Mein Vater brachte vor ner Weile nen Rennrad-Rahmen vom Schrottplatz mit. Da ne 51/48 Zähne-Kurbel dran ist, dachte ich, dass es ein altes DDR-Rennrad ist. Aber es ist kein Diamant, was mich dann wieder irretierte.

Mario (dogfish) meinte ich soll es mal hier posten ... vielleicht wisst Ihr ja mehr ... hier erst mal ein paar Bilder:











Das Typenschild hat beim Putzen etwas gelitten ... war aber vorher schon beschädigt. Es deutet auf "Fahrradbau" - "Willy Elsner" - und "Zeuthen"

Dran waren neben der Kurbel noch das gezeigte Favorit-Schaltwerk, der Rasant-Umwerfer und der Diamant-Rennlenker Modell 167.

Die Rahmennummer ist die 9498671. Die Maße: Sattelrohr 59,5cm - Oberrohr 57,5cm - Kettenstreben 41,5cm

Weis jemand von Euch etwas mehr über Willy Elsner? Ich habe im Internet nur einen kleinen Artikel gefunden, der aber auch nicht viel sagt ( BDR-Text )

Infos über den Rahmen währen natürlich noch viel besser


Viele Grüße

Sebastian

Hallo Sebastian; richtig, Willy Elsner war ein Rahmenbauer in Zeuthen bei Berlin. Ich weiß nicht, ob er auch Neurahmen gebaut hat ,wahrscheinlich nur für Clubfahrer, die das nötige Material beschaffen konnten; es war ja doch schwierig, im Osten gute Rohrsätze und Muffen, Ausfallenden und Anlötteile zu kriegen; auf jeden Fall hat er aber Diamantrahmen modifiziert; das heißt, den Hinterbau verkürzt, selbstgemachte Ausfallenden mit Schaltungsauge eingelötet, die Gabel verkürzt, um auf ein kürzeres Bremsenmaß zu kommen. Ich sah auch in den 60ern gemuffte Stahlvorbauten mit der Aufschrift Elsner. Auch auf der Bahn sah man seine Räder- besonders die ganz speziellen Stehermaschinen mit den 24'' Vorderrädern und der nach hinten gebogenen Gabel trugen seinen Namen.Der Schriftzug auf dem Unterrohr war wahrscheinlich aus den Buchstaben gemacht, die man heute noch von A - Z bei Brügelmann erstehen kann; Wahrscheinlich hatte ihn seine Westverwandtschaft damit versorgt .Aber der ist auf dem Rahmen Deines Vaters leider nicht vorhanden- vielleicht wurde mal wieder ein Westpaket beschlagnahmt. Willy hat auch aus Rennrahmen für Herren Damenrahmen geschnitzt- man sieht heute noch in Ost-Berlin einige Mixte- und Berceau-Modelle durch die Gegend rollen. Die aber meist von uralten Herren gefahren werden ; mit Rennmütze, Knickerbockers, karierten Kniestrümpfen Stoffbeutel auf'm Rücken, in dem sich ein Stullenpaket und ein Schlauchreifen befinden - Schlauchreifen sind in der Alt-Herren-Riege Ehrensache !!!Ich selbst habe mir mein Diamantrad bei ihm umarbeiten lassen- leider gibt es kein Foto davon, es wurde mir 1992 geklaut .Bei dem Rahmen Deines Vaters handelt es sich garantiert um solch einen umgebauten Diamant- Rahmen ( Ich meine natürlich die Chemnitzer Firma Diamant). Das erkennt man gut an den Muffen und am Gabelkopf. Vergleiche mal dein Bild mit einem auf Dogfish's Thread " Unsere Räder" ,Seite 51- dort findest Du diesen Rahmen in seiner Urgestalt. Der Hinterbau ist länger, hat kein Schaltungsauge, und die Gabel ist viel mehr gekrümmt.
Sommerliche Grüße
Wolfram

Bist du dir sicher, Wolfram...?

Auf Seite 51...welches Radl meinst du auf dieser Seite?


Gruß Mario

Nachtrag: Kommando zurück: Du meinst das "Diamant" von "LaLa", richtig!

G E N A U

Danke für die ausführliche Antwort ... ist sehr interessant ... und ich wollte ja eigentlich schon immer mal ein Diamant-Rennrad aufbauen ... jetzt hab ich schon seit Monaten so nen Rahmen und weiß nix davon.

Nunja würde gern immer noch erfshren wie alt der Rahmen ist ... was es für ein Diamant-Modell war (so viel gab's ja nicht) ... villeicht sogar wer den Rahmen weggeworfen hat (wie kann man nur - aber naja, mein Vater brachte ja schon häufig über 70 Jahre alte Fahrräder vom Schrott mit - leider wird das immer seltener)

Aber da werd ich wohl Herrn Elsner selbst fragen müssen