Hallo, Forum,
diese Tage bin ich von meiner ersten groesseren Tour zurückgekommen, Prag (Nähe) -
Condom (bei Agen, zwischen Toulouse ud Bordeaux).
Ich dachte ich fasse mal die Erkenntnisse daraus zusammen. Das wird für die meisten
erfahrenen Kollegen hier nichts sensationell neues sein, aber vielleicht gibt es ja
das eine oder arndere Forumsmitglied das vor einer ähnlichen Situation steht wie ich
vor 5 Wochen und das hier etwas Hilfreiches findet.
1. Die Strecke
Sa 17 06 Rybniky-Dobris-Myto-Rokycany-Ejpovice-Plsen.........95,6km / 6 h 0 min / 15,4kmh / 906 Hm
So 18 06 Plsen-Nyrany-Kladubry-Bor-Rozvadov-Waidhaus.........72,4km / 4 h 42 min / 15,3kmh / 827 Hm
Mo 19 06 Waidhaus--Hirschau-Sulzbach/Rosenberg........ .....73,2km / 4 h 16 min / 17,1kmh / 591 Hm
Di 20 06 Sulzbach-Hersbruck-Nurnberg-Stein-Heilsbronn........97,4km / 5 h 17 min / 18,4kmh / 504 Hm
Mi 21 06 Heilsbronn-Leutershausen-Schillingsfürst--Kirchberg 79,1km / 5 h 13 min / 15,1kmh / 610 Hm
Do 22 06 Kirchberg-Nessenbach-Öhringen-Heilbronn-Nordheim....82,9km / 5 h 39 min / 14,6kmh / 776 Hm
Fr 23 06 Nordheim-Karlsruhe-Rheinstetten-Roeschwoog.........125,5km / 7 h 17 min / 17,2kmh / 668 Hm
Sa 24 06 Roeschwoog-Strassbourg-Rhinau. .........91,7km / 5 h 15 min / 17,4kmh / 136 Hm
So 25 06 Rhinau-Neuf Brisach-Enstsheim-Pulversheim-Cernay....91,2km / 5 h 6 min / 17,9kmh / 213 Hm
Mo 26 06 Cernay-Belfort-Montbelleiard-Isle S/Doubs...........95,8km / 6 h 5 min / 15,7kmh / 157 Hm
Di 27 06 sle S/Doubs-Baume Les Dames-Besancon (Chalezeule)...63,1km / 3 h 56 min / 16,0kmh / 350 Hm
Mi 28 06 Chalezeule-St.Vit-Dampierre-Orchamps-Dole...........62,9km / 3 h 56 min / 15,9kmh / 445 Hm
Do 29 06 Dole-Chalone S/Saone (hochgerechnet da Tachocrash)..70,0km / 4 h 0 min / 0,0kmh / 500 Hm
Fr 30 06 Chalone-Buxy-Montchanin-Toulon S/Arroux.............74,3km / 5 h 14 min / 14,0kmh / 630 Hm
Sa 01 07 Toulon-Gueugnon-Digoin-Le Donjon-Lapalisse..........87,6km / 5 h 23 min / 16,0kmh / 603 Hm
So 02 07 Lapalisse-Vichy-Bellerive-Randan-Dallet (CF)........83,3km / 5 h 36 min / 14,8kmh / 642 Hm
Mo 03 07 Clermont Ferrand....................................32,2km / 1 h 57 min / 16,5kmh / 173 Hm
Di 04 07 Clermont Ferrand-Courgnon...........................50,0km / 3 h 21 min / 14,5kmh / 446 Hm
Mi 05 07 Courgnon............................................10,3km / 0 h 49 min / 12,7kmh / 78 Hm
Do 06 07 Corgnon-Tallende-Lac D'Ayat.........................31,0km / 2 h 53 min / 10,7kmh / 616 Hm
Fr 07 07 D'Ayat-Nebozat-Ussel................................82,2km / 5 h 35 min / 14,7kmh / 1046 Hm
Sa 08 07 Ussel-Egletons-Tulle-St. Fortunade-Cornil-Aubazines.92,2km / 6 h 8 min / 15,0kmh / 1237 Hm
So 09 07 Aubazines-Brive/Gaillarde-Larche-Sarlat La Caneda...81,0km / 5 h 7 min / 15,8kmh / 689 Hm
Mo 10 07 Sarlat-Beynac-St Vicent- Belves-Fumel-Condat........77,6km / 4 h 19 min / 17,9kmh / 459 Hm
Di 11 07 Condat-Tournon-Pont/ Casse-Agen-Colayrac............85,4km / 5 h 13 min / 16,3kmh / 530 Hm
Mi 12 07 Colayrac-Agen-La Plume-Condom-Cannes................69,8km / 4 h 26 min / 15,7kmh / 721 Hm
TOTAL TOUR................1957,6km / 123 h 0 min / 15,9 kmh / 14.553 Hm
2. Vorbereitung und Wirklichkeit
Ich bin zur Vorbereitung in den 12 Monaten davor ziemlich genau 5.000 km gefahren, nie mit Übernachtung, immer als Tagesausflug oder Abendrunde. Diese Runden waren zwischen 40 und 70 km lang, ca 350 Hm die kleineren, 900 die grösseren.
So habe ich beim Tourplanen pro Tag 55-60 Km angesetzt, was sich als viel zu pessimistisch herausgestellt hat: ohne hetzen, mit Päuschen hier und Käffchen da schafft man locker 70-90 km am Tag incl Hügel, das Maximum waren 125.
(Viel schlimmer als Steigungen finde ich übrigens Gegenwind, und den kann man sowieso nicht planen; allerdings ist bei einer Reise Richtung Westeuropa schonmal davon auszugehen)
3. Planen mit dem Routenplaner
Mein Plan basierte auf der "kürzesten Strecke" von Viamichelin, das waren 1501 km.
Offensichtlich unmögliche Streckenteile hatte ich in dieser Zahl schon vorher korrigiert, z.B. Autobahnen.
Die wirklichkeit waren dann 1,848 km (Ohne Einkaufen, Stadtrunden am Abend etc, da kämen nochmals 150 drauf), also +23% zum Plan. Das ist nicht ganz soviel wie die oft
hier erwähnten +40%, aber man sollte doch mit einigem an extra km rechnen
4. Ruhetage
Erst hatte ich 16 Tage ohne Ruhetag, dann 3 1/2 Tage in Clermont Ferrand (erst Bob Dylan Concert, dann Regen), der Rest ging wieder durchgehend.
War kein grosses Problem (und ich bin beileibe kein Athlet ... Schreibtischmensch mit 46)
5. Sitzprobleme
Anfangs war es ganz easy, dann nach ca einer Woche schlagartig (!!) wirklich böse Probleme. Ich dachte "das war's", konnte nicht mal mehr ordentlich gehen oder auf dem Rücken liegen.
Ein genialer Apotheker bei Heilbronn hat mir eine Salbe namens "Hametum" empfohlen (Wund- und Heilsalbe). Die über Nacht aufgetragen, und am nächsten Tag fuhr ich fast
beschwerdenfrei mit 125 km meine längste Etappe.
Noch ein paar Tage immer Abends ein bisschen geschmiert und ich hatte bald vergessen dass es Sitzprobleme überhaupt gibt.
6.Handprobleme
Nach ca 2 Wochen hatte ich das Gefühl, Die Lenkergriffe drücken sich in die Handballen und als Folge verkrampft alles bis ins Genick.
Abhilfe brachten diese fingerlosen Schutzhandschuhe (Bei Decathlon in F für 12 Eu); die sind and der Handinnenseite durch särkeres Leder gepolstert und haben die Beschwerden sehr gut gelindert.
Übrigens: Decathlon hat eine riesige Auswahl und durch seine Eigenmarken wirklich gute Preise, finde ich. Die Radlerhose die ich dort als Ersatz gekauft habe ist das beste was ich je hatte !
7. Übernachtungen und Zelt
Ich war eigentlich noch nie richtig campen, und hatte das Zelt nur als Notlösung mit.
Solange ich in D unterwegs war, konnte ich auch für +/- 25 Eu problemlos in Dorfwirtshäusern übernachten. Nach Karlsruhe kostete dann das gleich Zimmer auf einmal 50 ... da bin ich über den Rhein und dort zur "Notlösung Zelt" übergegangen.
Das hat mich so begeistert, dass ab diesem Tag nur mehr die Campingplätze angefahren bin.
Nur: ich kam auch schnell drauf, dass ich ein Zelt hatte, mit dem bestenfalls die Kinder im Sommer im Garten spielen sollten ..... nach dem ersten Gewitterguss konnte ich drin schwimmen ... die Leute am Campingplatz waren so freundlich mir eine Matratze im Tischtennisraum zu überlassen
Am nächsten Tag bin ich zu Go-Sport (eine Art französischer Intersport), habe dort um 39 Öre ein 2-Mann-Zelt mit Innen und Aussenteil und Apsis erstanden. Das hat mir bis zum Schluss hervorragende Dienste geleistet, mehrere nächtlich Gewitter klaglos überstanden und war auch mit 3,2 kg erträglich im Gewicht.
Trotzdem: für die Zukunft muss da was ordentliches her !
8. Gepäck
Ich fuhr mit Ortlieb Bike Packer plus Taschen hinten und Lenkertasche vorne, Zelt noch zusätzlich hinten drauf.
Bei Ankunft wurde das Ganze mal gewogen, es waren 15,2 kg.
Da ist sicher noch jede Menge Optimierungspotential drin, andererseits hatte ich nicht das Gefühl, dass das Gepäck übermässig stört. Man spürt es, aber gewöhnt sich auch dran
Auch meine ich, dass sich das Packgewicht mit der Tourdauer erhöht: man kauft Sonnencreme nach und findet im Dorfsupermarkt nicht die kleine Packungsgrösse die man anfangs hatte, oder man kauft mal Wasser auf Vorrat weil kein Mensch weiss, wie lange die französischen Mittagspausen nun wirklich dauern .....
9. Sprache
Mein Französisch ist wirklich nicht als solches zu bezeichnen, eher als radebrechen.
Trotzdem: heilfroh war ich, dass ich wenigstens das konnte, ich glaube nur mit Englisch wäre das ganz kompliziert geworden
10. Städte
Ein Graus !
Kaum eine Stadt, bei der ich mich bei der Ausfahrt nicht verfranst hätte
Ziemlich hoffnugslos war es meist, Autofahrer zu fragen, die schicken einen gerade mal zur Autobahn.
Die Lösung war dann, andere Radfahrer zu fragen (im Idealfall Einheimische). Einige dieser grandiosen Sportskameraden haben mich dann sogar ins Schlepptau genommen bis wir aus dem Ärgsten raus waren und nichts mehr schiefgehen konnte ... sollte einer von Euch das hier lesen, herzlichen Dank nochmals !
Auch Berufsfahrer (Bus, Strassenbahn) sind verlässliche Quellen
11. Die Rue Nacional's in Frankreich (Nacioneaux, Nacionales ??)
Sind finde ich besser als ihr Ruf. Schrecklich nur in der Nähe grosser Städte, sonst fahrbar und vor allem mässig in Ihren Steigungen
12. Radheimtransport mit Air France
Der Heimflug war von Bordeaux via Paris CDG nach Prag
Kein Problem in Bordeaux, die Pedale waren abmontiert, Lenker quergestellt, Rahmen hatte ich so gut es geht mit Luftpolsterfolie umwickelt.
Kostete 40 Euro Surcharge.
In Paris wurde ich aufgerufen und in eine Gepäckshalle gebracht wo ich mein Rad identifizieren musste und wo es von Hand sicherheitsgeprüft wurde, da es nicht durch das Standard-Röntgengerät passte.
Kam dann auch erst 2 Tage nach mir in Prag an ....
13. Es war GRANDIOS !!!!!
die nächste Tour ist schon in Planung
So, das war aber länger als ich gedacht hatte .... ist schon klar, dass das ein Kraut-und-Rüben-Faden ist, aber vielleicht kann ja wer was damit anfangen !
Bis denn
Christian
PS: und nochmals danke an alle, die mich dieses Jahr hier, angefangen vom Radkauf bis hin zur Tourenplanung beraten haben !