Einige Sätze über die Reise:
Eine eigenartige kleine Karawane, die da am 20. April 2004 die deutsch-schweizerische Grenze überquert. Auf den ersten Blick wirken Anke Goße und Ronny Kern auf ihren Rädern mit ihrem 16 Monate alten Sohn Bela im Kinderanhänger wie gewöhnliche Ausflügler. Tatsächlich aber werden sie 2 ½ Jahre unterwegs sein und vier Kontinente besuchen.
Für einen Wochenendausflug wäre das vielleicht auch ein bisschen viel Gepäck!
Nach 10 Monaten quer durch West- und Südeuropa brechen sie nach Asien auf. In der Türkei und dem Iran erleben sie die gastfreundlichsten Menschen ihrer Reise. Täglich gibt es unzählige Einladungen zu Tee und Essen und viele Male sind sie auch zum Übernachten eingeladen.
Um Asien bis zum Winter einmal bis zur Küste im Osten zu durchqueren, hatten sie früh aufbrechen müssen. Ende Februar sinken die Temperaturen in der Türkei nachts noch unter -10 Grad. Bela nimmt es gelassen. Er liegt mit seinem Schlafsack in dem seiner Eltern und macht nicht den Eindruck, als ob ihm die Kälte etwas ausmachen würde.
Bis zum Mai ändern sich die Temperaturen deutlich. Bei bis zu 46 Grad fährt die Familie in vier Tagen 560 km quer durch die Karakomwüste Turkmenistans, da die turkmenischen Behörden ihnen nur ein 5 Tage - Transitvisa ausgestellt haben. Einen Tag hatten sie noch zur Grenze gebraucht und nun genau 100 Stunden Zeit, um die Grenze zu Usbekistan zu erreichen.
In der Mongolei kommt Bela, jetzt 2 ½ jährig, auf seine Kosten. Kein Strassen und damit kein Verkehr auf diesen – so kann er ungestört überall herumlaufen und spielen. Es gibt jede Menge Yaks und Pferde, auf denen die mongolischen Hirten ihn reiten lassen. Anke und Ronny genießen die weite Steppe der Mongolei, eines der am dünnsten besiedelten Länder der Erde. Bis zu vier Tage sind sie manchmal unterwegs, bis sie wieder eine Jurte sehen, an der sie jedes Mal auf Wasser und Wegbeschreibungen hoffen können.
Die Winter verbringt die Familie auf Bauernhöfen. Im Ersten hatten sie in Griechenland bei der Olivenernte mitgearbeitet, den zweiten Winter verbringen sie in den Bergen Japans, um bei der nur noch selten durchgeführten Kaya-Gras-Ernte mitzuhelfen. Mit diesem Gras werden heute nur noch wenige Dächer, ähnlich unserer Reeddächer, in Japan gedeckt.
Zwei Jahre nachdem sie Deutschland verlassen haben, geht ihnen das Geld aus. In Tasmanien leben sie 5 Monate bei einer befreundeten Familie und verdienen sich in der Apfelernte das nötige Geld, um die Reise fortzusetzen.
Als letzten Kontinent beradeln sie ein Teil von Afrika. Über Mauritius geht es nach Madagaskar. Mehr als 3500 km fahren sie mit ihren Rädern auf dieser Insel. Krokodile kommen bedrohlich nahe beim Wasser holen in den Flüssen, in abgelegenen Gebieten sehen sie oft tagelang niemanden. Nicht selten flüchten die Einheimischen hier panisch vor den herannahenden hellhäutigen Fremden. Tagelang schieben sie ihre Räder und den Anhänger durch sandige Pisten und über felsige Passrouten.
Nach 2 ½ Jahren sind sie schließlich in Tansania, wo ihre Reise verfrüht endet. Vom Kilimanjaro aus fliegen sie in ihre Heimat nach Deutschland zurück, wo sie 929 Tagen vorher gestartet sind.
Nach 30.000 Kilometern und 22 Ländern lernt Bela endlich das Land kennen, in dem er geboren wurde. Er ist sehr erstaunt, dass hier alle die Geheimsprache, die er bisher nur mit seinen Eltern teilte, sprechen.