junge war.

Irgendwo auf dem Weg von Bukarest an die Donau wiederum hat mir eine Zigeunerfamilie, die am Straßenrand Obst verkaufte, eine Wassermelone geschenkt und mir die Flaschen aufgefüllt. Das war eine echt schöne Erfahrung.

Ich denke, man darf nicht alle über einen Kamm scheren und sollte unvoreingenommen, aber mit gesundem Menschenverstand auf die Leute zugehen. Die rumänischen Straßenköter halte auch ich für weit gefährlicher, mit dem Verkehr hatte ich kaum Probleme.

Gruß,
Henning

Mal von den meines Erachtens überflüssigen politisch korrekten Belehrungen abgesehen, stimme ich allen anderen zu. Hunde sind viel gefährlicher als alles andere und Rumanien ist ein wundervolles Land. Es gibt schon einen offensichtlichen Unterschied zwischen Siebenbürgen und südlich der Karpaten, aber auch dort ist alles safe, wenn Du die gängigen Vorsichtsmaßnahmen triffst. Diebe gibt es überall, nicht nur bei " mobilen ethnischen Minderheiten".
Ich sag immer gerne, die, die klauen sind alle bei uns, weil da ja nix zu klauen ist.
Fahr einfach hin!

Ich war letztes Jahr in Rumänien. Bin von Norden kommend nach Bulgarien durchgeradelt.

Ich habe viele gute Erfahrungen mit den Menschen dort gemacht.
Vom gratis Zimmer (3 Nächte lang) mit gratis Essen bis zu netten
Bekanntschaften usw.

Weniger schön waren ein paar Kinder die beim vorbeifahren mit der Faust gegen meine Taschen geschlagen haben.

Leider haben Sie genau auf die Sohlen meiner Bergschuhe geschlagen
was, dem Schmerzschrei zufolge, etwas geschmerzt haben dürfte.

...und leider noch ein Negativbeispiel.

Auf unserer Reise von Wien ans Schwarze Meer 2005 versuchte in einem Bauerndorf in der Wallachei ein etwa 16-jähriger Junge meinen Seesack (mit Zelt und Schlafsack) vom fahrenden Rad zu reissen.
Der Sack war allerdings gut befestigt und war nicht wegzukriegen. Einen Sturz hatte ich verhindert, weil ich das Tempo wegen dieses Jungens, der da auf der Strasse herumstand, schon reduziert hatte.
Ich stoppte und er rannte davon, um uns dann aus sicherer Entfernung noch mit trockenen Dreckklumpen zu bewerfen.

An diesem Tag hatten wir danach jedenfalls immer ein schlechtes Gefühl, wenn Leute am Strassenrand herumstanden.

Ich will das Ganze nicht dramatisieren. So etwas ist mir da zum ersten Mal passiert.
Allerdings auch in der ärmsten Gegend aller von mir bereisten Länder in den letzten fünf Jahren.

Gruss
Georg