Hallo zusammen,

die erste Etappe der Tibet-Tour ist zuende, wir sind jetzt in Lhasa angekommen.

Bisherige Eindruecke in Stichpunkten:

- Route: von Kashgar ueber Kargilik auf dem Xinjiang-Tibet-Highway bis Domar, dann Zick-Zack auf kleinen Pisten, Fahrspuren und Offroad ueber den Suedwestauslaeufer des Changtang bis Gertse. Ueber den Transhimalaya bis Lhatse (hier auch LKW), dann im Brahmaputratal entlang des FriendshipHwy nach Lhasa.

- Tiere: viele, viele. Wildesel, Antilopen, Himalayastreifengaense, balzende Kraniche, Raben, andere Voegel, Pikas, Haustiere (Kamele, Schafe, Ziegen, Yaks), Schneeleopardenspuren im Schnee, Wolfsgeheul nachts, ...

- Menschen: freundliche Uiguren in Xinjang, in Tibet erlebten wir die Nomaden, die uns oft Wasser gaben und uns mit Tsampa versorgten. Im Brahmaputratal dann Bauern, die in huebschen Doerfern lebten und gerade ihre Gerstenfelder bestellten. LKW-Fahrt war ein Abenteuer fuer sich innerhalb eines vierer-Konvois tibetischer Fahrer.

- Geologie: Eifach toll - abflusslose Hochtaeler mit Lehmpfannen, bizarre Erosionserscheinungen, riesige Schotterbetten, gletscherartige Lehmaufwoelbungen an Seen, tolle 'Bergfalten', verschiedene Farben des Gesteins, weite Ebenen, steile Paesse, Salzseen, gefrorene Fluesse, Schluchten, Hangsickerquellen, Salzschlamm ...

- Pflanzen: bisher viel brauntoene, trockenes Gras, aber es wird Fruehling - die ersten Blumen bluehen entlang der Sickerquellen!

- Pisten: die ganze Bandbreite von ueblestem LKW-Wellblech, Wackersteinpisten, staubige Pisten,Fluss-Schotterpiten grob und fein, tolle Lehmpisten (wie Asfalt!), schoene und schlechte Kiespisten, keine Pisten gut und keine Pisten schlecht ...

- Wetter: viel Westwind (jeden Tag windig), Eissonnen, Schneesturm, blauer Himmel und 30 Grad, 'Floeckchenwolken', und im Brahmaputratal auch Gewitter... kaelteste Nacht -20 Grad, tagsueber oft Temperaturaenderungen von 20 Grad innerhalb weniger Stunden

- wie geht's uns?: etwas duenner geworden, aber sonst fit.

- ... und das Material... hat sich bewaehrt, bis auf die Mavicfelge - Laengsriss (nicht durchgebremst). Konnten mit bandagierter Felge weiterfahren.

in ein bis zwei Tagen geht's dann weiter nach Kunming. Detailinfos zu den Strecken gibt's dann wenn wir zurueck sind.

Hi Waltraud,

da sitzt man im Büro und liest Deinen Bericht .....
Sitzt Du im Internetcafe des YAK-Hotels mit der unbeschreiblich freundlichen chinesischen Aufpasserin ?


Eigentlich müsste Dir mein Geschäftsführer jetzt eine Rechnung wegen entgangener Arbeitsleistung durch gezielte Demotivation schicken ...

Ich bin schon neidisch .... gebe ich zu.

Euch noch viel Spaß und alles Gute !

Grüße nach Lhasa,
Matthias

PS: Am Yamdrock wart ihr nicht (Südvariante des fhw)??

Hallo Waltraud,
war vor 2 Jahren inTibet (nicht mit dem Rad, leider) und wenn ich deinen Kurzbericht lese spür ich förmlich wie sich ein verklärtes Lächeln über mein Gesicht breitet.

Wenn ihr Zeit habt fahrt zum Nam Tso (ein See so groß wie Bayern auf 4700m neben der gletscherbedeckten 7000er Kette des Nyentchenthanglagebirges, nicht sehr weit von Lhasa, war so ziemlich die unglaublichste Landschaft die ich je gesehen habe)......



an die kann ich mich noch gut erinnern,

Grüße,
Gerhard

Hallo Waltraud! Hallo Andreas!

Glückwunsch! Ziemlich genau vor 19 Jahren war ich auf dem Weg nach Chengdu. Es wird weiterhin phantastisch bleiben, die Straßen aber nicht besser und es sind noch etliche fast 5.000er Pässe zu überqueren. Bis Kunmimg müßt ihr noch ein paar Kilometer radeln und euch ein wenig sputen. Und wenn ihr Probleme mit dem PSB habt, sagt denen einen schönen Gruß von mir.

Grüße von Yang, Melanie und
Bernd

Hallo Ihr,
schön von euch zu hören! Ich wünsche euch viel Glück auf der weiteren Strecke bis nach Kunming! Passt in allen Städten vor dem PSB auf mich haben sie letztes Jahr zweimal erwischt gehabt. Die Fahrt wird grandios, aber jetzt kommen die richtigen Berge! Pässe bis zum abwinken.
Viel Spaß
Benni

Kleine Leseprobe aus meinem Tagebuch:

Von der Polizei unbemerkt verließen Moritz und ich Lhasa. Tress blieb noch für einige Tage in der Stadt und wollte anschließend auf einer anderen Route nach Kathmandu zurück. Auf leisen Sohlen stahlen wir uns fort. Wir überquerten die am östlichen Stadtrand gelegene Brücke über den Kyitschu, einem Nebenfluß des Tsanpos, wie der Brahmaputra in Tibet genannt wird. Wir blieben einen Moment stehen und warfen einen letzten Blick auf die Stadt und den alles überragenden Potala. Der Highway, von den Chinesen so bezeichnet, war in einem katastrophalen Zustand. Eine mehr als zwanzig kilometerlange Baustelle zwang uns stellenweise die Räder zu schieben. Überall lagen große und kleine Steine. Die Straße wurde auch nach der Baustelle nicht viel besser. Wellblechartig und voller Sand setzte sich der Highway fort. Wir wurden durchgerüttelt und durchgeschüttelt. Wir radelten rechts, wir radelten links. Wir fuhren dort, wo es am angenehmsten war. In Deutschland würde man die "Straße" noch nicht einmal als Feldweg zulassen. Die Landschaft war atemberaubend: schneebedeckte Achttausender, strahlender Sonnenschein und eine unvergleichliche Gastfreundschaft. Buttertee und Tsampa waren unsere tägliche Verpflegung. Die Straße stieg stetig an, und die Fahrt zum Paß wollte kein Ende nehmen.Sie wand sich fast unmerklich in noch nie erreichte Höhen. Es wurde zum Verrücktwerden. Stunde um Stunde verging, ohne daß wir den Paß zu Gesicht bekamen. "Moritz! Denk`daran! Hongkong liegt auf Höhe Null! Es kann nur besser werden!" Wir wußten zwar nicht, ob wir jemals nach Hongkong kommen würden, aber ein Ziel mußten wir uns stecken. Irgendwann wird es wieder in tiefere Zonen gehen. Wir würden nicht in aller Ewigkeit in Höhen des Mont Blanc radeln.

Noch viel Spaß beim Radeln in Tibet!

Bernd

Das geht östlich von Lhasa recht schnell. Soweit ich mich erinnern kann kommt ein 5050m hoher Pass, dann geht es schon bis auf 3000, dann kommt noch ein 4600m Pass und dann fährt man überraschenderweise runter bis in tropischen Regenwald auf 2000m. Es wachsen dort Bananen, es gibt große Schmetterlinge und Schlangen und es ist das einzige Gebiet in Tibet, in dem die Gefahr von Malaria besteht. Bei mir hatten sich mehrere Mückenstiche entzündet da muß man sich gut schützen.
Dann geht es aber wieder auf gewohnte tibetische Höhen herauf.

Viel Spaß Wal

Hi Wal,

Ich bin schon jetzt gespannt auf Euren ausführlichen Reisebericht!

Ist vom "alten" Lhasa noch was übrig oder haben die Chinesen alles plattgemacht?

Passt auf Euch auf!
Roldi

Hallo Waltraud,
ich bin gerade ein paar Stunden von meiner kleinen Radtour aus Sardinien zurück, auf der ich in irgendeinem Zusammenhang an dich gedacht habe. Jetzt sehe ich deinen Beitrag und will dir schnell einen Gruß schicken, bevor ihr euch wieder auf die aufregende Tour macht.
Weiterhin gute Fahrt!
Tashi delek und alle guten Wünsche
Tally

Hallo Waltraud,
habt ihr jetzt Andreas Felge auf die Reihe gekriegt? Muß ja sein, sonst ist Essig mit der Tour nach Kunming.
Gruß peter

Hallo nochmal,

zunaechst einmal danke fuer die vielen Antworten, Routentips und sonstige Kommentare. Wir waren in der Tat in Lhasa im Yak-Hotel. Lhasa ist im Prinzip heute eine chinesische Stadt, es gibt jedoch noch einige alte Gebaeude im tibetischen Stil.

Die Ost-Tibet Tour war fuer uns fast schon 'Erholung', da von Lhasa aus zunaechst ein Grossteil der Strassen geteert ist. Landschaftlich ist die Strecke ein Traum, nach jedem Pass ein Tal mit etwas anderer Vegetation, die ersten paar Tage ab Lhasa hatten wir uns am frischen Gruen der Baeume erfreuen koennen - eine Farbe die auf dem ersten Teil der Tour eher 'gefehlt' hatte.

Ab Zuogong nahmen wir dann eine 'Alternativstrecke' direkt nach Sueden am YuChu entlang. Landschaftlich genial mit tollen Blicken auf den MeiliXueshan, aber fahrtechnisch sehr anspruchsvoll (Fluss-Schotter, Wackersteine, steile Rampen rauf und runter). Die Piste endete dann (fuer uns unerwartet) im Dorf BiTu, und wir mussten auf einem Maultierpfad fahren, schieben oder tragen - einen halben Tag mieteten wir dann auch Maultiere um Bikes und Ausruestung auf einen 4800m Pass zu bringen. Die 'Abkuerzung' hat uns viel Zeit gekostet, und war sehr anstrengend. Landschaftlich und auch bezueglich der Menschen, die wir in den Bergdoerfern trafen, aber lohnenswert. Ich bin aber sicher, wir haetten diese Strecke nicht gemacht, wenn wir gewusst haetten, dass die Piste nicht bis zum Mekong durchgeht, wie auf der Karte...

Nun ja, Details gibt's dann in den naechsten Wochen und Monaten - es wird noch einige Zeit dauern, bis wir uns durch die Menge an Dias, Digitalbilder und Filmmaterial durchgearbeitet haben...

Soweit erstmal,
Waltraud und Andy

Hallo Waltraud,

habe Dir gerade eine PN geschickt!

Bernd

Hallo ihr Beiden,
es freut mich, dass ihr beiden wiedder gut zurück gekommen seid.
Macht es manchmal nicht gerade diese kleinen Pisten und gewagten Routen aus eine Strecke zu fahren. Klar, hinterher würde man sich so etwas nicht noch einmal an tun, aber gelohnt hat es sich doch sicherrlich.
Ich freu mich schon auf ausführliche Berichte.
Gruß Benni

Hallo Waltraud,

schön zu hören, dass es Euch gut geht und Ihr so ein tolles Erlebniss bisher hattet. Weiterhin alles Gute und eine gesunde Heimkehr.
Gruß Fritz

hi Benni,
genauso ist es! Der Reiz der kleinen Pisten besteht ja auch gerade darin, dass man manchmal nicht weiss, wie es weitergeht. Morgen geht's nach Hause.

Bis demnaechst,