Hallo zusammen,

trotz umfangreicher Lektüre der bereits in riesiger Menge vorhandenen Beiträge zum Thema Marokko möchte ich gerne kurz ein paar Fragen loswerden, die speziell meine in Planung befindliche Radreise durch Marokko betreffen. Wenn jemand kurz (oder auch lang...) seine Meinung abgeben würde, wäre ich sehr dankbar.
Die Planung befindet sich in noch in einem sehr jungfräulichen Stadium, daher werden Eure Antworten eine wichtige Rolle in der Gestaltung der Tour spielen (nur mal so als kleiner Anreiz, mir zu antworten...).
Also, los geht's:

1. Was haltet ihr von der Route Casablanca-El Jadida-Marrakesh-Ourzazate-Er-Rachida (dieses Stück lieber über Boumaine-Dades oder über Agdz und Erfoud??) -Midelt-Sefrou-Fes-Casablanca (Empfehlungen für's letzte Teilstück? Fes lieber weglassen und woanders hin, z.B. ins Teehaus?) ?

2. Sind 80-100 Tageskilometer im Schnitt realistisch auf dieser Route (Qualität der Straßen, Windverhältnisse)?? (Mein Fitnessfaktor beträgt knappe 8 auf einer Skala von 1 (meine Oma) bis 10 (Lance Armstrong))

3. Wie sind die Steigungen? Machbar mit 7-Gang-Nabe (Fahrradkauf steht bevor) ?

4. Ist die Route klimatechnisch angenehm im März?

5. Jemand schonmal mit Royal Air Maroc geflogen (von einem von Euch weiß ich's!) ? Gibt's Gründe, die gegen einen Direktflug von Frankfurt nach Casablanca mit RAM sprechen (Hin- und Rück für 328 Euro)? Ich frage, weil ich das Gefühl habe, das fast alle nach Agadir fliegen

6. Werden in Marokko Wasserpfeifen geraucht? Gibt es eine Teehauskultur, die jener in der Türkei ähnlich ist?

7. Soll ich lieber an die Ostsee fahren??



Danke im Voraus für Eure Hilfe (8. Ihr helft mir doch, oder??) !!

Gruß,
Roland

Hallo Roland,

über Marokko kann ich Dir nichts sagen und ob die Tour mit einer 7-Gang-Nabe machbar ist, werden Dir gleich die Marokko-Spezialisten erzählen. Ich kann Dir nur sagen, nachdem ich einen Blick auf Deiner Homepage hatte, daß Du auf jeden Fall stabile Laufräder haben solltest. Auf Deiner Tour nach Kathmandu mußt Du ja nur beim Speichenwechseln gewesen sein! Soviel Speichenbrüche wie Du damals hattest, soviel habe ich in meiner ganzen Radfahrerkarriere (über 40 Jahre) nicht gehabt!

Bernd

Sehr richtig, sehr richtig. Wie gesagt, ein Fahrradneukauf steht eh' bevor. Damals (vor der Tour nach Kathmandu) war keine Kohle da für'n ordentliches Rad, also musste es dieses alte Ding sein. Außerdem hatte ich (vor der Tour!) noch null Erfahrung mit Speichentausch, zentrieren, etc. . Naja, wenn dann halt mal zwei Speichen gebrochen sind (bei tiefen Schlaglöchern kann das ja mal passieren, in meinem Fall bei der Abfahrt von den Karpaten), und danach nicht ordentlich zentriert wird, dann hört das nicht mehr auf mit dem Speichenbrechen...
Aber im Nachhinein erfüllt mich die Pannenstatistik auch mit gewissem Stolz, immerhin wird man oft darauf angesprochen...

Zu 1: Zwischen El Jadida und Marrakesch unbedingt nach Essaouira. Tolles Städtchen, überdachte Gassen, tolle Atmosphäre.

Erfoud muss sein, wenn Du auf Wüste stehst. Die Dünen beginnen gleich am Stadtrand, und südlich davon liegt der Erg Chebbi, das größte Dünengebiet Marokkos.

Zu 4: Wir waren vier Wochen im Februar da, (also praktisch den ganzen Monat ). Im Norden war das Wetter wie bei uns im Frühling, südlich des Atlas wie bei uns im Sommer, aber nicht schwül. Sehr angenehm also.
Im März wirst Du wohl auch noch keine brüllende Hitze vorfinden. Das ist sicherlich ein guter Monat für Marokko.

Zu 6: Wasserpfeifen werden geraucht, und auch sonst noch.....


Generell: Marokko ist kein einfaches Reiseland, besonders wegen der Blutsauger in den großen Städten ( ich meine die zweibeinigen)
Die sind sehr schwer abzuwimmeln. ( Hello my friend, come with me, I show you something, very good price...usw.) Ich habe etwa zwei Wochen gebraucht, um mir den entsprechenden Tonfall anzugewöhnen, danach hat es mir nichts mehr ausgemacht. Wenn Du einen auf verständnisvoll machst und niemand vor den Kopf stossen willst, aus Angst, man könnte Dich für einen arroganten Europäer halten, dann hast Du verloren...
Trotzdem ist es ein faszinierendes und gastfreundliches Land. Wir haben sogar einigemal bei Marokkanern übernachtet oder waren zum Essen eingeladen.
Lieber an die Ostsee? Ich denke nicht...

Hallo ! Nach ein paar Tagen Marokko-Radeln kann ich mich hier nicht als der große Experte aufspielen, schon gar nicht für die Gegend, die du zu bereisen gedenkst, aber : warum um Himmels Willen mit einer 7-Gang-Nabe reisen ? Wenn du außerhalb Europas irgendetwas bekommst, dann MTB-Teile - fahr doch mit einem "normalen" MTB mit Kettenschaltung, mehr Gänge hast du auch. Eine Nabenschaltung kann in Marokko sicher nirgendwo repariert werden - die haben nicht einmal einen HG-Abzieher...

Die Straßen in Nordmarokko bieten von katastrophal (selten !) bis sehr gut (auch selten !) das ganze Spektrum - ich hatte mit 28er RR-Reifen nur eine Panne. Weiter südlich, besonders wenn du Pisten fährst, wird es aber anders aussehen, da sind dickere Reifen sicher besser. Ich hatte Feb./März fast ausschließlich Gegenwind - egal in welcher Richtung ich unterwegs war (das war aber Peck, hätte genausogut immer Rückenwind geben können...)

Gute Fahrt in Marokko wünscht Gerold

zu 8. hiermit geschehen.

zu 7. *lol*

zu 5. Viele der Hier anwesenden Ma-Fans nutzen die rel. geringe Flugzeit für einen kürzeren Urlaub. Da die meisten an der Halbwüste und den Atlasgebirgen interessiert sind, bietet sich Agadir geradezu an.
Agadir wird u.a. von Air Berlin angeboten, die eine sehr angenehme Fluggesellschaft mit problemlosen Fahrradtransport ist, jedenfalls meiner bescheidenen Erfahrung nach.
(o.T. : Falls du bei deiner Planung und Flugsuche auf eine Gesellschaft/einen Flugplan mit Wochenendflügen nach Agadir stösst, lass es mich bitte unbedingt lesen, bitte, bitte. Ich kann die wochentags angeboteten Flüge nämlich nicht nutzen und habe dieses Jahr nichts gefunden, so auch gab's auch kein Marokko für mich bislang in diesem Jahr. )

zu 4. Absolut. Pack dir für den Südteil einen Schlafsack und eine warme Jacke ein. Tagsüber herrlich warm, nachts trocken kalt.
Für den Hohen Atlas: Schnee bedenken.

Viel Spaß bei der Planung!
Nicht vergessen: Ein Erfahrungsbericht wird hier quasi erwartet.
Tally


zu Joese Könntest du den hier mal so ungefähr verschriftlichen?

Hi Roland!

Ich bin heute vor einem Jahr von meiner 4-woechigen Marokko-Tour zurueckgekommen und war froh, dass es vorbei war. Landschaftlich genauso abwechslungsreich, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber ich hatte mit den Leuten meine Probleme, obwohl ich vorher "Kulturschock Marokko" und Lonely Planet gelesen hatte. Es schien, als wollte mir jeder, aber wirklich jeder einen Teppich andrehen. Am schlimmsten fand ich die Kinder. Sie betteln sehr aufdringlich, schubsen, ziehen, schmeissen Steine etc.
Naja, nach dem, was Du alles schon gesehen hast, wird Dir die Problematik nicht unbekannt sein.

Zu Deinen Fragen:
Ich bin damals Agdz-Erfoud-Midelt gefahren. War wenig Verkehr, besonders die Strecke um Agdz. Landschaftlich ok, wobei Dades aber auch ein knaller sein soll (war nicht dort). Fes soll klasse sein.
Deine Kilometervorgabe haut hin. Ich fand die asphaltierten Strassen in einem guten Zustand. Der Wind kann ein Problem sein. Ich war ueberrascht, wie es dauernd windig war, aus wechselnden Richtungen. Ich hatte aber so oft Glueck (auch so was gibt's).
Die Steigungen waren, wie ich fand, auf meiner Strecke weitgehend machbar, aber manchmal war ich doch froh, mein 28er Blatt zu haben. Auch hier gilt, so weit wie Du schon mit 7 Gaengen gefahren bist, wirst Du auch in Marokko klarkommen.
Jahreszeit passt, aber trotzdem warme Sachen einpacken.

Zu dem Rest kann ich Dir nicht viel sagen. Ich war in keinen Teehaeusern (und auch noch nicht in der Tuerkei). Ein Besuch im Hammam solltest Du aber einplanen.

Gruss

Bernie

Ostsee ist sicher auch schön, aber eine ganz andere Art von Fahrradtour. Ich denke, daß die Länder, die an der Ostsee liegen, ein bißchen einfacher zu bereisen sind als Marokko, vielleicht mit Ausnahme von Rußland.

Hallo zusammen,

danke fuer Eure vielen Tips. Momentan die brennendste Frage ist für mich natürlich, ob ich mir wieder 'nen Rad mit Sachs-7-Gang-Nabe hole, oder doch diesmal eins mit Kettenschaltung. Meine Sympathien gehen ja immernoch eher zur ersten Variante, immerhin einer von Euch (Bernie) hat mir ja auch Mut gemacht (Wobei ich die Steigungen selbst in der Osttürkei und im Iran sehr human fand, ich dachte, dass liegt vielleicht daran, dass ja auch die uralten Trucks irgendwie da hoch müssen). Was nicht heißen soll, dass mich die entgegenteiligen Tips nicht freuen...
Meine alte 7-Gang-Nabe war auch dreimal insgesamt kaputt, davon je einmal in der Türkei und im Iran. Selbst dort konnten die Leute mir helfen, obwohl sie keine Ersatzteile hatten. Die Meister der Improvisaton eben. Ich hatte erstens gehofft, es wäre in Marokko ähnlich und zweitens plane ich ja nur, ca. 18 Tage unterwegs zu sein. Da wird mir meine dann neue Nabe ja hoffentlich nicht abschmieren. Aber ich muss darüber erstmal noch 'ne Weile nachdenken. Mein Kumpel redet mir auch ständig zu, ich solle Kettenschaltung nehmen.

Also, ich grübel' dann mal weiter, auch was die Route angeht (der Diercke-Atlas ist momentan meine Bibel). Danke nochmals allen!

Gruß
Roland

P.S.: Danke auch an Wolf für das schöne Kompliment. Ich allerdings bin heute im Rückblick sehr unzufrieden mit meinem damaligen Schreibstil. Ich war ja damals gerademal 19 Jahre alt und entsprechend unreif finde ich jetzt viele Teile. Würde ich jetzt anders machen, aber nicht viel. Also jedenfalls danke.

Mein aktueller Favorit ist seit gestern übrigens ein

Velotraum mit Shimano Nexus 8-Gang

Aber 1100 Euro?? Das muss ich mir nochmal überlegen...

Was soll die ganze Grübelei?
Kombinier doch einfach Deine 7-Gang Nabe mit einem 2-fach Kettenblatt .
14 Gänge sollten reichen....