Hallo,

nachdem ich letzte Woche durch einen Speichenbruch (auf der Kassettenseite) zur Demontage der Kassette (CS-5600) gezwungen war, will ich Euch mal 'nen Report über meine Versuche abgeben.

1. Versuchsreihe: Rad ausgebaut, Adapter TL-LR15 in Kassette geklemmt uns mit Kettenpeitsche und langem Maulschlüssel mit voller Kraft zu lösen versucht. Kein Knack, kein Zucken, keine noch so klitzekleine Bewegung. Nach paar Versuchen gebe ich mit verbogener Kettenpeitsche auf.
2. Versuchsreihe: Fast wie bei 1, aber mit Kettenpeitsche Marke Eigenbau ( Arm ist ca. 85 cm lang) und Maulschlüssel ist einem Steckschlüssel mit 70 cm langem Rundstahl gewichen. Vorsorglich hatte ich den Lookring und Kassette mit WD40 behandelt. Auch hierauf reagierte die Schraubverbindung nicht.
3. Versuchsreihe: Nachdem ich nochmals die Explosionszeichnung der CS-5600 ausführlich studiert hatte, um mich von der Richtigkeit meines Tuns zu überzeugen, kam mir die Erkenntnis. Hier hilft nur professionelle Hilfe. Also HR ins Auto und ab damit in die Radwerkstatt. Dem Mechaniker, mit Ringerstatur, teilte ich mein Problemchen mit. Schmunzend lies er mich wissen, das er mit so manchem hartnäckigen Teil zurechtgekommen sei. Doch seinem auch noch so heftigen Muskelspiel widerstand der Lookring schweigend und stoisch.
4. Versuchsreihe: Der Mechaniker versucht bei gleichem Geräteaufbau (Schlüssel und Hebel mit Verlängerungen) , dem inzwischen stark erhitzen Ring beizukommen. Aber auch hier zeigt sich der Lookring als echter Widerständler. Nichts passierte. Kopfschüttelnd und verschwitzt kapituliert der Mechaniker und teilt mir mit, das er mir max. ein neues Hinterad auf die Schnelle verkaufen können, was ich erstmal dankend ablehnte.

Auf der Heimfahrt kam mir dann eine Idee. In den Kfz-Werkstätten werden doch auch festgerostete Radmutter/-bolzen mit Schlagschraubern gelöst. Also erstmal nach Hause, den Steckadapter und Kettenpeitsche eingepackt und in die Kfz-Werkstatt.
Die Dame an der Dialoganahme hielt mich, als ich mit dem Rad in der Hand gestikulierend mein Problem schilderte wohl für Herrn Schauzer (versteckte Kamera). Sie schielte suchend an mir vorbei und erklärte mir sehr höflich aber bestimmt das es sich hier um keine Fahrradwerkstatt sondern um eine Kfz-Werkstatt handele. Erst nachdem ich recht eindringlich nach dem Werkstattmeister fragte, hielt sie es für angemessen mir zuzuhören. Und dann ging alles zügig. Der herbeigerufene Mechaniker erkannte sofort mein Problem, schnappte sich das HR und bat mich ihm zu folgen. In der Werkstatt setze er den Schlagschrauber auf den Adapter, legte die Kettenpeitsche auf den Zahnkranz und nach kurzem Knack-Krrrrrrrrr löste sich der Ring auf's leichteste.
Verblüfft über die Leichtigkeit des Seins fragte ich nach den Unkosten der Arbeit, aber statt einer Rechnung erhielt ich ein Reifenpflegeset (und das obwohl ein nagelneuer Racer drauf war ) mit der Bitte das etwas abweisende Verhalten der Dame am Entree zu entschuldigen.

Und da reden wir immer von der Service-Wüste-Germanien .

Hat jemand noch andere Problemlösungen für festsitzende Spezialschraubverbindungen ?

Gruß
Roul

Ja, ich. Bei den alten siebenfach Ritzelpaketen war es so, dass da vor dem letzten Ritzel ein kleiner gezackter Zwischenring aufgesetzt werden musste. Wenn man das nicht gemacht hätte, wäre der Ritzelabstand zwischen letztem und vorletztem Ritzel nicht korrekt gewesen. Ich hatte mal das gleiche Problem wie du: In der Radwerkstatt meines Vertrauens gab man es auf, nachdem auch dort eher das Werkzeug verbogen war, als der Lockring gelöst.
Zu Hause kam mir dann die Erleuchtung: Man nehme einen ollen schmalen Schraubenzieher (-dreher, für die Gscheidhaferl) mit durchgehender Klinge oder ein sehr kleines, schmales Stemmeisen. Damit stemme man von außen diesen kleinen gezackten Ring durch! Er zerbröselt meistens recht schnell (ich habe das inzwischen schon öfter gemacht) und man kann ihn dann von außen in seinen Einzelteilen herauspulen.
Der Grund, warum sich der Lockring nun lösen lässt, besteht darin, dass man auf diese Weise das letzte Ritzel genau um die Dicke dieses gezackten Rings in Richtung Nabenflansch udn damit vom Lockring weg schieben kann. Der Lockring "frisst" dann nicht mehr auf der gekerbten Fläche des letzten Ritzels und lässt sich lösen. Bei achtfach-Ritzeln muss man halt leider das letzte Ritzel zerstören, indem man - da gibt es nämlich diesen gezackten Ring nicht mehr - einfach den Bund durchschlägt, der den Abstand zum vorletzten Ritzel herstellt. In dem Fall bräuchte man also ein neues Abschlussritzel. ABer in der Regel macht man das ja eh nur, wenn man das komplette Paket aufgrund von Verschleiß wechseln möchte. Dann ist es eh egal. Und bei den Siebenfach muss man halt, wenn man unbedingt das alte Paket wieder einbauen möchte, so einen Zwischenring besorgen. Diese Teile fliegen aber bei allen Bastlern eh in größerer Stückzahl in der Werkstatt herum.
Wie es bei neunfach- und zehnfach Gruppen ist, weiß ich nicht, weil ich da keine Erfahrungen gemacht habe. Aber im Prinzip dürfte das ähnlich funktionieren.
Liebe Grüße an alle Lockring-Demontierer, Wolfi