Erstmal schönen Sonntag Nachmittag
liebe Radreisenden

die Frage kommt nicht von mir, sondern von meinem Freund, der hier allerdings keinen Account hat, weil ich ja einen habe

Jedenfalls hat der jetzt für sein Zweit-Rad einen alten Brooks (modelle weiß ich nicht) ergattert. Ein Modell mit Federn und so. Ziemlich breites Teil. Das Leder hat leider ziemlich gelitten.

Nun: Wie kann man diesen Brooks wieder aufmöbeln ?
Fetten ? Wie ? Womit ?
Sollte man das Original Brooks Fett nehmen ?


Das Ding nachgespannt haben wir schon ein bisschen.
Den passenden Brooks-Schlüssel hat der auch, weil er vor kurzem für sein Erst-Rad einen "Flyer-Aged" bekommen hat.
Schönes Teil !
(ich mit meinem Gel-Sattel von Lookin bin schon richtig neidisch; die Investition für mich wäre allerdings unwirtschaftlich = Schüler)

Nebenfrage: Muss er eigentlich den neuen Brooks irgendwie pflegen? Ist so einer neuer (hellbrauner) die man angeblich wenig einfahren muss.

Schonmal Danke an euch


Marco

Folgendes wurde mir mal beigebracht:

Sattel bei 50 Grad in den Backofen, so etwa 20 Minuten.
Danach mit Brooksfett gut einschmieren.
Nachdem das Fett gut eingezogen, mit einem Baumwollappen polieren.

Jetzt für beide ?

noch andere Erfahrungen mit diesem "Rezept" gemacht ?

Lieber Niederrhein-Tourer,
frag doch mal einen Hobby-Reiter in deinem Umfeld nach seiner Bezugsquelle für Sattelpflege-Mittel. In unserem Raiffeisen-Laden im nächsten Dorf gibt's z. B. "HorseFit Bienenwachs Lederfit Oel" für ca. 7 Euro pro halbem Liter. Suche nach einer orangefarbenen Plastikflasche!

Im Internet wird das Zeug für ca. 10 Euro pro Literflasche gehandelt. Der Sattel wird von oben und unten satt eingebuttert. Das Zeug ist farblos, leicht zähflüssig und zieht - gerade bei altem, porösem Leder - sehr schnell ein. Ich habe damit einen schwer mitgenommenen alten Brooks wieder zu neuem Leben erweckt. Das Leder wird geschmeidiger und etwas besser wasserabweisend.

Viel Glück bei der Renovierung wünscht der
bekennende Kernledersattelsitzer
Tandemfahrer

Also, ich kenne die Methode nur andersrum: ERST fetten, DANN milde Wärmebehandlung. Scheint dem Sattel jedenfalls nicht besonders zu schaden...

Auf jeden Fall: Hände weg von "Hausmitteln" wie altem Motoröl (wird von manchen Spezis tatsächlich zur Imprägnierung verwendet!) oder ähnlichen Sauereien. Der nächste Regenguss wäscht das Zeug runter und spült es ins Grundwasser.
Zum Thema Spannschlüssel: liegt bei mir ganz ganz unten in der Werkzeugkiste und bleibt dorthin verbannt. Ich würde nur einen arg aus der Form geratenen Sattel nachspannen. Siehe auch das entsprechende Kapitel von "Harris Cyclery" im Internet. Sehr informativ! Kurz gesagt: zu viele Spanner sind des Sattels Tod!

Viele Grüsse
Tandemfahrer

Hi Marco

Nein, auf keinen Fall für den Neuen...

...also den, der jetzt schon so alt aussieht, wie die Alten nie werden.

Diesen angegrauten, etwas "muffig" erscheinenden Brooks, den sich Dein Freund zugelegt hat, den jedenfalls n i c h t in den Backofen stecken. Sonst war die ganze Arbeit von den Brooksleuten umsonst.

Würde das mit dem Backen auch nur bei Sätteln machen, die ums Verrecken nicht weich werden wollen. Ansonsten den Sattel eher auf die natürliche Weise, die eben seine Zeit dauert, einfahren und von selber geschmeidig werden lassen. Er wird es mit einer längeren Lebensdauer belohnen!

Verwende beim Fett schon seit über 20 Jahren das Original von Brooks, kenne gar kein anderes.

Beim wirklich alten Sattel unbedingt von u n t e n gut einschmieren, braucht dort auch nicht nachgerieben werden. Zieht von ganz alleine restlos ein.

Für den Sattel, der bloß so alt aussieht, nach Möglichkeit einen Überzug anschaffen, sofern er nicht schon beim Kauf dabei war (habe ihn selber schon "mit" gesehen!). Er sollte dann bei Regen auch unbedingt damit geschützt werden, sofern kein Fahrer draufsitzt.

Solche Brooks-Kondome gibt's günstig bei "Rose", sogar im Neylon-Täschchen direkt zur Befestigung an den Sattelstreben. Somit hat man(n) es immer dabei!

Gruß Mario

Wo wir grade beim Thema Brooks sind... mich beschäftigt schon ein paar tage folgende Frage:

Der Brooks passt sich ja während der ersten Zeit an... Sollte man den während der einfahrzeit mit oder ohne Radlerhose mit Polster fahren? Wenn mit Radlerhose - ist es so ne "genaue" Anpassung das man beim Wechsel auf ne andere Radlerhose mit anderem Polster Probleme bekommt?

Wie ist das mit dem einfetten... hab gehört das kann dann schonmal dazu führen das die Hose sich en bissl mitfärbt... ist das extrem? Oder kann ich meine normalen klamotten drauf anziehen?

Tja, wenn Du mich so frägst, dem Brooks ist das völlig wurscht, mit was Du Dich auf ihn draufsetzt.

Kannst ihn auch nackig einreiten, wenn's Dir Spaß macht, dem Sattel ist's egal.

Diese "fossilen" Abdrücke kann ein Brooks nicht verewigen!

Fahre meine Brooks nun seit über 20 Jahren (das weist Du ja mittlerweilen), aber was Du vielleicht noch nicht erfahren hast, ich fahre i m m e r mit "normalen" Klamotten.

Zur Zeit einen nagelneuen "Team Professional", da färbt nichts ab, genauso wenig, wie bei meinen vorherigen anderen Modellen (Conquest und Swift, immer in Schwarz ).

Lediglich wenn diese Sättel vom Regen klatschnaß sind und man, auch frau, fährt in diesem Zustand mit heller Bekleidung...

...aber das sollte einem wahren Brooks-Liebhaber eh nicht passieren.

Gruß Mario

Hi,
die Backofenmethode ist nur bei Sätteln nötig, die absolut nicht passen, wie z.B. beim Gebrauchtkauf. Habe es mit meinem gemacht nachdem ich 10 kg abgenommen hab und der A... fürchterlich auf dem Sattel schmerzte. Ich empfehle den Sattel vor dem backen zu entspannen, vor allem von unten ordentlich fett ran (auch vor dem Backen), nach dem Backen dann wieder ordentlich spannen und neu Einreiten. Viel Erfolg dabei!

Hallo Marco,
ich kann mich der Empfehlung von Tandemfahrer bezüglich des "HorseFit Bienenwachs Lederfit Oel" nur anschließen. Großartiges Zeugs. Es ist gefährlich trockenes Leder zu erhitzen, da es leicht austrocknet und hart und brüchig wird, wenn, dann nur in eingecremten Zustand. Das "HorseFit Bienenwachs Lederfit Oel" ist so dünnflüssig, daß es bei erhöhter Raumtemperatur von selbst einzieht. Verpasse dem Sattel in entspanntem Zustand (Poren öffnen sich) von oben und unten soviel wie er mag.
Gruß Wolfram

Zur Pflege des neuen Sattels: auch dem sollte man ab und zu ein bisschen Lederfett zukommen lassen; ich verwende so ein Zeug, das man auch zur Pflege von Motorradklamotten verwendet. Einfach ca. alle 1500-2000 km dünn den Sattel von unten damit eingeschmiert, da kann dann auch garantiert nix abfärben. Die Back-Methode würde ich einem so edlen Stück nicht zumuten, schon gar nicht einem neuen.

Regenschutz: Da tut's auch ne (dünne) Plastiktüte, ich fahre seit drei Jahren mit der gleichen kretischen Gemüseeinkaufstüte zwischen die Federn geklemmt durch die Gegend. Ist zwar nicht gerade todschick, aber sich dafür was "Maßgeschneidertes" zuzulegen wär mir echt zu dekadent...

ich nehm ne Duschhaube wie man sie in Hotels oft findet passt prima in meine Werkzeugtasche

Detlef

So eine mit kleinen Schmetterlingen drauf...

Dekadent ist es dann jedenfalls nimmer.

Gruß Mario

Das wär dann sogar meinen Damen zu Kitschig und ich bekäm dann wohl ein "Benutzungsverbot"