Wie die Stuttgarter Zeitung am 18.5. schrieb, soll Mexiko-Stadt ein radlerfreundliche Stadt werden!
Da habe ich mir gleich die Augen gerieben, da mich das an die Versprechungen der Stuttgarter Politiker erinnert: vollmundige Planziele ohne Hirn und Sachkenntnis.
Nach Angaben des Autors, Klaus Ehringfeld, bewegen sich auf den rund 83 000 Straßen, Chausseen und doppelstöckigen Stadtautobahnen vier Millionen Autos & Co., aber weniger als ein Prozent Radler - bei über 20 Mio. Einwohnern. Nicht einmal in der StVO seien bisher Velos überhaupt erwähnt.
Hauptgrund des neuen Bewusstseins sind die Abgase. Diese möchte der aktuelle Bürgermeister der Stadt reduzieren. Demnächst soll der Sonntag für einige Stunden in der City autofrei werden. Erstaunlicherweise macht der Bürgermeister Nägel mit Köpfen, denn er verpflichtete bereits Ende März seine Mitarbeiter, jeden 1. Montag im Monat mit dem Radl zum Büro zu fahren. Scharfsinnig recherchierte die StZ, dass der Bürgermeister Radfahrgene im Blut haben muss, denn er hat französische Vorfahren.
Kurios mutet auch an, dass Fahrradhelme (offenbar traut sich keiner ohne in die Verkehrshölle?) sogar knapp wurden. In der Zukunft soll jeder zwanzigste Bewohner der Megametropole das Velo als normales Verkehrsmittel nutzen. Hintergrund der Überlegung sei aber nicht nur der Umweltschutz, sonder auch die Verkehrsstaus und die Fettleibigkeit - offenbar eine zu den Amerikanern und den Deutschen
solidarische Haltung des Mexikaners.
Die bisher zaghaften Versuche von Radwegen werden offenbar von den Autos zum Parken ignoriert oder sind so angelegt, das sie irgendwo im Nichts enden. Hier irrt der StZ-Schreiber allerdings, das als eine mexikanische Besonderheit heruaszustellen - sogar im fahrraderprobten Deutschland (und Nachbarländer) ist das alltägliche Sitte und Praxis.
Das die Mexikaner allerdings das Radeln als noch etwas exotischer ansehen als wir Mitteleuopäer, zeigt jedoch das Ansinnen der Stadtregierung, Radfahren zu etablieren: Sie richtete eine "Schule für urbanes Fahrradfahren" ein, eine Möglichkeit für Radnovizen, auf einem Übeplatz lenken auf zwei Rädern zu lernen.
Höhepunkt des neuen mexikanischen Radkultes soll ein Radmarathon Ende Mai werden, für den sogar die Stadtautobahen gesperrt werden sollen.
Nun, Stuttgart hat ja auch die Rad-WM und solche Symbolaktionen.
Das unorthodxe Verhalten des mexikanischen Bürgermeisters ist mir aber eine besondere Erwähnung wert, denn die Ansagen wie „Der öffentliche Raum gehört allen“, „ Fahrrad bedeutet Gleichheit“ gehen schon über das Alibi-Einerlei von Herrn Schuster oder Herrn Tiefensee hinaus. Immerhin ist das aus der gesamten mexikanischen poltischen und sozialen Situation heraus ein wesentlich mutigeres Vorgehen.
Als Augenschmankerl holte sich der Bürgermeister eine wahrlich auffälligen Blickfang auf die Räder: Zuleyka Rivera, die Miss Universum, rollte mit Rad und Helm durch die Stadt. Da könnte doch mal die Miss Germany zur Rad-WM nach Stuttgart kommen und die Doping-verkraulten Zuschauer wieder zurück an die Strecke bringen?!
An alle Weltenbummler im Forum: Auf nach Mexiko! ... Viva Mexicana, wir sind mit dem dem Radl doh...