Hallo Wilfried,
kommt das wirklich so dramatisch rüber? Schon der Jan hat das als „himmelhoch jauchzend und am Boden zerstört“ interpretiert.
Also, ich war nie auch nur annähernd am Boden zerstört. Dazu bin ich von Haus aus viel zu optimistisch. Das Problem mit meinem ersten „öffentlichen“ Bericht ist, dass ich normalerweise nur für den Familien- bzw. Freundeskreis etwas aufzeichne. Die kennen mich halt alle und können daher meine „Schreibe“ auch deuten.
Hatte vor den Bericht für Jans HP nochmal umzuschreiben, aber war dann doch zu faul.
Komisch, die Piste sind wir im Februar 06 ja auch gefahren. So krass habe ich sie gar nicht in Erinnerung.
Sowohl zwischen Tata und F.Z, als auch zw. F.Z. und Mhamid hatte ich „sehr“ starken Gegenwind. Gerade bei solchen Verhältnissen ist es bestimmt besser in einer Gruppe zu fahren. Da wäre mein
Dir ein gutes Neues und viel Spaß bei der Planung für euere Tour.
Gruß
Werner
Allerdings ein Erlebnis aus Tazenakht will ich noch nachreichen. Dieses Erlebnis war so intensiv, dass es nicht einmal in meinen Reisenotizen Erwähnung fand. Den ich werde es nie vergessen.
Komme relativ früh in Tazenakht an suche ein schattiges Plätzchen und möchte eigentlich nur etwas trinken und meinen Wasservorrat auffrischen. Entferne mich etwas von meinem Rad und werde von einem älteren Mann auf arabisch angesprochen. Ok, ich kann noch in dieser Sprache den Gruß erwidern, aber dann. Offensichtlich ist er blind und mit französisch kommen wir auch nicht weiter. Aber er gibt mir zu verstehen, dass er über den Platz geführt werden möchte. Er packt mit beiden Händen meinen Unterarm und ab geht es. Also es geht sehr langsam voran, da der Herr schon sehr alt ist. Er redet wie ein Wasserfall und plötzlich fällt ein Wort, das sich wie „Café“ anhört. Nur auf der anderen Seite sind deren mehrere. Nach einigen Metern geht mein Blick zurück zum Rad. Dieses steht mit eingeschaltetem GPS-Gerät unabgeschlossen so herum. Direkt daneben ein Mann. Der nickt mir zu und gibt mir zu verstehen, dass er aufpasst. Gleichzeitig entfernt er sich demonstrativ zwei Schritte vom Rad, so nach dem Motto: „Ich pass nur auf“. Wir gehen weiter und es kam mir vor, als ob wir minutenlang unterwegs gewesen wären. Aus einem Café winkt eine Frau ich steuere dorthin und „übergebe“ ihn an diese Frau. Als ich zum Rad zurückkomme, bedankt sich der Aufpasser mehrmals. Ich erkläre ihm, dass dies in Deutschland normal wäre (!?!?). Er entpuppt sich als der Besitzer des Hotels Tahdaoute und da ich ja den spontanen Entscheidungen auf diese Tour nicht abgeneigt bin, erkläre ich die heutige Etappe für beendet und gehe in dieses Hotel.
Am Nachmittag klopft es an meine Zimmertür und der Hotelbesitzer und ein junger Mann stehen davor. Der junge Mann ist der Neffe des Blinden und will sich bei mir bedanken. Wir gehen ins Restaurant und trinken einen Tee, plötzlich steht er auf und kommt nach kurzer Zeit mit einigen kleinen Teppichen wieder zurück. Aha denke ich mir, daher weht der Wind.
Er rollt einen der Teppiche aus und frägt, ob er mir gefällt. Naja grellgelb ist nicht besonders schön, aber ich will ja eh keinen. Ich sag ihm, dass mein Rad vollkommen ausgelastet ist und ich keinen Teppich brauche. Er reagiert etwas beleidigt und sagt das Er mir den Teppich schenken möchte. Der Mitteleuropäer in mir kommt durch und sucht nach dem Haken der ganzen Geschichte. Ich bleibe bei meiner Entscheidung und möchte ihn nicht. Da kommt mein Gegenüber mit dem Vorschlag den Teppich mit der Post zu schicken.
Ja, ich bin in Marokko und du (bzw. ihr) habt meine Anschrift. Nein danke. Er ist etwas angesäuert und ich bin ihn los.
Am nächsten Morgen, sitze gerade auf der Terrasse neben meinem bereits gepacktem Rad und frühstücke. Kommt doch tatsächlich Abdullah mit einem Karton und will nur noch meine Anschrift haben, um es sogleich wegzuschicken. Ein anderer Tag eine andere Laune. Mir ist plötzlich alles egal, schreibe die Firmenanschrift auf das Paket und als er mir sagt das es ca. 180 DH Porto kosten würde öffne ich meine Geldbörse und hole 200 DH heraus und gebe sie ihm. Er war nicht weniger überrascht wie ich selbst. Er käme sofort mit dem Einlieferungsbeleg zurück. Er kam auch nach wenigen Minuten nur leider wäre der Mann mit dem Stempel noch nicht da.
Ich nicke und starte. Man kann sich wohl denken, wie die Geschichte weitergeht. An meinem ersten Arbeitstag kommt ein kleines Paket in der Firma an. Das Päckchen kostete 175 DH. Und ich hatte Tränen in den Augen.
Und seit diesem Tag liegt ein kleiner grellgelber Teppich vor der Hängematte auf der Galerie.
Hab es im Bericht schon mal geschrieben. Ja so sind sie, die Marokkaner.
Und ich kann es mir gut vorstellen irgendwann einmal wieder in Tazenakht aufzutauchen.
Und tschüß
Werner