Hallo Kilian,
Verchromung von Rahmenteilen am Fahrrad wurde früher bei allen hochwertigen Rädern gemacht, da man den damaligen Lacken nicht allzuviel zutraute. In erster Linie ging es um die Kontaktflächen zwischen Laufrädern und Rahmen und Gabel sowie der Kettenstrebe (vor allem der rechten). Da meist der komplette Rahmen dafür gebeizt und in ein Galvanikbad gehängt werden musste, bot es sich an, auch Gabelschultern und sogar Muffen mit glänzendem Chrom zu versehen. Aber: alle später sichtbaren Teile mussten dafür in aufwendiger Handarbeit fein geschliffen und poliert werden, der später unterm Lack verborgene Teil blieb ohne diese Feinarbeit und diente als extrem harte Grundierung für den Lackschichtenaufbau.
Bei alten Rennrahmen kannst du also davon ausgehen: je mehr sichtbarer Chrom, desto teurer war das Teil.
Mit dem Aufkommen von 2komponentigen Kunstharzlacken verschwand mehr und mehr diese "alte" Kunst, zumal die galvanische Verchromung in den wohl nicht ganz unbegründeten Verdacht geriet, eine Ursache von Versprödung und später Bruch von dünnwandigen Stahlrohrsätzen zu sein.
Ein weiteres tat die Erkenntnis dazu, dass die gavanischen Bäder hochgradig giftigen Sondermüll abgeben.
Ich würde heute höchstens noch historische Rahmen derart beschichten, wenn eine Totalrestaurierung in Museumsqualität anstände. Für den Alltagsgebrauch wär mir das aber fast zu schade, weil auch der schönste Chrom aufwendig gewachst und poliert werden muss um auch nach Jahren noch zu glänzen.
Komplett demontierbare Kleinteile waren häufig nicht verchromt, sondern vernickelt -erkennbar an der feinen gelblichen Tönung, hier gerät die Pflege noch aufwendiger.
Axel